(Ich bin mit dem Buch zwar noch nicht durch, poste aber trotzdem schon mal meinen Eindruck zum ersten Teil.)
Der Sammelband Viriconium enthält die Romane The Pastel City, A Storm of Wings, In Viriconium, sowie die Kurzgeschichtensammlung Viriconium Nights. Die drei Romane sind in den 80er unter den Titeln Die Pastell-Stadt, Das Rauschen dunkler Schwingen und Die Götter der Pastell-Stadt auch auf Deutsch erschienen, mittlerweile aber nur noch gebraucht erhältlich.
Im ersten der (mit ca. 100 Seiten ziemlich kurzen) Romane, The Pastel City, lernt der Leser die postapokalyptisch anmutende Welt Viriconiums kennen. Die Gesellschaft ist eigentlich nicht technisiert oder industrialisiert, bedient sich aber der Relikte einer früheren, technisch sehr viel weiterentwickelten, doch mittlerweile lange untergegangenen Zivilisation, genannt „Afternoon Cultures“. So benutz man Energiewaffen oder Fluggeräte, auch wenn man ihre Funktionsweise kaum versteht und sie erst recht nicht nachbauen kann. Magie dagegen gibt es keine, genauso wenig wie Elfen, Orks und die sonstigen üblichen Fantasy-Wesen. Auch die Welt, wie sie von den Afternoon Cultures zurückgelassen wurde, ist mehr oder weniger eine verseuchte Ruine mit den dazugehörigen, mehr oder weniger seltsamen oder verwüsteten Landschaften und Tieren. So ergibt sich eine ansprechend düstere Atmosphäre und eine ein wenig in Richtung Science Fiction gehende Welt.
Die Geschichte dagegen ist, zumindest bis zu einem gewissen Grad, relativ fantasy-typisch. Nach dem Tod König Methvens folgt ihm seine Tochter Methvet auf den Thron. Doch es gibt noch eine zweite Anwärterin, Canna Moidart, die Tochter von König Methvens Bruder. Es kommt, wie es kommen muss: In Viriconium kämpfen Anhänger beider Parteien gegeneinander und Canna Moidart führt ihre Truppen gegen die Stadt. tegeus-Cromis und drei weitere Anhänger König Methvens, die ihre beste Zeit schon eine Weile hinter sich haben, machen sich auf, sich ihr entgegen zu stellen und Methvets Truppen zu unterstützen. Doch Moidart hat tief in den Relikten der Afternoon Cultures gegraben. Und unterwegs schließt sich Cromis ein mechanisch Vogel an, der eine Nachricht für in hat: Fürchte die geteit chemosit; Reise sofort zum Turm des Cellur...
Es ist schwierig, den Inhalt einer so kurzen Geschichte wiederzugeben, ohne zu viel zu verraten. Jedenfalls ist das Grundgerüst der Handlung fantasy-typischer als ich erwartet hatte, was allerdings durch den SciFi-Einschlag wieder ein Stück weit ausgeglichen wird.
Die Hauptfiguren, wie tegeus Cromis, der Jahrelang zurückgezogen gelebt hat und sich für einen besseren Poeten als Schwertkämpfer hält, oder Tomb der Zwerg*, der ein Faible für Afternoon Culture-Technologie hat und sich regelmäßig mit dem Soldaten und Schmuggler Grif in die Haare kriegt, sind nicht uninteressant, wenn auch nicht immer sympathisch, und angenehmerweise keine klischeehaften jugendlichen Weltretter.
*(„Zwerg“ dürfte sich, soweit ich das bisher beurteilen kann, hier eher auf die Körpergröße, als auf das Fantasy-Volk beziehen, auch wenn er einige Eigenschaften desselben mitbringt.)
Harrisons Stil ist eher, hm, knapp, seine Beschreibung sind ausreichend um sich ein Bild von der Welt Viriconiums zu machen, aber nicht ausschweifend.
Insgesamt war dieser erste Teil anders als erwartet. Die Mischung aus Fantasy und SciFi ist ansprechend und bietet trotz der vom Grundkonzept her auf den ersten Blick nicht ungewöhnlichen Handlung eine angenehme Abwechslung. Allerdings waren es auch in erster Linie diese SciFi/Fantasy-Welt und die leicht düster-melancholische Stimmung, die für mich den Reiz der Geschichte ausmachen. Die Handlung an sich ist zwar sicher nicht uninteressant, aber so richtig mit den Charakteren mitfiebern konnte ich nicht. Dennoch hat The Pastel City es geschafft, meine Neugier auf die nächsten Teile zu wecken.
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