Agatha Christie - Mord im Orientexpress

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 9.970 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Junifee.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Mord im Orientexpress, Agatha Christie, 1934


    Klappentext:Eigentlich wollte Hercule Poirot die Fahrt in dem weltberühmten Luxuszug genießen, aber seine Mitreisenden verderben ihm das Vergnügen gründlich. Allerdings wird er bald entschädigt, denn eine Leiche wird entdeckt. Ein Toter und ein Zug voller Verdächtiger: ein gefundenes Fressen für den Meisterdetektiv.


    Rezension:
    Ein wirklich klassischer Detektivroman. Handlung kommt kaum vor, sondern lediglich die geistige Ermittlung des genialren Hercule Poirot. Er reist im legendären Orient-Express, als eines Nachts, als der Zug wegen Schneeverwehungen nicht weiterfahren kann, ein Mord geschieht. In Frage kommen ausschließlich die 12 Mitreisenden des Detektivs.
    Es folgt die Überführung des Täters, den Poirot allein durch seinen Scharfsinn zu ermitteln vermag. Jedes Kapitel ist einem Verdächtigen gewidmet, das Gespräch mit ihm wörtlich aufgezeichnet, so dass der Leser gleichsam mit ermitteln kann. Zudem sind Indizien, die zur Auflösung des Falles beitragen, sämtlich erwähnt, so dass es für den Leser eigentlich keine Überraschung sein sollte, wenn Poirot nach 206 Seiten den Mörder bekannt gibt. Natürlich hat man selbst den Fall nicht halb so schnell gelöst, wie der Meisterdetektiv und fiebert gleichsam mit den Mitreisenden der Lösung entgegen.
    Außerdem enthält der Schluss noch eine weitere überraschende Wendung, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden kann, da sonst der ganz besondere Reiz dieses Romans verloren gehen würde.
    Agatha Christie ist wirklich ein Meisterwerk gelungen. Im Orientexpress findet man alle Merkmale des klassischen Detektivromans, Poirots Charakterisierung ist zudem vorbildlich: Er ist klein, wirkt unscheinbar und unfähig, zudem verschroben und ist trotz allem ein vollendeter Gentleman.
    Für den Leser im 21. Jahrhundet ist es weiterhin äußerst charmant, dass das Buch in der gehobenen Gesellschaft des beginnenden 20. Jahrhunderts spielt. Hier liegt aber sogleich die einzige Schwäche, die man dem Buch nachsagen könnte: vielleicht ist es heute nicht mehr aktuell. Die Ermittlungsmethoden sind der damaligen Zeit zwar angemessen, verlaufen aber nach Schema F. Bis auf die Auflösung fehlt dem Buch jegliche überraschende Wendung, man muss konzentriert lesen und jeden einzelnen Satz werten und in seiner Tragweite zu lesen wissen. Das kann für den heutigen Leser natürlich sehr reizvoll sein, ist aber gleichzeitig auch nicht mehr zeitgemäß. Somit ist "Mord im Orientexpress" ob seiner Klassik eine Mischung aus Anstrengung und purem Vergnügen.


    4ratten

  • Hach ja... an Agatha Christie könnte sich so mancher heutiger Autor im Krimibereich eine Scheibe abschneiden. Mir persönlich gefällt dieser besondere Stil den man heute ab und an doch mal vermisst (mir geht es zumindest so).
    Hercule Poirot mochte ich immer fast noch lieber als Miss Marple. Wobei ich persönlich Mord im Orientexpress nicht als den besten H. Poirot Roman empfinde.

  • eines meiner ersten bücher, die ich gelesen habe. super buch mit sehr überraschendem ende. das buch ist mir in sehr guter erinnerung geblieben, vielleicht sollte ich es mal rauskramen und nochmal lesen, ist ja auch schon ein paar jahre her, seit ich es das letzte mal in den händen hatte...

