Die Geschwindigkeit des Lichts von Elizabeth Rosner
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Klappentext
Als Sola Julian zum ersten Mal sieht, wird er vom goldenen Licht eines Gingkobaumes umhüllt. Der junge Physiker lebt zurückgezogen in einer Welt aus starren Regeln. Unausgesprochene Erinnerungen und Alpträume halten ihn wie in einem Panzer aus Eis gefangen. Bis zu jenem Tag, an dem seine Schwester Paula, eine talentierte Sängerin, nach Europa aufbricht. Nur ungern verlässt sie ihren Bruder. Bisher hat sie ihn beschützt, um sich nicht selbst der Vergangenheit stellen zu müssen. Nun soll ihre Hausgehilfin Sola, die vor einem Krieg in ihrer südamerikanischen Heimat nach Amerika geflüchtet ist, für ihn sorgen. Sola begreift schnell, dass Julian von den gleichen Bildern gequält wird wie sie. Während die beiden vorsichtig erste Schritte in die ebenso ersehnte wie gefürchtete Wirklichkeit wagen, begegnet Paul in Budapest der Geschichte ihres Vaters. Der Schmerz lässt sie verstummen. Doch als sie nach Hause zurückkehrt und das Glück ihres Bruders sieht, findet sie zu ihrer wahren Stimme.
In ihrem aufsehenerregenden Debütroman erzählt Elizabeth Rosner von drei Menschen, die sich aus dem Griff der Vergangenheit lösen, ohne sie verdrängen zu müssen. Gemeinsam machen sie sich auf, die Unendlichkeit des Raumes zwischen Erinnerung und Zukunft zu überschreiten.
Meine Meinung
Es kommen gleich drei Ich-Erzähler nebeneinander vor. Einmal Julian, dann Paula, seine Schwester und Solan, die Angestellte.
Mit jedem Wechsel der Erzähler beginnt nicht nur ein neuer Absatz, nein, auch die Schriftart wechselt. Und wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass jede der jeweiligen Person ähnelt.
Auch die Erzählform passt sich an.
Julian ist sehr introvertiert und stark abhängig von selbsterstellten Regeln. Jede Woche gleicht der anderen. Seine einzige Bezugsperson seit seiner Kindheit ist seine Schwester Paula. Zurückgezogen von der Welt lebt er zusammen mit ihr im selben Haus, allerdings in verschiedenen Wohnungen, da die Geschwister sich in vielem unterscheiden.
Julian arbeitet an einem Lexikon, er ist Physiker und war als Kind schon hochbegabt, während seine Schwester für ihren Gesang lebt. Er behauptet, sie hätte eher gesungen als gesprochen.
Als Paula nach Europa reist um an verschiedenen Opernhäusern vorzusingen verändert sich Julians Leben gravierend.
Sola, die Hausangestellte von Paula, soll sich in deren Abwesenheit nicht nur um die Wohnung sondern auch um Julian kümmern. Nach anfänglicher Ablehnung gewöhnt er sich langsam an ihre Anwesenheit. Sola erkennt in ihm eine ebenso verletzte Seele wie sich selbst. Sie fühlt instinktiv wie er seine Welt erlebt und versteht auch seine Berührungsängste. Schrittweise findet sie Zugang zu ihm. Julians Schutzmauern beginnen zu bröckeln. Doch trotz oder gerade wegen seines "Öffnens" schreckt sie vor einem näheren Kontakt zunächst zurück, versucht sich ihrem Interesse an ihm zu verschließen, aus Angst davor ihre eigene Vergangenheit auferstehen zu sehen.
Den Grund für Julians Verhalten bekommt man häppchenweise aus den Erzählungen zu lesen. Bald schon wird klar, dass das Verhalten der Geschwister eine Folge der familiären Situation in ihrer Kindheit ist. Der Schlüssel dazu ist der Vater. Ein Jude, der das KZ überlebt hat.
Auch Sola ist eine Überlebende.Sie hat einen anderen Hintergrund, doch die Verletzungen der Seele gleichen sich.
Dieses Buch ist nicht geprägt von Hass auf die Peiniger, sondern von dem Umgang mit der zurückbleibenden Hilflosigkeit.
Sola: "Schweigen beschädigt das Herz."
Julian: "Wenn man als Augenzeuge anderen Leuten davon erzählt, macht man auch sie zu Augenzeugen."
Das Buch ist durchsetzt von Einträgen für das Lexikon. Diese stehen in Bezug zu den eben geschilderten Ereignissen. Es sind Julians wissenschaftliche Erklärungen für menschliches Verhalten. Seine Sprache um sich auszudrücken. Denn Sprache und deren Verlust ist auch ein Thema in dieser Geschichte.
