Paulo Coelho - Veronika beschließt zu sterben

Was tut ein Mensch, während er auf die Wirkung der tödlichen Schlaftabletten wartet?
Ich persönlich kann diese Frage glücklicherweise nicht beantworten, doch Coelhos Veronika liest Zeitung. Genauer gesagt, ein französisches Männermagazin. Der erste Satz eines Artikels über ein Computerspiel läßt Veronika nachdenken und quasi als letzte Tat einen Leserbrief schreiben. Interessant und witzig hierbei, dass es bei diesem Artikel um ein Computerspiel von Paulo Coelho geht, der Autor des Buches hat sich selbst in die Geschichte um Veronika eingebaut. Ob dies einen Sinn verfolgt, oder nur ein kleiner Witz nebenbei sein soll, wird sich vielleicht noch herausstellen.

Diese erste Szene ist sehr eindringlich geschildert. Veronikas Gedanken, ihr Handeln, ihr letzter Kontakt zur Welt, Umwelt und Menschheit, sind nicht romantisch verbrämt, sondern eher pragmatisch. So wählt sie ihre Todesart mit Gedanken an ihre Eltern, die sie identifizieren müssen und denen sie auf keinen Fall einen schrecklichen Anblick bieten will. Sie genießt einen kurzen Augenblick der Aufmerksamkeit eines jungen Mannes auf der Straße und dann... wird sie ohnmächtig.

Hallo,

ich bin trotz Freizeitstress am WE ein kleines Stück vorangekommen. Auch mich hat die erste Szene sehr berührt. Ich konnte mir noch nie vorstellen, warum man sich das Leben nehmen will und die Gedankengänge die hier geschrieben stehen, kann ich für mich persönlich auch nicht nachvollziehen - es gibt nichts was sie im Leben hält, nicht mal das Leben an sich, sehr merkwürdig für mich zumindest.

Die 2 Szene in der sich der Autor selbst einbringt und erläutert wird, warum er dieses Buch schreibt hat mich überrascht, auch die Infos zu P. Coelho sind verblüffend. Das er selbst auch mal in einer psychiatrischen Anstalt war wusste ich nicht, aber ich kenne mich mit dem Lebenslauf auch nicht gut aus. Ist es denn wirklich war und somit ein Roman in dem Coelho eigene Erlebnisse aufarbeitet?

Ich bin jedenfalls gespannt wie es weitergeht...in Villete.

Sonnige Grüße
schokotimmi

...
die ersten wachen Tage Veronikas in Villete und man erfährt etwas mehr über die Gründe des Selbstmordversuches. Das persönliche Interesse in mir zu diesem Thema wächst, denn auch in meiner Familie gibt es einen solchen Fall und obwohl es schon einige Jahre her ist, habe ich mich nie damit auseinandergesetzt. Ich hoffe es stört euch nicht wenn ich ein paar Gedanken dazu äußere aber das Buch trägt mich einfach in diese Richtung.

Der Gedankengang, wer ist verrückt, was bedeutet verrückt sein, eine sehr interessante Frage, die logisch erklärt wird. Die Antwort ist immer abhängig vom Betrachtungswinkel...Die Geschichte von dem König und seinem Volk fand ich passend.

Also, bis jetzt ein sehr schönes Buch, nur habe ich die Befürchtung, dass es kein Happy End geben wird. :sauer:

Sonnige Grüße und gute Nacht
schokotimmi

Hallo schokotimmi,

die Befürchutung mit dem schlechten Ende habe ich auch schon! War schon kurz davor mal hinten etwas zu blättern...

Ich fand es irgendwie schon fast schockierend, mit welcher Gleichgültigkeit Veronika ihr Leben betrachtet und vor allem warum sie es beenden will. Und ich muss schmunzeln, wie sie in Villete versucht, ihre Lebenseinstellung beizubehalten, inzwischen aber doch mal ganz vorsichtig die Nase aus ihrem bisherigen Leben herausstreckt und zaghaft schnuppert... geht das Leben auch anders?

Ich bin allerdings noch nicht besonders weit im Buch (Seite 78). Habe heute noch gar nicht gelesen (jaha, das geht!)

Hallo,

also viel weiter bin ich auch nicht Diogenes Verlag Seite 89. Aber das ist ja immerhin schon die knappe Hälfte, bei 220 Seiten.

Ich finde es schön wie neben Veronika auch die anderen Leute (Zedka, Dr. Igor) dargestellt werden. Jetzt will Veronikas Mutter gerade zu Besuch kommen und ich finde es wirklich schade wie ignorant sie auf die Ausführungen von Dr. Igor reagiert. Sie will sich irgendwie nicht damit auseinandersetzen, aber warum?

Sonnige Grüße
schokotimmi

Hallo schokotimmi,

die Figur der Zedka finde ich auch sehr interessant. Vor allem das "Mittel", mit dem sie ihre Behandlung gegen Depressionen kontert, auch wenn niemand davon erfährt (außer der Leser).
Von Dr. Igor habe bisher noch nicht viel erfahren, aber das nächste Kapitel startet gleich mit ihm.
Leider werde ich heute auch nicht zum Lesen kommen, bin jetzt im Büro und heute Abend habe ich leider auch keine Zeit. Aber morgen gehts weiter!

