Susanna Clarke - Jonathan Strange & Mr. Norrell

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  • [quote author=BigBen]Und an manchen Stellen merkt man mittlerweile auch, das da Harry Potter durchscheint (z.B. die Diskussion um eine Zaubererschule).[/quote]


    Findest du? Ich empfand grade das Gegenteil: Es geht zwar um England und um Zauberer, aber ich fand es sehr wohltuend, dass die Unterschiede zu Harry Potter sehr gross sind. Während die Zauberer bei Harry Potter in einer eigenen Welt und im Geheimen leben, sind Strange und Norrell gefeierte Persönlichkeiten in der Öffentlichkeit. Und zudem sind die potenziellen Zauberschüler alle erwachsen und wohnen zuhause statt im Internat. Und während die Zauberer in Harry Potter entweder das Gute oder das Böse verkörpern, kann man sich bei Strange und vor allem bei Norrell nie sicher sein, auf welcher Seite sie stehen und weshalb sie etwas tun (Eigennutz spielt da schon eine Rolle)...


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • @Alfa: Ja, finde ich. Und was Du als Unterschiede hervorhebst, erscheint mir doch etwas erzwungen. Die Geschichte kommt mir nicht so locker leicht daher. Es liest sich etwas dröge. Nur ab und zu blitzt mal ein Körnchen auf.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • [quote author=BigBen]Und was Du als Unterschiede hervorhebst, erscheint mir doch etwas erzwungen.[/quote]


    Inwiefern? Diese von mir aufgezählten Dinge waren die, die mir ganz spontan einfielen... Ich war deshalb erstaunt, als du geschrieben hast, da würde Harry Potter durchscheinen und konnte (und kann) nicht ganz nachvollziehen, wie du darauf kommst.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.


  • [quote author=BigBen]Und was Du als Unterschiede hervorhebst, erscheint mir doch etwas erzwungen.


    Inwiefern? Diese von mir aufgezählten Dinge waren die, die mir ganz spontan einfielen... Ich war deshalb erstaunt, als du geschrieben hast, da würde Harry Potter durchscheinen und konnte (und kann) nicht ganz nachvollziehen, wie du darauf kommst.
    [/quote]


    Mir scheint das geschrieben nach der Methode "nur nicht an den weißen Elefanten denken"!

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Naja, vielleicht habe ich wirklich nicht an weisse Elefanten gedacht, als ich das Buch las.
    Ich will hier gar nicht abstreiten, dass ein anderer Leser (also in diesem Falle du) bei Strange & Norrell an Harry Potter denken muss und Parallelen sieht oder im Extremfall sogar von einem Teilplagiat spricht. Aber: Für mich ist das so aus dem Stand nicht nachvollziehbar, da ich während des Lesens höchstens an Harry Potter denken musste, wenn John Childermass auftauchte - er ähnelt Severus Snape optisch.
    Daran sieht man nur wieder mal, dass tatsächlich jeder Leser anders tickt und dass ein- und dasselbe Buch höchst unterschiedlich aufgenommen werden. Es erinnert mich grad ein wenig an die Diskussionen um Amerika von Franz Kafka, bei der ich an Kafkas Werk kein gutes Haar finden konnte, während andere sehr für das Buch schwärmen :zwinker: Da sind wir bis zum Schluss auch auf keinen grünen Zweig gekommen...


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Lesestand: 36. Kap.


    Viel habe ich nicht zu sagen. Das Buch liest sich gut, ist aber in meinen Augen zu lang, zu ausführlich in vielen Szenen. Positiv finde ich allerdings, dass es zwischen den in allen Einzelheiten beschriebenen Szenen zu Zeitsprüngen kommen kann, und dass nicht jedes Ereignis haarklein geschildert werden muss. Da kann auch mal in einem Nebensatz geklärt werden, was mit Arabella Strange in den Jahren von Strandes Spanienaufenthalt geschehen ist.
    Den Vergleich zu Harry Potter kann ich nicht richtig nachvollziehen. Die Unterschiede sind für mich ziemlich groß und es gibt andere Bücher, bei denen ich dies viel eher sehen würde. Stilistisch ist es etwas anspruchsvoller (wenn der Stil auch nicht wirklich künstlerisch ist), die Personen sind weniger schwarz-weiß (wenn mir auch Strange zu "gut" ist), und die Handlung ist vielschichtiger. Andererseits ist natürlich beides reine Unterhaltungsliteratur ohne höhere künstlerische Ambitionen und ähnelt sich darin schon.


