Weil ich sie gerade erst so gelobt habe hier, bekommt Ihr auch mal eine Rezension von mir.
C. J. Cherryh/The Morgaine Saga
1. Gate of Ivrel
2. Well of Shiuan
3. Fires of Azeroth
In der Omnibusausgabe von Daw 2000. Ich lese und behandle diese Sammelbände immer wie ein Buch, da die Einzelromane ohnehin direkt ineinander übergehen.
(4. Exile’s gate – noch nicht gelesen)
Inhalt:
Das geheimnisvolle Wesen Morgaine reist durch die Tore zwischen Raum und Zeit, um diese für immer zu schließen, da sie die Stabilität der Welten gefährden. Bei dieser Aufgabe darf sie keine Rücksicht auf das Schicksal einzelner Menschen oder Völker nehmen, was vor allem ihrem menschlichen Gefährten Vanye stets schwer zu schaffen macht.
In „Gate of Ivrel“ befindet sich Morgaine in der Welt Andur-Kursh und zwingt den unfreiwilligen Vanye in ihren Dienst. Dieses Buch beschäftigt sich vor allem mit seinen Konflikten, hin- und hergerissen zwischen ihr und seinen Verwandten.
In „Well of Shiuan“ geraten sie auf der Jagd nach ihrem gefährlichsten Feind in die vom Untergang bedrohte Welt von Shiuan und es stellt sich die Frage, wer der Böse ist, er, der die Leute dort durch die Tore retten will, oder sie, die die Tore schließen und die Leute verkommen lassen muß, nicht will. Zwischen ihnen steht Vanye, der den Feind in dessen früherer Erscheinungsform geliebt hat.
In „Fires of Azeroth“ sind sie auf die Waldwelt von Shatan geflüchtet, verfolgt von ihrem Feind und dessen Horden aus Shiuan, die den Frieden und das Überleben von Shatan bedrohen.
Diese Bücher gehören in das Mischgenre „Science Fantasy“, da die Rahmenhandlung über die Tore und die Technik eigentlich Science Fiction ist, doch sind die Welten, auf denen sich die Handlung selbst abspielt, klassische Fantasysettings, mit feudalistisch anmutenden Gesellschaften, Schwertkämpfen und Magie, als die die Technik den Menschen erscheinen muß. Daher habe ich es unter Fantasy eingeordnet.
Meinung:
Was diese Bücher auch sind, ist klassische Cherryh, hier ist alles drin, was ich so an ihr liebe, und doch sind sie schlichter dimensioniert als einige ihrer anderen Serien, was sie wiederum für Neueinsteiger interessant machen könnte. Außerdem gehören die ersten drei Bücher zu ihren frühesten Werken. Schön zu sehen, daß sie immer schon so gut war, wie sie jetzt ist - meiner bescheidenen Meinung nach.
Die drei bereisten Welten sind auf den ersten Blick sehr einfach gezeichnet, doch wenn man tiefer vordringt, erkennt man in jeder davon eine liebevoll und detailreich erschaffene Kultur bzw. Kulturen, und das sehr unterschiedlich. Man trauert gemeinsam mit Vanye um den Abschied aus dem schönen Andur-Kursh und freut sich, nach Shiuan das freundlichere Shatan betreten zu können und ist stets gespannt darauf, wer und was einem dort begegnen wird. Die Nebenfiguren betrachten sich selbst nicht als solche und bleiben lange im Gedächtnis.
Wie üblich sind es die Charaktere und deren Beziehungen, die am stärksten herausstechen, allen voran Vanye. Er ist gleich in drei sehr komplizierte Beziehungen verstrickt, zu seinem Halbbruder, bei dem man nie weiß, ob er ihn haßt oder liebt, zu oben erwähntem Feind, wo es (spoilerfrei bleibend) noch sehr viel komplizierter ist und zuguterletzt zu Morgaine, seiner Herrin selbst, wo man gar nicht versuchen will, das in irgendeine Kategorie zu schieben, da er selbst es wohl auch nicht benennen könnte, was ihn alles an sie bindet – und vice versa.
Morgaine selbst ist ungeheuer faszinierend, wenn auch vielleicht nicht liebenswert, aber das kann diese Figur in dieser Rolle auch gar nicht sein, darf sie nicht sein.
Interessant ist auch, wie Cherryh ein beliebtes Element der SF und Fantasy hernimmt (Raub eines Körpers durch einen fremden Geist) und dieses auf andere als herkömmliche Weise behandelt.
Gut und Böse sind hier sehr fließende Grenzen, was den Charakteren selbst auch bewußt ist und was zu sich stets wandelnden Koalitionen und Feindschaften führt.
Kurz und gut, wann immer ich mich auf eine für mich neue Cherryh einlasse, dauert es nicht sehr lange, bis ich tief und glücklich und fasziniert in ihrer Welt stecke und den Charakteren bei ihren Taten und Gefühlen über die Schulter sehe. In Vanye habe ich mich sofort bei seiner ersten Beschreibung verschaut. Nicht nur in meiner Sammlung von geliebten Cherryh-Romanen, sondern auch Cherryh-Charakteren ist stets Platz für Neuzugänge.
Achtung! Megaspoiler, der das Ende des dritten Buches verrät!
Obwohl Roh starke Konkurrenz für ihn ist. Seinetwegen hat mir bislang "Fires of Azeroth" am besten gefallen, weil die Beziehung zwischen ihm und Vanye hier besonders eindringlich ist. Vor allem das Leid Vanyes, weil er weiß, daß Morgaine Roh nicht am Leben lassen darf und ihres, weil sie weiß, daß er ihn liebt. Dazwischen Roh, der dies genauso weiß, was ihn nicht hindert, Vanye zu vertrauen und zu schützen. Umso wunderbarer ist das Ende, als Morgaine alle Bedenken - zum ersten Mal in ihrem langen Leben - beiseiteschiebt und Roh sein Leben schenkt, eigentlich ein Geschenk an Vanye, das deutlich zeigt, wie sehr sie ihm mittlerweile vertraut - und vielleicht mehr.
Und der Prolog ist einfach nur schön, wenn man sieht, daß Vanye nicht vergessen ist und Roh, wohl an Sharrns Seite, offenbar ein langes und gutes Leben hatte.
„Exile’s gate“ hebe ich mir vorerst auf, freue mich aber jetzt schon sehr darauf, es zu lesen und Vanye und Morgaine auf einer weiteren Reise begleiten zu dürfen und zu sehen, wen sie als nächstes kennenlernen werden.