Virginia Woolf - Mrs. Dalloway

Es gibt 48 Antworten in diesem Thema, welches 12.925 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von VirginiaWoolf.

  • Huhu,


    ach du Schreck! :entsetzt:


    Ich hatte mir den 28. als Beginn der Runde notiert! Jetzt hab ich endlich mal ein Stündchen Zeit, die Foren zu durchkämmen und sehe mit Entsetzen, dass die Leserunde schon angefangen hat! :grmpf:


    Au weia! Ich lese so schnell wie möglich meinen derzeitigen Roman zu Ende und stoße zu euch, wenn ihr dann noch dran seid.


    Schade! Viel Spaß beim Lesen erstmal. Die Beiträge lese ich dann lieber auch erst später.


    HG


    finsbury

  • Hallo zusammen,


    also um es mal vorwegzunehmen: Ich bin nicht grad begeistert von dem Buch... :sauer:
    Mir gefällt einfach der Sprachstil nicht; das Problem ist nicht, dass ich es nicht verstehe (obwohl ich auf Englisch lese), aber diese wenig kunstvollen Schachtelsätze gefallen mir einfach nicht.
    Auch die beschriebenen Gedankengänge (die mir immer ewig vorkommen), sind nicht ganz nach meinem Geschmack. Was mir allerdings gut gefällt ist, dass man am Anfang relativ wenig erfährt und dann durch Rückblenden immer mehr erfährt.


    Ich bin froh, dass ich das Buch mit euch in einer Leserunde lese, sonst wär ich mir nicht sicher, ob ich durchhalten würde (bin aber schon auf S. 62 von 140).
    Was mir da grad noch einfällt: Wieso gibt es so große Unterschiede bei den Seitenzahlen? Mein Buch hat 140, aber es wurde ja auch schon 219 erwähnt. Dass die deutschen Versionen länger sind, ist schon klar (einfach weil das Deutsche mehr Wörter braucht, um etwas auszudrücken); aber so viel???


    Lg, Andrea


  • Wieso gibt es so große Unterschiede bei den Seitenzahlen? Mein Buch hat 140, aber es wurde ja auch schon 219 erwähnt. Dass die deutschen Versionen länger sind, ist schon klar (einfach weil das Deutsche mehr Wörter braucht, um etwas auszudrücken); aber so viel???


    Das hängt ja auch sehr davon ab, welches Format das Buch hat, welche Schriftgröße gewählt wurde, wie breit die Marginalen sind, etc. Die englische Ausgabe, die ich lese, hat z. B. 180 Seiten, und eine andere englische, die ich auch hier liegen habe, gar 211. Das sind ganz normale Variationen.
    Schade, dass dir das Buch nicht gefällt.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo,


    ich habe auch angefangen und bisher kann ich sagen: "Mrs Dalloway" gefällt mir richtig gut. Zwar hatte ich nach dem Film "The hours" bereits gewisse Erwartungen; dass es mir aber so gut gefällt, überrascht mich, ehrlich gesagt, doch. Das Lesen hätte ich mir viel schwieriger vorgestellt. Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um mich einzugewöhnen (vor allem nach dem vorhergehenden "Bartimäus"), aber entweder wird die Sprache zur Mitte hin leichter, oder ich habe mich mittlerweile eingelesen.


    Die vielen Personen zu Beginn machen den Einstieg aber auch nicht gerade leicht. Andererseits finde ich aber auch gerade das sehr reizvoll, weil es einen lockt, mehr herauszufinden.


    Ich bin jetzt auf Seite 80/189. Was mir sehr gut gefällt, ist, wie der Blick im Buch mal auf diese und mal auf jene Person fällt, und wie das alles miteinander verflochten wird. Das macht das Geschehen sehr interessant. Das Gespräch zwischen Clarissa und Peter fand ich auch sehr aufschlussreich. Interessant, wie beide sich selber sehen, und wie der jeweils andere, die Situation ganz anders empfindet.


    Neben Clarissa und Peter, hoffe ich, vor allem noch mehr von Septimus zu erfahren. (Der interessiert mich gerade brennend.)


