Vicente Blasco Ibanez - Die Scholle

  • Vicente Blasco Ibanez: Die Scholle. Rowohlt Jahrhundert-Serie, Band 61, 222 Seiten. Vergriffen.


    Zum Autor
    Vicente Blasco Ibanez (1867-1928) war nach Jurastudium als Rechtsanwalt, Journalist, Schriftsteller und Politiker tätig. Er gründete sogar eine Tageszeitung, die ihm als politische Plattform diente und in der er gegen die herrschende spanische Regierung opponierte. Dies führte zu Verhaftungen und Prozessen. Leider gibt es von diesem Schriftsteller zur Zeit keine einziges Werk in deutscher Sprache.


    Zum Inhalt
    Der 1898 erschienene Roman spielt in einem spanischen bäuerlichen Dorf, in der die Dorfbewohner eine verschworene Gemeinschaft bilden und jede Familie ein kleines Stück Land gepachtet hat und bewirtschaftet. Der Bauer Barret kann eines Tages aufgrund unglücklicher Umstände seine Pacht nicht mehr aufbringen, der geldgierige Eigentümer ist uneinsichtig und so wird Barret zum Mörder. Seine "Scholle" bleibt darauf hin viele Jahre unbewirtschaftet, da die Dorfbewohner jeden vertreiben, der es wagt sich dort anzusiedeln. Irgendwann wagt es der ebenfalls vom Pech verfolgter, aus einer anderen Gegend stammender Bauer Batiste. Er und seine Familie wollen sich nicht einschüchtern lassen und versetzt Haus und Feld in vorbildliche Ordnung. Der Hass des Dorfes kennt jedoch keine Grenzen. Sein Pferd wird erstochen und der jüngste Sohn bezahlt mit dem Leben. Das Dorf erkennt den Fehler, der "Frieden", der einsetzt ist jedoch nicht von langer Dauer. Das Ende sei hier nicht verraten (im Vorwort des deutschen Herausgebers ist es aber beschrieben).


    Bewertung
    Der Roman erinnert von der Thematik her an Zolas 1887 erschienen Roman Die Erde. Die hier erzählte Geschichte ist von einfacher Struktur, erinnert fast an Parabeln oder Gleichnisse aus der Bibel. Das ärmliche und schwere Landleben liest sich heute mit einer gewissen Romantik. Das ist bei Zola m.E. nicht anders. Die ersten zwei Sätze geben einen Eindruck der verwendeten Sprache:


    Unter der bläulichen Helle der Dämmerung, die - ein breites Lichtgespinst - aus dem Meer aufstieg, begann die weite Ebene zu erwachen. Die letzten Nachtigallen, die diese warme, an den Frühling gemahnende Herbstnacht mit ihrem Zaubergesang erfüllt hatten, unterbrachen ihre Schlussarie, als seien sie von den stählernen Reflexen des Morgengrauens tödlich getroffen worden.


    Es gibt recht viele Dialoge, die in der Sprache der Landbevölkerung gehalten sind und diese naturalistische Schreibweise unterbrechen. Auch wenn man die groben Handlungsstränge aus dem Vorwort kennt, hält der Roman seine Spannung über 200 Seiten. Ein insgesamt sehr schönes sozialkritisches Buch, das man gerne liest und welches mich vor allem durch den Stil überzeugt. Bedauerlich, dass dieser Autor nur antiquarisch in deutscher Sprache erhältlich ist.


    4ratten.


    Gruß, Thomas

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