Zensur in Deutschland? HP sollte vom Lehrplan gestrichen werden

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  • Zensur ist ein durch staatliche oder private Institutionen eingesetztes Verfahren zur Überwachung und Kontrolle von Äußerungen mit dem Ziel, unerwünschte Äußerungsinhalte zu verändern oder zu verhindern und dadurch das gesellschaftliche Geistesleben vor allem in politischer, sittlicher und religiöser Hinsicht zu beeinflussen.


    OK, einverstanden. Hm. Aber ist dann nicht eigentlich jede Deutschstunde etwas ähnliches? Wenn der Deutschlehrer den Schülern seine Interpretation eines Buches aufnötigt? Hat mich damals auch immer geärgert, übrigens...


    Verstehe auch nicht, warum man immer alles verbannen und verbieten muss. Darüber reden will wohl niemand mehr?

  • Hallo!


    Was mich an der Sache wundert ist, dass sich zwar die Mehrheit der Eltern für HP ausgesprochen hat, aber trotzdem dem Wunsch zweier Elternpaare stattgegeben wurde. Wieso wurde dann vorher überhaupt diskutiert? Als Eltern würde ich mir ziemlich veräppelt vorkommen, wenn Mehrheitsentscheidungen so ignoriert werden :sauer:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Ich frage mich immer wie wenig Vertrauen diese Menschen in ihren Glauben haben wenn sie denken durch ein Kinderbuch Schaden zu nehmen. Aber darum geht es wohl in Wirklichkeit garnicht.


    Ich bin immer noch katholisch, trotz 6 x Harrylektüre und einiger anderer Fantasybücher über Magie. Sogar die Pullman-Trilogie um Will und Lyra hat mein Glaube überstanden :breitgrins:


    Zitat

    "Verletzung religiöser Gefühle" ist im Moment ja ohnehin ein Wort mit dem man einen Nerv trifft. So kann man dann auch in einer solchen Sache seinen Willen durchsetzen. Bloß nicht mit Dingen auseinandersetzen, die nicht ins eigene Weltbild passen.


    Das stößt mir in letzter Zeit sowohl in die eine als auch in die andere Richtung immer wieder auf. In einem anderen Forum habe ich kürzlich mit einer Mutter diskutiert, die sich aufregte, weil ihre Tochter im Religionsunterricht die 5 Säulen des Islam auswendig lernen sollte, während andere Eltern sich aufkoffern, weil im katholischen Religionsunterricht ein Danklied gesungen wurde, in dem Gott vorkam :rollen:


    Warum kann man seinen Kindern nicht einfach vermitteln, dass es auch im Bereich Glaube und Religion nicht DIE EINE allgemeingültige "Wahrheit" gibt, sondern sie mit der Vielfalt der Überzeugungen vertraut machen und Toleranz lehren...

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Warum kann man seinen Kindern nicht einfach vermitteln, dass es auch im Bereich Glaube und Religion nicht DIE EINE allgemeingültige "Wahrheit" gibt, sondern sie mit der Vielfalt der Überzeugungen vertraut machen und Toleranz lehren...


    Sehr richtig. Ich befürchte in den süddeutschen vorwiegend katholischen Bundesländern wird das weniger tolerant gesehen als im Norden Deutschlands. Deine Beispiele erschrecken mich, ich habe so etwas zu meiner Zeit nie erlebt (bin aber im Norden aufgewachsen).


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Das stößt mir in letzter Zeit sowohl in die eine als auch in die andere Richtung immer wieder auf. In einem anderen Forum habe ich kürzlich mit einer Mutter diskutiert, die sich aufregte, weil ihre Tochter im Religionsunterricht die 5 Säulen des Islam auswendig lernen sollte, während andere Eltern sich aufkoffern, weil im katholischen Religionsunterricht ein Danklied gesungen wurde, in dem Gott vorkam :rollen:


    Genau.
    Und die Freiheit zum Denken, Fühlen und Glauben, bleibt natürlich mal wieder auf der Strecke.


    Eine persönliche Entscheidungsfreiheit ist doch eigentlich grundsätzlich nur dann möglich, wenn man auch
    das Andere kennt.


    Ich finde (bitte steinigt mich jetzt nicht) da den Text des neuen Liedes von Herbert Grönemeyer ganz passend.
    Die Menschheit sollte sich mal aus dieser ganzen, untoleranten Ich-Position lösen und mehr Mut zu Toleranz zeigen.
    Wer, was oder warum etwas das richtige (oder auch falsche) ist, kann sich doch irgendwo selber in seinem
    Köpfchen ganz persönlich für sich erarbeiten.
    Aber er soll andere mit seinen Vorstellungen nicht bedrängen.


    :zwinker:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi


  • Sehr richtig. Ich befürchte in den süddeutschen vorwiegend katholischen Bundesländern wird das weniger tolerant gesehen als im Norden Deutschlands. Deine Beispiele erschrecken mich, ich habe so etwas zu meiner Zeit nie erlebt (bin aber im Norden aufgewachsen).


    Die Mutter mit dem Danklied kommt aus dem Norden, war eine Forendiskussion.