    Sehr schön finde ich übrigens die wiederholte Einflechtung der Verse von Shakespeare: "Fear no more the heat o' the sun, nor the furious winter's rages." Beim Lesen habe ich dabei die ganze Zeit die Vertonung von "Cymbeline" durch Loreena McKennitt im Kopf.



    Die andere Szene, die wirklich sehr beeindruckend war, war die Stelle an der Peter mit einem Mal weiß, dass Clarissa diesen Richard heiraten wird. Da hat es mir wirklich den Hals zugeschnürt.


    Diese Szene fand ich auch sehr nahegehend und hat mich richtig traurig gemacht. Auch weil er Minuten vorher noch die „vollkommene Glücklichkeit“ erlebt. Und nur wenig später weiß, dass er Clarissa verlieren wird.
    Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass Peter immer noch etwas für Clarissa empfindet.



    Bei meiner kommentierten Ausgabe, gibt es dazu einen kleinen Hinweis im Anhang: Mrs Dalloway müsste in der zweiten Hälfte des Jahres 1919 spielen.


    Interessant, denn in meiner Ausgabe steht, dass es 1923 spielt. Was ist nun richtig?


    Beim Lesen habe ich übrigens auch immer ein bisschen den Film "The hours" im Hinterkopf und suche nach Parallelen.

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Septimus interessiert mich auch brennend! (Habe sowieso eine literarische Vorliebe für verschrobene Charaktere wie zb meinen Freund Elling :zwinker:)


    Toll fand ich auch die Szene mit den Auto beschrieben. Wie alle gaffen - damals waren die Menschen wohl schon genauso sensationsgeil wie heute :breitgrins:.


    Mir geht es ähnlich wie Thanquola: das Buch fällt mir mit zunehmendem Lesen leichter. Freue mich schon aufs Weiterlesen!!!


    lg & bis bald
    Bane

  • Hallihallo!
    Ich habe das Buch gestern beendet.
    Allerdings muss ich noch über ein paar Dinge nachdenken:
    z. B. die Verbindung der Pflanzen/ Blumen- Bilder, und die der "nautischen" (wie Peter es glaube ich an einer Stelle formuliert). Zusammengebracht werden die beiden vielleicht in dem Satz:


    [quote author=S. 146 ]Auch in London saßen sie dort, und, halb im Traum, kam duch die Schlafzimmertür zu ihr fallender Regenm Wispern, Rascheln in reifem Getreide, die Liebkosung des Meers, das ihnen, wie ihr schien, in seiner gewölbten Muschel eine Höhle bereitete und ihr zuflüsterte, ihr, die am Ufer lag, hingestreut, fühlte sie, wie Blumen, die über ihr Grab wehten. [/quote]


    Was meint ihr dazu? Ist euch das auch aufgefallen? Dass es von "Wichtigkeit" sein könnte, dachte ich auch, weil:


    [quote author= für alle, die den Satz oben schon im Buch gelesen haben :zwinker:]dieser Satz sich an der Stelle kurz nach Septimus' Tod befindet. Hier ist also auch die Grenze von Leben und Tod, von Gedanke und nichts. Das passt doch dann auch mit dem Zusammenbringen der Blumen, die eigentlich Lebenssymbol sind, und dem "Grab", sowie eben der Wasser- Worte, die bisher ja auch im Zusammenhang mit Bewusstsein, Oberfläche und Gedanken verwand wurden. [/quote]


    Der zweite Punkt ist natürlich die Beziehung Septimus/ Clarissa,


    [quote author= für alle, die die "Gesellschaftsszene" schon kennen] die auf der Abendgesellschaft direkt durch die Bradshaws hergestellt wird. Bemerkenswert dazu auch die ambivalente Reaktion Clarissas: auf der einen Seite die Gedanken, die sie sich um S. macht, auf der anderen Seite, das Empören über die Dreistigkeit, ihre Gesellschaft so zu "beschädigen". Spiegelt das im Allgemeinen Clarissas Ambivalenz wieder, die auch Peter sieht? Manchmal scheint mir der Begriff "Gesellschaft" auch im weiteren Sinne gemeint- könnte das sein?
    Interessant vielleicht auch noch: dass Clarissa zuerst sterben sollte (so schreibt Woolf in ihrem Tagebuch)
    [/quote]


    Viel Spaß noch beim Lesen!
    lg.,
    n.
    P.S: Ich hoffe, es kann mir jemand antworten und ihr seid alle überhaupt an den betreffenden Stellen, ansonsten erinnert ihr euch dann zu gegebener Zeit vielleicht an meinen Post?

