Mary M. Kaye - Palast der Winde

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    Inhalt:


    "Palast der Winde" handelt von den Erlebnissen des Engländers Ash Pelham-Martyn, der in Indien geboren wurde, als Kind seine Eltern verliert und aufgrund des Sepoyaufstandes von seiner Ziehmutter als der indische Junge Ashok erzogen wird. Die beiden leben einige Jahre am Hof des Rana von Gulkote. Doch als Ash/Ashok hinter ein Mordkomplott kommt, flieht er nach England, wo er seine Pubertät verlebt.


    Als junger Mann kehrt er nach Indien zurück, um bei den Kundschaftern zu arbeiten. Durch einen Zufall trifft er auf seine ehemalige Freundin Anjuli, Prinzessin am Hofe Gulkotes. Nun muss er sie und ihre Schwester Shushila auf ihrer Brautreise beschützen und sicher zu ihrem Ehemann geleiten. Diese Reise steckt voller Gefahren für Leib und Seele: denn Anjuli bedeutet ihm bald mehr als nur die gute Freundin von früher. :eis:


    Er muss mitansehen, wie sie zur zweiten Frau des Rana von Bhitor wird und obwohl sein Herz förmlich zerbricht, gelingt es ihm, weiterzuleben. Doch wie es der Zufall will, wird er bald in die Nähe des Königreichs Bhitor versetzt und die Neuigkeiten, die über das Hofleben erfährt, beunruhigen ihn sehr. Ungeachtet der Gefahren für sein eigenes Leben, das aus diversen Gründen gefährdet ist, wenn er die Grenze des Königreichs überschreitet, eilt er Anjuli zu Hilfe. Wieso, wobei und welchen Ausgang das Abenteuer nimmt, verschweige ich an dieser Stelle. Selberlesen macht klug! :zwinker:


    Im letzten Drittel des Buches wird über den 2. Afghanischen Krieg berichtet und der Schauplatz verschiebt sich in den Hindukusch, insbesondere nach Kabul. Es geht um die Gründe für den Krieg, seine Auswirkungen auf Afghanistan und England und bestimmte Einzelschicksale.


    Meine Meinung:


    Auf den ersten Blick stellt sich der Roman als Herausforderung dar: das Cover meiner Ausgabe (s. oben) lädt nicht wirklich zum lesen ein, 943 Seiten sind kein Pappenstiel und wenn man sich dann noch die Schriftgröße ansieht, stellt man es am liebsten zurück ins Regal.
    Aus diesen Gründen habe ich den "Palast der Winde" für den SLW gewählt, um die Chance zu erhöhen, ihn tatsächlich zu lesen. Und über die Entscheidung freue ich mich sehr! Ein wirklich tolles, spannendes, abenteuerliches Buch mit einem gehörigen Spritzer Romantik. Einfach wunderbar!


    Die bezaubernden Landschaftsbeschreibungen und Beobachtungen der indischen Gesellschaft sprechen mich sehr an. Die Liebesgeschichte war mitunter ziemlich schwülstig, aber dadurch halt echt toll fürs Herz! :herz:


    Am besten haben mir die ersten 2/3 des Romans gefallen. Im letzten Drittel verschiebt sich der Fokus von Ash zu dem Kundschafter Walter Hamilton (Wally), der als Teil der englischen Gesandschaft in Kabul stationiert ist. Ich mochte Wally seit seinem Auftreten im Buch, aber dass er zum Schluss eine so wichtige Rolle spielt und das Schicksal von Ash in den Hintergrund gerät, empfand ich als unnötigen Bruch, auch wenn es sicher sehr lehrreich war, um selbst die heutigen Konflikte in Afghanistan besser einzuordnen.


    Schaut man sich die Widmung an, lässt sich das Motiv der Autorin erahnen:


    "Gewidmet den Offizieren und Mannschaften unterschiedlicher Abstammung und unterschiedlichen Glaubens, die mit Stolz und Hingabe seit 1846 im Kundschafterkorps gedient haben, darunter Leutnant Walter Hamilton, Träger des Viktoriakreuzes, mein Mann, Generalmajor Goff Hamilton und dessen Vater, Oberst Bill Hamilton."


    Daraus schließe ich, dass sie den Verwandten ihres Mannes einen Tribut zollen wollte.


    Fazit:


    "Palast der Winde" ist ein gelungener historischer Roman, den man kaum zur Seite legen kann. Mary M. Kaye vermittelt nebenbei sehr viel Historie und erklärt am Ende des Buches, was Wahrheit und was Dichtung im Roman ist. Viele Figuren wachsen einem ans Herz, wenngleich natürlich auch viele verbohrte Nationalisten auf allen Seiten auftreten, denen man ihre Blasiertheit und Dünkel am liebsten wegreden möchte - ich spreche hier nicht nur von den Engländern, sondern auch von den Indern und Bergstämmen. Die verschiedenen Religionen in der Region sind nicht zu vereinbaren und sind häufig der Grund für "Animositäten", um es vorsichtig auszudrücken. Ash, der immer zwischen den Fronten steht, bleibt in diesem religiösen Machtgewimmel immer ein Außenseiter: er, der nach Gerechtigkeit strebt (und den britischen Imperialismus immerfort hinterfragt) und nicht nach traditionell/kulturell bedingten Ergebnissen. Mein Rat: macht euch selber ein Bild und :leserin: den Roman!


    Trotz meiner Einschränkung bezüglich des letzten Drittels gebe ich 5ratten, denn es bleibt weiterhin gut geschrieben! Mein :tipp: im April!

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Hallo,
    das kann ich nur bestätigen - 'Der Palast der Winde' ist eins der Bücher, die ich bestimmt 7 oder 8 mal gelesen habe (darf man sowas zugeben??), weil es einen derart allumfassend wegträgt und verzaubert (wenn mans zulässt), wie nur wenige.
    Vor allem sprachlich ist es überzeugend (meisten angloamerikanischen Hist-Romane nerven mich allein durch ihre Smalltalk/Creativewriting-Sprache ziemlich an)
    Großartiges Buch!


    Wer es ein wenig weniger politisch und seitenstark, dafür ein wenig deutlicher romantisch mag, dem sei "Schatten im Mond" von der gleichen Autorin ans Herz gelegt ... :smile:
    Gruß, Dagmar

  • Ein absolut wunderbares Buch, habe es mir vor einigen Jahren schon gekauft (übrigens mit einem anderen Cover :zwinker: ) und auch nicht mehr weglegen können.
    Die Liebesgeschichte zwischen Ash und Anjuli ist wunderschön und jede der Figuren toll dargestellt.


    Übrigens eines der wenigen Bücher, bei dem auch die Verfilmung absolut geglückt ist.

  • So unterschiedlich kann das manchmal ausfallen. Ich habe dieses Buch vor etwa anderthalb Jahren mal angefangen und nach dem ersten Viertel aufgegeben, weil ich mich bis dahin schon mehr gequält als zügig gelesen hatte. Dabei fand ich die Geschichte nicht einmal grundsätzlich schlecht, auch schien mir der Hintergrund durchaus ordentlich dargestellt, aber der Funke sprang halt einfach nicht über. Ich hätte noch hundert oder zweihundert oder auch dreihundert Seiten lesen können, ohne an diesem Gefühl etwas zu ändern, denn im Grunde war mir Ashtons Schicksal bis dahin noch immer ziemlich egal. Er hätte auf der jeweils nächsten Seite tot umfallen können, ohne daß es mich berührt hätte. Ich akzeptiere aber einfach, daß nicht alle Bücher für mich geschrieben sind. :zwinker:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Auch ich kann mich, obwohl es jetzt schon Jahre her ist, noch recht gut
    daran erinnern und kann sagen, das es mir seiner Zeit sehr gut gefallen hat.


    Die Autorin hat es wirklich verstanden nicht nur die herzergreifenden, menschlichen
    Schiksale nahe zu bringen, sondern auch das politische Indien ein wenig verständlicher
    zu machen.
    Kurz, eine spannend-rührende Geschichte mit Tiefblick auf die damaligen Gegebenheiten.


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo,


    ich könnte mich 100% Aldawen anschließen. Ich habe das Buch bereits 2 mal angefangen und komme einfach nicht weiter. 200 Seiten oder so und dann ging es nicht mehr.
    Ich kann noch nicht mal sagen warum, ich fand es nicht schlecht aber irgendwie sprang auch bei mir nicht der Funke über :sauer:.
    Wenn ich die begeisterten Stimmen hier so lese gebe ich dem Buch aber vielleicht irgendwann noch mal eine Chance :zwinker:.


    Grüße
    Flor

  • Flor, das ist mir auch schon mit anderen Büchern so ergangen.
    Wahrscheinlich hängt das auch viel eher an der momentanen Lesestimmung des
    Lesers ab als an der Lektüre selbst. :zwinker:
    Bei mir ist es leider nur so, das wenn ich mal ein Buch abgebrochen habe ich mich kaum noch "aufrappeln"
    kann es nochmal irgendwann damit zu versuchen. :redface:


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Ich denke, gerade bei solchen Romanen wie diesem kommt es auch sehr stark auf die Stimmung an, in der man es liest. Ich hatte es vor ein paar Monaten schonmal halbherzig angelesen und innerlich gestöhnt - was dazuführte, dass es zurück ins Regal wanderte. Nun bin ich natürlich sehr froh, ihm noch eine Chance gegeben zu haben!


    Aber mehr als 900 Seiten bloß zu lesen, weil andere davon schwärmen, würde ich niemals machen. Geschmäcker sind halt verschieden.

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Ich muss ja gestehen, dass ich, als ich das Buch damals geschenkt bekam, nur sehr sehr sehr zögerlich an das Buch rangegangen bin. Irgendwie hat mich das Cover ein wenig abgeschreckt (es war mir zu rosa :zwinker:) Aber als ich es dann doch gelesen habe, habe ich es nicht bereut. Im gegenteil, kann ich mich den meisten meinungen hier nur anschließen, da mich das Buch jedes Mal aufs Neue fasziniert hat. Ich persönlich finde, dass die Autorin einen Schreibstil hat, der einen irgendwie in die Geschichte hineinzieht und man dadurch ständig das Gefühl hat, mitzuleiden. Also mir ging es jedenfalls so. :breitgrins:


    Snakebite

  • Ja, ja. Das mit den Cover ist schon so eine Sache.
    Sie können schon abschrecken, aber auch anziehen. :zwinker:


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo,


    "Palast der Winde" habe ich bereits vor Jahren gelesen und ich fand das Buch interessant und ansprechend.
    Auch das Cover war wesentlich besser gestaltet, aber das ist alles Geschmacksache.


    Zum mehrmals lesen hat es allerdings nicht gereicht.


    Übrigens, ich finde es nicht schlimm, ein Buch öfters zu lesen, meine Lieblingsbücher lese ich immer wieder gerne, das spricht doch eigentlich für das Buch.


    Gruß vom gretchen :winken:

  • Gretchen,


    ich hatte dieses Cover hier und es hatte mich seiner Zeit auch mehr angesprochen.


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    Aber wie du schon sagtest, Geschmacksache. :zwinker:


    Marion

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo Apassionata,


    das Buch habe ich schon vor etwas (viel, viel) längerer Zeit gelesen und da natürlich auch gekauft. Ich kann mich an das Cover, das damals noch Umschlag hieß :zwinker:, nur noch dunkel erinnern, ich meine aber, es war eine Zeichnung der Fassade vom rosa "Palast der Winde" in Jaipur/Indien.


