Knut Hamsun: Pan

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 3.441 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Klassikfreund.

  • Hallo,


    Knut Hamsun: Pan


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    Leutnant Glahn ist sehr naturverbunden und lebt in einer Hütte am Rande eines Waldes. Er streift durch die Wälder, geht auf die Jagd. Am wohlsten fühlt er sich in dieser Abgeschiedenheit. Wenn er ins Dorf kommt, weiß er nicht, wie er sich unter den Menschen benehmen muss.


    Im Schoße der Natur ist er glücklich und fühlt sich vollkommen er selbst. Unter Menschen ist er beeinträchtigt, weil er mit anderen Menschen konfrontiert wird, und fühlt, sich den gesellschaftlichen Verhältnissen anpassen zu müssen, dafür muss er aber ein Stück seiner Selbst einbüßen. So kann es für den Leutnant natürlich nicht rosig ausgehen, als er sich in das junge Mädchen Edvarda verliebt. Wie die Liebe im Frühling aufblüht, so erkaltet sie, wenn es auf den Herbst zugeht. Insofern ist diese Liebesgeschichte in den Zyklus der Natur eingebunden. Leben heißt nicht nur einsames Glück im Paradies zu haben, sondern Schmerzen gehören dazu. Darum wäre ein kompletter Rückzug in die einsamen Wälder auch nicht natürgemäß. Zur Konfrontation mit der Gesellschaft muss es also kommen, und das hier mit einem tragischen Ende, auch wenn die Begegnung mit Edvarda sehr zart beginnt. Nachdem das Mädchen ihn erstmals besucht hatte, schlug ihm ein fremder Hauch in der Hütte entgegen;



    Zitat

    als ich eintrat, war ich gleichsam nicht länger allein dort.



    Die Naturschilderungen Hamsuns sind wirklich großartig. Sehr feinfühlig nachempfunden, wie die Handlung sich allmählich zur Tragik weitet. Leutnant Glahns Verhalten in der Öffentlichkeit mutet manchmal doch etwas seltsam an, doch der Wirkung und Stimmung des Romans konnte ich mich nicht entziehen.


    4ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Vielen Dank für die Rezension. Das Buch klingt sehr interessant und ist auf meine Wunschliste gewandert. Kennst Du mehr von Knut Hamsun und wenn ja, würdest Du Pan als Einstieg empfehlen? Übrigens liest Du sehr oft Bücher, die mich ansprechen.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • Hallo,


    es freut mich ja, dass meine Lektüre deinen Geschmack trifft.


    Ich empfehle dir, mit Hamsuns Frühwek zu beginnen. "Pan" gehört dazu, wie auch "Mysterien" und sein erster Roman "Hunger", den Klassikfreund rezensiert hat. Diese drei Romane bildeten auch meinen Einstieg in Hamsun. Mit der Zeit lese ich mich in etwa chronologischer Reihenfolge durch, und habe auch vor, die Biographie von Robert Ferguson zu lesen. (Knut Hamsun. Leben gegen den Strom).


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    Liebe Grüße
    mombour

  • Hallo zusammen,


    im Folgenden meine Stellungnahme zu dem unten stehenden Erzählungsband, der auch "Pan" enthält, weswegen ich sie hier einstelle.


    Mombour möge mir verzeihen, wenn meine Wertung eher negativ ist: Ich habe mich nicht so tief damit auseinandergesetzt, so dass mir sicher einige Qualitäten entgangen sind. Daher ist meine Wertung wirklich als sehr persönlich anzusehen und möchte nicht Hamsuns weltliterarischen Ruhm schmälern. Die Geschmäcker der Publikümer sind eben verschieden und auch die Großen vermögen nicht jeden zu begeistern.


    Knut Hamsun: Vagabundentage und andere Erzählungen
    Der Autor:
    Der Norweger Knut Hamsun (= d. i. Knud Pedersen) lebte von 1859 bis 1952. Er veröffentlichte vor allem Romane und Erzählungen. Von den ersteren sind die berühmtesten „Hunger“ (1890) und „Segen der Erde“ (1917), wofür er 1920 den Nobelpreis bekam. Am Ende seines Lebens geriet er in die Kritik, weil er sich aufgrund seiner zivilisationsfeindlichen und antiamerikanischen Haltung geistig dem Nationalsozialismus annäherte.