  • Ich kenne leider nur den Film und daher kann ich nur das Ende beurteilen: Klasse!
    (ich wäre übrigens nicht drauf gekommen)


    Aber Deine Schilderung des Buchaufbaus macht mich sehr neugierig: Pro Person ein Kapitel. Ich sollte mir das Buch mal irgendwo besorgen und lesen.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Für mich gehört es zu den besten Büchern von Agatha Christie und dabei mag ich Poirot sonst gar nicht so gerne.
    Aber der Orientexpress ist sehr spannend und die Auflösung einfach klasse :smile:

    viele Grüße<br />Tirah

  • ,,Mord im Orientexpress" war ebenfalls mein erster Agatha Christie-Roman und ich habe ihn gestern im Rahmen der Lesenacht begonnen und heute morgen zu Ende gelesen.
    Die Lektüre habe ich sehr genossen, ich fand den Krimi sehr spannend und möchte auf jeden Fall wieder etwas von Agatha Christie lesen.
    Der Ausgang der Geschichte war brilliant, ich wäre echt nie darauf gekommen und das ist immer die Hauptsache an einem guten Krimi.
    Außerdem fand ich es sehr schön, wie detailgetreu Poirot den Mord aufgeklärt hat, hinterher war alles in sich schlüssig und das fand ich sehr bemerkenswert.
    Ein weiterer Punkt, der dieses Buch zu einem Highlight des Monats macht ist, dass mir die Protagonisten sehr gut gefallen haben, vor allem die Art des Belgiers Poirot :breitgrins: :breitgrins:, ihn konnte ich mir sehr gut bildlich vorstellen.
    Darüberhinaus noch die hysterische Mrs. Hubbard, einfach göttlich.


    Ich habe diesen Monat extrem Glück bei der Auswahl meiner Bücher...und kann an dieser Stelle mal wieder


    5ratten vergeben.


    Sandra

  • Ich hab mittlerweile knapp über 11 Stunden der Fernsehfilme zu Poirot gesehen, und hab mal in einen Roman reingelesen, diesen kenne ich allerdings nur vom Titel, ist aber soeben auf meinem SUB gelandet. :)


    LG

  • Ein schöner Krimi!
    Mit nur einem einzigen Nachteil: da die Auflösung wirklich sehr ungewöhnlich ist, vergisst man den Mörder nicht, so wie das (mir zumindest) bei Krimis nach einigen Jahren oder Jahrzehnten üblicherweise geht :zwinker: . Trotzdem werde ich das Buch irgendwann bestimmt noch einmal lesen, vermutlich sobald es mir billig auf englisch in die Hände fällt.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Agatha Christie hat bei uns zu Hause schon fast Kultstatus. Mit den Krimis bin ich groß geworden und ich lese sie nach wie vor gerne.
    Auch wenn ich mittlerweile alle Mörder kenne :zwinker: Es ist trotzdem herrlich in diese besondere Krimiwelt einzutauchen.


    "Mord im Orientexpress" zählt zu meinen absoluten Favoriten - gerade wegen dem Ende - und mit welcher Selbstverständlichkeit der kluge Kopf des Hercule Poirot das Rätsel enthüllt! Genial!

  • Ich habe das Buch dieses Jahr auf Englisch gelesen. Es war eine Schullektüre, andernfalls hätte ich es wohl mangels Interesse gar nicht gelesen. Ich bin aber froh, dass ich es getan habe. Das Buch war durchweg spannend, mit interessanten Charakteren und einer sehr ungewöhnlichen und gelungenen Auflösung. Hercule Poirot ist ein sehr symphatischer Detektiv, über den ich in Zukunft noch mehr lesen möchte. :smile:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen


  • Aber Deine Schilderung des Buchaufbaus macht mich sehr neugierig: Pro Person ein Kapitel. Ich sollte mir das Buch mal irgendwo besorgen und lesen.


    Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, kann ich da nur sagen:
    Ich habe heute in der Bibliothek eine Comic-Version dieses Krimis gefunden. Ach ja: Und mitgenommen.
    Mehr Kommentare nach der Lektüre :winken:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Sodele, ich habe die Comic-Version gelesen und die Rezension steckt im Comic-Teil des Forums.


    In Kürze: 1ratten


    Möglicherweise sind Comics nicht mein Ding; aber ich hatte eher den Eindruck, dass die Umsetzung des Buchs zum Comic in die Binsen gegangen ist. Also muss doch noch irgendwann das Buch her ;)

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hercule Poirot reist im Orientexpress. Ein Mord geschieht und er wird mit der Lösung des Falls beauftragt. Bedingt durch die Situation – der Zug ist eingeschneit und mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten – kommt nur eine sehr begrenzte Anzahl Menschen als Täter in Frage, nämlich alle Mitreisenden aus dem Waggon, in dem der Mord geschah. Poirot führt also Vernehmungen durch, sucht nach Spuren und kombiniert einzelne Indizien, um schließlich den Tathergang rekonstruieren zu können und den Fall somit aufzuklären, wobei er immer wieder sein kriminalistisches Genie unter Beweis stellt.


