James Joyce - Ulysses (8. Kapitel)

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  • Im 8. Kapitel geht es hauptächlich ums Essen, so viel kann ich schon mal verraten. Also lieber nicht mit hungrigem Magen zu lesen anfangen :zwinker:


    Mr. Bloom sieht auch Stephens Schwester aus der Ferne und macht sich Gedanken darüber, wie schlecht sie aussieht. Die Familie Dedalus scheint nicht gerade mit Reichtümern gesegnet zu sein.
    Seine Gedanken schweifen auch zurück in seine eigene Vergangenheit, man erfährt etwas mehr über seinen früheren Beruf in der Schreibwarenbranche und auch einige wehmütige Erinnerungen an seine Frau und Tochter gehen ihm durch den Kopf. Auch über Geburten macht er sich seine Gedanken, was ich bemerkenswert finde, da er ja eigentlich auf dem Weg ist, um etwas Essbares zu finden :breitgrins:
    Schlagartig sind aber alle anderen Gedanken vorbei, als er das Restaurant betritt. Und mir ging es beim Lesen genauso.
    Das ist schon fast ein Schock, wenn man von Dublins Straßen in diese Kneipe kommt. Es geht laut und unappetitlich zu. Und so macht sich Bloom auf den Weg in ein anderes Lokal. Auf dem Weg dorthin macht er sich Gedanken über den Viehmarkt, sollte ich mal Vegetarier werden wollen, lese ich diesen Absatz nochmal...


    Endlich bei seinem Sandwich angekommen, musste auch ich mir dann ein Gläschen Wein gönnen :breitgrins:
    Interessant ist der Klatsch, der sich zwischen den anderen Besuchern entwickelt, als Bloom kurz zur Toilette geht.


    Ganz zum Schluss des Kapitels gibt es noch eine mysteriöse Begegnung, die Bloom ziemlich aus dem Gleichgewicht bringt. Ich denke, hinter den Anspielungen verbirgt sich

  • Ja genau da reisst der Bewusstseinsstrom von Bloom abrupt ab, da er weiss, wem er begegnet und wohin derjenige unterwegs ist.


    Ralf

  • Ich finde, das war so ein durchschnittliches Bloom-Kapitel... Er geht essen und wir sind durch seine Gedanken und Beobachtungen mal wieder mitten drin. Diese Art von Kapitel mag ich am liebsten, die sind auch angenehm zu lesen!

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  • Das Essen in den verschiedensten Formen nimmt hier wirklich viel Platz ein. Der Appetit ist mir allerdings wieder vergangen bei der Beschreibung des ersten Pubs, in dem Bloom essen wollte. Die Beschreibung der Gäste ist teilweise schlichtweg ekelhaft.


    Ansonsten ist das Kapitel hauptsächlich geprägt durch die Gedanken, die Bloom durch den Kopf gehen. Der Schreibstil mit den kurzen oder unvollendeten Sätzen ist den Gedankensprüngen perfekt angepasst . Eigentlich ist das eine Schreibweise, die mir gar nicht liegt - in jedem anderen Buch würde ich überlegen, ob ich aufhöre :zwinker:. Hätte Joyce sämtliche Sätze ausformuliert, wäre das Buch um einige Seiten umfangreicher geworden :zwinker:. Besonders aufgefallen ist mir, dass er sich sehr mit Geburt und Tod beschäftigt. Ich habe den Eindruck, dass er immer noch an dem Tod seines Sohnes zu knabbern hat und dass er Frauen bemitleidet, weil sie die schmerzhafte Geburt auf sich nehmen müssen. Vielleicht ist das unbewusst die schmerzliche Vorahnung, dass seine Tochter irgendwann auch damit konfrontiert wird und niemand ihr das abnehmen kann.

  • Es hat mich auch ziemlich verwundert, dass er immer wieder an die schwangere Frau denkt und sie bemitleided. Die meisten Männer sind da ja nicht sonderlich einfühlsam.

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  • Hallo


    Bloom ist ja eigentlich ein sehr einfühlsamer Mensch. Das merkt man, wenn man seine Betrachtungen über andere Menschen liest, die ihm begegnen. Den Tod seines Sohnes hat er wirklich noch nicht überwunden, im Gegensatz zu seiner Frau, die emotional darüber hinweg ist. Sie tröstet sich halt mit ihrem gewaltigen sexuellen Appetit.


    Auch sein späteres Bemühen um Stephen kommt ja auch aus der gleichen Wurzel.


    Ralf

  • Vielleicht hängt die Suche von Molly auch mit dem Urinstinkt zusammen, sich immer den stärksten Partner auszusuchen, um die stärksten Nachkommen zu gewährleisten. Da Blooms Sohn gestorben ist, hat er in dieser Hinsicht nicht das beste Genmaterial zu bieten.


    Gruß
    Doris