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Verlag: Edition Lübbe ISBN: 978-3-7857-1619-9 Seiten: 446 Ausgabe: Hardcover ET: 09.2008 Preis: € 19,95 |
Kurzbeschreibung
Deutschland in der Bronzezeit
Ein Dorf in den Wäldern des Gorr, ein Dorf in den Intrigen völligen Umbruchs. Der alte Fürst ist tot, der neue Fürst ist ein gefährlicher Mann. Unheilvolle Zeichen stehen über diesem kältesten aller Winter. Die Götter senden Botschaften, die keiner mehr verstehen kann. Die Alten sterben, die Menschen schweigen, zwischen Vergessen und Furcht wächst eine drohende Unruhe. Da werden eines Morgens fünfzehn tote Männer vor dem Dorftor gefunden: Sie sind mit Eis überzogen und haben keine Augen mehr. Das Dorf gerät in tödliche Aufruhr. Angeblich um weiteres Unheil abzuwenden, schickt man den ungeliebten Hayso, einen Außenseiter, zur heiligen Quelle bei den Steinen des Gorr, einer Opferstätte, von der noch nie jemand lebend zurückkam. Denn in den Steinen wird ein Geheimnis aufbewahrt: Das „Geheimnis des Himmels“. Von diesem Geheimnis wissen nur die Wenigsten. Aber fast alle diese Wenigen wollen es für sich und ihre weitreichenden Machtbestrebungen gewinnen.
Ahnungslos taumelt Hayso auf der Flucht vor dem aufgebrachten Dorfvolk in das größte Abenteuer seines Lebens hinein. Denn die Reise zu den Steinen des Gorr ist erst der Auftakt zu einem gefährlichen Kampf gegen das Böse.
Aber bald hat Hayso keine Wahl mehr, denn es scheint, dass es eine sonderbare Verbindung gibt zwischen ihm und dem "Geheimnis des Himmels". Eine Verbindung, die er auf der Flucht vor mächtigen Verfolgern entschlüsseln muss, wenn er am Leben bleiben will ...
Meine Meinung
„Die Steine des Gorr“ ist der gelungene Auftakt zu der „Der Himmel aus Bronze“-Trilogie. Zum Glück soll der zweite Teil bereits im Herbst 2009 erscheinen und der letzte 2010. Die übrigen Romane von Viola Alvarez habe ich bereits mit großer Begeisterung gelesen und war gespannt, was mich mit diesem Roman erwartet.
„Die Steine des Gorr“ ist sprachlich und stilistisch nicht so anspruchsvoll und poetisch, wie man Viola Alvarez bisher kannte, was aber nicht heißen soll, dass es platt, anspruchslos oder oberflächlich ist. Das ist der Roman nun absolut gar nicht, weder inhaltlich, noch stilistisch. Sprache, Aufbau und Handlung passen einfach perfekt zusammen, wirken bewusst aufeinander abgestimmt und transportieren dabei ein wunderbares Flair, eine grandiose Atmosphäre und das Lesen ist einfach nur ein Genuss. Gleich von Anfang an war ich gefesselt, fasziniert und hingerissen von der Geschichte und habe die ersten hundert Seiten in einem Rutsch verschlungen. Und auch die übrigen Seiten konnte ich nur im Gros lesen. Es war einfach nicht möglich, das Buch nur für ein paar Minuten zur Hand zu nehmen, es wurden immer Stunden daraus.
Der Roman ist gerade zu Beginn sehr geheimnisvoll, mit merkwürdigen, für uns nicht nachvollziehbaren Riten, Gesetzen und Tabus, die mich unglaublich faszinierten und in ihren Bann zogen. Im Laufe des Romans werden die meisten rätselhaften Ereignisse aufgelöst, die, die auch noch am Ende mysteriös bleiben, werden sicherlich im Laufe der Trilogie gelüftet werden. Die Handlung ist den ganzen Roman über spannend, fesselnd, nie voraussehbar und zum Ende so überraschend, dass ich es kaum erwarten kann im Herbst 2009 die Fortsetzung zu lesen. Mit diesem Ende hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Viola Alvarez hat mich in eine fremde Welt entführt, die mich einfach nicht losgelassen hat. Erst nach der letzten Seite konnte ich mich langsam daraus lösen, muss aber zugeben, dass ich noch häufig an Hayso und seine Gefährten denken musste. Die Geschichte hat mich schaudern, mitfiebern und trauern lassen, hat mich willkommen geheißen und mich an Haysos Abenteuer teilhaben lassen, als wäre ich selbst dabei gewesen. Ein zauberhafter Roman, anders als die bisherigen Romane der Autorin, aber nicht weniger wundervoll, einprägsam und betörend und nicht weniger liebevoll geschrieben. „Die Steine des Gorr“ wirkt als wäre der Roman aus einem einzigen Guss. Nie hat man das Gefühl, eine Szene wurde von der Autorin nur so geschrieben, damit die Handlung voran schreitet. Meisterhaft, kann ich nur sagen!
Die Figuren sind unglaublich vielschichtig und präsent, greifbar und vor Leben sprühend, sind liebevoll und natürlich ausgearbeitet. Hayso und seine Gefährten sind bis auf eine Ausnahme eigentlich nichts besonderes und passen auf dem ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Und genau das macht sie so unheimlich sympathisch und liebenswert. Das die Gruppe keine harmonische Einheit wird bilden können, scheint von Anfang an auf der Hand zu liegen, für die Figuren und für den Leser. Aber den Charakteren bleibt nichts anderes übrig, als sich kennen zu lernen, zusammen zu arbeiten, wenn sie ihre Aufgabe nicht nur bestehen, sondern auch überleben wollen. Und sie lernen sich kennen, Schwächen und Stärken der anderen; vertrauen einander, um sich dann gleich wieder zu misstrauen, hadern, zögern, sind impulsiv, dann lethargisch. Aber alle haben eines gemeinsam, auch wenn einige von ihnen es vielleicht nicht wahrhaben wollen: Sie alle hungern nach dem Leben und nach Anerkennung. Und alle wollen ihre Aufgabe meistern, sie gut und gewissenhaft bestehen, und dabei am besten keinen ihrer Gefährten verlieren. Erst in der Not erkennen sie, was sie vermögen, wie eng sie sich eigentlich verbunden fühlen. Mir haben die Entwicklungen der Figuren unglaublich gut gefallen, sie waren schlüssig, nachvollziehbar, greifbar, emotional und bewegend.
Ich möchte mich vor der Autorin verneigen, Respekt! Trotz einer gänzlich anderen Thematik und eines anderen Stils, als man sie von ihren bisherigen Romanen kennt, konnte sie mich auch mit „Die Steine des Gorr“ restlos überzeugen und meinen unheimlich hohen Erwartungen gerecht werden. Und dabei zeigt Viola Alvarez nicht nur das, was sie kann, sondern auch noch eine andere schriftstellerische Facette, die mich absolut überzeugen und begeistern konnte.
Meine Bewertung