Sarah Waters - Die Frauen von London (The Night Watch)

Es gibt 70 Antworten in diesem Thema, welches 14.710 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bluebell.


  • Ich habe schon sehr oft gehört, daß gerade die Einwohner Londons während der Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg, einen Humor an den Tag gelegt haben, der uns zusammenzucken läßt, obwohl unsere Generation keine Schuld mehr trifft.
    Ein Restaurant wurde in London von einer Bombe schwer beschädigt, aber es blieb weiterhin geöffnet mit einem Schild davor, auf dem stand: "More open than usual"


    Bei aller Tragik - aber DAS nenn ich wahren Humor! :breitgrins:


    Übrigens fand ich die eine Stelle total schräg, als sich Kay, Mickey und Binkie darüber unterhalten, was ihnen an Frauen besser gefällt als an Männern - und dann kommen so Sachen wie: hysterische Anfälle wegen Nichtigkeiten oder sich bei Parties auf der Toilette die Pulsadern aufschneiden wollen! Hallo, gehts noch? Man kann ja Frauen trotzdem lieber mögen, aber deswegen? Bin ich die einzige, der das total absurd vorkommt? :schulterzuck:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Hallo,


    ich habe gestern das Buch beendet und es hat mir gut gefallen. ich fand es interessant etwas über das "normale" Leben während des Krieges zu erfahren und die Geschichten der vier Frauen haben mich sehr berührt. auch zum Ende hin, war mir keine der vier unsympathisch. Sie hatten ihre guten und schlechten Seiten, wenn man das so nennen kann. Sie waren einfach sehr normal, keine Superheldinnen, denen alles gelingt, die perfekt und akkurat in jeder Situation handeln, sondern einfach vier Menschen, die trotz Krieg und wiedriger Lebensumstände versuchten in dem ganzen Tohouwabohou ein bißchen Glück und Freude zu finden, auch wenn diese Glück doch sehr vergänglich zu sein scheint.


    Verstanden habe ich nicht, warum Viv nach der Abtreibung immer noch ihr Verhältnis zu Reggie aufrechterhält. Dieser hat sich ja nicht gerade als derjenige bewiesen, auf den man sich verlassen und dem man vertrauen kann.


    Duncan ist ein armer Tropf, der in seinem Leben zur falschen Zeit am falschen Ort war und ein Trauma hinter sich hat, von dem er sich wohl nicht mehr erholen wird oder wenn dann nur sehr schwer. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der Selbstmord seines Freundes der Grund für seine Inhaftierung war.
    Die Bedeutung Frasers in der ganzen Geschichte ist mir ziemlich schleierhaft, denn er hat eigentlich nicht aktiv an dem ganzen Geschehen teilgenommen.


    Kay tut mir leid, denn sie hat wirklich eine große Liebe verlohren und dazu noch einen Job gemacht um den ich sie nicht beneide. Sie ist die jenige, die es meines Erachtens am schwersten hatte.


    Das Ende empfinde ich jetzt gar nicht mehr als offen und kann mit dem Schluß der Geschichte gut leben.


    Für mich war es ein schönes Buch, das Spaß gemacht hat zu lesen: 3ratten


    Tina

  • Yuhu!


    Ich bin auch fertig! :klatschen:
    (Schon seit Freitag, aber ich komm am Wochenende an keinen Internetzugang...)


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen!


    Alle verhedderten Handlungsfäden haben sich aufgelöst und doch hat die Geschichte keinen befriedigenden Abschluss für mich, ich hätte gern noch mehr über die Beteiligten erfahren und frage mich, wie es weitergehen könnte?
    Nochdazu kommt es mir so vor,


    Insgesamt gesehen, war es ein sehr schönes Leseerlebnis und ich danke für diesen Buchtip! (Wer hat es vorgeschlagen?)
    :winken:


  • Übrigens fand ich die eine Stelle total schräg, als sich Kay, Mickey und Binkie darüber unterhalten, was ihnen an Frauen besser gefällt als an Männern - und dann kommen so Sachen wie: hysterische Anfälle wegen Nichtigkeiten oder sich bei Parties auf der Toilette die Pulsadern aufschneiden wollen! Hallo, gehts noch? Man kann ja Frauen trotzdem lieber mögen, aber deswegen? Bin ich die einzige, der das total absurd vorkommt? :schulterzuck:


    Sarah Waters liebt Klischees!
    Die 3 Butches stehen halt auf "richtige Frauen"! :zwinker:

  • Ich habe das Buch gestern auch zu Ende gelesen!


