Maarten 't Hart - Die Netzflickerin

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  • :winken:


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    Kurzbeschreibung
    Diesmal ist es der Apotheker Roemer Simon Minderhout, der im Mittelpunkt des Geschehens steht, und dessen kurze, heftige, um so unvergeßlichere Liebe zu der Netzflickerin Hillegonda während der deutschen Besatzungszeit in den Niederlanden. Eine Liebe, die ihn 50 Jahre später auf eine beklemmende Weise einholt...



    Die Netzflickerin erzählt das Leben des Apothekers Simon Minderhout. Geboren wurde er 1914 und schon in der scheinbar unbeschwerten Kindheit treten ihm die Fragen entgegen, die ihn sein ganzes Leben beschäftigten werden. Ist er Schuld am Tod seines Freundes?


    Simons Ruhelosigkeit besänftigt nur die Musik. Sein Vater versucht ihn zu trösten: "Alles, was du tust und läßt, hat meistens keine, aber manchmal ganz plötzlich unheimlich weitreichende Folgen. Fast immer geht es gut, aber ein einziges Mal nicht."



    Ich denke diese Ruhelosigkeit ist in Roemer Simon Minderhout, weil er eigentlich ein ungewolltes Kind war. Seine Mutter wirkte auf mich unnahbar und überlegte anfangs wie sie die Schwangerschaft wieder los werden kann.


    Das Buch besteht aus 3 Teilen! Im ersten Teil beschreibt 't Hart die Geburt und Kindheit von Roemer Simon Minderhout.
    In diesem Teil hat mir der Vater sehr gut gefallen. Er wirkte auf mich immer gut gelaunt, mit Rat und Tat zur Seite und sein Sohn liebt er abgöttisch.


    Die Art wie er um die Hand von Simons Mutter anhielt ....zum :lachen: ...
    Roemer Simon war in seiner Kindheit schon eigenartig...meist alleine und sein einziger Freund stirbt auf tragische Weise.
    In der Schule legt er sich mehr oder weniger mit dem Lehrer an.
    Am liebsten zieht er alleine los...nein nicht allein...sein Hund Prins ist immer dabei...sie beide verbindet das Geburtsdatum und das sie beide nur knapp dem Tode entkommen sind.
    Als Prins dann stirbt ist der sonst so Gefühlskalte Roemer Simon am Boden zerstört und weint Tagelang.
    Er interessiert sich für Philosophie und möchte die auch studieren, allerdings haben sein Vater und Onkel andere Pläne mit ihm....



    Das zweite Buch beschreibt das Leben von Roemer Simon als Apotheker....Die Apotheke hat sein Onkel ihm vermacht.
    Der 2te Teil spielt sich im 2ten Weltkrieg ab. Roemer Simon ist immer noch ein komischer Kauz....Mit Frauen hat er nicht viel am Hut....nein er ist nicht homos.e.x.uell, er hatte nur noch nie so richtig Interesse am anderen Geschlecht. Er hat kaum Freunde und nur durch die Apotheke Kontakt zu seinen Mitmenschen. Trotzdem wissen diese alles über ihn, worüber er sich wundert. Er liebt klassische Musik und besucht auch regelmäßig Konzerte.
    Dann lernt er Hillegonda, die Netzflickerin, kennen, als sie sich von ihm ein Pulver mischen lässt, vom ersten Augenblick an hat sie ihn verzaubert..... und doch ist es ungewiss ob sie zusammenkommen.



    Im dritten Teil ist Roemer Simon schon ein alter Mann und lebt in einem Seniorenwohnheim.
    Wie jeden Abend geht er spazieren...was er all die Jahre schon macht. Plötzlich passiert etwas, was sein Leben noch mal aufwühlt und seinen Gesundheitszustand auf eine harte Probe stellt



    Ich finde das Buch genial. 't Hart hat eine wunderschöne Art zu schreiben. Die Aufteilung gefiel mir auch sehr gut: 3Teile und kleine Kapitel.
    Obwohl Roemer Simon ein komischer Kauz ist, mochte ich ihn und litt mit ihm von Anfang an.
    Im letzten Teil dachte ich oft.... Oje das überlebt er nicht: Jetzt bekommt er bestimmt gleich einen Herzinfarkt( ich muß dazu sagen das er Betablocker nahm)
    Er lebte immer noch als ich das Buch zu klappte...Gott sei Dank


    Die ganze Geschichte ist so einfühlsam und ich hasste es wenn ich das Buch zur Seite legen musste :grmpf:


    Selbst wenn ich das Buch nicht in der Hand hatte ließ es mich nicht los, meine Gedanken kreisten sehr oft um Roemer Simon und ich überlegte was er jetzt wohl macht, wie geht es weiter.
    Man bekommt das Gefühl die Geschichte mit zu erleben.
    Seit Monaten ist dies ein Buch gewesen, welches mich richtig gefesselt hat und ich es auch kaum abwarten konnte weiter zu lesen.


    Die Netzflickerin bekommt von mir 5ratten :tipp:



    Achja ich muß dazu sagen.....ich hätte das Buch vielleicht nie gelesen,wenn ich es nicht hier im Gewinnspiel Thread gewonnen hätte....
    Da sage ich doch nur



    Danke Literaturschock



    LG


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    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

    2116 /25.525 Seiten


    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Hallo Bine :winken:


    Eine schöne Rezi! Die Netzflickerin war mein drittes Buch von Maarten 't Hart und auch wenn es nicht mein absoluter Liebling von ihm ist, so mag ich es doch recht gerne. Er hat eine besondere Art zu schreiben und ich überlege mir jedes Mal, wieviel er gerade wieder von seinem eigenen Leben in das Buch gepackt hat :zwinker: Hast Du schon andere Bücher von ihm gelesen?


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • :winken: Hallo Kirsten


    Danke ich muß dazu sagen, bei diesem Buch fiel es mir auch überhaupt nicht schwer eine Reui zu schreiben. Es hat wirklich Spaß gemacht das Buch zu lesen
    und eigentlich war ich etwas traurig, dass es zu Ende war.


    Es war mein erstes aber bestimmt nicht mein letztes Buch von 't Hart



    LG


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    :biene:liest :lesen: und hört

    07/60

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  • Hallo!


    Mäusedudler: die beiden passen vom Thema sehr gut zusammen.


    Ein Buch, das für 't Hart eher ungewöhnlich (aber trotzdem gut) ist: Die schwarzen Vögel. Das hat mir auch sehr gut gefallen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Mich hat dieses Buch aus vielen Gründen sehr berührt; einmal aus einem ganz persönlichen, denn Simons Vater Jacob und im dritten Teil auch Simon selbst, haben mich so stark an meinen Schwiegervater erinnert, dass ich dachte, er sei wieder lebendig geworden. Er war ein liebevoller, altersweiser Mann. Das Gespräch, dass Jacob im ersten Teil mit dem Rektor führt, hätte er genauso führen können und hat es sicher auch oft getan, denn meine Schwiegerfamilie lebte und lebt in der Nähe von Rotterdam, nicht allzu weit von Maasluis, in dem der Roman spielt, entfernt. Wie Jacob verabscheute mein Schwiegervater Kleingeistigkeit, Dogmatik und Frömmelei. Das streng reformierte Christentum prägt diesen Teil Südhollands und so ist es nicht nur eine Anekdote, dass über die Frage, ob die Schlange im Paradies gesprochen habe oder nicht, beinahe ein Religionskrieg ausbricht.
    Simon verlebt eine glückliche und behütete Kindheit und Jugend in einem liebevollen Elternhaus.


    Der zweite Teil beschreibt die Jahre der Besetzung, ein Thema, das in den Niederlanden auch heute noch schmerzvoll ist. 't Hart teilt hier nicht in Gut = Niederländer und Böse = Besatzer ein, sondern beschreibt Menschen, die sich mit diesen besonderen Lebensumständen zurecht finden müssen und handeln, ohne Schuld zuzuweisen und zu werten. So entsteht ein eindrucksvolles Bild in dem auch das Thema Kollaboration und das Wegsehen der einheimischen Bevölkerung nicht ausgespart wird.


    Der dritte Teil ist sehr komplex und behandelt mehrere Fragen auf sehr eindringliche, aber immer unterhaltende Weise: Wie gehen wir Spätgeborenen mit der Vergangenheit um, wie können wir Dinge, die damals normal und der Lebenssituation angemessen waren, heute beurteilen. Simon hat damals nichts falsch gemacht, es wird ihm heute allerdings alles zum Nachteil verdreht. Wenn man etwas sucht, findet man auch etwas. Und wie werden heute Nachrichten gemacht, was ist das für eine Berichterstattung, die ihr Opfer bis in den Mutterleib zurück verfolgt. Heinrich Böll kannte das Privatfernsehen noch nicht, als er Die verlorene Ehre der Katharina Blum schrieb. Und natürlich geht es um den Verrat einer Widerstandsgruppe aus niederen Motiven. Es spricht für die Klasse des Romans, dass am Schluss in Bezug auf den Verrat viele Fragen offen bleiben.


    Das Ende ist sehr berührend: zurück bleibt ein starker alter Mann, der in der Musik seine Erfüllung findet und auch mit 80 Jahren noch von der Weisheit seines Vaters profitiert.


    't Harts Sprache ist wunderschön, klar und einfach. Die Atmosphäre wandelt sich mit jedem der drei Teile und passt zu der jeweiligen Zeit.


    Von mir gibt es begeisterte 5ratten

  • Maarten 't Hart


    Die Netzflickerin


    De nakomer


    Während der deutschen Besatzung arbeitet Simon als Apotheker. Er ist ein „Zugezogener“, der von den Einheimischen mit Misstrauen beäugt wird. Simon würde sich gern der Widerstandsbewegung anschließen, aber man traut ihm nicht. Eines Tages taucht allerdings ein geheimnisvolles, fröhliches junges Mädchen auf und bittet um ein Medikament. Ganz offensichtlich hilft sie Menschen, die untertauchen mussten. Sie kommt von Zeit zu Zeit wieder wegen weiterer Medizin, und Simon verliebt sich heftig in sie. Eines Tages folgt er ihr heimlich, um mehr über sie herauszufinden…


    Viele Jahre später versucht jemand, den 80jährigen Simon zu erpressen. Er habe im Krieg 8 Mitglieder des Widerstands an die Deutschen verraten. Simon weist den Erpresser ab, und kurz darauf ist sein Name in der Zeitung. Aus einem anfänglich unauffälligen Artikel mit gekürztem Namen wird bald eine Lawine. Nichts ist zu abwegig, um in den Medien nicht schamlos ans Licht gezerrt und ausgeschlachtet zu werden…


    Ich bin angenehm überrascht, wie gut mir dieser Roman gefallen hat. Besonders Simons weiser Vater Jacob mit seiner ironischen Art war ein Vergnügen. Sein Gespräch mit dem Rektor über Gott und auch später seine sehr logische Witwentheorie – einfach köstlich!


    4ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.