P.S.: Wo sind eigentlich unsere Mitleser????

Hallo SheRaven,

ich bin auch arbeiten, habe aber in der Mittagspause ein bisschen weitergelesen und der letzte Satz war (S.111)

schon wegweißend für unser beider Erwartungen zum Ende glaube ich.

Zu Dr. Igor hab ich grad ein gemischtes Gefühl, seine Theorie ist mir noch etwas suspekt.

Ich frage mich auch wo die anderen sind, immerhin läuft die LR ja schon seit Samstag

Na dann, erstmal schönen Tag...
schokotimmi

Hallo,

endlich stoße ich auch zu euch!

Leider bin ich noch nicht sehr weit - aber das wird sich hoffentlich heute abend ändern!

Mich haben die ersten Seiten des Buches schon sehr berührt. Diese Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber finde ich bedrückend. Veronica ist in meinem Alter, aber diese Sichtweise auf das Leben ist mir so fremd. Ich freue mich auf die Zukunft - meine Familie zu erweitern, auf einen tollen Job nach dem Studium, Reisen, die Welt entdecken & nicht zuletzt Lesen!
Ich finde es so traurig, wie man vom Leben nichts mehr erwarten kann.

Ich bin gespannt wie es weitergeht.

Ich hoffe trotz allem auf ein gutes Ende - vielleicht rettet ja dieser junge Mann sie, der ihr zugewunken hat. Nein, mein HappyEnd will ich noch nicht aufgeben....

Also bis bald
bane

Hallo bane,

herzlich willkommen in dieser Leserunde!

Zitat von schokotimmi

Jetzt will Veronikas Mutter gerade zu Besuch kommen und ich finde es wirklich schade wie ignorant sie auf die Ausführungen von Dr. Igor reagiert. Sie will sich irgendwie nicht damit auseinandersetzen, aber warum?

Ich habe gestern Abend noch das Kapitel über Dr. Igor gelesen und auch Veronikas Mutter kurz kennengelernt (bis Seite 89).

Meiner Meinung nach reagiert Veronikas Mutter nicht ignorant.

Heute in der Mittagspause habe ich noch bis Seite 100 gelesen und Dr. Igor wird mir immer suspekter.

Allerdings bedient Coelho hier auch sehr schön das Klischee des "Irrenarztes", dessen Dr. Igor sich als "Halbgott in weiß" fühlt und sowieso ein verkanntes Genie ist. Was auch sonst...

Hallo,

ja ich mag diesen Dr. Igor auch so gar nicht, ich glaub ihm liegt nicht wirklich das Wohl des Patienten am Herzen.
Und immer diese Aussagen - z.B. um Seite 130 (weiß es nicht genau)

Also irgendetwas stimmt da nicht....

Bezüglich Veronikas Mutter fand ich jedoch das er recht gut argumentiert hat. Klar will sie es in dieser Situation nicht hören, aber irgendwo hat er recht. Er will ja nur vermeiden und das aus gutem Grund, dass sie sich die Schuld gibt. Aber naja, vielleicht ist sie einfach noch nicht so weit...

Den Abschnitt über Mari und wie sie zum Christentum steht fand ich klasse - sie hat doch Recht mit dem was sie sagt

Sonnige Grüße
schokotimmi

Hallo zusammen,

gestern Abend habe ich die restlichen Seiten des Buches in einem Rutsch durchgelesen. Es war durchaus spannend zu lesen, was mit Veronika passiert, allerdings hat mich das Klischee "Irrenanstalt" doch zunehmend gestört. Irgendwie habe ich von Paulo Coelho keine Klischees erwartet, obwohl es mein erstes Buch von ihm war.

Das eigentliche Thema des Buches ist ja die Frage "was ist normal". OK, dass als normal gilt was alle tun, ist hinlänglich bekannt. Das jegliches "Ausbrechen" aus der Norm als verrückt gilt, konnte ich nicht so recht nachvollziehen, denn es wurden nur die kleinen Eigenheiten und Wünsche der Menschen als "verrückt" bezeichnet, es ging nicht um den großen ungewöhnlichen Ausbruch aus dem Leben.
Wenn dieses Buch vor 60 Jahren geschrieben worden wäre oder wenigstens in den 60er bis 80er Jahren, hätte ich den Umgang mit "normal" und "verrückt" vielleicht noch verstanden, aber das Erscheinungsdatum ist 1998. Meiner Meinung hinkt die Geschichte ihrer Zeit gewaltig hinterher.

Und nun bin ich gespannt wie euer Fazit aussieht!

