Dawn Clifton Tripp - Wasserzeit

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    Westport Point 1927: Die meisten Bewohner des kleinen Fischerortes an der amerikanischen Ostküste sind in die Aktivitäten der Schmuggelbanden verwickelt, die nachts im Schutz der Dunkelheit Alkohol vor der Küste entladen und an Land bringen. Das Leben ohne Perspektiven und Möglichkeiten lässt vielen kaum eine andere Wahl. Auch die junge Bridge und ihr Bruder Luce werden in die Geschäfte hineingezogen. Die Verbindung zwischen den Geschwistern ist so eng, dass Luce nicht akzeptieren kann, dass seine Schwester sich aus diesem gemeinsamen Leben zu lösen beginnt und sich dem ehemaligen Militärarzt Henry zuwendet. Seine Eifersucht und Haltlosigkeit treiben die Ereignisse unabwendbar in eine Tragödie.


    Durch die Augen der Beteiligten wird man in die einzigartige Landschaft der rauen Küste mit ihren Wasserläufen, Tieren, Pflanzen und Farben, ihrer immer wechselnden Beleuchtung und ihren jahreszeitlichen Stimmungen hineingezogen, die das einfache Leben der Menschen bestimmen. Gebannt wird man Zeuge, wie sich das Drama in dieser ausdrucksstarken Kulisse präszise entfaltet und unaufhaltsam seinen Lauf nimmt.


    Der tragende Rhythmus der Sprache, der wie die Wellen stetig hin und herschwingt, einfache Sätze, die sich zu fast lyrischen Bildern zusammenfügen, machen die Erzählung zu einem Lesegenuss. Während man sich auf der anderen Seite oft die Augen zu halten möchte, um das kommende Unheil nicht mit ansehen zu müssen (Zitat Brigitte, Umschlagrückseite): "Jeder in diesem Buch weiß, dann man nicht schützen kann, was man am meisten liebt. Dieser Schmerz nimmt einem beim Lesen die Luft wie der Wind am Meer."


    4ratten

    Liebe Grüße!<br />Zoe

  • „Wasserzeit“ spielt Ende der 1920er Jahre in einem kleinen Küstenort in Massachusetts. Die Geschichte wird hauptsächlich aus 3 Perspektiven erzählt. Da ist zum einen Bridge, eine 18jährige, die am liebsten dem Großvater in seiner Werkstatt hilft und auch sonst nicht sehr mädchenhaft ist. Sie steht ihrem Bruder Luce sehr nahe und beide begehen kleine Diebstähle um ein wenig der Armut zu entkommen – viel Geld verdient weder Luce in seinem Job noch ihrer beider Mutter Cora als Wäscherin. Zwischendurch gibt es auch einmal ein Kapitelchen aus der Sicht von Luce oder Cora, aber Großvater Noel ist der zweite Haupterzähler, 78 Jahre alt, verwitwet, ist der gelernte Schiffszimmermann und frühere Walfänger zwar alt, aber zäh, seine Gedanken über Leben und Tod wirken recht philosophisch. Der dritte Erzähler ist Henry, der als Arzt im Ersten Weltkrieg arbeitete und an einer posttraumatischen Kriegsneurose leidet (natürlich wird es im Buch nicht so bezeichnet). Nun arbeitet er im Büro einer Tuchfabrik und versucht das Leben wieder zu finden.


    Wie viele arme, junge Männer träumt Luce vom großen Geld und die einzig lukrative Möglichkeit ist nicht ungefährlich, das Buch beginnt mit der Beerdigung eines Mannes, der früh ein nasses Grab fand. Es ist die Zeit der Prohibition, aber seit die großen Gangstersyndikate aus New York das Geschäft übernommen haben, ist der Alkoholschmuggel fest in deren Hand und nichts, was man mit leichter Hand nebenbei oder auf eigene Rechnung betreiben kann. Zunächst hat Noel nur ein Boot für die Alkoholschmuggler umgebaut, aber als junger Mann, der die Gewässer kennt, rutscht Luce immer tiefer in die illegalen Geschäfte und riskiert nicht nur die Verhaftung - das viele Geld ist einfach zu verführerisch um nicht zu versuchen einen zusätzlichen Dollar unter der Hand zu machen. Auch dadurch lockert sich die enge Verbindung zwischen Luce und Bridge, während gleichzeitig Henry und Bridge ihr gegenseitiges Interesse an einander entdecken.


    Auch wenn die Handlung mehr als ein Jahr umspannt, ist „Wasserzeit“ ein Herbstbuch, gut geeignet für einen stürmischen Tag. Dick in eine Decke verpackt, wenn der Wind ums Haus stürmt, mit Blick auf einen menschenleeren Strand, lässt sich die Atmosphäre dieser Erzählung sicherlich am Besten einfangen. Die Geschichte wird sehr stimmungsvoll erzählt, mit vielen Beschreibungen von Licht, Salzgeruch. Meeresrauschen etc. und man spürt so manches Mal die vorwinterliche Kälte, die den Figuren zu schaffen macht. Dank der sehr poetischen und fließenden Sprache wird man tief in die Gefühle und das Schicksal der Figuren hineingezogen. Das Buch endet voller Trauer und Verlust und ob der angedeutete neue Anfang einer ist oder nur der Beginn eines Schattenlebens bleibt offen.


    4ratten