Raymond Kennedy - Am Rand der Welt

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    Eine kleine Novelle mit großem Gedankenfluss!


    Jack ist ein alter Mann, und er lebt zurückgezogen in einem Wald am Fuße eines Berges. Mit seinem Hund, der ihm zugelaufen ist, wohnt er in einer bescheidenen Hütte ohne Strom und fließendem Wasser. Er besitzt einen Ofen, und eine Zeitschrift, die er immer wieder liest, so dass er sich glücklich glaubt, und zufrieden ist.
    Doch vor kurzen hat er einen Schlag abbekommen, denn vereinzelnd lassen sich Menschen im Wald blicken, und Jack hat ein ungutes Gefühl im Bauch. Er achtet auf Geräusche, und auch heute Abend nimmt er wieder welche wahr. `Da ist was.`, denkt er. Und nach einer Weile hört er wieder etwas. Besorgt zieht er seinen Mantel an, nimmt seinen Hammer, und geht hinaus in den Schnee. So findet er „Dick“, einen blutig geprügelten, nackten Mann. Zuerst wirkt der Fremde wie tot, doch er lebt noch, und Jack schleppt ihn zur Hütte. Den Umgang mit Menschen hat er verlernt, und so zieht und zerrt er den ungebetenen Gast ungeschickt ins Bett. Dick schläft ein, und erst am nächsten Morgen gibt es die nächste Überraschung: Jack wird von Dick unflätig aus den Schlaf gerissen. „Ich will frühstücken, und ein heißes Bad!“


    Damit beginnt ein langer Dialog, und der Leser merkt sukzessive, dass Dick kein normaler Gast ist, aber wer ist Dick? Ein Traum, eine Erscheinung, spiegelt er die innere Stimme Jacks, sein Gewissen?


    Man ist schon ziemlich verblüfft, wenn dann die Erzählung zu ende ist, und man völlig überrumpelt zurückbleibt. Mit dem Lesen verbringt man nicht lange, aber mit dem Nachdenken eine ganze Weile. Nicht schlecht!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe das kurze Büchlein gerade beendet und weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Abgesehen davon, dass ich nach diversen Lobpreisungen schlichtweg mehr erwartet habe, frage ich mich auch, was Kennedy mir verflixt noch mal mit dieser Erzählung sagen wollte.


    Der Leser bekommt zwei Figuren vorgesetzt: Jack und Dick. Jack lebt seit Jahren zurückgezogen in einer spartanisch eingerichteten Hütte und scheint den Umgang mit anderen Menschen verlernt zu haben. Gesellschaft leistet ihm lediglich "der Hund". Dick ist ein absoluter Unsympath, ein angeberisches, herrisches Großmaul, das bei mir sofort verspielt hatte. Selbstgerecht und aggressiv scheucht er Jack, der ihm soeben das Leben gerettet hat, wie einen Lakaien durch dessen eigene Hütte. Er verfällt mitten im Satz in eine andere Laune und führt sich auf wie der Herrscher der Welt. Jack bleibt bei all dem stoisch gelassen und kümmert sich aufopfernd um den ungebetenen Gast.


    Nur wenig geschieht und viel bleibt ungesagt. Hin und wieder werden die Lebensgeschichten der beiden Männer angedeutet, die Umstände, wie Dick überhaupt in den Wald kam, bleiben ungeklärt. Genauso offen bleibt das Ende.


    Erzählt ist die Novelle in einer kargen Art und Weise, stellenweise erscheint der Stil genauso lieblos wie Dick. Mir hat diese reduzierte Art gar nicht gefallen.


    2ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges