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Kurzbeschreibung
Patrick hat auf sein englisches Landgut geladen. Angeblich, um ein kleines Tennisturnier unter Freunden zu veranstalten. In Wirklichkeit braucht er noch Investmentabschlüsse, um sich seine Jahresprämie zu sichern - 100.000 Pfund stehen auf dem Spiel. Und diese Abschlüsse will er seinen Freunden und Bekannten im Lauf des Wochenendes unterjubeln.
Meine Eindrücke
Drei Ratten mit einem halben noch dazu vergebe ich für die Tennisparty, zu der nicht ohne Hintergedanken eingeladen wurde: Patrick Chance ist Finanzmakler und wenn er innerhalb einer Woche noch Abschlüsse in Höhe von 80.000 Pfund schafft, sichert er sich eine Jahresprämie von 100.000 Pfund. Auf der Gästeliste stehen also zwei Paare, von denen sich Patrick bei einem "sich zufällig ergebenden" Gespräch die erwünschte Investition erhofft. Hinzu kommen noch alte Freunde aus Zeiten in London, die zwar nicht die nötigen Mittel haben, aber aus Freundschaft eingeladen wurden.
Der Roman schafft schnell einen Blick hinter die Kulissen der persönlichen Lebensbilder und -wünsche, die ein jeder mitbringt. Da gibt es Frauen, denen einfach das Geld für Nagellack und Hausdekoration nie ausgehen darf und für die der maßgeschneiderte Tennisdress als Standesmerkmal ein absolut erstrebenswertes Ziel ist. Da gibt es einen Mann, der sich von einem soliden Job getrennt hat, um eine akademische Laufbahn zu vollenden; eine wohlhabende Upperclass-Dame, die von Finanzen keinen blassen Schimmer hat und blind ihren Vermögensverwaltern vertraut; ein Mann, der am liebsten noch exklusiver wohnen möchte, um endlich zur Crème de la crème der Gesellschaft zu gehören und seiner Tochter eine entsprechende Laufbahn verschaffen will. Mit wenigen Ausnahmen ein sinnentleertes Streben nach gesellschaftlichen Positionen, nicht aber wirklich persönlichen Zielen.
Klar, dass der Schein schnell kippt und erste Reibereien schon am ersten Tag auftreten. Das Fass läuft über, als die Ex-Freundin eines Gastes auftaucht und mit ihrer sinnlichen Lebensart einiges durcheinander bringt. Viel mehr kann ich von der Handlung nicht erzählen, ohne zuviel zu sagen. Das Buch seziert präzise und beängstigend und führt seine Protagonisten gnadenlos vor. Schade, dass am Ende des Buches einige Personen keine Lehren gezogen haben, aber für mich als Leser jedenfalls wurde klar: Jeder Status quo kann mächtig zerbrechlich sein.
Nachgedanke
Eines ist schade: Im Buch wird auf eine Besonderheit des britischen Versicherers Lloyd's angespielt, die aber nirgenwo erklärt ist und die einem nicht-britischen Leser nichts sagt - und damit nur teilweise ahnen lässt, was es mit dieser Besonderheit auf sich hat: Den so genannten "Names", im Buch mit "Lloyd's-Bürge" übersetzt. Der britische Leser mag die Zusammenhänge kennen und schneller begreifen, was im Buch vor sich geht; der Übersetzung allerdings hätte eine kleine Erläuterung ganz gut getan. Ich jedenfalls fand das Detail erklärungsbedürftig, auch wenn es nur eine von acht Personen betrifft.
Der Roman erschien nur wenige Jahre, nachdem Lloyd's schwere finanzielle Schlagseite bekommen hatte, in eine Krise stürzte und gerade solche Bürgen eine ganz besondere Last zu tragen hatten: Lloyd's verfügte traditionell über kein Unternehmenskapital, alle Gelder stammten von Privatleuten, die Lloyd's als Anlage nutzten. Allerdings bestand für sie unbeschränkte Haftung. Als die Finanzkrise Anfang der 1990er kam, brach diese Tatsache hunderten von "Names" das finanzielle Genick und trieb sie in den Ruin. Erst seit 1994 wurde bei Lloyd's eigenes Firmencapital aufgebaut, um Ähnliches in Zukunft zu verhindern. Eine der Personen ist genau von dieser Haftungsklausel betroffen und verlebt wahrlich das schwärzeste Wochende ihres Lebens.