Louise Erdrich - Der Club der singenden Metzger/Der Gesang des Fidelis Waldvogel

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  • Lousie Erdrich - Der Club der singenden Metzger


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    Klappentext:
    Im Jahre 1922 wandert der junge Metzgermeister Fidelis Waldvogel nach Amerika aus, um dort sein Glück zu suchen. Er gründet ein Geschäft, eine Familie und einen Gesangverein, Aber erst als Fidelis und seine Frau Eva der Artistin Delphine begegnen, beginnt ihr amerikanisches Abenteuer.


    Meine Meinung
    Fidelis Waldvogel kehrt aus dem 1. Weltkrieg zurück und heiratet Eva, die schwangere Verlobte seines Gefallenen Freundes.
    Kurz darauf beginnt die Reise in die neue Welt - im Gepäck einen Koffer voller Würste und die Messer seines Vaters. Die Würste finanzieren die Reise und man reist, soweit die Würste reichen.
    Die Würste reichen bis Argus, einem Ort in North Dakota.
    Argus ist der Mittelpunkt des kleinen Universums welches Louise Erdrich erschaffen hat.


    Wie es sich für einen gelungenen Schmöcker gehört, erlebt der Leser alle Freuden, Leiden, Tod, Trauer und die Hoffnungen der Bewohner von Argus über einen Zeitraum von ca. 30 Jahren, im Mittelpunkt die Metzgerei des Fidelis Waldvogel. Die Geschichte wird dabei in ruhigen leisen Tönen erzählt und berührt einen zutiefst.
    Ein wirklich wunderbares und warmherziges Buch


    Die eigentliche Hauptfigur in diesem Roman war für mich Delphine, die Freundin von Eva. Eine Frau die stark und mutig ist und sich nicht den Gesetzen der damaligen Zeit beugt und in ihrer kleinen Umgebung eine Menge erlebt.


    Der Roman erschien gebunden unter dem Titel Der Gesang des Fidelis Waldvogel. Es ist nicht zu verstehen warum die Bücher unter verschiedenen Titeln erschienen, wobei die Taschenbuchausgabe dem Original The Master Butchers Singing Club auch näher ist.
    Der junge Mann auf dem Titelbild ist übrigens der Großvater der Autorin, er war Metzger von Beruf.



    5ratten


    [size=6pt]EDIT: Alternativtitel der Suchfunktion wegen in den Betreff aufgenommen. LG, Saltanah[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • ich habe es vor mehrern Jahren auf Englisch gelesen und fand es ganz nett. Es war eher ein kurzweiliges Lesevergnügen und ein interessanter Einblick in German-Americanes. Ich habe es meiner Schwiegermama gegeben, die Amerikanerin ist und die konnte damit so gar nichts anfangen.


    Meiner Meinung nach ein gutes Buch, aber nichts zu aufregendes.

    "Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf" Kurt Tucholsky

  • Originaltitel: The Master Butchers Singing Club - Hardcoverausgabe: Der Gesang des Fidelis Waldvogel


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    1918: Der junge Scharfschütze Fidelis Waldvogel kehrt seelisch versehrt aus dem 1. Weltkrieg in sein Jugendzimmer nach Ludwiglust zurück. Es fällt ihm schwer, sich der Normalität in seiner Heimatstadt wieder anzunähern, doch ein Versprechen, dass er seinem gefallenen Kameraden Johannes gegeben hat, führt ihn zu dessen Verlobter Eva und zurück ins Leben. Als er die hochschwangere junge Frau trifft, verliebt er sich in sie und heiratet sie nicht nur um seiner Verpflichtung willen.


    Einem Leben in Deutschland will er langfristig aber entgehen und beschließt, in das Land zu gehen, dass "das perfekteste weiße Brot" (Toast) hervorbrachte, das er je gesehen hat. Mit einem Koffer voller bester deutscher Würste und seinen Messern macht sich der Metzgersohn auf den Weg in die Vereinigten Staaten, wo er sich durch den Verkauf seiner Waren den Weg bis in die Stadt Argus in North Dakota ermöglicht. Hier findet er Arbeit in einer Metzgerei und bereitet alles für die Ankunft seiner Frau Eva, ihres Sohnes Franz und seiner Schwester vor. Mit der Zeit gelingt es ihm, sich selbständig zu machen, einen Gesangverein zu gründen und Armut und Kriegsschrecknisse zu verdrängen.


