Reinhard Rohn: Das Winterkind

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    222 Seiten
    Goldmann Verlag


    Inhalt
    Nachdem sein Familienleben gescheitert ist und sein Unternehmen Konkurs angemeldet hat, steht der Besitzer einer ehemals florierenden Schokoladenfabrik vor dem Nichts. Verbittert zieht er sich in das kleine Ferienhaus seines Vaters zurück, fest entschlossen, seinem Leben in Kürze ein Ende zu setzen. In der Stille der winterlichen Landschaft geschehen jedoch Dinge, die ihn unmerklich, jeden Tag ein Stückchen mehr, wieder ins Leben zurückholen.
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    Autor
    Reinhard Rohn, in Osnabrück geboren und als Verlagsleiter in Berlin tätig, legt mit „Das Winterkind“ seinen vierten Roman vor. Seine Heimatstadt Köln diente ihm als Kulisse für seine drei Kriminalromane, die ebenfalls im Goldmann Verlag erschienen sind.
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    Meine Meinung
    Gestern habe ich "Das Winterkind" von Reinhard Rohn beendet.
    Wie ich zu dem Buch gekommen bin? Eigentlich Zufall. Ich war bei meinem Freund, hatte nichts zu lesen, und dann lag da dieses Buch rum. Um was zu lesen, habe ich es einfach angefangen. Dann hatte ich es länger vergessen, vor kurzem wieder angefangen und fast in einem Rutsch durchgelesen.


    Der Protagonist, Ludwig Graf, ist der Besitzer einer ehemals erfolgreichen Schokoladenfabrik. Doch plötzlich geht seine Firma bankrott, und noch dazu verlässt ihn seine Frau, die den Tod ihres gemeinsames Sohnes nie verkraftet hat. Und auch sonst haben die beiden nicht mehr viel gemein, wie sich im Laufe des Buches herausstellt. Die Beziehung lief schon lange nicht mehr gut, und Graf trauert nicht wirklich um die Ehe. Auch scheint ihn das Scheitern seiner Firma nicht wirklich aus der Bahn zu werfen. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass es seine ganzen Lebensumstände sind, seine kaputte Beziehung und das Erbe seines Vaters, die Firma. Ihmzuliebe möchte er die Firma retten.
    Um etwas Abstand zu gewinnen, zieht sich Graf in das kleine Ferienhaus seines vor zehn Jahren verstorbenen Vaters zurück. Am 24. Dezember möchte er sich das Leben nehmen.
    Das habe ich ihm als Leser nicht ganz abgenommen, eigentlich hat man nur ganz zu Beginn das Gefühl, dass er es ernst meint. Immer mehr scheint es, als würde Graf endlich "richtig" leben.
    Er lernt die Pfarrin Hedda kennen, die eine merkwürdige Aura umgibt. Erst nach und nach erfährt er ihre Geschichte. Und auch ihr 11-jähriger Sohn macht es Graf nicht ganz leicht: Der Junge schleicht sich um sein Haus und bereitet der Beziehung zwischen den beiden Schwierigkeiten.
    Dann landet in Grafs Garten auch noch ein kranker Vogel, den er wieder gesund pflegt.
    Nach und nach findet Graf wieder Freude am Leben.
    Doch dann holt ihn seine Vergangenheit ein...
    Wie es weiter geht, lest selbst ;)


    Ich mochte das Buch ganz gerne, wenn ich auch etwas gebraucht habe, richtig reinzukommen. Das Selbstmord-Thema steht nicht ganz so im Vordergrund wie es der Klappentext vielleicht vermuten lässt.
    Trotzdem ist es ein schönes Buch über Freundschaft, Beziehungen, Leben, Liebe, Miteinander.
    Meiner Meinung nach ein Wohlfühl-Buch, von dem ich nicht so viel erwartet hatte, das mir aber trotzdem echt gefallen hat.