    „Mord im Orientexpress“ ist einer der berühmtesten Romane Christies – und obwohl ich noch nicht viel von ihr gelesen habe, wundert es mich nicht. Mit Hercule Poirot schafft sie eine Figur, die mich in ihrem analytischen Denken sehr an Sherlock Holmes erinnert. Er findet Hinweise, wo kein anderer sie sieht und zieht Schlüsse, die zwar logisch sind aber nicht auf der Hand liegen. Das Gesamtpaket stimmt einfach.


    Gestört haben mich an dem sehr flüssig zu lesenden Buch lediglich zwei Dinge. Zum einen sind das die französischen Äußerungen, die immer wieder unübersetzt einfließen. Prinzipiell finde ich ein solches Vorgehen gut, allerdings wurden in diesem Fall zum Teil ganze Sätze in französischer Sprache übernommen. Natürlich kann man den Inhalt erahnen, aber ich persönlich hätte in einigen Fällen die deutsche Übersetzung vorgezogen.


    Außerdem fand ich das Ende nicht gänzlich überzeugend. Die Lösungen Poirots waren für mich noch sehr gut nachvollziehbar, aber der Umgang mit dieser Erkenntnis war etwas eigenartig. Man hat sich in der Gruppe darauf geeinigt, zu Gunsten einiger Beteiligter zu entscheiden. In meinen Augen kommt das einer Unterstützung von Selbstjustiz gleich, was ich – gerade weil vorher alles sauber geplant und akkurat ablaufen musste – als ziemlich unpassend empfunden habe. Natürlich kann ich in Anbetracht der Hintergründe ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen, aber dass auch Poirot als Ermittler sich auf dieses Vorgehen einlässt, hat mich doch überrascht.


    Trotz allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Der Fall ist spannend und kompliziert und es hat mir großen Spaß bereitet, Poirot bei seinen Ermittlungen über die Schulter zu sehen.


    Meine Wertung: 4ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Hach den hab ich auch noch zu Hause und muss ihn mal lesen. Ich liebe Ihre Krimis. Und bei den Filmen mit Peter Ustinov musste ich auch immer zusehen - er war einfach herrlich.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Also ich hab noch nie Agatha Christie gelesen,lese aber auch gerne Krimis.
    Deshalb werde ich nach der überzeugenden Rezension direkt mal nach ihren Büchern schauen und sie auf meine Wunschliste packen. :breitgrins:


  • eines meiner ersten bücher, die ich gelesen habe. super buch mit sehr überraschendem ende. das buch ist mir in sehr guter erinnerung geblieben


    bei mir wars genauso :)
    ein wirklich tolles buch mit einem sehr interessanten ende. den film hab ich kurz angesehen, hat mich aber nicht so begeistert. liegt vielleicht daran liegen, dass ich eher kein filmfan bin, und schon garkein fan von literaturverfilmungen

  • Agatha Christie, Murder on the Orient Express (EA 1934)


    Murder on the Orient Express beginnt mit Christies üblichem Handlungsmuster: Hercule Poirot, mit seinem großen Schnauzer und seinem noch größeren Selbstbewusstsein, betritt die Szene; die ersten potentiellen Verdächtigen werden dem Leser präsentiert, welche sich dann auch gleich durch merkwürdiges Betragen hervortun; Poirot trifft durch Zufall einen alten Freund, der ihn bis zur letzten Seite begleiten wird; wir treffen das mögliche Mordopfer; das Figurenpersonal wird um eine nicht unbedeutende Menge aufgestockt und ich ertappe mich bereits auf den ersten Seiten dabei, jeden als potentiellen Mörder zu betrachten.


