Muriel Spark - Aiding and abetting / Frau Dr. Wolfs Methode

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.144 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mombour.

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    Kurzbeschreibung
    First, a bit of history: The seventh Earl of Lucan disappeared on November 7, 1974, leaving behind the battered body of his children's nanny and a beaten wife. Widely covered in the press, his sensational story has had a surprisingly long half-life, and the speculation about his whereabouts has never quite died out. In this book, Muriel Spark toys with several provocative issues arising out of the case: identity, class, blood ("it is not purifying, it is sticky"), and the dynamics of psychiatry ("most of the money wasted on psychoanalysis goes on time spent unraveling the lies of the patient").


    Aiding and Abetting opens sometime late in the 20th century, when an Englishman in his 60s walks into the Paris practice of famed Bavarian psychiatrist Dr Hildegard Wolf and announces that he is the missing Lord Lucan. Yet Hildegrad is already treating one self-confessed Lord Lucan. And what's more, both patients seem to have dirt on her--for isn't she really Beate Pappenheim, a notorious fraud who used her menstrual blood to fake her stigmata? Fearing for her safety, Hildegard flees to London, where her path inevitably crosses that of two British Lucan hunters.


    Aiding and Abetting contains more than its share of broad farce and bitter irony. But it remains a strange, slight affair, its unspoken tenet being that the Lucan case still preys on the communal mind of the British public, its details (like the perpetrator's penchant for smoked salmon and lamb chops) indelibly printed there. For anyone under 30, that's a difficult argument to swallow. As one wise character puts it: "Few people today would take Lucan and his pretensions seriously, as they rather tended to do in the 70s." Times have changed indeed--and perhaps that's Spark's point after all, that the "psychological paralysis" of the not-quite-swinging '70s is long gone.


    Lesetagebuch
    Statt gleich mit einer Rezi zu starten, wollen mombour und ich mal versuchen, hier eine Art Lesetagebuch zu führen - auch wenn das Buch relativ kurz ist. Wir haben so eine Art Mini-Leserunde ins Auge gefasst - ich freue mich auf unsere kleine Diskussion.


    Möchte sich jemand anschließen?


    [size=7pt]EDIT: kleine Änderung im Text[/size]

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Hallo,


    na Bettina, hast du mal angelesen?


    Muriel Spark hat ja gute Bücher geschrieben. "Memento mori" und die Erzählung "Töte mich" gehören zu meinen Favoriten. Das sind nun ältere Bücher der großen Dame des schwarzen Humors. „Die Blütezeit der Miss Jean Brodie“ soll ja auch zu den besten gehören, die sie geschrieben hat. Im SUB- liegt der Roman als DEA, noch unter dem Titel "Die Lehrerin".


    Nun habe ich die ersten vierzig Seiten angelesen. Die Idee ist ja gut, aus dem Verschwinden des Lord Lucan einen Roman zu machen, beruht es doch auf Tatsachen und da habe ich den Eindruck, es könne eine spannende Sache werden.


    Aber, bisher, auf den ersten vierzig Seiten, da habe ich doch den Eindruck, der Autorin sei irgendwie der Saft ausgegangen. Ich vermisse hier die Bemühung Charaktere zu formen. Die Frau Dr. Wolfs, die eine schrullige Heilmethode erfunden hat, in der sie allein redet und der Klient schweigt, hätte man doch einen etwas seltsamen Charakter anhängen können. Dazu hätte es nur weniger Worte bedürft; aber so, sie tritt auf die Bühne, blass gezeichnet, obwohl sie schon eine Betrugskarriere als stigmatisiertes Fräulein hinter sich hatte.


    Unlogisch: Es wird gesagt, andere versuchten ihre Heilmethode nachzuahmen, allerdings meistens ohne Erfolg, trotzdem wird ihre Methode an Hochschulen gelehrt (mit Erfolg?).