    Parallel zu diesem Erzählstrang lernt der Leser die Artisten Delphine Watzka und Cyprian Lazarre kennen, die mit einer beeindruckenden Jongliervorführung durch die USA ziehen. Nach langen Jahren kehrt Delphine mit ihrem Freund, den sie als ihren Ehemann ausgibt, in das Haus ihres Vaters Roy in Argus zurück. Hier wird sie mit drei Leichen konfontriert, die ihr und ihrem Vater noch viel Ärger machen sollen.


    Natürlich treffen die Waldvogels und Watzkas aufeinander und ihre Schicksale verquicken sich durch die Freundschaft zwischen Eva und Delphine zunehmend.


    Dieser erste Roman für das Jahr 2008 war ein echter Glücksgriff! Sollte meine weitere Auswahl für dieses Jahr ähnlich glücklich sein, stehen mir keine Enttäuschungen für dieses Jahr mehr bevor. Ich möchte schonmal behaupten, dass "Der Gesang des Fidelis Waldvogel" auch in den nächsten 12 Monaten zu meinen Favoriten gehören wird.


    Der Roman ist ein wirklich guter Schmöker, der aber nicht in Klischees abdriftet. Ich konnte das Hand zwei Tage lang nicht aus der Hand legen und musste einfach wissen, wie sich das Leben von Fidelis, Eva, Delphine, Cyprian und Roy entwickelt. Es gibt zusätzlich zu den bereits genannten Personen weitere Figuren, die für die Geschichte wichtig sind:
    Fidelis und Eva bringen drei gemeinsame Kinder zur Welt: Markus und die Zwillinge Erich und Emil, die mir auch sehr ans Herz wuchsen. Natürlich gibt es auch einen "Bösewicht": Fidelis Schwester Maria Theresia, die von allen nur "Tante" genannt wird, um sie nicht mit diesem kaiserlichen Namen ansprechen zu müssen. Was für ein Charakter! :rollen:


    Die Geschichte spannt sich über einen Zeitraum von 36 Jahren (1918 - 1954) - bewegten Zeiten, in denen sich viel Zeitgeschichte ereignet. Die Bewohner von Argus sind diesen Einflüssen natürlich auch ausgesetzt und treffen wichtige Entscheidungen, lieben und leiden. Sehr gut gefiel mir, dass man sich in der zeitlichen Abfolge gut zurecht findet. Auch wenn es Zeitsprünge gibt, sind sie doch geschmeidigt in das Geschehen eingebunden und nie zu abrupt.


    Fazit:
    Ein wunderschöne, zu Herzen gehende Familiengeschichte, garniert mit einem Schuß Kriminalgeschichte. Perfekte Lektüre für ein gemütliches Lesewochenende.


    Soweit ich herausfinden konnte, spielen die meisten (wenn nicht alle?) ihrer Romane in der Stadt Argus, was ich sehr spannend finde! Es ist sicher interessant weitere Bewohner der Stadt in verschiedenen Jahrzehnten kennenzulernen. Der nächste Titel auf meinem SUB ist "Geschichten von brennender Liebe" - aber ich werde sicher auch noch ihre anderen Romane lesen (dann möglichst in der richtigen Reihenfolge):


    * Liebeszauber - Love Medicine (1984)
    * Die Rübenkönigin - The Beet Queen (1986)
    * Spuren - Tracks (1988)
    * Der Bingopalast - The Bingo Palace (1994)
    * Geschichten von brennender Liebe - Tales of Burning Love (1997)
    * Die Antilopenfrau - The Antelope Wife (1998)
    * Der Klang der Trommel - The Painted Drum (2005)


    Zur Autorin:
    Louise Erdrich wurde 1954 in Minnesota geboren und stammt väterlicherseits von einem deutschen Metzgermeister ab und mütterlicherseits von den Chippewa-Indianern in North Dakota.
    Mehr Informationen findet ihr auf der Wikipediaseite: Louise Erdrich


    Zitat von "Papyrus"

    Die eigentliche Hauptfigur in diesem Roman war für mich Delphine, die Freundin von Eva. Eine Frau die stark und mutig ist und sich nicht den Gesetzen der damaligen Zeit beugt und in ihrer kleinen Umgebung eine Menge erlebt.


    Ja, das ist sie für mich auch. Eine Person, die (wie sie ja auch selbst sagt) ein Talent dafür hat Verbindungen zu knüpfen und alles beieinander zu halten. Fehlt sie, bricht einiges auseinander...