    Ich bin mit katholischem Religionsunterricht groß geworden, dort waren aber (vielleicht etwas verspätet...) im Gymnasium auch die anderen großen Weltreligionen sowie Themen aus Philosophie und Ethik Lehrstoff. Fand ich auch gut so, wenngleich mich nicht immer alles so doll interessiert hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Hatten wir soetwas ähnliches nicht vor einiger Zeit schon mal, verbotene Bücher an amerikanischen Schulen? Da waren ja auch die absurdesten Begründungen dabei... ("Onkel Toms Hütte" wegen Rassismus vom Lehrplan genommen...) Ich hätte nicht gedacht, dass das Ganze so schnell nach Deutschland schwappt.


    Ja, hier:
    https://literaturschock.de/lit…m/index.php?thread/6396.0


    Ging auch um HP!



    Ich frage mich wann es bei uns so weit sein wird...


    Frage beantwortet?

  • Harry Potter hat an deutschen Schulen überhaupt nichts verloren. Schnurzpiepegal ob manche sich in ihrem Glauben nun verletzt fühlen oder nicht.


    Ich kann nicht die schlechte Schulbildung in Amerika beklagen wenn hier bei uns in Deutschland, nur weils gerade populär ist HP zu lesen, so einen Blödsinn Einzug hält. Dumm genug sind unsere Schüler sowieso wie Pisa bewiesen hat, durchs lesen von solch einem Kinderkram wird es sicherlich nicht besser. Vielleicht passen wir uns in Deutschland mit unserer Schullektüre ja auch einfach nur dem allgemeinen Niveau an.

  • Hallo,



    Harry Potter hat an deutschen Schulen überhaupt nichts verloren. Schnurzpiepegal ob manche sich in ihrem Glauben nun verletzt fühlen oder nicht.


    Ich kann nicht die schlechte Schulbildung in Amerika beklagen wenn hier bei uns in Deutschland, nur weils gerade populär ist HP zu lesen, so einen Blödsinn Einzug hält. Dumm genug sind unsere Schüler sowieso wie Pisa bewiesen hat, durchs lesen von solch einem Kinderkram wird es sicherlich nicht besser. Vielleicht passen wir uns in Deutschland mit unserer Schullektüre ja auch einfach nur dem allgemeinen Niveau an.


    es geht hier doch, wenn ich richtig informiert bin um eine 5. Klasse, oder? Und den Zusammenhang mit dem Pisa-Test kann ich jetzt auch nicht wirklich nachvollziehen. Was sollte denn stattdessen deiner Meinung nach gelesen werden? Das Ersatz-Buch ist ja wohl jetzt "Rennschwein Rudi Rüssel". Ich glaube die meisten Schüler hätten mehr Spaß an Harry Potter gehabt und der Spaß am Lesen sollte doch wohl im Vordergrund stehen, wenn in einer 5. Klasse ein Buch gelesen wird.


    Gruß
    Seoman

  • "Rennschwein Rudi Rüssel" oder "Harry Potter" in einer 5. Klasse (Gymnasium)? Aber sonst geht's noch? :schulterzuck:
    Es gibt genügend altersgemäße Lektüre mit ein wenig mehr Anspruch.

  • [...] "Harry Potter" in einer 5. Klasse (Gymnasium)? Aber sonst geht's noch? :schulterzuck:
    Es gibt genügend altersgemäße Lektüre mit ein wenig mehr Anspruch.


    Na ja ... aber ... Potters Harry bringt doch die Kinder so schön zum Lesen ... :breitgrins:


    (Oder hofften die Lehrer vielleicht heimlich auf den üblicherweise reflexartig einsetzenden Anti-Schullektüre-Reflex der Kinder, so dass a) Potters Harry den Kindern verleidet und somit aus den Buchhandlungen verschwinden, und b) eventuell sogar durch bessere Lektüre ersetzt würde? Da hätten diese Fundamentalchristen und der rückgratlose Schul"leiter" ihnen aber einen bösen Strich durch die Rechnung gemacht ... :sauer: )

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • [...]Es gibt genügend altersgemäße Lektüre mit ein wenig mehr Anspruch.


    [...]
    (Oder hofften die Lehrer vielleicht heimlich auf den üblicherweise reflexartig einsetzenden Anti-Schullektüre-Reflex der Kinder, so dass a) Potters Harry den Kindern verleidet und somit aus den Buchhandlungen verschwinden, und b) eventuell sogar durch bessere Lektüre ersetzt würde? )


    Der Lehrplan schreibt wohl "Märchen und Fabeln" vor, wenn ich da richtig informiert bin. Und die Idee in diesem Zusammenhang in einer 5. Klasse Harry Potter zu lesen finde ich wirklich nicht schlecht. Es ist doch wohl so, dass es nicht wirklich einfach ist, Schüler für eine Schullektüre zu begeistern. Was ist denn eurer Meinung nach "bessere Lektüre" mit "ein wenig mehr Anspruch"? Das Rennschwein ist wohl kaum eine Verbesserung?