    Als ich gesehen habe, dass es noch einen dritten Abschnitt gibt, der wieder 3 Jahre früher spielt, war ich im ersten Augenblick etwas genervt. Wenn schon, dann hätte ich mir für die letzten Seiten eher eine Rückkehr nach 1947 gewünscht.


    Die Story rund um die erste Begegnung von Reggie und Viv fand ich dann auch vollkommen uninteressant und überflüssig - und das nicht nur, weil ich von Reggie schon so die Nase voll hatte und am liebsten gar nichts mehr von ihm lesen wollte.


    Gefallen hat mir hingegen, dass man endlich Alec kennenlernt. Er hat mich mit seiner wilden, leicht irren Art ganz stark an einen anderen Buchcharakter erinnert, und mir ist dann sogar eingefallen an wen: Dean Moriarty aus Jack Kerouacs "Unterwegs"! Insofern kann ich schon nachvollziehen, was Duncan so an ihm fasziniert hat und warum er ihn so geliebt hat.


    Denn ja - ich denke, das was er für Alec empfunden hat, ging sehr wohl über Freundschaft hinaus. Ähnlich wie nun bei Fraser. Nur dürfte er sich dessen nicht wirklich bewusst sein. Er spürt einfach, dass er sich zu diesen beiden Burschen sehr stark hingezogen fühlt und macht sich scheinbar gar keine Gedanken darüber, dass dahinter mehr stecken könnte.


    Nun, da geklärt ist, woher sich Viv und Kay kennen, verstehe ich die Szene im Jahr 1947 überhaupt nicht mehr - als Viv mit Reggie im Auto fährt und dann panische Angst hat, von Kay entdeckt zu werden, die in der Kinoschlange wartet. Ist sie noch so traumatisiert, dass sie sich dermaßen irrational verhält, oder schämt sie sich vielleicht?


    Kay ist überhaupt eine ganz besonders tragische Figur. Der Vergleich zwischen der Kay von 1941, als sie und Helen sich kennenlernen, und dem seelischen Wrack von 1947 ist unbeschreiblich beklemmend. Bestimmt hat beides dazu beigetragen, einerseits der Verlust von Helen und andererseits die Jahre als Sanitäterin. Schlimm! :sauer:


    Zitat von "Deckel"

    Insgesamt gesehen, war es ein sehr schönes Leseerlebnis und ich danke für diesen Buchtip! (Wer hat es vorgeschlagen?)


    :breitgrins:


    Mir hat das Buch bis auf einige Schwächen auch sehr gut gefallen, auf jeden Fall um Welten besser als mein erstes Waters-Buch! Ich hasse es nur, wenn die Autorin mit ihren Klischees auffährt oder auf die ganz plakative Emanzentour kommt. Aber sonst: top!


    Liebe Grüße,
    Bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()


  • Die Story rund um die erste Begegnung von Reggie und Viv fand ich dann auch vollkommen uninteressant und überflüssig - und das nicht nur, weil ich von Reggie schon so die Nase voll hatte und am liebsten gar nichts mehr von ihm lesen wollte.


    :breitgrins: (Mir ging es da aber ähnlich)



    Denn ja - ich denke, das was er für Alec empfunden hat, ging sehr wohl über Freundschaft hinaus. Ähnlich wie nun bei Fraser. Nur dürfte er sich dessen nicht wirklich bewusst sein. Er spürt einfach, dass er sich zu diesen beiden Burschen sehr stark hingezogen fühlt und macht sich scheinbar gar keine Gedanken darüber, dass dahinter mehr stecken könnte.


    Das kann ich mir auch vorstellen. Dass es ihm selbst nicht bewusst ist, könnte ja auch der Grund dafür sein, dass wir als Leser deswegen rätseln. Es ist einfach nicht eindeutig und das spürt man irgendwie (auch beim Lesen)



    Nun, da geklärt ist, woher sich Viv und Kay kennen, verstehe ich die Szene im Jahr 1947 überhaupt nicht mehr - als Viv mit Reggie im Auto fährt und dann panische Angst hat, von Kay entdeckt zu werden, die in der Kinoschlange wartet. Ist sie noch so traumatisiert, dass sie sich dermaßen irrational verhält, oder schämt sie sich vielleicht?


