Kien Nguyen – Im Schatten des Mangobaums

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 2.160 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

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    Inhalt: Vietnam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dan Nguyen, der Sohn eines reichen Fischers wird den Traditionen gemäß im Alter von sieben Jahren mit der rund 15 Jahre älteren Ven verheiratet. Da im Haus neben Dans Vater auch dessen drei Frauen leben, ist die Situation für Ven nicht einfach, denn gerade die Frauen erwarten eine vollkommene Bedienung. Aber der Reichtum der Familie lockt auch Neider an, und Dans Vater fällt einem Verrat zu Opfer, mit seinen zwei ersten Frauen verhaftet und schließlich (ohne Wissen der Henker) vor seinem Haus und den Augen seines Sohnes enthauptet. Dans Mutter, die dritte Frau, war zuvor mit dem Gärtner geflüchtet und Ven bleibt mit ihrem Mann allein zurück. Als sie schwer erkrankt, bringt sie Dan unerkannt just im Haus des Mörders unter, läßt aber keine Gelegenheit verstreichen, Dan zur Rache zu mahnen. Jahre später ist Dans wahre Identität im Hause des Richters immer noch unbekannt, aber er hat sich in die Enkelin des Mörders seiner Familie verliebt. Diese soll aber einen Ministersohn heiraten. Es kommt zu einer weiteren Bluttat, in deren Folge Dan flieht und Tai May von der Familie verstoßen wird. Wiederum einige Jahre später hat Dan eine Position am Kaiserhof erlangt, auch Tai May landet dort mit einer Operntruppe. Der von seiner Erziehung aus Frankreich heimkehrende junge Kaiser legt auf viele Traditionen keinen Wert mehr, die Sitten am Kaiserhof wandeln sich. Aber es gibt noch ein paar offene Rechnungen, die Mitglieder des Hofes in Dans Heimatdorf haben.



    Meine Meinung: Angeblich handelt es sich hier um die Geschichte von Kiens Großvater. Am stärksten ist Nguyen allerdings dort, wo er Landschaften und Lebensweisen einfängt. Ob es das dörfliche Leben zu Beginn oder der im Umbruch befindlich Kaiserhof im dritten Teil ist – all das kommt in atmosphärisch dichten Bildern und vermittelt einen Einblick in eine vergangene Welt. In Bezug auf andere Aspekte hat Nguyen für meinen Geschmack zu dick aufgetragen, sowohl auf die Brutalität als auch auf die Liebesgeschichte bezogen (von der Vorhersehbarkeit letzterer ganz zu schweigen).


    Bei den Personen ergibt sich ein eher wechselhaftes Bild. Ven ist eine sehr starke Frau, der viele meiner Sympathien gehörten, auch wenn sie am Ende einige davon verlor. Auch der Nachtwächter des Dorfes ist – obgleich eher eine Nebenrolle – ein toller Charakter (mit steigender Sympathiekurve). Etwas zwiespältiger fällt das Bild Dans aus. Er hat seine Schwächen und Macken, sein Verhalten anderen Menschen gegenüber ist manches Mal nicht unbedingt tolerabel – besonders Ven gegenüber. Aber natürlich muß man ihm mehrere Dinge zugute halten: Was kann aus einem Jungen werden, der im Alter von sieben Jahren die Enthauptung seines Vaters und zwei seiner Frauen mitansehen muß, der von seiner Mutter zurückgelassen wird und dann auch noch immerzu darauf gedrillt wird, daß er Rache für die Auslöschung seiner Familie nehmen muß? Daß Dan darüber hinauswächst, es wagt, der gesellschaftlichen Erwartungshaltung nicht zu entsprechen und seinen eigenen Prioritäten zu folgen, die ganz anders gelagert sind, zeigt jedenfalls eine bemerkenswerte menschliche Größe, für die ich ihm einiges andere nachsehe – insbesondere in Bezug auf sein Verhalten Ven gegenüber. Für ihn war sie wegen des Altersabstands eher Mutter als Ehefrau, während Ven darauf hoffte, an seiner Seite irgendwann all die Privilegien einer ersten Ehefrau eines reichen Mannes genießen zu dürfen. Diese Erwartungshaltungen sind in Zeiten des Umbruch, wie sie Vietnam hier gerade erlebt, nun einmal nicht in Übereinstimmung zu bringen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Im Rahmen meiner SUB-Challenge 2017 habe ich diesen Roman jetzt gelesen, den ich mir vor vier Jahren anlässlich einer Vietnam-Reise antiquarisch zugelegt habe.


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    Aldawens Inhaltsübersicht ist nichts hinzuzufügen, und auch ihre Einschätzung teile ich.


    Der Roman lässt die verlorene Welt und die Welt des Übergangs in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sehr intensiv auferstehen. Zu Beginn der Lektüre war ich beeindruckt, wie unsentimental das alles daherkam. Aber das ändert sich leider im Verlauf der Lektüre und Nguyen wird arg plakativ und trivial, insbesondere in der Schilderung der Beziehung zwischen Dan und Tay Mai. Aber es hat schon tolle Charaktere bei den Nebenpersonen, ob nun Lady Chin, der Eunuch Ung oder der Nachtwächter und natürlich Ven, die für mich die eigentliche Hauptperson ist.
    Immer wenn ich Bücher aus der Vergangenheit der asiatischen Länder lese, bin ich noch erschrockener über das Schicksal vieler Frauen damals, als wenn ich europäische Romane lese, obwohl es auch dort zumindest den nicht privilegierten Frauen oft schlecht ergeht.
    Aber dieses völlige Ausgeliefertsein und die verächtliche Behandlung der Frauen ist selbst beim Lesen schwer erträglich.
    Ob man dem Autor glauben kann, dass er das Schicksal seines Großvaters - wie im Nachwort angedeutet - nacherzählt, kann ich nicht einschätzen. Dennoch hat mir das Nachwort gefallen,weil es so schön den Großvater und seine Erzählkunst ehrt.

  • Kien Nguyen


    Im Schatten des Mangobaums


    The Trapestries


    Die Geschichte beginnt vor dem Ersten Weltkrieg. Dan ist erst sieben, als man ihm seine erste Ehefrau zuführt. Ven ist Mitte 20, hatte bei der Verheiratung auch kein Mitspracherecht und schuftet anschließend als Mutterersatz, Dienerin oder besser gesagt Sklavin. Bei der schweren Arbeit in den Reisfeldern trägt sie den siebenjährigen Dan auf dem Rücken herum – kaum vorstellbar.


    Dann werden Dans Vater, zwei seiner Mütter und die Mitarbeiter des Vaters festgenommen wegen Piraterie. Ven zwingt Dan, die Hinrichtung mitanzusehen, damit er nicht vergisst, später als Erwachsener Rache zu nehmen.


    Es folgen harte Jahre voller Fehlentscheidungen, dümmlicher Dialoge und hirnrissiger Taten. Außerdem war es langweilig.


    Hätte ich das Buch nicht für meine Weltreiseliste lesen wollen, hätte ich sicher abgebrochen.


    1ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.