George Orwell - 1984

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  • Hi,


    ich habe jetzt das 5. Kapitel beendet.
    Winstons Arbeit ist ja furchtbar. Was ist das nur für eine Umgebung?
    Was ich schlimm finde ist, daß man niemandem vertrauen kann und dass man Leute nett findet, die eigentlich gar nicht nett sind, aber sie sind die harmlosere Alternative. Wie schlimm. Essen ist rationiert, Schokolade, Rasierklingen. Die haben doch einen Sockenschuß.
    Einige haben es schon erwähnt. Es ist komisch, daß Winston sich an gewisse Dinge zu erinnern scheint und andere nicht. Er ist felsenfest davon überzeugt, daß er und gewisse andere Personen ausgelöscht werden. Da gefällt mir das englische Wort sehr gut dazu: "Vaporize", was so viel heißt wie verdampfen, sich quasi in Luft aufzulösen. Ich glaube das trifft es ganz gut.
    Die Beschreibung der Wunschvorstellung wie ein Mensch aussehen sollte, hat mich erschreckend an das arische Bild der Nazis erinnert. :grmpf: Völlig krank und noch schlimmer, so etwas gab es. Es ist nach wie vor nicht fassbar.


    So jetzt werde ich weiterlesen. Bis später, Tina

  • Ha, jetzt lege ich anscheinend einen ordentlichen Zahn zu. :zwinker:


    Es wird ja immer schlimmer:


    Teil 1 - Kapitel6


    Es ist verboten jemanden zu lieben und zu begehren. :vogelzeigen:

    Zitat

    Desire was thoughtcrime

    Das ist ja abartig. Kinder werden durch künstliche Befruchtung erzeugt, Sexualität darf auf keinen Fall Spaß machen, man darf niemanden lieben, da das zu Kollaboration führen kann. Zuneigung, Liebe und Sinnlichkeit sind doch die Dinge, die das Leben lebenswert machen. Welch eine furchtbare Vorstellung. Erschreckt hat mich, dass Winston so sexuell ausgehungert war, dass er sogar mit einer zahnlosen alten Frau ins Bett gegangen ist.


    Teil 1 - Kapitel 7
    Interessant, so langsam erfährt man etwas über die Zeit der Anfänge der Partei.
    Die Prols sind also Winstons Meinung nach die jenigen die alles retten können und ich glaube er liegt damit gar nicht so verkehrt. Andererseits habe ich das Gefühl, dass die Prols, wenn auch in ärmlichen Verhältnissen lebend, die eigentlichen Reichen der Gesellschaft sind. Nämlich noch reich an Selbstbestimmung, Privatsphäre, Gefühlen, Gedanken und vor allem an Individualität. Sie sind keine homogene Masse gleich gestrickter Individuen. Auch wenn sie unter schlechteren Lebensbedingungen leben, würde ich ihr Leben auf alle Fälle vorziehen, denn sie haben noch Eigenschaften in ihrem Leben, die dieses lebenswert machen und dem Menschen eine Persönlichkeit zu gestehen.


    Teil1 – Kapitel8
    Winston erscheint sehr mutig, dass er sich so offensichtlich in die Gefahr begibt aufzufallen, oder ist es gar kein Mut, sondern Verzweiflung, weil er vielleicht insgeheim das Gefühl hat, gar nichts mehr verlieren zu können, da er eigentlich nichts hat, was es wert wäre zu schützen?
    Er ist neugierig und diese Neugierde ist gefährlich, weil sie anscheinend von einer unstillbaren Sehnsucht genährt wird.


    Ich bin gespannt auf den zweiten Teil.


    Tina

  • Teil 2, Kapitel IX


    Jetzt geht es um Goldsteins Buch. Obwohl es recht interessant ist, weil es viele Methoden und Hintergründe offenbart, komme ich kaum weiter :rollen: .



    Erschreckend, traurig und amüsant zugleich fand ich, wie die Leute auf der Kundgebung auf den "neuen" Krieg reagieren.


    Zitat

    Die Transparente und Plakate, mit denen der Platz dekoriert war, stimmten nicht mehr! Gut die Hälfte zeigten die falschen Konterfeis! Sabotage! Goldsteins Agenten waren am Werk gewesen!


    Welch kranke Welt!


    ***
    Aeria

  • So hallo zusammen, ich bin inzwischen fertig...
    Ich kann mich Tina nur anschließen und sagen: Es wird immer schlimmer. Vor allem in Teil 3, wenn man denkt es geht eigentlich garnicht mehr schlimmer!
    Insgesamt fand ich das Buch sehr interessant, wenn auch vor allem den ersten Teil. Gegen Ende hat mich das Buch dann auch ziemlich runtergezogen...
    Und noch eine kleine Warnung: Macht es nicht wie ich und lest Teil 3 wenn ihr nachts nicht schlafen könnt :zwinker: keine sooo gute Idee!

    Spoiler bis Ende:


    So also dann, ich werd die Leserunde weiter mitverfolgen und schauen was ihr so schreibt!
    Viele Grüße, Andrea

  • Hallo zusammen!


    Ich melde mich erst jetzt wieder, da ich von Samstag bis heute nicht zu Hause war und auch nicht sehr viel Zeit zum Lesen hatte. Ich hoffe, ihr habt mich noch nicht als nonexistent person eingestuft. :zwinker: In nächster Zeit werde ich mich wieder mehr an der Leserunde beteiligen und zumindest Teil 1 des Buches habe ich heute Morgen im Zug fertig gelesen.


    Newspeak finde ich wie Mobi auch sehr interessant. Liegt wohl daran, dass wir uns beide mit Linguistik/Semantik beschäftigen.
    Mit Worten kann man die Welt formen und verändern und somit zum Teil auch kontrollieren. Die Partei scheint das erkannt zu haben und handelt mit diesem Vorgehen sehr schlau. Wenn sich Newspeak tatsächlich in den nächsten Generationen vollkommen durchsetzt, ist sie bei der Kontrolle der Menschen ein ganzes Stück weiter, vor allem, da auch der Kontakt mit anderen Nationen und somit anderen Sprachen nicht mehr besteht und Newspeak dadurch absolut frei von Fremdeinflüssen sein wird.
    Das alles soll jetzt aber nicht heißen, dass ich für Newspeak bin. Eine Sprache ist für mich immernoch dazu da, Gedanken und Gefühle auszudrücken und zwar in einer Bandbreite, die ein fertiges Newspeak nie erlauben würde.


    Was mich, wie andere auch, ganz konfus macht, sind die scheinbaren Widersprüche in den unausgesprochenen Gesetzen und Regeln der Partei. Zum Einen soll man denken, dass die Vergangenheit schon immer so war, wie sie jetzt dargestellt wird, also unabänderlich ist, zum Anderen soll man alle vorgenommenen Änderungen in seine Erinnerungen einbauen und anders lautende Dinge sofort vergessen. Dieses Doublethink würde mich als Bürger definitiv stutzig machen und und doch Zweifel aufkommen lassen, ob die Partei immer richtig liegt. Aber anscheinend sind alle Menschen so sehr eingeschüchtert, dass sie gar nicht erst auf solche Ideen kommen.
    Dazu trägt wohl auch die Tatsache bei, dass jeder allein, aber nicht für sich allein leben soll/darf. Es gibt keine Freundschaften, dafür Zusammenkünfte in Community Centern bei denen die Stimmung wie überall sonst nur aufgesetzt und in Wirklichkeit wahrscheinlich eher angespannt ist, da jeder Angst vor Denunzierung durch irgendjemand anderen hat, den er kaum oder überhaupt nicht kennt. Doch auch vor den Leuten, die man vielleicht noch am ehesten als "Freunde" bezeichnen würde, ist man nicht sicher, wie Winston selbst in der Kantine reflektiert. Das zehrt ganz schön an den Nerven.


    Zum Schluss noch etwas zur Handlung, die sich jetzt langsam herauskristallisiert:

    Zitat von "Spoiler bis Ende Teil 1"


    Ich finde es gut, dass Winston jetzt endlich mal aktiv etwas tut, was nicht ganz parteikonform ist. Von Auflehnung oder gar Rebellion würde ich jetzt noch nicht sprechen, aber allein schon, dass er Dinge anzweifelt und z. B. versucht von dem alten Mann im Pub Informationen über die tatsächliche Vergangenheit vor Big Brother zu bekommen, ist für ihn schon ein großer Schritt. Winston hat sich gesteigert vom Kauf des Tagebuchs bis zum tatsächlichen Hineinschreiben und nun ist er auf der Suche nach der einen und einzigen Wahrheit. Hoffentlich hört er damit jetzt nicht aus Angst wieder auf, sondern macht weiter.
    Unterstützung könnte er dabei vielleicht von dem Antiquar Mr. Charrington bekommen. Ich hatte das Gefühl, dass beide sich gegenseitig irgendwie sympathisch fanden und woher könnte man noch eher Informationen über die Geschichte erhalten als von alten, übrig gebliebenen und womöglich von der Partei vergessenen Antiquitäten?

    Life is so much cleaner on the page.

  • Hallo,


    ich habe heute Teil 2 - Kapitel 1-2 gelesen.


    Es ist regelrecht und im wahrsten Sinne des Wortes abartig, wie die Verabredung mit Julia zustande kommt. Nur heimlich, nur unerkannt, sogar den eigenen Herzschlag muß man kontrollieren, weil er sonst vom Telescreen aufgezeichnet werden kann. Welcher Mensch hat sich denn so unter Kontrolle.
    Ich freue mich für Winston und das, was er mit Julia erlebt hat. Es bringt ihn ein Stück weiter, wieder zu einem Individuum zu werden, weg von dem Wesen eines Roboter der Partei.
    Ich konnte sehr gut seine Gefühle und Zweifel nachvollziehen, die sich die Woche über aufgebaut haben, bis er mit Julia sprechen und sich verabreden konnte. Das Gefühl kenne ich, wobei ich zum Glück nicht mit der Todesstrafe rechnen muß. :breitgrins:
    Nichts desto trotz, bin ich auch nach dem Nachmittag auf dem Land Julia gegenüber skeptisch. Es kann auch alles Teil eines Planes oder einer Falle sein, sozusagen eine Mata Hari, die George Orwell auch wohl auch gekannt hat. Ich fand es erschreckend, daß Winston anscheinend Verlangen und Begehren erst einmal lernen muß. Obwohl er anscheinend verliebt ist, oder etwas in der Art, was dem sehr nahe kommt, sieht er alles politisch. Das Julia mit vielen Parteimitgliedern Sex hatte freut ihn, den er kann nur noch in Politik und dem Gedanken an Revolution denken. Er sollte doch, wenn er den verliebt ist eher ein Gefühl der Eifersucht haben.


    Zitat

    The more men you've had, the more I love you


    Da kann man schon sehen, wie unmenschlich Winston geworden ist.


    Ausserdem fand ich es befremdlich, einem Menschen, von dem man nur sein Äußeres und seinen Namen kennt zu sagen, daß man ihn liebt. Man liebt doch einen Menschen, auf Grund seines Charakters, seines Humors oder den gemeinsamen Interessen. Ich fand es von daher sehr unrealistisch und geradezu übertrieben, was mich auch, hinsichtlich Julia, eher misstrauisch macht.