Hallo SheRaven,

ich finde deine Gedanken sehr interessant, vorallem dass du keine Klischees von P. Coelho erwartet hast. Ich habe den Alchimist und den Jakobsweg als Hörbuch gehört, fand beide interessant und leicht zu verstehen. Doch ich fand auch dort einige Dinge, die man als Klischee bezeichnen könntet. Ich finde dass hinter den Aussgen keine großen, neuen Ideen stecken genau wie auch hier in dem Buch. Für mich gibt es ein paar Aspekte die mir helfen zu verstehen, warum manche Menschen nicht mehr leben möchten, eigentlich das wichtigste was ich aus dem Buch mitnehme.

Ich werde heute wohl auch die letzten Seiten lesen. Was du zur Zeiteingrenzung sagst, noch ein Gedanke meinerseits - die ganze Geschichte spielt ja in Slowenien, einem ehemaligen "Oststaat", vielleicht sollte man das berücksichtigen. Für mich klingt an einigen Stellen durch, dass die Menschen dort auch oft aufgrund von staatlicher "Propaganda" den freien Geist erst später freier entwicklen, denn die 68er Generation gab es so im Osten wohl nicht.

Also mein Endfazit gibt es dann spätestens am WE.

Sonnige Grüße
schokotimmi

Zitat von schokotimmi

Was du zur Zeiteingrenzung sagst, noch ein Gedanke meinerseits - die ganze Geschichte spielt ja in Slowenien, einem ehemaligen "Oststaat", vielleicht sollte man das berücksichtigen. Für mich klingt an einigen Stellen durch, dass die Menschen dort auch oft aufgrund von staatlicher "Propaganda" den freien Geist erst später freier entwicklen, denn die 68er Generation gab es so im Osten wohl nicht.

Hallo schokotimmi,

stimmt, das hatte ich nicht bedacht! Ich werde heute Abend noch mal in dem Buch blättern, einige Stellen lesen und versuchen den Zeitgeist 1998 von Slowenien zu erfassen.
Danke für den Hinweis, ohne dich hätte ich das Buch jetzt mit einem ganz anderen Gefühl verlassen.

Aber ich bin auch gespannt, ob sich bane und unsere anderen potentiellen Mitleser noch einmal melden. :smile:

P.S. Nochmal zu den Klischees: Ich weiß auch nicht warum ich diese bei Coelho nicht erwartet habe. Diese Meinung hat sich bei mir irgendwie aus den gesammelten Klappentexen von Coehlo-Büchern zusammengesetzt, aber "Veronika..." war mein erstes Buch von diesem Autor. Ich denke aber, das auch ein weiter Titel von Coelho noch den Weg in mein Bücherregal finden wird.

Guten Abend,

auch ich hab nun das Buch beendet - es ließ sich leicht und flüssig lesen, wie ich es erwartet hatte nachdem ich den Alchimist als Hörbuch kannte.

Zum Ende

Tja, ich muss das ganze erstmal setzen lassen und meld mich dann später nochmal...

Schönen Abend
schokotimmi

Hallo!

Gestern abend habe ich das Buch auch zu Ende gelesen

Ich schreibe mal lieber alles als Spoiler, falls einer von Euch noch nicht fertig gelesen hat:

.

Insgesamt finde ich es ein tolles Buch - angenehm zu lesen, berührende Geschichte. Mein erster, aber nicht mein letzter Coehlo.

lg & danke für die kurze, aber dennoch interessante Leserunde!
bane

Hallo bane 77,

ich finde deine Ausführungen etwas überraschend, vorallem was Eduard angeht oder besser Eduards Schizophrenie. Ich hab mal bei Wikipedia nachgelesen, welche Symptome dazu zählen und das sind weit aus mehr als nur Halluzinationen etc. Die Diagnose "schizophren" empfinde ich nach den Ausführungen im wiki durchaus plausibel und verstehe nicht ganz genau was dich daran stört?!

Zu Dr. Igor kann ich nur sagen - ich habe eine geteilte Meinung von ihm.

Alles in allem fand ich das Buch schön aber nicht weltbewegend, Coelho bleibt m.E. oft zu oberflächlich und allgemein. Mir fehlt ein bisschen das tiefe Gefühl. Besser kann ich es nicht beschreiben...er schreibt hier und jetzt benutze ich auch den Ausdruck, doch teilweise klischeehaft. Das Fazit des Buches ist allgemein bekannt, doch kann ich für mich keine wirkliche Motivation mitnehmen um die Ideen für mich umzusetzen...

Sonnige Grüße
schokotimmi

Hallo Ihr Lieben,

ich wollte mich noch mal für die kleine aber feine LR mit euch beiden bedanken, leider ist der Rest ja nicht mehr aufegtaucht bis jetzt....

Ich fand es sehr interessant und hoffe es gibt vielleicht noch das eine oder andere Posting.

Meine Rezi habe ich schon geschrieben und ihr findet sie hier

Sonnige Grüße
schokotimmi

Hallo schokotimmimi, hallo bane,

auch von mir vielen Dank für diese Mini-Leserunde. Ich finde, wir drei haben das richtig gut hinbekommen, jawoll!
Und falls noch jemand von den "Verschollenen" auftaucht: Viel Spaß beim Lesen!