  • Auch mir kommt es vor, dass das Buch nach einiger Zeit einfacher wird, aber für meinen Geschmack auch weniger interessant. Das beginnt mit Peters langer Szene, in der er einen langen, nahezu chronologischen Rückblick auf sein Jugendverhältnis mit Clarissa hat. Dies war mir zu geradlinig erzählt. Mir fehlt da das verwundene, von einem zum anderen springende, und dann wieder zum Ausgangspunkt zurückspringende.
    Das setzt sich dann in Septimus' Szene fort. Auch er denkt ziemlich chronologisch an sein Kennenlernen mit Rezia zurück. Die Szene mit Lord Bradshaw bietet dann sehr viel Raum für Überlegungen. Seine Patientenbehandlung kommt ja nicht besonders gut weg, was sicher auch stimmt, aber ich war dabei auch am Überlegen, wie die Alternativen aussehen. Einfach behaupten, dass Septimus nichts fehlt, wie es der erste Arzt tat?


    Jetzt taucht bei mir gerade zum ersten Mal Richard Dalloway persönlich auf. Ich bin gespannt darauf, inwieweit er sich von den Bildern, die die anderen von ihm machen, unterscheidet.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hm, so richtig in Schwung ist die Leserunde ja nicht gekommen - ich im übrigen auch nicht (noch nicht einmal 100 Seiten sind geschafft)! Vermutlich hab ich gerade einfach den Kopf nicht frei (genug), da aus meiner Familie jemand nach einer schweren OP auf der Intensivstation liegt...
    Ständig schweifen meine Gedanken hab, andauernd lese ich Zeilen, ja ganze Seiten, nochmal. Und dabei kann ich nicht mal sagen, dass ich das Buch oder den Stil krude finde - nein, das Buch ist bislang toll, aber es ist mir gerade einfach zu heftig/ schwierig.


    Und wie schaut´s bei Euch aus? Aus "zahlreichen" Anmeldungen scheint ja auch nichts weiter geworden zu sein, oder?


    Sorry für "offtopic".


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Auch ich finde des Figur des Septimus sehr interessant. An Septimus zeigt sich das Problem von Freiheit und Selbstbestimmung besonders deutlich, da er ja gerade darin beschnitten wird. Ich denke, es gibt keine echten Behandlungsalternativen für ihn, und das ist auch das, was Virginia Woolf zeigen möchte: Jedem Denken und Handeln werden von außen Grenzen gesteckt. Wer sich nicht in diesem Rahmen bewegt oder, wie es im Buch so schön heißt, den Sinn für die Proportionen verliert, muss von der Gesellschaft isoliert werden.
    Auch bei Clarissa fragt man sich beim Lesen immer wieder: Wie selbstbestimmt hat sie ihre Entscheidungen getroffen? Was sind beispielsweise die tieferliegenden Gründe dafür, dass sie nicht Peter, sondern Richard geheiratet hat? Sehr spannend finde ich, wie immer wieder etwas in diese Richtung angedeutet wird und der Leser allmählich ein Bild von der Qualität der Beziehung von Clarissa und Richard erhält.

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Hallo zusammen,


    entschuldigt, dass ich jetzt dazwischen funke, aber ich konnte mich bis jetzt nicht dazu überwinden mitzulesen. Ich habe es von einem Tag zum nächsten verschoben und so ist eine ganze Woche vergangen. :redface:


    Ich kann keine genaue Gründe für diese Leseunlust nennen, eigentlich habe ich mich darauf gefreut , da die Teilnehmer mir schon sehr zusagten.