    Sehr bedrückend fand ich den Konvoi von Lastern am Trafalgar Square mit den gefangenen Eurasiern. Das erinnerte mich sofort an die Gestapo. Wie furchtbar und dann noch die Konzentrationlager.
    Ich merke, daß das Wort furchtbar zu den häufigsten Adjektiven gehört, welches ich mit diesem Buch in Verbindung bringe, was sich allerdings nur auf den Inhalt des Buches bezieht. Das Buch an sich finde ich hervorragend.
    So ich werde jetzt wieder weiterlesen und bin schon gepannt auf Eure Kommentare und Eindrücke.


    Tina

  • Hallo!


    Aus den Gründen, die ich hier genannt habe, kann ich nicht an dieser Leserunde teilnehmen. :traurig: Zwar ist der Lernstress nicht mehr so enorm, aber es ist vermutlich schon zu spät, um jetzt noch miteinzusteigen. Dennoch werde ichs später noch lesen. :winken:

  • Ich bin vorhin fertig geworden. Nachdem ich mich durch die Goldstein-Kapitel gequält hatte, ging es ruck-zuck auf das Ende zu.
    Da ich dieses Ende schon kannte, habe ich mich stellenweise dagegen gesträubt, weiter zu lesen. Die Episode mit den Ratten fand ich albtraumhaft.


    Über O'Briens Gerede über die Zukunft konnte ich nur den Kopf schütteln. Das kam so rüber, als wolle die Partei den Menschen alles nehmen, was einen menschlich macht oder zumindest was davon bei den Ozeaniern noch übrig ist. Grausige Vorstellung. Genau wie Winston fand ich, dass diese Zukunft unmöglich sei, auch wenn O'Brien noch so sehr dagegen redet. Wenn die Partei das alles verwirklicht, dann herrscht sie nur noch über leere Hüllen. Eine Gesellschaft, die aus solchen Hüllen besteht, ist doch gar nicht lebensfähig, sie würde zusammenbrechen. Oder nicht? Die Partei kann die Menschen noch so sehr unterdrücken, sie kann aber nichts gegen die Gedanken dieser Menschen unternehmen. Wenn selbst eine so loyale Drohne wie Parsons einen Gedankendelikt begeht, was ist dann erst mit den vielen Millionen anderer? Wenn jeder Andersdenkende erschossen wird - über wen soll die Partei dann herrschen?


    Den Großen Bruder habe ich mir übrigens die ganze Zeit als Genossen Dschugaschwili, besser bekannt als Stalin, vorgestellt. Muss am Schnurrbart liegen.
    Ich glaube übrigens nicht, dass es den Großen Bruder wirklich gibt. Sicher gab es ihn in der Vergangenheit, er war, soweit ich das verstanden habe, einer der Revolutionsführer. Zu Winstons Zeit ist er garantiert nur noch eine künstlich am "Leben" gehaltene Figur, ein Aushängeschild der Partei. Genau wie Goldstein, nur dass dieser eben kein Aushängeschild ist, sondern das Gegenteil.


    ***
    Aeria


  • Ausserdem fand ich es befremdlich, einem Menschen, von dem man nur sein Äußeres und seinen Namen kennt zu sagen, daß man ihn liebt. Man liebt doch einen Menschen, auf Grund seines Charakters, seines Humors oder den gemeinsamen Interessen. Ich fand es von daher sehr unrealistisch und geradezu übertrieben, was mich auch, hinsichtlich Julia eher misstrauisch macht.