    Doch dann entpuppt sich Christies Roman als nicht ganz ihrem üblichen Muster entsprechend. So wird der (Tat-)Ort der Handlung in einen fahrenden Zug, den Orient Express, verlegt und der geübte Leser weiß sofort, hier muss natürlich auch der Täter zu finden sein. Doch plötzlich hat keiner der potentiellen Verdächtigen Motiv, noch Gelegenheit, alle haben ein Alibi und das unschuldige Opfer ist nicht ganz so unschuldig. Der Leser ist ratlos, Poirots Freund ist ratlos, nur Poirot selbst hat eine Ahnung, wer der Täter sein könnte…


    Murder on the Orient Express ist bis dato der beste Roman, den ich von Christie gelesen habe. Vor allem der Handlungsort, der Orient Express, besticht durch seine spannende Atmosphäre des beengten Raums, der anonymen Vertrautheit der Fahrgäste und nicht zuletzt der Tatsache, dass alle in diesem Zug gemeinsam ‚gefangen‘ sind und einer von ihnen ein Mörder sein muss. Mit Witz und Charme, kleinen Spitzen und Spitzfindigkeiten erzählt Christie eine bis zur letzen Seite spannende Geschichte, die den Leser gefangen nimmt und ihn nicht mehr loslässt; bietet sie uns ein Rätsel, das mit jeder Seite kniffliger zu werden droht. Schließlich lässt sie ihren brillanten Belgier eine beeindruckende und bewegende Lösung des Rätsels finden, welche den dermaßen überfallenen Leser sprachlos, erstaunt, begeistert und gerührt zurücklässt. Lesen!


    Verdiente 5ratten.

  • Diese Leselücke habe ich nun also auch geschlossen :smile:


    Natürlich habe ich mit Hercule Poirot mitgerätselt, denn obwohl ich den Film kenne, hatte ich keine Erinnerung mehr an die Auflösung. Und dabei habe ich wieder einmal festgestellt, wie gut es ist, daß ich einen nüchternen IT-Job habe und nicht bei der Kripo o. ä. bin, ich fände ja keinen einzigen Verbrecher :breitgrins: Mir jedenfalls wäre es auf Grund der „Vernehmungen“ und Indizien nicht möglich gewesen, den Fall zu lösen, vielleicht liegt das aber auch (ein bißchen) daran, daß Poirot trotz des engen Settings einen Wissensvorsprung vor dem Leser hat, nämlich über die zurückliegenden Ereignisse, die hier eine Rolle spielen.


    Trotz fehlender „Handlung“ war es aber durchaus spannend zu verfolgen, und das Ambiente des Luxuszuges tat ein übriges. Hier hat der Film gegenüber dem Buch natürlich unbestreitbare Vorteile, weil die Umgebung nicht beschreiben muß, sondern eben einfach gezeigt wird. Damit läßt sich das Flair viel leichter vermitteln, aber auch so habe ich mich durchaus in die Umgebung versetzen können. In einer Schneewehe festzustecken und so einen beengten Zug nicht verlassen zu können, stelle ich mir allerdings recht unangenehm vor, daher war ich über die Ruhe, die von den Betroffenen allgemein ausgestrahlt wurde, doch überrascht. Aber damit werde ich wohl zu pingelig :zwinker:


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Vorgestellt wurde das Buch ja schon zur Genüge


    Meine Meinung
    Ein sehr schöner, "klassischer" Krimi, der wenig blutrünstig, dafür um so interessanter ist. Das Problem, den Fall nur vor Ort, mit seiner Intelligenz, den vorhandenen Indizien und ohne Zugriff auf weitere Informationsquellen löst Poirot meisterhaft! Die Geschichte fesselt durch die scheinbare Unlösbarkeit und die mehr und mehr zu Tage tretenden Geheimnisse der beteiligten Personen.


    Besonders gut gefiel mir der Schreibstil und die gewählte Ausdrucksweise, es war ein Vergnügen den Text zu lesen. Leider kannte ich die Geschichte schon als Verfilmung (die ich zugegebenermaßen nicht mochte), daher wusste ich auch schon um die Lösung. Trotzdem hat es viel Spaß gemacht dem Detektiv dabei zu folgen, wie er der Lösung immer näher kam.


    Die Charaktere sind sehr gut angelegt, man kann sie förmlich vor dem geistigen Auge sehen.


    Einzig die immer wieder vorkommenden Stellen auf Französisch haben mich genervt - was daran liegen mag, dass ich die Sprache nicht beherrsche und nicht jeder Ausspruch übersetzt / erklärt wurde.


    Den Schluß fand ich überraschend (ich konnte mich daran nicht erinnern), denn diesen hätte ich nicht von Poirot erwartet.


    9/10 Punkten

    Liebe Grüße<br />Junifee