    Vielleicht war ihr Anblick tatsächlich erst mal ein Schock, durch den sie wieder an die ganze Sache erinnert wurde? Irgendwie hat sie die Sache ja wohl verdrängt. (Obwohl der ständige Anblick Reggies ja Erinnerung genug sein müsste :rollen: ). Hat Kay Reggie eigentlich gesehen damals? Vielleicht hatte Viv ja auch Angst, dass Kay sieht, dass sie trotz allem noch mit Reggie zusammen ist und schämt sich tatsächlich auch für dieses Verhalten. (Mir ist echt schleierhaft, warum sie noch mit ihm zusammen ist)


  • Mundy ist in der Tat etwas merkwürdig, aber er wird ja wohl Duncan nicht gewzungen haben bei ihm zu wohnen. Wenn sich der andere auf solche dinge einläßt, dann ist er auch selbst dafür verantwortlich und man kann nicht nur einem die Schuld in die Schuhe schieben.


    Da hast du recht. Das ist aber auch ein Punkt, der mir etwas unklar blieb. Duncan ist zwar mit seinem Vater zerstritten, aber zieht man deshalb zu seinem Gefängniswärter? Und, wie sensibel und beeinflussbar ist Duncan nun wirklich? Einerseits scheint er recht schlau zu sein (unterfordert in der Fabrik), andererseits gab es aber auch Andeutungen, die mich vermuten ließen, er wäre hypersensibel, was ja zumindest auch manchmal den Anschein machte. So ganz logisch finde ich das alles aber nicht.


    Insgesamt hat mir das Buch aber dennoch gut gefallen, was man in meiner Rezension nachlesen kann. :winken:

  • Bei aller Tragik - aber DAS nenn ich wahren Humor! :breitgrins:


    Das find ich auch irgendwie klasse :breitgrins:


    Humor schafft Abstand, in diesem Fall Abstand zu Geschehnissen, die traumatisieren. Ich kann das gut nachvollziehen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Eine Sache noch, die mir nicht ganz klar ist.
    Duncan hängt ja offensichtlich sehr an seiner Schwester Viv. Und sie wohl auch an ihm - trotzdem kommt es in der einen Szene, als Viv und Helen sich auf der Feuerleiter unterhalten, so rüber, als wäre sie schon auch irgendwie sauer auf ihn ("Ach der, dem geht's doch gut" usw.).


    Warum genau reagiert Viv denn nun so gereizt auf Duncan? Hält sie ihn vielleicht wirklich für schuldig und seine Strafe für gerechtfertigt? Das würde ja bedeuten, dass sie nicht unserer Meinung ist. :breitgrins: Denn wir waren uns ja einig, dass das ein ziemlich absurdes Gesetz ist, welches verhinderte Selbstmörder bestraft.
    Oder findet sie vielleicht, dass Duncan und Alec da eine riesige, naive Bubendummheit begangen haben und hat Mitleid mit ihrem Vater, der so unter Duncans Gefängnisstrafe gelitten hat?
    Oder ist es ihr ein Dorn im Auge, dass Duncan bei Herrn Mundy wohnt? Was meint ihr, worauf beziehen sich ihre Bemerkungen?


    LG, Bluebell

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Ich habe den Teil jetzt nochmal gelesen. Ich bin mir nicht sicher, wie sie es meint, aber ich hatte beim Lesen so das Gefühl (jetzt wo ich ihr Schicksal ja kenne) , dass es wohl je nach eigenem Wohlbefinden Momente gibt, in denen sie ihr eigenes Schicksal und ihre jetztige Situation im Vergleich zu ihrem Bruder schlimmer sieht und deshalb gereizt reagiert. So nach dem Motto: er hat ein einfaches Leben bei Mundy und seinem Job und lebt einfach vor sich hin, sie dagegen kommt nicht zurecht mit ihrer Situation und ihrer Vergangenheit und reagiert deshalb manchmal so gereizt auf ihn.

  • Hm, klingt auch nach einer Option ...


    dubh, bist du eigentlich schon wieder eingestiegen, oder machst du noch Pause? Wo bist du denn gerade im Buch?


    :blume:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b