    Hallo tina,
    ich denke, Du darfst die näheren Umstände nicht außer Acht lassen. Du denkst zu sehr in unseren "normalen" Kategorien. Stell´ Dir doch wirklich einmal vor, in einer Gesellschaft zu leben, in der es so extrem nicht üblich ist, Gefühle zu zeigen. Alleine das erste Zusammentreffen zwischen Julia uns Winston: sie stolpert, tut sich augenscheinlich sehr weh aber verzieht nicht die Miene. Julia weiß wahrscheinlich überhaupt nicht, was Liebe eigentlich bedeutet. Ich vermute, sie setzt es mit Sehnsucht gleich.
    Bei Winston ist es ähnlich. Wenn Julia andere Wörter auf den Zettel geschrieben hätte, z.B. ich möchte Dich kennenlernen, wäre er doch nur mißtrauisch geworden. Aber "Ich liebe Dich" hat auf ihn wie auf einen Magneten gewirkt. Bei ihm würde ich es anfangs natürlich auch nicht als Liebe bezeichnen mehr als eine Mischung aus Sehnsucht und Einsamkeit.


    Gruß
    Leseratte

  • Tina und Leseratte:
    Ich denke auch nicht, dass man es als Liebe bezeichnen kann, aber in einer Gesellschaft in der es sogut wie keine Liebe gibt, wird wohl Verliebtsein/attraktiv finden schnell mit Liebe verwechselt.
    Außerdem hat Julia so gleich klargemacht, auf welcher Seite sie steht da Gefühle ja verboten sind.

  • Hallo,


    ich habe heute wieder ein wenig weitergelesen.


    Teil 2 - Kapitel 7


    Winston und Julia haben einen Unterschlupf gefunden für ihre gemeinsamen Stunden. Wie schön, aber immer noch nicht schön genug. Ich glaube jetzt nicht mehr, daß Julia auf Winston angesetzt ist. Sie ist zwar kein böser Mensch, aber sie erscheint mir sehr oberflächlich und schon zu verdorben von der Partei. Erschreckend ist ihre Gleichgültigkeit, wenn es andere betrifft. Winston ist da schon eher ambitioniert aktiv zu werden.
    O'Brian hat Winston angesprochen. Ich bin schon gespannt, ob Winston endlich der Brotherhood beitreten wird, bzw. erst einmal in Kontakt mit Ihnen kommt.


    Ein Satz hat mir gut gefallen, denn er passt nicht nur zu politischen Dingen:


    Zitat

    But if the objekt was not to stay alive but to stay human, what difference did it ultimately make? They could not alter your feelings: for that matter you could not alter them yourself, even if you wanted to.


    Genau das ist es. Man kann und muß sich nicht rechtfertigen für Gedanken oder Gefühle, denn man kann sie nicht im geringsten beeinflussen. Man selbst ist ihnen ausgeliefert. Wie oft habe ich schon mit meinen Gefühlen gehadert, aber es hat keinen Sinn, denn sie sind da, ob ich will oder nicht.


    Erschreckend und bedrückend fand ich die Szene mit Winston als Kind, als er seiner Schwester die Schokolade wegnahm und daß dannach die Mutter wie auch die kleine Schwester spurlos verschwunden sind.
    Wie furchtbar muß es sein, wenn jemand den man liebt, verschwindet und man nicht weiß ob der jenige tot ist oder nicht. Die ewige Hoffnung, die muß einen wahnsinnig machen. Da mußte ich an dieses Mädel aus Österreich denken, die so viele Jahre von diesem Schwein gefangen gehalten wurde. Ich habe mich oft gefragt, ob sich die Eltern schon mit ihrem Tod abgefunden haben.


    Tina

  • Die Sache mit der Liebe sehe ich auch ähnlich wie ihr. Aber es ist in diesem Staat auch absolut unmöglich jemanden im Vorfeld besser kennen zu lernen und mehr für ihn zu empfinden oder die Gefühle langsam wachsen zu lassen. Aber was Winston in der Zeit vor der ersten Begegnung mit Julia gefühlt hat, hat sich für mich schon nach echtem Verliebtsein angehört.



    Sehr bedrückend fand ich den Konvoi von Lastern am Trafalgar Square mit den gefangenen Eurasiern.


    Solche Szenen wie den Gefangenentransport finde ich absolut schrecklich und unmenschlich. Als ich davor auch schon die Beschreibung dieses Propaganda-Kriegsfilms oder der Hinrichtung gelesen habe, war ich sehr abgestoßen. Wie kann man solche abscheulichen Dinge auch noch gut finden?


    Ansonsten hat mich der Stimmungsumschwung beim Treffen mit Julia überrascht. Die Überwachung durch die Partei ist zwar immernoch im Hinterkopf zugegen, aber abgesehen davon war die Stimmung doch ziemlich unbeschwert und überhaupt nicht mehr depressiv. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass es für eine Rückkehr in ein friedliches und freies Leben noch nicht zu spät ist.

    Life is so much cleaner on the page.

  • Hallo allerseits!


    Tur mir echt Leid, dass ich mich erst so verspätet zu Wort melde. Ich hatte in den letzten Wochen ziemlich viel zu tun, war in letzter Zeit generell kaum aktiv im Forum und da hab' ich ganz auf die Leserunde vergessen.


    Ich bin gerade dabei einen Lesesprint hinzulegen. Ich wollte eigentlich auf Englisch lesen, aber Deutsch geht halt doch schneller.


    Ich das Buch vor ca. zwei Jahren das letzt mal gelesen und mich (im Rahmen meiner Matura) ziemlich intensiv damit beschäftigt und ich bin jedes mal aus Neue beeindruckt. Das gilt für die Hintergründe, die Sprache und vor allem für die (gefühlsmäßige) Wirkung.



    Noch schnell eine verspätete Antwort zur Frage von Leseratte am anfang des threads:


    Zitat von "Leseratte4"

    Irritiert hat mich dann, daß Orwell ja selber eine Zeitlang Kommunist war. Schrieb er also den Roman als eine Art Abrechnung?


    Ein kurzes Zitat von George Orwell: "Jede Zeile der wesentlichen Arbeiten, die ich seit 1936 geschrieben habe, ist direkt oder indirekt gegen den Totalitarismus und für den demokratischen Sozialismus, wie ich ihn auffasse." - Warum ich schreibe. In: Im Inneren des Wals.


    Grüsse,


    Ragle

  • Hallo,


    ich bin gerade an der Stelle, an der Winston Goldsteins Buch liest.


    Chapter III War is Peace


    Man führt Krieg um den Lebensstandard gering zu halten, die Menschen zu beschäftigen damit sie nicht zu viel Zeit und Geld haben um sich zu bilden, sich eine eigene Meinung zu bilden und womöglich dann das ganze Schmierentheater zu druchschauen. Scheint ja auch zu funktionieren. Man ist bestrebt zu produzieren und zu zerstören. Am besten Waffen. Es wird etwas produziert, was aber dem Wohlstand des Einzelnen nicht zu Gute kommt, da es sich selbst wieder zerstört. Das ist extrem krank, aber das erschreckende ist, daß es funktioniert und zwar heute immer noch. Man will durch Kriege keine Rohstoffe oder Land sondern Arbeitskräfte, ja genauer gesagt Sklaven. Menschne ohne eigenen Willen oder eigene Rechte. Menschen die funktionieren ohne zu hinterfragen oder gefährlich werden zu können. Eine hirnlose Masse, die willenlos ist und bedingungslos gehorcht. Was gibt es gefährlicheres, als so ein höriger Mob?
    Ein absolut erschreckende Vorstellung.
    Ich finde die Ausführungen von Goldstein sehr interessant.


    Allerdings habe ich das Gefühl, daß die Brotherhood auch nichts anderes möchte. O'Brian sagte ja, was von Winston erwarted wird. Er soll Befehle ausführen ohne die Hintergründe zu erfahren. Auch die Mitglieder der Brotherhood werden dumm gehalten und sollen bedingungslos gehorchen, bis zu ihrem Tod. Das ist doch den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben, oder seht ihr das anders?
    Habe ich vielleicht diesen Abschnitt missverstanden. Ich weiß nicht, aber mir ist diese Bruderschaft sehr suspekt. Man muß sich ja immer fragen, was eigentlich passiert, wenn die Revolution gelingt und die bislang Unterdrückten an der Macht sind. Oft ist es sehr zweifelhaft, ob sich jene, plötzlich in einer Machtposition befindenden, besser verhalten, als diejenigen die sie bekämpft haben. Keine Macht ist so klein, daß sie nicht missbraucht werden könnte. Ich, an Winstons Stelle, wäre sehr vorsichtig, ob ich nicht vom Regen in die Traufe komme.


    Tina

  • Ich habe gerade in einem Rutsch die letzten 110 Seiten von "1984" durchgelesen. Eigentlich wollte ich am Ende von Teil 2 noch mal eine Zwischenbilanz abgeben, aber ab Winstons Verhaftung konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. :rollen:

    Zitat von "Spoiler bis Ende Teil 2"

    Als im letzten Kapitel von Teil 2 plötzlich die Stimme aus dem versteckten Telescreen kam, fand ich das richtig unheimlich. Und dann fällt auch noch das Bild wie von Geisterhand von der Wand und es wird offensichtlich, dass alles eine Falle war und Winston und Julia schon die ganze Zeit bespitzelt wurden. :entsetzt: So wie ich das sehe, hat die Thought Police nur darauf gewartet, die beiden mit Goldsteins Buch in der Hand zu erwischen. Aber das Mr. Charrington ein Agent der Partei ist, hätte ich nie gedacht!


    Das Ende hat mich, im Gegensatz zu ÜberdenWolken, überhaupt nicht enttäuscht.

    Zitat von "Spoiler bis Ende"

    Ich finde es so, wie es ist, noch viel tragischer, als wenn Winston hingerichtet oder für immer weggesperrt worden wäre. Wobei das nach der Zeit, zu der das Buch spielt, ja immernoch passieren kann. Sehr wahrscheinlich sogar, da ihm ja quasi versprochen wurde, dass er irgendwann erschossen wird... :heul:




    Noch eine Frage: Glaubt ihr Big Brother existiert wirklich? Ist er ein Mensch? Winston fragt zwar dasselbe, aber O'Brian beantwortet es ja nicht wirklich...


    Zitat von "Spoiler"

    Ich denke nicht, dass Big Brother ein wirklicher Mensch ist. Dazu würde auch die Tatsache passen, dass er, laut O'Brien, nicht sterben wird. Wenn ich O'Brien richtig verstanden habe, dann ist Big Brother die Verkörperung der Partei. Er steht für die Prinzipien der Partei und ist dafür da, dass die Bürger all ihre Gefühle, die sie gegenüber diesem System haben, auf ihn konzentrieren können, was leichter fällt, da es sich um eine (wenn auch nur erfundene) Person handelt und eben nicht um die abstrakte Organisation, deren Sinnbild er ist.


    So, ich muss jetzt erst mal verdauen, was ich da in den letzten Tagen gelesen habe und mir noch ein paar Gedanken zu diesem Staat machen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir dazu noch einiges einfallen wird, was ich dann noch hier einbringen kann. Auf jeden Fall werde ich weiter regelmäßig in die Leserunde reinschauen.


    Liebe Grüße,
    Fincayra

    Life is so much cleaner on the page.

  • [quote author=Fincayra]

    Zitat von "Spoiler bis Ende Teil 2"

    So wie ich das sehe, hat die Thought Police nur darauf gewartet, die beiden mit Goldsteins Buch in der Hand zu erwischen.

    [/quote]


    Zitat

    Ich glaube nicht, dass das Lesen des Buches der Auslöser für die Verhaftung war. Winston besaß das Buch ja schon ein paar Tage, er trug es sogar die ganze Zeit mit sich herum. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum die Gedankenpolizei ausgerechnet diesen Augenblick gewählt hatte.


    ***
    Aeria

  • Hallo ihr!
    Ich hab mich auch länger nicht gemeldet, aber bin jetzt in Teil II, Kapitel VIII und habe noch eine generelle Frage: Wie kommt man eigentlich in die Partei? Wird man rekrutiert? Tritt man freiwillig ein? Wird man gezwungen? Wie tina schon sagte, hat man als Prol wohl ein viel "freieres" und "angenehmeres" Leben. Aber vielleicht kann man als Mitglied der Partei auch mehr bewirken oder hat zumindest das Gefühl mehr von den Machenschaften Big Brothers mitzubekommen.


    Ich muss sagen, dass Julia mir doch eher unsympatisch ist. Sie ist zwar mutig und rebellisch, aber die Art ihrer Rebellion, würde mich glaube ich nicht zufrieden stellen. Natürlich ist es momentan die einzige Möglichkeit, die ihr bleibt, aber ich find sie einfach irgendwie seltsam...


    Endlich geht es bei O'Brien forwärts!


    So, ich bin jetzt sehr gespannt auf Goldsteins Buch,


    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • fairy: Das mit dem Eintritt in die Partei wird noch erklärt, nur Geduld :zwinker:
    Deinem Spoiler kann ich mich übrigens nur voll und ganz anschließen! Auch Winston und Julia und die Brotherhood sind auf ihre Art vielleicht nicht unbedingt besser. Für mich ist die zentrale Frage: Würde sich etwas Grundlegendes ändern, wenn die Brotherhood eine Revolution anzettelt und es schafft, an die Macht zu kommen? Bin mir da nämlich nicht so sicher, erstens ist es sehr schwer so ein System zu ändern und außerdem, wenn einer mal Macht hatte, will er sie meistens auch nicht mehr hergeben...


    Aeria:


    Lg, Andrea


  • fairy: Das mit dem Eintritt in die Partei wird noch erklärt, nur Geduld :zwinker:
    Deinem Spoiler kann ich mich übrigens nur voll und ganz anschließen! Auch Winston und Julia und die Brotherhood sind auf ihre Art vielleicht nicht unbedingt besser. Für mich ist die zentrale Frage: Würde sich etwas Grundlegendes ändern, wenn die Brotherhood eine Revolution anzettelt und es schafft, an die Macht zu kommen? Bin mir da nämlich nicht so sicher, erstens ist es sehr schwer so ein System zu ändern und außerdem, wenn einer mal Macht hatte, will er sie meistens auch nicht mehr hergeben...


    Lg, Andrea


    Das genau meinte ich mit meinem letzten Beitrag, konnte es aber nicht so richtig ausdrücken.



    Allerdings habe ich das Gefühl, daß die Brotherhood auch nichts anderes möchte. O'Brian sagte ja, was von Winston erwarted wird. Er soll Befehle ausführen ohne die Hintergründe zu erfahren. Auch die Mitglieder der Brotherhood werden dumm gehalten und sollen bedingungslos gehorchen, bis zu ihrem Tod. Das ist doch den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben, oder seht ihr das anders?
    Habe ich vielleicht diesen Abschnitt missverstanden. Ich weiß nicht, aber mir ist diese Bruderschaft sehr suspekt. Man muß sich ja immer fragen, was eigentlich passiert, wenn die Revolution gelingt und die bislang Unterdrückten an der Macht sind. Oft ist es sehr zweifelhaft, ob sich jene, plötzlich in einer Machtposition befindenden, besser verhalten, als diejenigen die sie bekämpft haben. Keine Macht ist so klein, daß sie nicht missbraucht werden könnte. Ich, an Winstons Stelle, wäre sehr vorsichtig, ob ich nicht vom Regen in die Traufe komme.


    Tina


    Tina

  • Hallo,
    ich habe das Buch vorgestern zu Ende gelesen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen.


    Viele Grüße
    Leseratte