    Es wird zu dick aufgetragen, dass Lucan Lammkotteletts und Räucherlachs ist. Dr. Wolf berät sich mit Jean Pierre, wie sie mit den beiden Lucans umgehen soll und genau so passiert es auch in der Umsetzung. Da bin ich als Leser einer Wiederholung ausgesetzt. Es entsteht eben keinerlei Spannung, wenn alles so lasch dahingeht ohne Biss und Humor.


    Vielleicht kommt das aber noch......


    Liebe Grüße
    mombour

  • Ich bin leider nicht zum Lesen gekommen. Hoffe, es klappt heute Abend, nachdem unser Besuch heute abgereist ist.


    Mein erster Spark war "Die Äbtissin von Crewe". Konkrete Erinnerungen habe ich keine, außer der, dass ich es unbedingt ein zweites Mal lesen wollte. Auf einen Kommentar hin (von Klassikfreund??) habe ich dann kurz hintereinander zweimal zugeschlagen: "Vorsätzlich Herumlungern" und eben dieses hier.


    An diesem Band fand ich den Kurztext sehr interessant und auch das Titelbild: Auf der englischen HC-Ausgabe sitzen zwei Herren auf der Bank und lesen dieselbe Zeitung. Auf der Titelseite jeweils das Bild des verschwundenen Lord Lucan und beide Herren sehen genauso aus, als wären sie der gesuchte Lord. Sowas macht neugierig.

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  • Ich musste nach Lektüre des Vorworts erst einmal die Suchmaschinen bemühen. Ich wusste zwar, dass sich das Buch aus einer wahren Begebenheit speist, aber dass Spark gnadenlos eng dran geblieben ist und Namen und Umstände erhalten hat, wusste ich nicht. Siehe da, die BBC hat zum Beispiel berichtet, dass Scotland Yard den Fall 2004 nochmal neu aufgerollt hat.
    Hier ist die Originalmeldung von 1974 und ein Foto des Lords.


    Ich habe meinem Tick nachgegeben, Infos zu einem Buch oder einen Autor ins Buch zu legen - einige Infos zu Lucan sind schon zurecht gelegt :zwinker:



    P.S. Und inzwischen ist klar, woher das Titelbild der amerikanischen Ausgabe kommt und woher der deutsche Titel stammt.

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    Einmal editiert, zuletzt von Bettina ()

  • Aber, bisher, auf den ersten vierzig Seiten, da habe ich doch den Eindruck, der Autorin sei irgendwie der Saft ausgegangen. Ich vermisse hier die Bemühung Charaktere zu formen. Die Frau Dr. Wolf, ..., hätte man doch einen etwas seltsamen Charakter anhängen können. Dazu hätte es nur weniger Worte bedürft; aber so, sie tritt auf die Bühne, blass gezeichnet, obwohl sie schon eine Betrugskarriere als stigmatisiertes Fräulein hinter sich hatte.


    Ich bin gerade kurz hinter der Vorgeschichte von Dr. Wolf. Die finde ich gar nicht so farblos. Schrulliger dürfte sie gar nicht sein, dann hätte sie den Mumm und den Pfiff zu der Münchner Nummer nicht gehabt, denke ich. Da ich noch nicht großartig weit bin, ist der Plot für mich nach wie vor eine skurrile Idee - ich bin gespannt, wie sich das weiter anlässt und vor allem: auflöst.


    Unlogisch: Es wird gesagt, andere versuchten ihre Heilmethode nachzuahmen, allerdings meistens ohne Erfolg, trotzdem wird ihre Methode an Hochschulen gelehrt (mit Erfolg?).


    Im Original heißt es studied, was sowohl lernen als auch untersuchen heißen kann. Ich hatte automatisch (warum auch immer) angenommen, dass die Methode - da so ungewöhnlich - dort von Fachkollegen unter die Lupe genommen wird. Was aber genau gemeint war, weiß ich nicht.

