Carl Jonas Love Almqvist - Die Woche mit Sara

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    Verlag: Rowohlt
    ISBN:978-3-499-23980-9
    Seiten: 160
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,90
    ET: 06.2005


    Auf einem Schiff im Mälarsee verliebt sich der junge Sergeant Albert in eine hübsche junge Frau. Doch Sara lässt ihn abblitzen. Erst bei einem Landgang kommen sich die beiden näher. Trotzdem besteht Sara darauf, ihr Essen selbst zu bezahlen, und schlägt vor, zusammen in dem einzigen noch freien Zimmer der Herberge zu übernachten. Und sie hält ein flammendes Plädoyer für die freie Liebe...


    Meine Meinung


    „Die Woche mit Sara“ wurde 1839 in Schweden erstmals veröffentlicht und löste einen ungeahnten Skandal aus. Eigentlich wollte Carl Jonas Love Almqvist die Gesellschaft zum Nachdenke anregen, aber diese ließ sich nicht einmal zu Diskussionen hinreißen, sondern drohte Amqvist mit einem Prozess, woraufhin er das Land verließ.


    Der Roman kritisiert nicht nur die schwedische Ständegesellschaft, sondern auch die in Almqvists Augen veralteten Ehegesetze. Er fordert mit seinem Roman die Gleichberechtigung der Frau und eine Überarbeitung des Eherechts. Ich persönlich finde, der Autor hat diese Kritik sehr deutlich in seinem Roman rübergebracht. Sara selbst plädiert für die freie Liebe ohne Trauschein, Sergeant Albert, eigentlich einem höheren Stand als Sara angehörend, kümmert sich nicht im geringsten um diesen Standesunterschied und meidet die sogenannten ‚Höhlenmenschen‘, die höher gestellten Persönlichkeiten.


    Leider ist der Roman mit knapp 150 Seiten viel zu kurz geraten, um eine Beziehung zu Sara oder Albert aufzubauen. Auch die Charaktere wirken nicht sehr vielschichtig, allerdings auch nicht zu flach. Das, was gesagt und getan werden muss, um Almqvists Kritik öffentlich und vor allem anschaulich zu machen, wird gesagt und getan, mehr aber auch nicht.
    Amüsant waren die Dialoge, da Sara und Albert mehr als einmal aneinander vorbeireden, auch Alberts Gedanken haben mich gut unterhalten.


    Interessant ist natürlich, einmal einen klassischen Roman aus Schweden zu lesen und zu erfahren, wie es Anfang des 19. Jahrhunderts dort aussah. Und da der Autor sich viel Mühe gemacht hat, den Reiseweg der beiden Protagonisten genau zu beschreiben, erfährt man auch über Schweden selbst ein wenig mehr.


    Insgesamt hat mir „Die Woche mit Sara“ sehr kurzweilige Stunden geschenkt und wer sich für einen Schwedenklassiker interessiert, sollte unbedingt zu diesem Roman greifen, auch wenn sich mir persönlich kein nachhaltiger Eindruck einstellen konnte.


    Meine Bewertung


    3ratten

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Hallihallo!


    Was auf einem Wühltisch begann, wird wohl so schnell nicht wieder aus meinem Gedächtnis und meinem Herzen verschwinden. Oft sind es die kleinen Bücher, von denen man nicht viel erwartet, die sich als wahre Perlen herausstellen. "Die Woche mit Sara" ist für mich so ein Buch.


    Meine Meinung:
    Ohne Vorwissen habe ich mich an dieses Buch gewagt, angelockt durch den schwedischen Autor und das schöne Cover. Die Geschichte um Albert, den Unteroffizier, der auf einem Schiff die junge Sara kennen lernt, liest sich sehr flüssig, ohne Längen, aber auch ohne sonderlich interessante Wendungen.