    Gruß
    Seoman


  • "Rennschwein Rudi Rüssel" oder "Harry Potter" in einer 5. Klasse (Gymnasium)? Aber sonst geht's noch? :schulterzuck:
    Es gibt genügend altersgemäße Lektüre mit ein wenig mehr Anspruch.


    Was wäre für dich eine Lektüre für Zehnjährige, die genug Anspruch hat ?
    Ich kann an Uwe Timm (der dafür übrigens den Deutschen Jugendliterturpreis gewonnen hat) nicht so schlimmes finden.


  • "Rennschwein Rudi Rüssel" oder "Harry Potter" in einer 5. Klasse (Gymnasium)? Aber sonst geht's noch? :schulterzuck:
    Es gibt genügend altersgemäße Lektüre mit ein wenig mehr Anspruch.


    Es geht hier um 10 bis 11-jährige. Da passt doch Harry Potter ganz gut vom Anspruch her. In dem Alter sollte Lektüre Spaß machen, und nicht vergraulen durch zuviel Anspruch. Lass die Kleinen doch erstmal älter werden.

  • Die 5. Klasse ist bei mir schon ein wenig her, aber wir hatten ein Lesebuch - ich erinnere mich da an "Kannitverstan", Märchen von Oscar Wilde, Riki-Tiki-Tavi von Kipling oder Balladen von Fontane. Das war wirklich sehr schön, abenteuerlich und spannend und hat sehr viel Spaß gemacht.
    Harry Potter und Rennschwein Rudi Rüssel ist doch eher etwas für die Freizeit, das lesen die Kinder doch sowieso.

  • [quote author=qantaqa]
    Harry Potter und Rennschwein Rudi Rüssel ist doch eher etwas für die Freizeit, das lesen die Kinder doch sowieso.[/quote]


    Eben nicht. Es lesen immer weniger Kinder, da ist es meiner Meinung nicht verkehrt, sie HP lesen zu lassen. Das dürfte den meisten Spass machen (und sie so vielleicht dazu bringen, es in der Freizeit auch mal mit einem anderen Buch zu versuchen) und wenn die Lehrerin was auf dem Kasten hat, kann sie den Kids gleich noch weiterführendes Wissen vermitteln. So kommt in HP 2 ein Basilisk vor, da könnte man doch beleuchten, wo es die Viecher sonst noch gibt, wer sie ursprünglich "erfunden" hat etc.
    Man muss nicht so tun, als sei HP Schund, nur weil es ein kommerzieller Erfolg ist. Ich halte die ersten drei Bände durchaus für anregende und sinnvolle Lektüre für Zehnjährige.
    Und dass HP gelesen wird, heisst ja nicht, dass nicht auch noch was anderes gelesen wird...


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Und warum darf es nichts aus der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur sein? Nichts dagegen, dass man solche Klassiker mit einbaut, aber ich finde es schade wenn sich immer darauf versteift wird und sprachlich gesehen ist es vielleicht gerade gut wenn man etwas Aktuelles wählt.
    Übrigens lesen längst nicht alle Gymnasiasten in der Freizeit. Das war schon in meiner Schulzeit nicht so und heute wird es kaum anders sein.

  • So kommt in HP 2 ein Basilisk vor, da könnte man doch beleuchten, wo es die Viecher sonst noch gibt, wer sie ursprünglich "erfunden" hat etc.


    Spätestens, wenn Du an diesem Punkt angelangt bist, werden 95% der lieben Kleinen auf geistigen Durchzug stellen, fürchte ich ...



    Und warum darf es nichts aus der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur sein? Nichts dagegen, dass man solche Klassiker mit einbaut, aber ich finde es schade wenn sich immer darauf versteift wird und sprachlich gesehen ist es vielleicht gerade gut wenn man etwas Aktuelles wählt.


    Sprachlich gesehen, wäre es vor allem gut, wenn man was Deutschsprachiges nimmt, finde ich. Und wann & wo sollen die lieben Kleinen Klassiker lesen, wenn nicht in der Schule?


    Diese Gründe ("Wir wollen Klassiker lesen!") wären gegen Potters Harry anzuführen, nicht die der Fundamentalchristen. Und solche Bedenken hätte der Herr Schul"leiter" geltend machen müssen ... :sauer:


    Sandhofer, pädagogischer Optimist

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat


    Sprachlich gesehen, wäre es vor allem gut, wenn man was Deutschsprachiges nimmt, finde ich. Und wann & wo sollen die lieben Kleinen Klassiker lesen, wenn nicht in der Schule?


    Ja, das tun sie in den folgenden Jahrgangsstufen auch zur Genüge. Und in Form von Kurzgeschichten und Gedichten kann man sie durchaus im Unterricht behandeln. Heißt ja nicht, dass man entweder das eine oder andere andere machen muss.


    Wenn ein Lehrer sagt er möchte den Harry nicht lesen, weil es eine Übersetzung ist, kann ich das auch noch verstehen. Mir ging es aber generell um aktuelle Kinderbücher und das genannte Buch von Uwe Timm ist zum Beispiel deutschsprachig.