Ich bin ein wenig hinterher, kann gerade nicht ganz so schnell (oder viel) lesen. Aktuell stehe ich im vierten Kapitel. Hinweise auf spätere Handlungen würden mich persönlich nicht stören, denn ich glaube, bei dem Buch ist es nicht schlimm, wenn man vorher ein oder zwei Details mehr kennt.
Kafka zeichnet sich in meinen Augen durch eine täuschend leichte Lesbarkeit aus. Täuschend deshalb, weil die Fragen zum Gelesenen sich nachher um so heftiger aufdrängen.
Ja, ich finde auch, dass sich Kafka (oder speziell dieser Kafka) sehr gut lesen lässt. Und er kann wirklich gut beschreiben. Wäre ich aber nicht vorgewarnt durch die intensive Diskussion, würde ich vermutlich nicht soviel bemerken (oder ich sehe jetzt hinter jedem Komma Fallstricke, wo keine sind ) oder soviel über die Handlung nachdenken. Ich tue es zwar bei den meisten Büchern, aber in der Regel oft unbewusst. Hier suche ich schon eher nach Motiven oder Mustern. Das Muster der Verirrungen hätte ich nach zwei Auftritten noch nicht als solches erkannt, werde also die Augen offen halten.
sandhofer + Klassikfreund: Euer Senf ist in der Tat gefragt! :smile:
Wieso kleben wir zu eng an der Handlung? Ich sicher, denn was bietet mir das Buch? Einen gut geschriebenen Text, eine Handlung, vielleicht transportiert das Buch einen Inhalt zwischen den Zeilen, vielleicht gibt es Muster.
Fall 1 habe ich bemerkt. Fällt mir auch öfter auf, aber das variiert ja nicht mehr über den Verlauf des Buchs.
Fall 2 ist das Offensichtliche, was permanent neues Leben gibt und Vortrieb gibt. Deshalb kommentiere ich vorrangig eben diese Handlung.
Fall 3 und 4 kann ich noch nicht beurteilen.
Mmm, mir erscheint es sooo logisch, die Handlung eines Buches zu beurteilen und daraus dann irgendwann später meine eigenen Schlüsse zu ziehen. Ich habe meine erste Begegnung mit Kafka und gehe an das Buch selbstverständlich ran, wie an jedes andere auch: Ich lese, blättere um, mache mir meine Gedanken und frage mich speziell in diesem Fall, warum Karl so doof ist und was ihm Merkwürdiges zustößt. Aus meiner Lesart heraus könnte das noch erklärt werden oder Karl und die Handlung stehen symbolisch für irgendetwas/irgendjemanden. Ich muss jedenfalls noch abwarten.
Das andere sind die Vergleiche mit der Realität, die der Leser fast unwillkürlich zieht. Kafka aber ist m.M.n. alles andere als Realist. Seine völlig neutrale Sprache ohne Effekthascherei und ohne auktoriale Kommentare verführt dazu, ihn als Realisten wahrzunehmen. Doch was Kafka beschreibt, sind - salopp formuliert - im Grunde genommen Alpträume. Die haben eigene Logik, eigene Zusammenhänge. Und egal, was ich in einem Alptraum tue: Ich gerate immer tiefer in die Bredouille. Und das genau geschieht auch Kafkas Helden.
Danke für den Hinweis :smile: Das ist wieder eine interessante Hintergrundinformation. Vielleicht sehe ich es am Ende des Buches ebenso, vielleicht nicht, wie gesagt, ich bin nicht weit genug gekommen. Aber darf ich fragen, nach wievielen Kafkas Du diese Theorie hattest?