    Auf jeden Fall passend.........


    ..... auch für mich, denn eine Rundreise zu den alten Palästen in Indien gehört zu meinen bisher unerfüllten Wünchen und Träume, hmm.


    lieben Gruß :blume:


    gretchen

  • Auch ich gestehe, dass ich eine "Mehrfach-Leserin" bin! Der schöne Maharadschaschinken geht doch sehr zu Herzen! Daher gehe ich auch mit der Meinung konform, dass man / frau sich von 1115 Seiten nicht abschrecken lassen sollte. Die Verfilmung halte ich jedoch für arg misslungen. Die zeitlichen Abläufe werden auf den Kopf gestellt, zudem nimmt im Film Koda Dad, der Stallmeister aus Gulkote / Karidkote am Hochzeitszug nach Bhitor teil! Nun, man wollte wohl Omar Sharif ein paar weitere Filmminuten gönnen! :grmpf:


  • Daher gehe ich auch mit der Meinung konform, dass man / frau sich von 1115 Seiten nicht abschrecken lassen sollte.


    so lange kam es mir gar nicht vor. :breitgrins:
    Ich war irgendwie ruck-zuck durch. :zwinker:


    gretchen, das mit den Wünschen und Träumen sollte man sich immer warm halten.
    Ich drück dir die Daumen, das es für dich in Erfüllung gehen mag.


    Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo zusammen,


    "Palast der Winde" habe ich sehr gern und auch schon mehrfach gelesen. Die Beschreibungen des Indien von damals mit seinen Bräuchen, Riten, Tabus... fand ich einfach faszinierend. Ich kann aber schon verstehen, dass vielen das Buch zu langatmig ist (mit dem letzten Teil ging es mir ja selbst so), ich glaube, auch eine Leserunde dazu ist schon mal versandet. Wer ausführliche Landschafts- und Brauchtumsbeschreibungen mag und sich auch von einer Liebesgeschichte nicht stören lässt, dem wird dieses Buch sicher gefallen.


    Grüße
    Manjula

  • Mit "Palast der Winde" liefert Mary M. Kaye eine Liebeserklärung an Indien ab. Sie beschreibt detailliert die unterschiedlichen Landstriche mit ihren jeweils eigenen Schönheiten, zeigt die verschiedenen Bevölkerungsgruppen und plädiert für mehr und gegenseitige Toleranz. Besonders hart geht sie mit der britischen Besatzungsmacht ins Gericht, deren Arroganz und Tunnelblick viele Konflikte erst entstehen lassen.


    Anhand von der Hauptperson Ash porträtiert sie das zerrissene Land. Ash ist der Nationalität nach Engländer, wird aber aufgrund des Sepoy-Aufstands im Jahr 1857 als indisches Hindukind aufgezogen. Sein großer Mentor und Vaterersatz ist der Moslem Koda Dad. Später muss Ash neuerlich fliehen und findet schlussendlich bei seinen Verwandten in England Unterschlupf. Das bedeutet in seinem Fall die Erziehung eines britischen Jungen der Oberschicht.


    Kaye verwebt Ashs Lebensweg geschickt mit der indischen Geschichte. Außerdem zollt sie besonders im letzen Abschnitt dem Regiment der Kundschafter ihren Respekt. Diese werden mit der ersten britischen Gesandtschaft in Kabul stationiert, was unweigerlich in der Katastrophe mündet. Trotz aller spürbaren Bewunderung für die tapferen Männer, die unabhängig von Nationalität, Religion oder Volkszugehörigkeit gemeinsam an einem Strang ziehen, hat sie keine rosarote Brille auf. Immer wieder geht sie mit der Engstirnigkeit und Blindheit gegenüber der realen Situation hart ins Gericht. Man spürt ihr Bedauern über verlorene Chancen und gemachte schwere Fehler, die bis heute Auswirkungen haben.