Joseph Conrad - Herz der Finsternis

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  • Joseph Conrad - Herz der Finsternis



    Kurzbeschreibung
    Zentralafrika gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Leise und unaufhaltsam bahnt sich ein schmales Boot den Weg durch den dunken Urwald. Immer weiter stößt es vor auf dem Flusslauf des Kongo, immer tiefer dringt es in den unheimlichen Dschungel. Auf dem Boot sieht der junge Kapitän Marlow mit Ungeduld dem Ziel seiner Mission entgegen: der Begegnung mit dem mysteriösen Elfenbeinhändler Kurtz. Dieser hat sich ganz der Kontrolle der Handelsgesellschaften entzogen und inmitten der Wildnis sein eigenes Schreckensreich errichtet. Marlow soll ihn zurückholen. Doch schon bald stellt sich die Frage: Wird er selbst überhaupt zurückkehren?




    Schon seit seiner Kindheit träumt der junge Marlow davon, die letzten weißen Flecken der Landkarte zu erforschen. Durch gute Beziehungen wird er schließlich trotz seiner geringen Erfahrung Kapitän auf einem Dampfschiff, das tief in den afrikanischen Urwald fahren soll. Dort angekommen stößt der junge Mann auf ein groteskes Tollhaus der Kolonialisierung, unorganisierte Lager, skurrile Landsmänner, die nichts tun als Intrigen gegeneinander zu schmieden, unsinnige Arbeiten und vor allem auf leidende unterdrückte Eingeborene. Marlowe, ein rationaler, realistischer Mann reagiert darauf mit Unverständnis und Ironie. Beeindruckt von der Größe, der Ursprünglichkeit und der Gewalt des Urwaldes macht er sich trotzdem auf in die Tiefen der Wildnis um den geheimnisvollen Kurtz zu finden, der sich hier sowohl mit seinem äußerst erfolgreichen Elfenbeinhandel, als auch mit seiner Abgeschiedenheit einen Namen gemacht hat. Doch was er findet ist ein Mensch, dem das Gefühl für Menschlichkeit abhanden gekommen ist.


    Kein Lichtstrahl dringt durch die dunkle Stimmung, die Conrad hier erzeugt, durchtränkt von schweren dunklen Adjektiven ist der Text kontinuierlich beklemmend und unheilvoll, nur selten unterbrochen von bissigen und ironischen Kommentaren des Erzählers angesichts der makaberen Zustände im Urwald (zweifellos eine Kritik an der Kolonialisierung).
    Dadurch, dass äußere Dinge meist nur skizzenhaft beschrieben werden und die Handlung zuweilen vom Erzähler unterbrochen wird, um an anderer Stelle fortzufahren, bekommt seine Geschichte, die eher anmutet wie ein Alptraum als die Realität, etwas Wirkliches. Hält man sich beim Lesen des Buches vor Augen, dass Conrad hier seine eigenen Erlebnisse als Seemann schildert und aufarbeitet, gewinnt es nochmal an Schrecken dazu.


    Conrad möchte Gewalt und Schrecken ausdrücken, was ihm nicht besser hätte gelingen können. So gut, dass ich das Lesen des Buches sehr anstengend fand, dass sich Beklemmung in mir breit gemacht hat und ich froh war, als ich das Buch aus der Hand legen konnte.


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    Viele Grüße,
    Phistomefel

  • Sehr gute Rezi, danke dafür.


    Würdest du das Buch denn empfehlen? Es wird ja klar, dass es sehr erschreckend und düster war, aber eben nur, weil so die Tatsachen waren. Ist es also ein gutes Buch? Oder hätte man es auch weniger schwarz malen können?


    Neugierig
    Claudi

  • Würdest du das Buch denn empfehlen? Es wird ja klar, dass es sehr erschreckend und düster war [...]


    Ich bin zwar nicht Phistomefel, aber ich finde: Es ist absolut empfehlenswert. :zwinker:


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Danke. :smile:


    Ich war heute in einem großen Zwiespalt, wie ich das Buch bewerten soll. Einerseits hatte ich noch nie beim Lesen ein so unangenehmes Gefühl und war, wie gesagt, sehr froh als es vorbei war. In den ersten paar Seiten dachte ich auch, diese düstere Stimmung sei ein wenig zu dick aufgetragen, wird aber schnell sehr glaubwürdig.
    Da wird ein unangenehmes Thema eben auch sprachlich perfektioniert.
    Doch, ich denke es ist empfehlenswert.


