Charles Frazier - Dreizehn Monde

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    Originaltitel: Thirteen Moons


    Historisches Vorbild für die Hauptfigur Will Cooper war William Holland Thomas, die meisten der im Buch beschriebenen Ereignisse hat er tatsächlich erlebt. Der erfundene Will Cooper ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts geboren und wird als Junge von seinen Verwandten an einen Händler dienstverpflichtet, der ihn zum Verwalter eines kleinen abgelegenen Handelspostens irgendwo in den Appalachen macht. Langsam freundet Will sich mit einem der Bewohner des nahe gelegenen Indianerdorfes an, der ihm dann irgendwann anbietet, ihn zu adoptieren und somit in seinen Klan aufzunehmen. Als Stammesmitglied setzt er fortan seine aus Büchern erworbenen juristischen Kenntnisse zum großen Teil dafür ein, seinem Stamm die Heimat zu sichern und die Vertreibung in westlicher gelegene Reservate zu verhindern. Sein eigenes Leben ist von der Liebe zur Literatur und der Landschaft geprägt und von einer unglücklichen Liebe überschattet. Dies alles berichtet er als alter Mann von fast 100 Jahren, in den letzten Tagen oder Wochen vor seinem Tod.


    Sollte es einmal eine Verfilmung dieses Buches geben, will ich sie ganz bestimmt sehen. Schon das erste Kapitel wirft einem so viele Beschreibungen an den Kopf, deren filmische Umsetzung man sich wirklich bildlich hervorragend vorstellen kann, dass eine Nominierung für den Kamera- oder Schnitt-Oscar garantiert machbar ist.
    Der Held selbst erinnerte mich zu Beginn spontan an Dustin Hoffman in „Little Big Man“. Es gibt in „Dreizehn Monde“ allerdings keine wilden Indianer, die weiße Jungen entführen, und Coopers Kennenlernen der indianischen Kultur findet ganz langsam und friedlich und ohne großes Geschrei statt. Das Buch kommt sowieso eher auf leisen Füssen daher, auch von Geschehnissen, die wirklich dramatisch sind, wird gelassen, aus einem so großen zeitlichem Abstand, erzählt, dass all die großen Gefühle längst abgeschwächt sind.


    Dadurch, dass das ganze Buch als ein Rückblick auf Wills Leben erzählt wird und man seine Trauer und Einsamkeit bereits kennt, kann man sich allerdings auch nicht so sehr an den schönen Momenten erfreuen und wenn er sagt, dies oder jenes wäre der schönste Moment seines Lebens gewesen, so spürt man schon den wehmütigen Unterton. Sein Ende ist traurig und warnt uns davor zu alt zu werden. Alle, die einem etwas bedeutet haben sind nicht mehr da und man verbringt seine Zeit damit, darauf zu warten, ihnen zu folgen. Er ist ein einsamer alter Mann und das Buch ist so leider überhaupt nicht hoffnungsvoll, sondern nur melancholisch. Der Herbst des Lebens überschattet alles und so ist „Dreizehn Monde“ bestens geeignet, um es an einem traurigen, nebligen Herbstabend zu lesen. Voller Liebe zur Landschaft und den ursprünglichen Bewohnern, in vollem Bewusstsein ihrer Zerstörung und ihres Untergangs mit nur kleinen Überbleibseln, Reminiszenzen an eine vergangene, verlorene Zeit, ist es Abgesang auf eine verloren gegangene Lebensweise


    4ratten