Nadine Gordimer - Niemand der mit mir geht

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    Inhalt:


    Südafrika nach Ende der Apartheit. Vera Stark arbeitet als Juristin in einer Stiftung, die sich für die neu gewonnen Rechte von Schwarzen einsetzt und versucht willkürliche Umsiedlungen schwarzer Gemeinden zu verhindern. Ihr Mann Bennet hat seine künstlerische Tätigkeit für diese Ehe aufgegeben und führt mit einem Partner eine Consultancy-Firma. Sohn und Tochter werden erwachsen und gehen ihre eigenen Wege, nicht immer nach den Vorstellungen der Eltern. Parallel wird die Geschichte der befreundeten schwarzen Familie Didymus und Sibongile Maqoma erzählt, die aus dem Exil zurück kehren und in die politischen Wirbel am Beginn der neuen Zeit und die allgegenwärtige Bedrohung durch Gewalt hineingezogen werden. Mit dem Aufbruch in das neue Afrika und in der Auseinandersetzung mit den neuen und alten politischen und sozialen Konflikten, die das Land erschüttern, begibt Vera sich auf einen Weg der Selbstfindung, der sie von ihrem Mann und ihrer bisherigen Lebensweise entfernt und in die Einsamkeit führt.


    Meine Meinung:


    Eindrucksvoll wird in diesem Roman die Situation Südafrikas geschildert, das nach dem offiziellen Ende der Apartheit seine Instabilität, seine inneren Konflikte und ungelösten sozialen Problem ungeschützt offenbart. Das Ende der Arpartheit ist nicht das Ende der Gewalt, diese eskaliert dagegen zunehmend regelloser und unberechenbarer auf allen Seiten, während die Vordenker der Bewegung gegen die Rassentrennung um die Grundlagen und Konturen der jungen, noch so ungewohnten Demokratie ringen. Die Verwerfungen dieses Landes spiegeln sich wider in den persönlichen Beziehungen, die durch die politischen Auseinandersetzung eingegrenzt und von ihnen durchdrungen sind. Ein schonungsloser Blick in die Realität eines zerrissenen Landes durch die Augen von Menschen mit unterschiedlichen Positionen und Möglichkeiten.


    So zerrissen wie das Land erscheint mir die Erzählung, die ständig zwischen Situationen in den Beziehungen und Familien und politischen Themen hin und herblendet. Kaum hat man sich in einer Szene zurecht gefunden und eingelesen, so wird der Fokus schon wieder gewechselt und auf einem anderen Ort auf andere Personen und Themen gerichtet. Im Ganzen setzt sich die Erzählung aus diesen Puzzleteilen zu einem loseren Ganzen zusammen. Wann immer aber der Ansatz zu einer Anteilnahme am Schicksal der einzelnen Personen sich bemerkbar macht, bricht die Erzählung an dieser Stelle ab und nimmt den Faden auch später nicht wieder auf. Auf diese Weise wird es einem schwer, sich mit den Personen in Sympathie oder Anthipathie oder einem gefühlten Interesse zu verbinden. Immer wieder wird man heraus gerissen und in eine Distanz gezwungen. Auch sprachlich scheint der Roman diese Fragmentierung auszudrücken, flüssiges Lesen fiel mir aus für mich nicht erkennbaren Gründen schwer.


    Diese Zerrissenheit und Fragmentierung scheint nun allerdings ein Grundproblem sowohl der Situation des Landes als auch Veras zu sein inmitten der Auflösung der Traditionen und alten Verhältnisse, in der neue Strukturen und Lebensentwürfe noch kaum erkennbar sind oder noch nicht umsetzbar erscheinen. Die nächste Generation mitbetroffen und in ein diffuses Vakuum durcheinander wirbelnder Einzelteile entlassen, versucht sich vielleicht schon mit etwas mehr Erfolg in den neuen Freiheiten einzurichten und eigene Lebensformen zu erproben.


    Insgesamt handelt es sich um einen nicht einfach zu lesenden, vielschichtigen Roman mit komplexen Problemlagen, die sich aber unter der Oberfläche drängender äußerer Ereignisse und traditioneller Rollen erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen geben. Der Roman wird nicht es nicht in die Liste meiner Lieblingsbücher schaffen.


    Nadine Gordimer


    Die Autorin wurde in einem anderen Beitrag von creative schon sehr gut beschrieben, daher hier dieser Teil als Zitat aus: Nadine Gordimer - Ein Mann von der Straße
    « am: 08. Februar 2006, 16:02:17 »


    Geboren am 20.11.1923 in Springs, ehem. Transvaal, Südafrika als Tochter eines jüdsichen Juweliers und einer Engländerin.


    Bereits mit 9 Jahren beginnt sie zu schreiben, mit 14 erschien ihre erste Kurzgeschichte.
    Sie studierte in Johannesburg, verließ die Uni alleridings ohne Abschluss und reiste viel in Afrika, Europa und den USA.
    Sie setzt sich aktiv im Widerstand gegen die Apartheid ein. Ihr konsequentes Eintreten für das Recht auf freie Meinungsäußerung brachte ihr mehrfach Publikationsverbote in ihrem Heimatland ein.


    Die Rassentrennung, die gesellschaftliche Situation in Südafrika und soziales Unrecht sind Schwerpunkte in ihrem Schaffen.


    1974 bekam sie den Booker Prize, 1991 wurde sie mit dem Nobelpreis für Literatur aus ausgezeichnet aufgrund "der offenen und ironischen Art, mit der sie soziales Unrecht beschreibt".


    Werke (u.a.):
    1953: Entzauberung (The Lying Days)
    1958: Femdling unter Fremden (A World of Strangers)
    1963: Anlass zu lieben (Occasion of Loving)
    1966: Die spätbürgerliche Welt (The Late Bourgeois World)
    1970: Der Ehrengast (A Guest of Honour)
    1974: Der Besitzer (The Conservationist)
    1979: Burgers Tochter (Burger's Daughter)
    1981: Julys Leute (July's People)
    1987: Ein Spiel der Natur (Sport of Nature)
    1990: Die Geschichte meines Sohnes (My Son's Story)
    1994: Niemand, der mit mir geht (None to Accompany Me)
    1998: Die Hauswaffe (The House Gun)
    2001: Ein Mann von der Straße (The Pickup)


    Fazit: nur 2ratten bis 3ratten

    Liebe Grüße!<br />Zoe