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  • Hallo,


    Muriel Spark parodiert die Psychoanalyse, denn normalerweise assoziiert der Klient und der Therapeut schweigt. Am Ende des siebten Kapitel macht sie sich über die lange Behandlungszeit der Psychoanalyse lustig; die meiste Zeit werde damit vergeudet, Lügengeschichten der Klienten zu entwirren. Ausgerechnet hieß Frau Wolf als Betrügerin Pappenheim :breitgrins:, so hieß Freuds erste berühmte Patientin, die als Anna O. in die Geschichte der Psychoanalyse einging. Der Romantitel in der deutschen Übersetzung ist allerdings schlecht gewählt, denn im Roman geht es nur nebenbei um die Methode. Sie redet ja auch mit den Doppelgängern.


    Ja natürlich hat Muriel Spark einige skurile und gute Ideen., z.B. die abgebrühte Reaktion von Albert Twickenham, gegenüber die Polizisten (Kap.8).


    Liebe Grüße
    mombour

  • Ausgerechnet hieß Frau Wolf als Betrügerin Pappenheim :breitgrins:, so hieß Freuds erste berühmte Patientin, die als Anna O. in die Geschichte der Psychoanalyse einging.


    Gut zu wissen - ich kenne nur die Pappenheimer.
    Das ist ja eine pfiffige Anspielung. Siehst Du, ohne Deinen Wink mit Freud hätte ich den Witz gar nicht kapiert :smile:

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  • Ich habe soeben Kapitel 8 beendet und habe einem interessanten Gespräch beigewohnt: Zwischen Dr Murray, einem alten Bekannten des verschwundenen Lord Lucan und Lacey, der Tochter einer ehemaligen Bekannten. Da geht vielleicht ein zweiter Handlungsstrang auf?


    In dem Gespräch konnte man eine ganze Reihe von Hintergründen und Vermutungen zu Lucan erfahren. An dieser Stelle waren die Informationen und Gedanken wohl authentisch dem echten Fall um Lucan entnommen. Bemerkenswerterweise gibt Lacey eine Information bekannt, die Murray gar keine besondere Reaktion entlockt - obwohl er sie nicht wissen konnte. Aber das passt wohl alles so gut in das Bild, das er sich von der Zeit damals und den vorherrschenden Geisteshaltungen gemacht hat, dass ihn nichts mehr überrascht.


    Ich finde es bei diesem Buch wirklich schade, dass ich gerade gar nicht so schnell lesen kann, wie ich möchte. Spark macht keine aufsehenerregende Geschichte draus, sie seziert und macht sich ihren Witz und ihre Gedanken zwischen den Zeilen. Gefällt mir nach wie vor sehr gut.

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  • In den Kapiteln 9 und 10 zwei schöne Wendungen. Eine nicht unbedingt gar so überraschend, aber so erzählt, dass ich ihr voll auf dem Leim gegangen bin und etwas Bestimmtes erwartet habe. Eine andere dafür für mich überraschend und die bringt nun einen ganz neuen Dreh in die Handlung.


    Ich tippe mal drauf, dass Wendung Nummer 2 in die Hosen geht.


    Also, weiterlesen und gucken, ob das stimmt :zwinker:


    @ mombour, bist Du schon fertig?

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  • Hallo Bettina,


    ja, ich bin schon fertig. Ich meine, etwas mehr am Zugkraft und Spannung gewinnt der Roman ab Kap. 11, aber es hält sich doch in Grenzen. Endlich beschwert sich mal eine Klientin, dass Frau Wolf mal ihre Lizenz entzogen wird.
    Bei mir kommt der Roman ja nicht so gut weg. Ihre Psychoanalysekritik hätte ruhig frecher erzählt werden können. Oscar Hertz schätzt ihre Methode, weil sie an Unis diskutiert wird. Ich meine, wenn ich an frühere Romane von Spark denke, hätte sie 20 Jahre früher mehr daraus gemacht). Es geht im Kap. 11 im Grunde genommen auch wieder nur darum, wer der echte Lucan nun ist. So einfallsreich finde ich das nicht.


    Hoffentlich entmutigt dich meine Kritik nicht, ich bin aber in der Literatur eben auch etwas anderes gewohnt... :zwinker:


    Liebe Grüße
    mombour