    Spannend und schön wird es, als Albert Saras Zurückhaltung knacken kann und sie ins Gespräch kommen. Schon vom ersten Augenblick muss man diese Person gern haben, die auf emanzipierte Art und Weise stets ihren Anteil am Abendessen und den Reisekosten bezahlt, die ihre eigene Herrin ist und ein Handwerk ausübt. Sie ist offen und frei und zugleich verantwortunsbewusst. Eine dermaßen moderne Frau in einem so alten Buch anzutreffen, das ist schon sehr erstaunlich. Und so habe ich jede Seite genossen, war gespannt, ob Sara Dinge tun würde, die wirklich sehr modern sind - wie zum Beispiel außerhalb der Ehe mit einem Mann zu schlafen, der ihr gefällt. Diese Spannung liegt stets in der Luft. Beide Protagonisten sowie der Leser wissen, dass es prickelt und alle (das nehme ich jetzt einfach mal an :breitgrins:) wollen es.


    Kurz vor Ende der Geschichte, ich erinnere mich genau, in Kapitel 7 kam dann schließlich der Moment, wo ich nur noch mit offenem Mund las, kaum mehr atmen konnte und einfach nicht glauben konnte, dass dieses Buch 150 Jahre alt ist. Saras Ansichten über die Ehe, das Leben und die Liebe sind nicht nur den meinen erstaunlich ähnlich - was vielleicht auch dazu beitrug, dass ich sie so sympathisch finde - sondern nicht nur modern, sondern sogar unserer Zeit um einige Schritte voraus. Die Probleme, über die sie und Albert diskutieren, existieren auch heute noch, wenn nicht noch schlimmer. Und hier ist das Erfolgsrezept für funktionierende Beziehungen, für das Erhalten der wahren Liebe - in einem kleinen Büchlein, das irgendein unglücklicher Schwede vor 150 Jahren schnell mal hingeschrieben hat. :entsetzt:


    Vielleicht hat mich das Ende des Buches doppelt berührt, weil ich selbst gerade eine Beziehung beendet habe, die nicht der Norm entsprochen hat. Man ist zwar mit vielen Vorurteilen konfrontiert, aber lustigerweise ist die Beziehung genau daran gescheitert, dass wir diesen unkonventionellen Aspekt verloren und uns der Masse angepasst haben.


    Dieses Buch ist ein wahrer Augenöffner, nicht nur was dieses Thema betrifft, sondern hat mir auch ein wenig über schwedische Kultur zu jener Zeit beigebracht und Interesse für die Landschaft Schwedens geweckt.


    5ratten

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Durch einen Zufall ist das Buch nun auch in meiner Tasche gelandet!
    Es stand neben einem anderen Buch, das ich kaufen wollte, falsch eingeordnet. Der Name des Autors ist mit direkt ins Auge gesprungen und ich habe es auf gut Glück gekauft!


    Meine Meinung:
    Ich kann mich Wendy eigentlich nur anschliessen! :breitgrins:


    Mich hatte der Autor von den ersten Zeilen. Ich bin eh großer Fan von der Literatur des 19. Jahrhunderts, allerdings ist mir bisher noch kein Schwede aus der Zeit untergekommen (zumindest erinnere ich mich nicht).


    Das erste Kapitel beginnt mit der Unterschrift: Ein ansprechendes und merkwürdiges Zwischending! Kein Mädchen vom Lande, erst recht keine Bauerndirne - doch auch nicht richtig von besserem Stand. Das finde ich ja schon zauberhaft!


    Zunächst plätschert der Roman vor sich hin, Sara überrascht den Leser und auch Albert, der sich in sie verliebt hat. Sie zahlt für ein Essen, zu dem sie eigentlich eingeladen wurde, teilt Reisekosten genau auf ( :breitgrins: ich fand das süß) und hat ihr eigenes kleines Geschäft. Außerdem übernachtet sie mit Albert im selben Zimmer - sowas wäre damals undenkbar gewesen!


    Genau wie Wendy hat mich aber auch erst das 7. Kapitel richtig bewegt.
    Ihre Ansichten zur Ehe und der beziehung zwischen Mann und Frau sind erstaunlich! Sie ist gegen die Ehe und für ein individuelles Leben - trotz Partner.
    Doch auch Albert ist erstaunlich unkonventionell. Als Sergeant gehört er eigentlich einem höheren Stand als Sara an, dennoch kümmert er sich nicht darum, wo sie herkommt. Auch den Umgang mit Menschen seines Standes lehnt er (zumindest auf dem Schiff) ab,


    Ich bin sehr froh, dass ich durch Zufall über dieses kleine Buch gestolpert bin!


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Levia ()