    Grüße,
    Phistomefel

  • Rezension


    Auch ich habe das Buch in der Ausgabe der Süddeutschen Zeitung (Lizenz des Diogenes Verlages) gelesen. Der Inhalt ist oben bereits wiedergegeben. Das nur 125 Seiten schmale Büchlein besteht aus einem einzigen Monolog über die Erlebnisse von Marlow im Dschungel. Die Geschichte wurde erstmals 1899 in einer Zeitschrift abgedruckt, 1902 ist sie dann als Buchausgabe erschienen.


    Dieses Buch entwickelt eine unglaubliche Sogwirkung. Conrad versteht es, dem Leser den Atem stocken zu lassen, wenn Marlow seine Erlebnisse schildert. Daher sollte man sich am besten etwa vier Stunden Zeit nehmen, um dieses Buch in einem Rutsch lesen zu können. Dann ist die Wirkung noch größer. Die Geschichte ist linear erzählt und man kann ihr daher gut folgen. Die Sprache ist komplex, ruft jedoch wunderbare Bilder hervor. Wohl einer der ersten modernen Romane, die ich kenne. Conrad schreibt Sätze, die mich staunen ließen und ich würde seine Ausdrucksfähigkeit als genial einstufen. Proust folgt erst viele Jahre später.


    Wer bisher nur Austen & Co. gelesen hat, lege sie mal beiseite und greife zu diesem Werk. Hier wird deutlich, was Sprache leisten kann.


    Ich habe inzwischen den ein oder anderen Klassiker gelesen und erlaube mir daher folgendes Urteil: Dieses Buch gehört zu den Meilensteinen der Weltliteratur.


    5ratten


    Gruß,
    Thomas


    P.S. Wer kann mir sagen was noch lesenswert von Conrad ist? "Lord Jim" ist bereits bestellt, bei Philip Roth wird "Die Schattenlinie" gelobt. Kennt das jemand? Sonstige Tipps?

  • Wer kann mir sagen was noch lesenswert von Conrad ist? "Lord Jim" ist bereits bestellt, bei Philip Roth wird "Die Schattenlinie" gelobt. Kennt das jemand? Sonstige Tipps?


    Roth kenne ich nicht; und bisher verspürte ich auch keinen Drang, das zu ändern *ggg*


    Zu Joseph Conrad: Unbedingt lesenswert: Almayer's Folly - A Story of an Eastern River (Almayers Luftschloss. Die Geschichte eines östlichen Stroms)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • @klassikfreund


    bei Philip Roth wird "Die Schattenlinie" gelobt. Kennt das jemand? Sonstige Tipps?


    Ich habe "Die Schattenlinie" vor ca. 25 Jahren gelesen und kann mich erinnern, daß ich davon total begeistert war. Vom Inhalt weiß ich nur noch, daß es um die Seefahrt ging, und es gab Bewährungsproben, Selbstbetrachtungen und Reflektion. Sowas liebte ich damals.


    Als ich viele Jahre später "Lord Jim" in die Hände bekam, konnte ich damit überhaupt nicht warmwerden. Vielleicht brauche ich eine bestimmte Lebenssituation oder Stimmung, um mich auf Joseph Conrad einzulassen...


    Viele Grüße
    Katja

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Zwar bin ich nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe bislang von Conrad im wesentlich seine kurzen Geschichten und Erzählungen gelesen (also die noch kürzeren als diese Erzählung :zwinker: ). Diese zeichnen sich – soweit ich mich erinnere – durch eine ziemlich schnörkellose, aber nicht triviale Sprache aus und durch Hauptpersonen, die auch in hoffnungslosen Situationen zuerst und vor allem sich, ihr Leben und ihre Umwelt reflektieren. Das ist hier etwas erweitert, denn Marlow ist nicht nur ein Verstandesmensch, der dem Typus der mir bisher bekannten Conrad'schen „Helden“ entspricht, sondern hier wird in Kurtz auch der entmenschlichte Gegenentwurf geboten. Wie dieser Kurtz im Verlaufe der Erzählung Marlows Gestalt annimmt, durch eine fallengelassene Äußerung hier, eine Vorausdeutung dort, und wie sich der Charakter dann tatsächlich darstellt, das ist einfach genial. Und auch erschreckend – wenn man sich vor Augen führt, daß solche Kreaturen im Kongo Leopolds tatsächlich tätig waren. Dies heute mit dem Wissen um die dort verübten Greuel zu lesen macht die Erzählung gleich noch einmal so bedrückend. Dabei baut sich schon durch die Art des Erzählens und die verwendeten Bilder von Beginn an eine düstere und bedrohliche Stimmung auf, die zwar im wesentlichen aus den Personen selbst kommt, aber durch die abweisende Umwelt verstärkt wird. Hier paßt einfach alles perfekt zusammen, großartig!


