Wendy Guerra – Alle gehen fort

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt: Nieve schreibt in ihr Tagebuch all das, was sie niemandem erzählen würde. Aus ihren Einträgen ergibt sich das Bild einer zunächst unbeschwerten Kindheit bei der Mutter und ihrem schwedischen Freund. Als ihr alkoholkranker Vater aber das Sorgerecht für sie bekommt und Nieve mit ihm in die Berge ziehen muß, hört das schöne Leben auf: Mahlzeiten gibt es nur gelegentlich, regelmäßiger gibt es Prügel und die Schule fällt für sie auch meist aus. Irgendwann fällt es aber doch auf, und Nieve kann zu ihrer Mutter zurück. Sie ziehen nach Havanna, wo Nieves Mutter, Künstlerin und Mitarbeiterin beim Radio, aber mehr Zeit mit ihren Freunden aus dem Künstler- und Intellektuellenmilieu verbringt als mit ihrer Tochter. Nieve nimmt ein Kunststudium auf und gerät gleichfalls in entsprechende Kreise. Aber es ist spürbar in Kuba: Immer wieder verlassen Freunde und Bekannte die Insel, um niemals wiederzukommen. Alle, nur Nieve nicht.


    Zur Autorin: Wendy Guerra (*1970) studierte am Instituto Superior de Arte (ISA) in Havanna Film-, Radio- und Fernsehwissenschaften. Sie ist in Kuba auch als TV-Moderatorin, Schauspielerin und Lyrikerin bekannt. Für »Todos se van«, ihren ersten Roman, erhielt sie 2006 den Premio de la Novela Bruguera. Der Juror Eduardo Mendoza lobte die »Authentizität und die Ehrlichkeit« des Buches, das eine »lehrreiche und bereichernde Reise« sei. Wendy Guerra lebt und arbeitet in Havanna.



    Meine Meinung: Das war wieder ein Buch, das für mich unter die Kategorie „verpaßte Chance“ fällt, denn Potential hätte es hier genug gegeben. Leider erfährt man über das Kuba der 1970er und 1980er Jahre aber so gut wie gar nichts, es könnte auch in jedem anderen Land vergleichbarer politischer Struktur spielen und wenn nicht dauernd von Havanna die Rede wäre, würde man es wirklich nicht merken. Somit muß die Buchbeschreibung, die davon spricht, im Kreis um Nieves Mutter würden „die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse der achtziger Jahre diskutiert“ sich auf ein anderes Buch beziehen. Soweit diese Aspekte aber thematisiert werden, war es überzeugend.


    Übrig bleibt im wesentlichen ein Tagebuch-Roman über eine teils unbeschwerte, teils wirklich tragische Kindheit (die es so aber auch überall gibt) und das Erwachsenwerden eines recht antriebslosen Menschen. Egal, ob es die miese Behandlung durch ihren Vater ist oder die (auf anderer Ebene) kaum weniger bessere durch ihren Künstlerfreund Osvaldo: Nieve wirkt überhaupt nicht so, als würde sie selbst Entscheidungen treffen oder dies auch nur wollen, ein Charakterzug, mit dem ich persönlich überhaupt nicht klar komme. Schlimm genug, daß ich mit solchen Leuten im echten Leben zu tun habe, da will ich so etwas nicht auch noch lesen.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen