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Die junge Lies Odenthal ist frustriert von ihrem Leben: Ihr Job ist langweilig, und ihr Freund hat sie gerade verlassen. Kurz entschlossen fasst sie sich ein Herz und reist nach Island - um dort ein Jahr auf einer Farm zu arbeiten. Doch bei der Ankunft trifft sie der Schock: Gunnarstaðir ist der einzige Hof im ganzen Tal und hat nur einen einzigen Bewohner, den alten, wortkargen Elías. Doch Lies beißt sich durch und gewöhnt sich langsam an die harte Arbeit im Schafstall, das dürftige Essen und den mürrischen Elías. Sie lernt die verzauberte Landschaft und das einfache Leben kennen und lieben, wobei ihr nicht zuletzt auch der Tierarzt Jói Magnússon hilft ...
Meine Meinung
Ich lese eher selten zeitgenössische Romane und habe eigentlich auch nur zu diesem gegriffen, weil ich von Dagmar Trodlers historischen Romanen äußerst begeistert bin. Der Klappentext klang zwar sehr interessant, aber von einem weniger namhaften Autor hätte ich das Buch wahrscheinlich ignoriert.
Leider hatte ich sofort einige Probleme mit der stark ausgeprägten Umgangssprache und auch mit dem Stil. Ich bin einfach zu sehr von historischen Romanen geprägt, scheint es mir. Da es sich aber sehr flüssig und unterhaltsam lesen lässt, hab ich mich davon nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen lassen und wurde für mein Durchhalten letztendlich auch belohnt.
Die Figuren sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet. Die, die keine tragende Rolle zu spielen haben, bleiben eher blass und standen mir nicht deutlich vor Augen, wobei sie aber durchaus einige eigenwillige Charakteristika aufweisen. Elias, der alte Isländer, ist für mich die dominanteste Figur und hinterlässt auf Anhieb einen deutlichen Eindruck. Lies, die junge Deutsche, die in Island von ihrem alten Leben Abstand nehmen will, kommt mit ihren 30 Jahren doch sehr kindlich und naiv rüber. Aber sie wächst während der Handlung über sich hinaus, geht tapfer ihren Weg, was mir sehr imponiert hat. Oberflächlich bleibt zum Ende hin keiner der Charaktere, wobei einige doch ein wenig Zeit in ihrer Entwicklung brauchten.
Die Handlung brauchte für mich ein wenig zu lange um wirklich in Gang zu kommen. Gerade mit der ersten Hälfte, wo eine eher farblose und naive Lies auf eine recht langsame Handlung trifft, hatte ich starke Probleme. Ich wurde mit nichts und niemandem wirklich warm. Es war zwar nie langweilig, aber begeistern konnte mich die Geschichte zunächst nicht. Die Landschaftsbeschreibungen und die eindrucksvolle, lebendige Atmosphäre waren das Einzige, das mich zunächst beeindrucken konnte.
Erst als Lies ihren Platz in Island findet, konnte ich richtig in das Buch eintauchen und von da an war ich verliebt in die spannende, abwechslungsreiche Geschichte, auch wenn sie hier und da vielleicht ein wenig zu konstruiert war. Die Beschreibungen der Schafzucht waren sehr lehrreich und faszinierend und haben mir diese Tiere um einiges näher gebracht. Das Ende selbst hätte gerne ein wenig anders ausfallen können, dennoch bin ich zufrieden und neugierig, ob es ein Wiedersehen mit Lies gibt, das Ende lässt zumindest darauf hoffen.
Bewertung
Dank der großartigen zweiten Hälfte