    Seid mir bitte nicht böse.


    liebe Grüße
    dora

  • Hallo!
    Zum In Schwung- Kommen:
    Ich finde es auf der einen Seite sehr schade, dass ich offensichtlich mehr Zeit zum Lesen hatte, weil ich das Gefühl habe, dass ich die Diskussion nicht wirklich "anschwingen" kann, da die anderen vielleicht noch nicht auf meine Post würden antworten können und ich alles verdeckt schreiben muss/ müsste. Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich über die Zeit mit dem Buch, denn ich finde, dass es eins der Bücher ist, dass einem auch nach dem Lesen noch in gewisser Weise Freude bereitet- von dem man mehr "hat" als die Erinnerung an gut geschriebene Szenen.



    An Septimus zeigt sich das Problem von Freiheit und Selbstbestimmung besonders deutlich, da er ja gerade darin beschnitten wird.


    Dem würde ich unbedingt zustimmen; Du hast das sehr treffend beschrieben. Ich finde, dass die Zeit, in der der Roman spielt (Ende des 1. Weltkrieges) das Problem noch einmal auf die Spitze treibt: denn ist der Krieg nicht das Ende der Selbstbestimmung für den Soldaten? So einfach macht es Woolf uns nicht ganz, da Septimus ja freiwillig Soldat geworden ist, aber dennoch finde ich, dass der Krieg durchaus so verstanden werden kann- denn er hat S. ja "entmenschlicht", auch wenn er ihn selbst nicht ausdrücklich als Auslöser benennt.


    Interessant im Zusammenhang mit der Isolation der Gesellschaft, ist vielleicht auch die Beziehung Rezia- Septimus? Ihre Zusammengehörigkeit und der Verlauf dessen, bzw. durch wen sie am Ende so beeinflusst wird?
    Wie könnte man außerdem Richard- Clarissa vergleichen mit Rezia- Septimus? (Oder ist das weniger hilfreich?)


    Und was für einen Einfluss hat die Veränderung Sallys auf die "Botschaft" des Romans?


    Ich habe vor kurzem auch "Ein Zimmer für sich" von Woolf über Frauen und Literatur gelesen. Ohne weiter darauf eingehen zu wollen, ist mir aufgefallen, dass auch hier oft Shakespeares "Antonius und Kleopatra" erwähnt wird. Weiß jemand genaueres über das Stück? Könnte man sich bei Kenntnis erdenken, warum es von solcher Bedeutung für Septimus ist- warum Woolf gerade dieses auswählt?


    So, jetzt habe ich mir viel Mühe gegeben und hoffe, dass ihr die Fragen auch interessant und diskutierwürdig findet :breitgrins:
    lg.,
    n.

  • So, jetzt habe ich es auch durch.


    Es fällt mir schwer, etwas abschließendes zu dem Buch zu sagen, da ich das Gefühl habe, es noch mehrfach lesen zu müssen, bis ich es zumindestens einigermaßen "verdaut" habe. In dem Buch stecken so viele Gedanken drin, dass mir der Kopf schwirrt.


    Also erst mal einige Sachen, die mir aufgefallen sind:
    Verwundert hat es mich, dass Mrs Dalloway doch relativ selten selbst im Mittelpunkt steht, dass man sich so oft im Bewusstsein anderer Personen befindet. (Das ist jetzt nur als Feststellung gemeint.)


    Das Fear no more (the heat of the sun), das mehrfach in Verbindung mit verschiedenen Personen auftaucht (zuerst denkt es Mrs Dalloway in Verbindung mit ihrer Angst vor dem Altern (S.30/180), später Septimus kurz vor der Fensterszene (S.130/180) und noch einmal während der Party) stammt von Shakespeare (Cymbeline Akt IV, Szene 2). Hier das gesamte Gedicht. Auch dieses Gedicht könnte man unendlich im Zusammenhang mit dem Buch interpretieren. Da ich aber echte Probleme mit Gedichten habe, versuche ich es erst garnicht. Aber das Thema des sich zu Ende neigenden Lebens ist ja auch im Buch offensichtlich.



    [quote author=S. 146 ]Auch in London saßen sie dort, und, halb im Traum, kam duch die Schlafzimmertür zu ihr fallender Regenm Wispern, Rascheln in reifem Getreide, die Liebkosung des Meers, das ihnen, wie ihr schien, in seiner gewölbten Muschel eine Höhle bereitete und ihr zuflüsterte, ihr, die am Ufer lag, hingestreut, fühlte sie, wie Blumen, die über ihr Grab wehten.