    5ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • So das ist jetzt auf meiner Wunschliste gelandet dank eurer Rezis :grmpf:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Puuh, ich weiß gar nicht so genau, wie ich mich zu diesem Buch äußern soll... Ich bin ziemlich offen heran gegangen ohne wirklich zu wissen, was mich erwarten wird. Zunächst hat mich die Sprache gefangen und ich habe sehr schnell in Conrads Stil gefunden. Der Inhalt andererseits hat mich manchmal doch sehr mitgenommen und ich habe mich gefragt, ob ich so was wirklich lesen möchte. Die Beschreibung der halbtoten zum Wasser kriechenden Farbigen, die unter Bäumen "leben" in der Nähe einer Station hat mich nicht gerade kalt gelassen.
    Etwas enttäuscht war ich jedoch von der Begegung mit Kurtz, die für mich zu kurz :zwinker: ausfiel. Da wird vorher so viel über diese Person geredet und kaum begegnet man diesem Menschen, muss man sich auch schon wieder von ihm trennen.
    Für mich ist "Herz der Finsternis" ein Buch, was mich mit einem unguten Gefühl hinterlässt. Zum einen weil die Stimmung selbst im Buch finster ist, aber zum anderen auch, weil ich das Gefühl habe, dass ich noch nicht mal die Hälfte davon verstanden habe, was der Autor mir vielleicht sagen wollte.
    Trotzdem würde ich das Buch weiterempfehlen, weil mir der Schreibstil sehr gefallen hat!
    4ratten

  • Den vorangehenden Beiträgen kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen, auch ich war gefesselt von diesem Buch.
    Von Beginn an breitet sich eine düstere Stimmung aus. Die Handlung an sich ist überschaubar, doch das, was Marlow auf seiner Reise sieht und was mit ihm selbst währenddessen passiert, ist tiefgehend. Faszinierend ist für mich auch, wie Kurtz ständig anwesend ist, obwohl er erst gegen Ende tatsächlich auftritt. Und zu guter Letzt bin auch ich von der sprachlichen Intensität begeistert.
    Bestimmt ist mir beim ersten Lesen einiges entgangen, schon alleine weil ich das Buch immer wieder aus der Hand legen musste, deswegen ist eine Wiederholung bereits sicher.


    5ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Joseph Conrad - Heart of Darkness

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    Meine Meinung:
    Ich weiß nicht, woran es lag - aber ich bin mit dem Buch einfach nicht warm geworden. Ich bin kein großer Fan dieser "Stream of Conciousness"-Schreibweise.
    Ich hab auch ehrlich gesagt lange nicht verstanden, um was es genau geht. Marlow wird - aus mir unersichtlichen Gründen - in den Kongo geschickt, fährt dort mit einem Dampfschiff in den Urwald und sucht einen gewissen Kurtz. Kurtz wird immer wieder beschrieben - als ein großartiger Mann, der noch eie große Karrier vor sich haben wird, der viel Talent hat, usw. - und ich war mir relativ schnell relativ sicher, von der tatsächlichen Person Kurtz ser enttäuscht zu werden. Und ich war mir zu recht sicher.
    Durch die Monologform hab ih häufig nicht mitgekriegt, was genau passiert. Das Dampfschiff wird irgendwann während der Fahrt angegriffen - was ich erst realisiert habe, als das eigentliche Ereignis schon vorbei war und Marlow seine Schuhe von Bord wirft.
    Es hätte eine interessante Geschichte sein können - aber der Schreibstil war so gar nich meins.
    Daher:
    2ratten

    [center]If I could go back in time, wouldn&#39;t change a damn thing in my life. Love the dumb things we do when we&#39;re young, but the best is yet to come...<br />[/center]

  • Ich habe das Buch heute morgen beendet und kann mich den begeisterten Meinung hier nur anschließen. Am Anfang fiel es mir zwar ein bisschen schwer, Marlowes Erzählung zu folgen, aber nach dem ersten Drittel will man einfach nur noch wissen, wer denn nun dieser Kurtz ist. Durch so viele kleine Andeutungen und Hinweise, wird extreme Spannung aufgebaut und ich als Leser hatte großen Spaß dabei, den wahren Kurtz (oder vielleicht eher das, was von ihm übrig geblieben ist) mit den Beschreibungen zu vergleichen. Conrads beklemmenden Schilderungen lassen das Buch unglaublich düster und bedrückend wirken, was allerdings kein Manko ist, sondern ein Lob an die Sprachgewalt des Autors. Beim Zuklappen des Buches hat man das Gefühl, wirklich aus der Dunkelheit des Urwalds herausgekommen zu sein...


    5ratten

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Meine Ausgabe:

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    zum Inhalt:
    Seit vielen, vielen Jahren bin ich ein großer Fan von Francis Ford Coppolas (ja... "Vietnamepos" möchte ich fast schreiben) Apocalypse Now, das starke Anlehnungen an den Roman von Joseph Conrad hat. Und fast genau so lange lag eben dieser Roman auf meinem SUB und wartete geduldig auf seine Lektüre, dieses Jahr war es dann soweit - ich habe es nicht bereut. Herz der Finsternis ist, wie ich finde, ein wirklich tolles Buch, sehr reich an düster-kraftvoller Atmosphäre und Bedeutung, in einer wunderschönen, aber trotzdem flüsslig lesbaren Sprache geschrieben (soweit ich das durch die Übersetzung hindurch erkennen konnte) und mit einer unglaublichen Sogwirkung. So wie Marlowe am Fluss immer tiefer ins Herz der Finsternis eintaucht, so zieht es auch den Leser immer tiefer in die Erzählung hinein, weshalb es mMn dem Buch sehr gut tut, es mehr oder weniger in einem Rutsch zu lesen und nicht nur nebenbei. Ich hätte zunächst Angst, dass mich der Film beim Lesen zu sehr beeinflussen wird, weil die Bilder nun mal im Kopf sind, aber Conrad hat doch wieder eine eigene Welt aufgebaut, die es schafft in meiner Vorstellungswelt eigenständig zu bleiben.


    Die lang erhoffte Begegnung mit Mr. Kurtz ist in der Tat recht kurz und zerbricht eigentlich ins Fragmenthafte - das hat mich zunächst etwas verwirrt (man denkt ja immer ans Grande Finale), aber gerade diese Aufspaltung ins Ungeordnete, ins Schemenhafte finde ich jetzt nach der Lektüre rückblickend sehr passend.


    Trotzdem, wie Breña bin ich mir sicher, dass ich bei einer wiederholten Lektüre noch viel mehr Details und interessante Momente entdecken werde, deshalb ist bei mir die Wiederholungslektüre fix - dann traue ich mich aber wohl in der Originalfassung ran.


    5ratten


    zu meiner Ausgabe/Übersetzung:
    Meine Suhrkamp-Taschenbuchausgabe ist von Reinhold Batberger übersetzt worden, der dazu auch ein Nachwort verfasst hat. Die Übersetzung an sich liest sich ganz atmosphärisch und angenehm. Dann habe ich es stichprobenartig mit dem Original verglichen und manchmal ist dann doch etwas freier mit der Sprache umgegangen worden, zum Beispiel heißt es im Original:

    Zitat von Joseph Conrad

    The flood had made, the wind was nearly calm, and being bound down the river, the only thing for it was to come to and wait for the turn of the tide.


    In der Übersetzung heißt es dann:

    Zitat von Reinhold Batberger

    Es war Flut, nahezu windstill, und auf der Heimreise flußabwärts blieb ihr nichts weiter übrig, als beizudrehen und auf den Flutwechsel zu warten.


    Wer genau schaut wird sehen, dass im Original von keiner Heimreise die Rede ist.


    Ein meiner Meinung nach recht unglücklich gewählter Ausdruck kommt viel später im Roman, S. 153:

    Zitat von Reinhold Batberger

    Die Finsternis verfinsterte sich.

    Das klang so komisch, dass ich da extra noch einmal im Original nachgeschaut habe, ob Joseph Conrad wirklich sowas schreibt und siehe da:

    Zitat von Joseph Conrad

    The darkness deepened.

    Das hätte man auch bedeutend eleganter lösen können. Aber gut, alles in allem liest sich die Übersetzung trotzdem gut (und besser als die urheberrechtsfreie deutsche Ausgabe) und ich weiß eh, dass ich hier eine ziemliche Pedantin bin. :zwinker:


    Offiziell schlimm und ganz ohne Pedanterie finde ich allerdings das Nachwort. Ich hatte den Eindruck, dass Batberger von Conrad eigentlich gar nicht besonders viel hält und vom Herz der Finsternis erst recht nicht. Normalerweise will ich in einem Nachwort ein bisschen was Sachliches zu Autor, restlichem Werk und ev. ein paar Interpretationsansätze lesen - letztere wären v.a. für ein Werk wie Herz der Finsternis schön. Stattdessen hatte ich den Eindruck, dass Batberger die Fakten und Interpretationsansätze hauptsächlich dazu benützt um seine nicht sehr positive Meinung über Conrad loszuwerden, was schließlich doch ziemlich mühsam ist.