    Zum Buch:
    Der Erzählungsband vereint den kleinen Roman „Pan“ von 1894 neben der Titelerzählung, die als einzige in den USA spielt mit den Erzählungen „Schwärmer“
    und „Die Nachbarstadt“. Wie auch „Pan“ spielen diese alle in kleinen Handelsniederlassungen an der nordnorwegischen Küste und thematisieren unglückliche Liebesbeziehungen und kleinere gesellschaftliche Konflikte im Zeitalter des Umbruchs von der traditonellen Wertegesellschaft zur schnelllebigen Industriegesellschaft. Hamsun zeigt sich in diesen Erzähltexten als konservativer Beobachter des dargestellten Umbruchs, der sich ansonsten auch um die Herzensdinge seiner sehr gebrochenen Helden sorgt.


    Meine Meinung:
    Sehr schöne Naturschilderungen verführen mich, möglichst bald mal nach Norwegen zu reisen. Allerdings hoffe ich, dann nicht diesen überaus gefühligen jungen Männern zu begegnen, die sich in unglückliche Beziehungen reinreiten, weil sie es nicht lassen können, sich selbst lächerlich zu machen. Aber auch die Damenwelt gefällt mir nicht besser. Kapriziöse Kaufmannstöchter bringen hier die Herzen in Wallung, mich aber eher ins Gähnen.
    Insgesamt die Art impressionistischer Literatur, die wohl eher echte Romantiker anspricht. Ich glaube nicht, dass ich so schnell wieder nach der Lektüre von Hamsun verlange.



    HG
    finsbury

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Knut Hamsun: Pan. Aus Leutnant Thomas Glahns Papieren. Manesse Verlag. Neuübersetzung 2009. 250 Seiten.


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    Klappentext
    Der junge Leutnant Glahn zieht sich in eine einsame Waldhütte zurück, um dort fernab von moderner Zivilisation und gesellschaftlichen Zwängen zu leben. Gleich dem mythischen Fruchtbarkeitsgott Pan streift er durch die Wälder des Nordlands, «frei wie ein Herrscher» und eins mit der Natur.
    Sein idyllisches Eremitendasein findet jedoch ein jähes Ende, als ihn die Lockungen des Eros ereilen. Die unergründliche Edvarda, Tochter des mächtigen Fjordbarons, wird Glahns schicksalhafte Leidenschaft. So sehr sich beide lieben – der impulsive Glahn und die eigensinnige Edvarda können nicht zueinanderfinden. Als auch noch zwei Rivalen um Edvardas Gunst auf den Plan treten, beginnen Obsession und Eifersucht ihr zerstörerisches Werk.
    Die vorliegende Neuübersetzung bietet die Gelegenheit, Knut Hamsuns (1859–1952) literarisches Glanzstück wiederzuentdecken. Suggestiv beschwört der Roman die geheimnisvolle Aura der langen Sommernächte im Nordland. Raffiniert in Szene gesetzte Erotik, lyrische Sprache und die subtile Psychologie, mit der die Naturerfahrung des Außenseiters Glahn geschildert wird, machen ihn zu einem Juwel der Fin-de-siècle-Dichtung.


    Bewertung
    Dieser Roman ist 1894 erschienen und enthält die aus der Ich-Perspektive geschilderte Geschichte eines Einzelgängers, der sich in die norwegischen Wälder zurückgezogen hat und dort vor sich hinlebt. Man liest dieses Buch mit rasender Geschwindigkeit, die Naturschilderungen Hamsuns fesseln auf ungemeine Weise. Das Personal des Romans ist sehr übersichtlich, sobald Leutnant Glahn auf Personen trifft kommt es zu manch merkwürdiger, komisch anmutender Begegnung, da er glaubt, sich falsch verhalten zu haben. Der hier angeschlagene Ton weicht von den poetischen Naturschilderungen ab. Die Begegnungen mit Frauen bringen eine dritte Tonlage in das Buch, hier werden öfter Götter ins Spiel gebracht, die diesen Begegnungen eine nicht ganz so einfach zu verstehende allegorische Bedeutung verleihen. Auch wenn ich hier nicht jede Andeutung verstanden haben mag, ist das nicht weiter störend, das Buch schreitet schnell genug voran. Am Ende der Geschichte kommen surreale Elemente ins Spiel. Der Roman enthält damit auf der einen Seite ganz klassische Naturbeschreibungen, auf der anderen Seite sind schon Szenen wie im modernen Roman enthalten.


    Hunger, Mysterien und Pan gehören zu den drei großen Romanen Hamsuns, wie das aufschlussreiche Nachwort erläutert.


    4ratten


    Gruß, Thomas