    Meine Wertung

    4ratten

  • Wenn man ein Buch zum Abschalten sucht, ist man hier genau richtig. Der Klappentext liest sich interessant, die Umsetzung lässt allerdings zu wünschen übrig.


    Ein Mann gerät in Schwierigkeiten, die in erster Linie wirtschaftlicher Art sind, darüber hinaus bestehen schon seit Jahren familiäre Probleme. Die Kombination von beiden macht es wahrscheinlich aus, dass er beschließt, sich in 24 Tagen umzubringen :rollen:. Natürlich geschieht in dieser Zeit noch einiges und es endet damit, dass er schließlich doch nicht Selbstmord begeht, sondern stattdessen neuen Mut fasst und weiterleben möchte. Absolut unglaubhaft fand ich die Art und Weise, wie sich seine Probleme mehr oder weniger in Luft auflösten, ohne dass er viel dazu beiträgt. Auch seine Gedankengänge, wie er dazu kommt, sich doch nicht einfach aus der Verantwortung zu stehlen, bleiben außen vor. Selbstmord begeht man nicht aus einer Laune heraus, aber wenn man wirklich den Entschluss gefasst hat, muss doch etwas Wesentliches passieren, dass man von diesem Vorhaben wieder ablässt. Hier bleiben dem Leser wirklich alle Spekulationen selbst überlassen. War es der verletzte Vogel, den er pflegt, oder der Sohn der Pastorin, der ihn an seinen eigenen Sohn erinnert oder doch etwas anderes? Man erfährt es leider nicht.


    Irgendwie weiß man von der ersten Seite an, dass es ein Happyend gibt, aber die Geschichte ist zu einfach gestrickt, um interessant zu sein. Die psychologische Komponente hätte mehr hergegeben. Das Buch ist anspruchslos und liest sich sehr flüssig und wenn man etwas Sympathie für den Protagonisten aufbringt, ist es sicher eine nette Lektüre zwischendurch.


    3ratten

  • Ludwig Graf übernahm von seinem Vater eine Schokoladenfabrik. Er expandierte und doch ist es nun soweit - Insolvenz. Die Banken fallen über ihn her, er verliert seine Positition und flieht letztendlich in das alte Sommerhaus seines Vater, das er über 10 Jahre nicht betreten hat. Dort, so beschließt er, will er sich am 24. Dezember das Leben nehmen.


    Ludwig Graf wurde auf diesen ersten Seiten so geschildert, dass ich den Eindruck hatte, er wäre ein sehr alter Mann. Dabei zählte er gerade 53 Jahre. Er verhielt sich, als wolle er sich dort verkriechen, verstecken. Aber irgendwie wirkte er nicht wirklich wie ein Mann, der Selbstmord begehen will. Als er die Bekanntschaft der Pastorin machte, merkte man bereits in welche Richtung der Roman tendieren wird.


    Dass er sich um den Vogel kümmerte, passte eigentlich. Das Tier und er hatten vieles gemeinsam. Allerdings fragte ich mich immer mehr, ob Graf überhaupt jemals echt geliebt hatte. Über seine Frau weiß er nur zu sagen, dass ihn ihre Augen faszinierten. Von seinem Sohn berichtet er kaum. Es war mir auch nicht klar, ob er vor dem Unfall bereits mit seiner Arbeit verheiratet war, aber so kam er eigentlich rüber. Warum seine Frau sich danach so vollkommen von ihm abwandte, bleibt auch offen.


    Ob es nun die Pastorin ist, der Tierarzt mit seinen seltsamen Anspielungen oder der Tankwart, die Menschen im Dorf empfand ich als recht eigenartig. Die Beschreibung von Ochs, dem fürsoglichen, diskreten, unscheinbaren Chaffeur, der seinem Chef treu ergeben ist, war mir dann zu dick aufgetragen.


    Die Wandlung einiger Personen am Ende ist für mich so nicht nachvollziehbar. Man hätte aus der Geschichte viel mehr machen können. Eigentlich schade. Ansonsten liest der Roman sich gut lesen.


    3ratten