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631

  • Hallo!


    Mir ist es noch nie passiert, dass ich bei einem Buch so unsicher über mein eigenes Urteil war. Auf der einen Seite hat es mich sehr fasziniert. Ich bin förmlich in die Geschichte hinein gezogen worden. Je weiter Marlowe in den Dschungel vorgedrungen ist, desto spannender wurde es. Trotzdem hatte ich mit dem Herz der Finsternis auch meine Probleme. Keine einzige Person, die in dem Buch vorkam war mir auch nur ansatzweise sympathisch. Besonders die Pilger mit ihrer wilden Schießerei und ihrem Gehabe fand ich furchtbar. Auch das Zusammentreffen mit Mr. Kurtz hat mich eher verwirrt. Schließlich war das der Zweck von Marlowes Reise, aber es ist nicht der Höhepunkt der Geschichte, sondern eher nur eine kleine Episode. Deshalb war ich nach der letzten Seite eher enttäuscht. Aber nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, habe ich beschlossen dass die positiven Eindrücke überwiegen.
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Mir erging es ähnlich wie dir, Kirsten.
    Daher habe ich zu dem Buch bisher auch keine Rezi oder Kommentar geschrieben. Ich fand die Stimmung, die Conrad aufbaut, sehr dicht und irgendwie bedrohlich und unbequem, passte aber gut zur Kulisse - ich habe mir ständig verschwitzte und nervlich angegriffene Menschen vorgestellt. Von der Story selbst war ich entwas enttäuscht, die hat so gar keinen Eindruck bei mir hinterlassen, so recht kann ich mich auch nicht mehr erinnern. Dabei habe ich das Buch erst im Dezember gelesen. Aber ich denke, mein Hauptproblem war ein anderes: die ständige Assoziation mit Apocalypse Now, das hat mich unheimlich gestört, konnte es aber auch schwer abstellen. Die Bilder aus dem Film sind so intensiv, dass sie sich beim Lesen immer dazwischen geschoben haben. Das hat natürlich dazu geführt, dass ich schwer einen Zugang zur Geschichte bekommen habe. Ich würde aus heutiger Sicht auch maximal 3 Ratten vergeben.



    3ratten


    Liebe Grüße,
    Ophelia

    Einmal editiert, zuletzt von Ophelia ()

  • Hallo!


    @Ophelia: ich habe gestern schon einmal einen Kommentar angefangen, habe aber irgendwie nicht die richtigen Worte gefunden. Heute ging es schon besser, aber viel länger hätte ich nicht warten dürfen, sonst wäre es nichts geworden. Es ist mir sehr schwer gefallen, meinen Eindruck in die richtigen Worte zu fassen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe heute morgen mit diesem Buch begonnen:


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    Das Buch beginnt auf einem Schiff in London, bei Ebbe. Die Crew wartet auf die Flut, damit sie auslaufen können. In der Zeit des Wartens beginnt der Captain von seinen Reisen zu erzählen und dies ist die eigentliche Geschichte.


    Schon alleine die Beschreibung der abendlichen Stimmung auf der Themse in all ihren Details war ein Genuss zu lesen. Die Geschichte von Marlow ist es aber nicht weniger. Er erzählt, wie er als junger Mann seinen Wunsch verwirklichte, als Binnenschiffer einen Fluss im Dschungel zu erkunden. Er bekommt die freie Stelle und reist nach Afrika. Es wird dabei über die Entdeckungen und ebenso die Entdecker von damals philosophieren, als es noch etwas zu entdecken gab. Als da noch "weiße" Flecken auf den Landkarten waren. Orte die noch niemals ein Europäer betreten hatte. Dies alles hört sich nach Abendteuer an und es wird wohl auch eines werden. Ich zumindest bin schon gespannt, wie die Geschichte von Marlow weitergeht.


    Viele Grüße Tina

  • Du hast mich neugierig gemacht. Und da das Buch auf meinem SuB liegt, werde ich damit weitermachen, sobald ich meinen
    "Schafskrimi" durch habe. Ich schätze, das wird noch was für die Monatsrunde. :breitgrins:

    &#128012;

  • Ich wünsch dir viel Spaß beim Lesen. Ich habe das Buch damals sehr faszinierend gefunden und war überrascht wie leicht und schnell es sich lesen lässt.


    Katrin