    Ich stehe dem Buch weiterhin ziemlich kühl gegenüber. Die Begeisterung des Anfangs ist abgeflaut und noch nicht wieder aufgetaucht. Zu einem guten Teil liegt das an Strange. Er ist mir zu sehr "Held", der alles kann, der neue Sachen entdeckt, der einen guten Charakter hat, und auf den das Buch zu sehr fokussiert. Von Mr Norrell erfährt man kaum etwas, und vor allem nichts von dessen magischen Errungenschaften. So scheint es, er habe seit der "Geisterschiffblockade" der französischen Häfen nichts mehr für den Staat getan, was es sonderbar erscheinen lässt, dass er weiterhin so großes Ansehen bei der Regierung genießt. Und im Kontrast zu Strange kommt er natürlich noch viel schlechter weg. Dieses Ungleichgewicht stört mich.
    Ebenfalls fehlt mir ein bisschen der rote Faden. Das Buch ist für meinen Geschmack zu episodenhaft aufgebaut. Es springt von einer Episode zur anderen, schildert die einzelnen Episoden sehr (zu) detailliert, aber eine übergreifende Entwicklung fehlt mir.


    Ein paar Anmerkungen zu einzelnen Geschehnissen:
    Schön, wie Drawlight und Lascelle im 28. Kap. zum ersten Mal beweisen, dass auch sie ihre Stärken haben, die brauchbar sein können. Sie wissen, wie man Norrell manipulieren kann und begehen so tatsächlich eine nützliche Handlung. Aus Eigennutz zwar, aber immerhin.
    Im 29. Kap. zeigt Strange dann, dass auch er allmählich lernt, wie er aus Norrell etwas herausholen kann. Sehr geschickt, wie er es erreicht, einige Bücher mit nach Spanien nehmen zu dürfen.
    Schade, dass von Arabella Strange nicht öfter die Rede ist. Sie erscheint mir als interessante Person, und ich finde es außerdem von Susanna Clarke geschickt gemacht, wie sie die Tatsache, dass Arabella

    Zitat von 31. Kap.

    den Mann mit dem Distelwollenhaar sehen kann

    nur ganz nebenbei, ohne groß Aufmerksamkeit zu erregen, anbringt. Da erwarte ich mir noch interessante Entwicklungen.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • In der Mitte des Buches musste ich mich doch etwas zum Lesen zwingen, aber jetzt bin ich wieder richtig begeistert.


    Nachdem die Handlung weite Teile dahinplätscherte, geschieht gegen Ende des zweiten Teils etwas, das mich wirklich wachgerüttelt hat.


    Kaum hat man sich davon erholt, geschieht die nächste Katastrophe:


    Momentan kann ich das Buch wieder kaum aus der Hand legen, leider muss ich aber auch mal arbeiten...


    BigBen: als eifriger Harry-Potter-Leser kann ich keine großen Berührungspunkte entdecken. Und die Idee der Zauberschule wurde ja auch recht schnell wieder verworfen. Sowohl der Hintergrund als auch die Gestalten unterscheiden sich total voneinander. Bis auf Childermass, da gebe ich Alfa_Romea recht. Er ähnelt etwas Prof. Snape. Ob das jetzt Zufall ist oder nicht, ich mag beide :herz::breitgrins:

    Einmal editiert, zuletzt von WannaBe ()


  • BigBen: als eifriger Harry-Potter-Leser kann ich keine großen Berührungspunkte entdecken.


    Ich sagte ja "weißer Elefant". Die Geschichte scheint mir mit Absicht so weit wie möglich von allen HP Ähnlichkeiten wegkonstuiert zu sein. Nach der Methode, wenn ich das jetzt so schreibe, ähnelt das HP, wenn ich es so schreibe, etwas weniger und so überhaupt nicht mehr. Und mit dieser Methode scheint mir das ganze Buch geschrieben zu sein. Meine Begeisterung hält sich nach wie vor in Grenzen.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Wahrscheinlich ist es einfach generell schwierig, nach einem Megaerfolg wie Harry Potter ein Buch zu schreiben, das sich auch nur annähernd mit dem gleichen Thema befasst.


    Gäbe es Parallelen zw. Susanna Clarkes Buch und dem Zauberschüler aus Hogwarts - ihr wäre mit Sicherheit vorgeworfen worden, he, das hat sie aber geklaut.
    Gibt es keinerlei Ähnlichkeiten, heisst es, sie hat krampfhaft versucht, eben diese zu vermeiden.


    Ich sehe trotzdem keine weißen Elefanten. :zwinker:

  • 39. Kap.:
    Auch Mr Norrell ist manchmal für eine Überraschung gut. Diese Reaktion auf Stranges Rezension hätte ich ebenso wenig wie Strange selbst erwartet. Auch was er über seine jugendliche Faszination von dem Rabenkönig sagt, hat mich überrascht.
    Apropos Rabenkönig: Er spielt ja eine große Rolle für die Hintergrundgeschichte des Romans und wird von den Hauptpersonen immer wieder erwähnt. Ich erwarte eigentlich, dass er schließlich höchstpersönlich auftauchen wird und habe gerade eine wilde Theorie aufgestellt:


    Wahrscheinlich liege ich mit meiner Theorie völlig falsch, aber ich bin doch gespannt, ob sich etwas davon vielleicht bewahrheitet. Bitte nichts verraten!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Jetzt bin ich endlich mal in einem Kapitel, das mir gefällt (Die Frau des Zauberers). Wie Strange mit seiner Frau umspringt, das ist ja schon ein Grund zur Scheidung aufgrund psychischer Grausamkeit.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Habe jetzt den 2. Teil beendet.


    Kap. 40:
    Mal wieder Krieg in Frankreich. *gähn* In meinen Augen ein überflüssiges Kapitel, vielleicht mit Ausnahme der wieder auftauchenden Frage, ob ein Zauberer einen anderen Menschen töten kann. Dies hätte man aber auch anders aktualisieren können. Ansonsten stellte ich mir einige Fragen zu Stranges Eingreifen ins Kriegsgeschehen: wieso hat er z. B. nichts gegen die Kanonen unternommen, die doch einen so großen Schaden in der britischen Armee angerichtet haben? Diese außer Gefecht gesetzt, wären die britischen Verluste viel geringer ausgefallen. Dachte er nur nicht daran? Wäre vorstellbar, aber sonderbar ist doch, dass auch Lord Wellington anscheinend nicht auf diese Idee kam. Gab es vielleicht einen anderen Hinderungsgrund? Ich wüsste nicht, welchen. Mir war das ganze jedenfalls nicht logisch genug erklärt.


    Kap. 41:
    Segundus hat eine Vision einer Frau ohne kleinen Finger. Interessant, interessant.


    Das Ende dieses Teils ist ja noch einmal richtig schockierend!



    Insgesamt - ich erwähnte es schon - ist mir das Buch zu episodenhaft. Manchmal gelingt es ihm, mich richtig zu fesseln. Aber kaum ist das geschehen, ist diese Episode schon vorbei und die Faszination vorbei. Schade. Ich finde, Clarke verzettelt sich zwischen zu vielen Erzählsträngen, die alle nicht ganz zu ihrem Recht kommen. Dass dabei vor allem Mr Norrell auf der Strecke bleibt, erwähnte ich ebenfalls schon früher.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Insgesamt - ich erwähnte es schon - ist mir das Buch zu episodenhaft. Manchmal gelingt es ihm, mich richtig zu fesseln. Aber kaum ist das geschehen, ist diese Episode schon vorbei und die Faszination vorbei. Schade. Ich finde, Clarke verzettelt sich zwischen zu vielen Erzählsträngen, die alle nicht ganz zu ihrem Recht kommen.


    Volle Zustimmung. :winken:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Bin jetzt bei Kap. 52.


    Saltanah und BigBen: ich muss Euch schon rechtgeben, das Buch hat seine Längen. Gerade im zweiten Abschnitt gibt es viele Episoden, die ich nicht so prickelnd fand. Allerdings hab ich noch kein 1000-Seiten Werk gelesen, bei dem das anders gewesen wäre.


    Das Ende dieses Teils hat mich dann auch richtig geschockt. Endlich passiert wieder was.

    Ihr werdet sehen, daraus ergeben sich noch interessante Wendungen!


    Ich hatte zwischendurch auch eine Theorie zum Rabenkönig:


    Ich bin gespannt, ob es Euch im dritten Teil mehr packt. Zumindest bei mir ist die zeitweise Langeweile wieder verflogen.

  • Ich bin jetzt knapp über die Hälfte und nun wird es endlich etwas interessanter. Der sich entwickelnde Konflickt zwischen Norrell und Strange hat Potential.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • He, im 3. Teil wird das Buch ja noch mal richtig gut!
    Nachdem Strange im 32. Kap. die "Katzenfrau" kennen gelernt hat (übrigens ein äußerst langweiliges Kapitel, das sich zwar später von Bedeutung erweist, was Clarke aber auch anders hätte schildern können), kommt er auf einen neue Idee, was die Beschwörung von Elfen angeht. Damit begibt er sich zwar auf ganz gefährliches Terrain, aber nicht ohne Resultat.
    Auch in London wird es interessanter: Lascelles und Childermass konkurrieren um Norrells Sympathien und es ergeben sich neue Entwicklungen.
    Spannend und intensiv erzählt! Schade, dass nicht das gesamte Buch so war.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Habe ja nun auch endlich den zweiten Teil beendet, hat mal wieder etwas länger gedauert. Ich hatte ja gehofft, daß sich die Kriegssache erledigt hätte...aber nein...es musste ja weitergehen, das hat mich dann schon etwas aufgehalten.
    Kaptel 44 war ja dann schon eine Überraschung


    Man sollte ja meinen, daß Strange jetzt endlich einmal aufwacht...aber ich glaube ja nicht wirklich daran.
    Es beruhigt mich ja, zu lesen, daß der dritte Teil richtig gut ist, der wird auch gleich nach dem Nackenbeisser in Angriff genommen!


    Zum Raven King:

  • So jetzt habe ich das Buch auch durch!
    Die letzten ca. 250 Seiten haben mich richtig gefesselt, nur schade, dass nicht das ganze Buch so war. Das Ende war dann perfekt. In gewisser Weise schon happy, aber doch ganz anders als erwartet. Das Verhältnis zwischen Strange und Norrell entwickelt sich auch in eine ganz andere Richtung, der Rabenkönig bleibt angenehm rätselhaft und auch, was mit dem Distelwollenhaarmann, Vinculus, Stephen und Childermass geschieht, war passend.
    Trotzdem konnte mich das Buch nicht richtig überzeugen. Es verzettelt sich zu sehr in den verschiedenen Erzählsträngen, von denen ich den mit Stephen Black (obwohl ich Stephen mochte) für überflüssig halte. Eine radikale Kürzung und Konzentration auf den Grundkonflikt hätten ihm meiner Meinung nach gut getan. Auf der positiven Seiten sind die phantasievolle, überraschende Handlung und der gute Stil zu vermerken.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

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  • Ich hab das Buch auch gerade beendet.


    Im Großen und Ganzen bin ich doch immer noch recht begeistert. Die Grundidee finde ich großartig und der Stil ist genau so, wie ich es mag.
    Eine schöne, bildhafte Sprache, viel Witz und Sarkasmus und auch die Charaktere sind sehr gut gezeichnet. Childermass war ja von Anfang an meine Lieblingsfigur und er hat mich auch zum Schluss nicht enttäuscht. Sehr gut gemacht und eingeflochten ist auch die Geschichte des Raben-Königs, der zum Ende hin dann doch noch persönlich erscheint, nachdem er lange Zeit hauptsächlich in den sehr originellen Fußnoten auftauchte.
    Nicht schön, aber gerecht war das Ende von Drawlight und Lascelles. Sie haben es verdient, waren sie doch für mich die unsymphatischsten Figuren im ganzen Buch.


    Teilweise hat das Buch seine Längen, das muss ich zugeben. Aber alles Andere hat mir so gut gefallen, dass ich trotzdem 4ratten vergebe.

    Einmal editiert, zuletzt von WannaBe ()