    [/quote]
    Ja, dass der Satz bedeutsam sein kann, dem stimme ich zu. Was er allerdings bedeuten soll ist mir ein Rätsel. Ich verstehe ihn einfach nicht. Auch nicht beim x-ten lesen. Weder auf englisch noch auf deutsch. Mir ist schon seine Grammatik ein Rätsel, die "stimmt" doch nicht richtig. Allerdings erkläre ich mir dies dadurch, dass Rezia in diesem Moment schon von dem Schlafmittel halb benebelt ist und sie nicht mehr klar denkt.



    Manchmal scheint mir der Begriff "Gesellschaft" auch im weiteren Sinne gemeint- könnte das sein?


    Ein guter Gedanke, gerade im dem Zusammenhang, den du beschreibst. Aber: auf englisch gibt Mrs Dalloway eine "party", worurch diese doppelte Bedeutung des Wortes wie im Deutschen nicht gegeben ist.



    [quote author= für alle, die die "Gesellschaftsszene" schon kennen]
    Interessant vielleicht auch noch: dass Clarissa zuerst sterben sollte (so schreibt Woolf in ihrem Tagebuch)

    [/quote]
    Wirklich? Schon witzig, diesen Gedanken hatte ich auch, als Clarissa auf der Party auf einmal alleine in einen anderen Raum ging und Richard fragte, wo sie denn wäre.


    Leider kenne ich weder "Antonius und Kleopatra" noch "Cymbeline". Aber die beiden Dramen liegen (in der dicken Shakespeare-Gesamtausgabe) auf meinem SUB.



    Interessant im Zusammenhang mit der Isolation der Gesellschaft, ist vielleicht auch die Beziehung Rezia- Septimus? Ihre Zusammengehörigkeit und der Verlauf dessen, bzw. durch wen sie am Ende so beeinflusst wird?


    Diese Fragen verstehe ich nicht. Kannst du genauer erklären, was du mit "Isolation der Gesellschaft" meinst?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hallo zusammen,


    nun habe ich auch (schon! :zwinker:) angefangen, leider jetzt keine Zeit mehr, großartig zu schreiben, weil ich die mir am PC zur Verfügung stehende Zeit brauchte, um eure Postings zu lesen.
    Deshalb nur kurz: Ich bin auf S. 92 / von 240 der Fischerausgabe und sehr angetan. Man merkt, dass Woolf sich an Proust und Joyce geschult hat und dennoch etwas vollständig Eigenes geschaffen hat. Durch die Multiperspektivität des Bewusstseinsstroms kommt es hier nicht zu der mich an Joyces "Portrait" nervenden, ausschließlichen Selbstbespiegelung.
    Wunderschöne Bilder der Stadt London, aber auch der Sommeraufenthalte in Burton steigern den Lesegenuss.
    Morgen mehr. Nochmals Entschuldigung, dass ich nicht rechtzeitig zu euch stieß.


    HG
    finsbury

  • Hallo ihr,


    ich bin leider auch so ein Hinterherhinker und kann daher (noch) nicht so wirklich an der Diskussion teilhaben. Werde das aber ganz sicher nachholen, wenn ich so weit bin. (@ Nachttraum :winken:)
    Im Moment habe ich leider - da ich immer nur dann lese, wenn ich mich voll auf den Text konzentrieren kann - noch keine 100 Seiten hinter mir. :sauer:
    Es geht doch recht langsam voran, obwohl ich das Gefühl habe, dass mir das Buch von Seite zu Seite besser gefällt. Sehr überrascht war ich, als auf Seite 42 in der Fischer-Ausgabe


    Da kam für mich richtig Action in die Geschichte, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte, dass er auftauchen würde.


    Sehr interessant fand ich auch die Szenen um Septimus und Sally. Gedanken zu möglichen Bedeutungen werde ich mir allerdings erst dann machen, wenn ich mehr gelesen und mir einen umfassenderen Überblick verschafft habe.
    Und damit das nicht in allzu ferner Zukunft ist, werde ich jetzt auch gleich weiterlesen. ;)

  • Hallo zusammen,


    ja, @Sternenstauner, auch bei mir geht's nur langsam voran, das tröstet mich, dass du auch noch weiter dran bist.
    Im Moment bin ich im Septimus-Geschehen (ca. S.125/240).
    Ich finde es interessant, wie es Woolf, die ja nicht ins Kampfgeschehen des 1.Wks verwickelt war, doch glaubhaft gelingt, die Psychologie des Unfassbaren in Septimus abzubilden. Da er mit dem Erlebten nicht klar kommen kann, schaltet er sämtliche Gefühle ab und ist dann - nach interessanterweise erst einer ganzen Weile - nicht mehr lebens- und gesellschaftsfähig, wie sein zynischer Modearzt feststellt. Mit dem Versagen der Ärzte gegenüber psychisch Kranken geht Woolf hier ziemlich heftig ins Gericht, bitter, wenn man daran denkt, dass sie später auch ihrem Leben ein Ende setzen wird, weil sie sich nicht helfen und ihr auch nicht von anderen geholfen werden konnte.
    Wunderbar ist die Einbettung des ganzen Geschehens in das sommerüberglänzte London: Trotz aller vanitas, die anscheinend das Grundmotiv des Romans ist, ist die grundsätzlich Freunde an der Welt dennoch immer spürbar.


    HG
    finsbury

  • Hallo!


    Ich bin auch noch dabei und bin jetzt auf Seite 120/219, an der Stelle, an der Richard Dalloway bei Lady Bruton weilt. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Auseinandersetzung zwischen ihm und Clarissa gestaltet. Denn sie wird ihn bestimmt noch drauf ansprechen, dass er ohne sie dorthin gegangen ist.



    Auch bei Clarissa fragt man sich beim Lesen immer wieder: Wie selbstbestimmt hat sie ihre Entscheidungen getroffen? Was sind beispielsweise die tieferliegenden Gründe dafür, dass sie nicht Peter, sondern Richard geheiratet hat?


    Wenn man bedenkt, wie sie und Peter am Ende auseinander gegangen sind, glaube ich, dass sie Richard nur geheiratet hat, um Peter zu verletzen. Dass sie dabei auch sich selbst verletzt hat, scheint ihr egal zu sein. Wobei ich, zumindest bis jetzt, denke, dass Richard sie eigentlich ganz gut behandelt.



    Mit dem Versagen der Ärzte gegenüber psychisch Kranken geht Woolf hier ziemlich heftig ins Gericht, bitter, wenn man daran denkt, dass sie später auch ihrem Leben ein Ende setzen wird, weil sie sich nicht helfen und ihr auch nicht von anderen geholfen werden konnte.


    Ich kenne mich leider nicht so gut mit Woolfs Biographie aus, aber sie hatte ja auch immer wieder zwischendurch schon Depressionen und ich nehme an, dass sie da auch schon gemerkt hat, dass mit ihr was nicht stimmt. Wahrscheinlich hat sie deswegen das Altern und psychische Krankheiten so sehr beschäftigt.


    fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Hallo!


    Heute habe ich das Buch beendet, und da einige von euch noch am Lesen sind, spoilere ich lieber mal den ganzen Beitrag.


    [quote="Spoiler"] Hier wurde ja schon einmal über Wasser als Leitmotiv gesprochen. Auch bei Clarissas Gesellschaft taucht dieses Bild wieder auf. Peter Walsh vergleicht Clarissa mit einer Nixe; später wird eine der Ladies durch das Bild des Seelöwen charakterisiert. Die Menschen in Clarissas Haus erscheinen einem wie Boote, die aufeinanderzutreiben und wieder auseinanderdriften. Niemand wirft einen Anker, niemand findet Halt.

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

    Einmal editiert, zuletzt von hilde ()

  • Hallo !



    Ein guter Gedanke, gerade im dem Zusammenhang, den du beschreibst. Aber: auf englisch gibt Mrs Dalloway eine "party", worurch diese doppelte Bedeutung des Wortes wie im Deutschen nicht gegeben ist.


    Da hast Du natürlich recht- das hatte ich gar nicht bedacht.



    Diese Fragen verstehe ich nicht. Kannst du genauer erklären, was du mit "Isolation der Gesellschaft" meinst?


    Hier habe ich mich auf Hildes Beitrag bezogen. Ich hätte wohl richtigererweise Isolation durch die Gesellschaft schreiben sollen :zwinker:



    Auch ich finde des Figur des Septimus sehr interessant. An Septimus zeigt sich das Problem von Freiheit und Selbstbestimmung besonders deutlich, da er ja gerade darin beschnitten wird. Ich denke, es gibt keine echten Behandlungsalternativen für ihn, und das ist auch das, was Virginia Woolf zeigen möchte: Jedem Denken und Handeln werden von außen Grenzen gesteckt. Wer sich nicht in diesem Rahmen bewegt oder, wie es im Buch so schön heißt, den Sinn für die Proportionen verliert, muss von der Gesellschaft isoliert werden.



    Wenn man bedenkt, wie sie und Peter am Ende auseinander gegangen sind, glaube ich, dass sie Richard nur geheiratet hat, um Peter zu verletzen. Dass sie dabei auch sich selbst verletzt hat, scheint ihr egal zu sein. Wobei ich, zumindest bis jetzt, denke, dass Richard sie eigentlich ganz gut behandelt.


    Das ist jetzt natürlich ein bisschen fies, weil ich schon ausgelesen habe, aber ich hoffe, Du verzeihst mir :winken:
    Ich habe die Entscheidung Clarissas als ganz anders begründet empfunden: an einer Stelle sagt/ denkt sie, dass sie nicht anders gekonnt hätte, nach dieser bedeutenden Szene zwischen ihr und Peter und auch: dass sie ihn nicht hätte heiraten können. Ich denke also nicht, dass ihre Entscheidung durch den Wunsch zu verletzen motiviert war, sondern durch etwas anderes- was? Wirklich die Inkombinabilität der beiden Charaktere? ( die Sicht Peters auf ihre Gesellschaften?) Oder eher durch ein vorgeprägtes Bild von Ehe, dem Peter nicht entsprach?
    Ich bin mir da nicht schlüssig und vielleicht gibt der Roman auch gewollt keine Antwort darauf und es bleibt bei dem schwammigen Wort "Zwänge" und hier entsteht dann der nicht allzu enge aber doch durch die Existenz beider schon belegte Zusammenhang zwischen Clarissa und Septimus.
    Dass keine Antwort darauf gegeben wird, entspricht vielleicht einem Gedanken, der mir kam: Wenn die Frage nach der Selbstbestimmtheit von Handlung aufkommt, spielt dann hier nicht auch die Frage nach den Folgen und der Relevanz der Folgen eine Rolle?
    Clarissas Entscheidung, die ja drei Leben beeinflusst hat, führt nicht zu einem spektakulären Ende, sondern die von Septimus': Clarissa fühlt durchgängig, analysiert, Septimus fühlt "nichts"- aber es ist seine Handlung, die bestimmend ist, die auf Clarissa Einfluss nimmt-
    seine Handlung ist der Tod, bedingt durch den Weltkrieg und wirft einen Schatten auf die Nachkriegs- Party im sonnigen London (bezüglich dessen ich finsburys Bemerkung sehr treffend finde :winken:).


    lg.,
    n.

  • Hallo chil !
    Das tut mir sehr leid, und ich hoffe, es liegt nicht primär an meinen Beiträgen. Wie Du siehst, hatte ich auch das gleiche Problem:




    Hallo!
    Ich wollte nur einmal nebenbei fragen: "spoilern" wir? Also mir ist es jetzt schon manchmal passiert, dass ich Eure Beiträge gelesen habe, und Dinge erfahren habe, die ich eigentlich noch nicht wusste/ wissen wollte.
    lg.,
    n.


    Vielleicht lässt sich das in einer Leserunde doch nicht ganz vermeiden.
    Ich freue mich schon auf Deine Einträge, wenn Du fertig bist!
    lg.,
    n.