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

  • Der junge Metzger Fidelis Waldvogel kehrt aus dem 1. Weltkrieg zurück.
    Er heiratet Eva, die schwangere Frau seines gefallenen Freundes und wandert nach Amerika aus. Die Reise finanziert er sich mit seinen Würsten, sie reichen bis nach Argus, North Dakota.
    Ab hier rückt nun eigentlich Deplhine in den Mittelpunkt, die zusammen mit dem Akrobaten Cyprian durch die Lande gezogen ist und schließlich nach Argus zu ihrem alkoholkranken Vater Roy zurückkehrt. Sie freundet sich mit Eva an und so werden die Schicksale beider Familien verwoben.


    Ich habe eine Vorliebe für amerikanische Auswanderergeschichten und daher habe ich bei dem Buch sofort zugegriffen.
    Leider, so muss ich mir mehr und mehr eingestehen, scheine ich auch ein Problem mit amerikanischer Literatur zu haben. Sie wirkt auf mich fast immer etwas trostlos und distanziert, und irgendwie konnte ich auch hier zu den Figuren keine richtige Bindung aufbauen. Die Geschichte hat einen melancholischen Grundton, der sich fast bis zum Ende durchzieht.
    Protagonisten waren auch nicht die Familie Waldvogel sondern Delphine, die für mich wiederum irgendwie eine Zuschauerposition innehatte. Im Grunde wird hier lediglich ein Ausschnitt aus Delphines Leben gezeigt, den sie mit den Waldvogels verbringt. Das hat mich am meisten gestört, da ich etwas anderes erwartet hatte.
    Ich hätte lieber mehr über die Situation der Deutsch-Amerikaner erfahren, die durch den Fokus auf Delphine aber leider etwas im Hintergrund blieb. Wer Fidelis wirklich war, was er dachte und fühlte, wurde nie richtig deutlich. Vielleicht ist der Titel etwas irreführend (ich habe noch die gebundene Ausgabe) aber auch die singenden Metzger kamen mir zu wenig vor. Naja, irgendwann gelang es mir mich auf den Roman einzulassen und dann hat er mich doch etwas berührt.
    Der historische Aspekt des Romans war dagegen wie erwartet interessant, die Zerissenheit der Familie zwischen zwei Kontinenten, zwei Nationen, zwei "Ideologien" wurde eindringlich dargestellt.


    Ich tue mich schwer mit der Bewertung, aber werden dann doch


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

    Einmal editiert, zuletzt von Madicken ()

  • Nach dem 1. Weltkrieg sucht Fidelis Waldvogel mit seiner jungen Ehefrau sein Glück in den USA. Mit seiner Metzgerei
    ist er schon bald etabliert in der kleinen Gemeinde Argus. Bald darauf kehrt Delphine, die als Artistin mit ihren Kollegen und Lebensgefährten unterwegs war, wieder in ihre Heimatstadt Argus zurück und lernt die Familie Waldvogel kennen. Schon bald verknüpfen sich ihre Lebenswege auf sehr innige Weise und in einem Ausmaß, das keiner von ihnen erwartet.


    Für mich war das Buch eine kleine Enttäuschung. Grund ist die zu große Distanz, die auch Madicken schon erwähnt. Zwar mangelt es nicht an Schicksalsschlägen, bei denen immer wieder große Emotionen zutage treten, doch die Figuren blieben alle auf gewisse Weise fremd und machten es nicht leicht, mitzufühlen. Es entwickelte sich einfach keine Nähe zu ihnen. Auch die fast durchgehend negative Stimmung gefiel mir nicht. Die positiven Erlebnisse der Familie sind relativ schnell abgehandelt, während Konflikte und Unglücksfälle ausführlich dargestellt werden.


    Ein Bezug zum Titel (bei mir war es Der Club der singenden Metzger) ist kaum feststellbar. Die singenden Metzger werden zwar hin und wieder angesprochen, aber der Club als solcher hatte keine Funktion, die für die Handlung wichtig war. Trotz der siebenköpfigen Waldvogel-Familie stand auch für mich Delphine im Mittlpunkt, da man ihre Gedanken- und Gefühlswelt noch am ausführlichsten miterlebte. Die anderen Beteiligten waren zwar wesentlich für die Handlung, standen aber die meiste Zeit in ihrem Schatten.


    Sprachlich war das Buch durchaus ansprechend, aber wenn der Inhalt nicht passt, macht auch der gute Stil nicht alles wett.


    3ratten