Grazia Deledda: Schilf im Wind

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  • Grazia Deledda: Schilf im Wind. Manesse Verlag, 359 Seiten.


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    Deledda ist eine der wenigen weiblichen Nobelpreisträgerinnen. In diesem dünnen Roman erzählt sie die geheimnisvolle Geschichte dreier Schwestern, ihres Knechtes und ihres Neffen Don Giacinto. Die Geschichte spielt auf Sardinien und Deledda gelingt es mit einer sehr poetischen Sprache eine romantische Stimmung zu erzeugen. Die Sprache scheint zwar für den Beginn des 20. Jahrhunderts schon etwas antiquiert, andere Autoren schreiben inzwischen wesentlich moderner, aber sie macht dennoch einfach Spaß. Die Story des Buches fängt geradlinig und spannend an, die drei Schwestern scheinen ein Geheimnis zu verbergen, welches es zu entdecken gilt. Etwa ab Seite 200 verliert die Autorin den roten Faden. Anstatt die Geschichte zu beenden, baut sie nun etwas abstruse und zudem wenig originelle Handlungsstränge ein. Hier wäre weniger mehr gewesen, wie auch das Nachwort andeutet.


    3ratten


    Thomas

  • Inhalt: Die drei Schwestern Pintor nennen ein kleines Gut ihr eigen, das im wesentlichen vom Knecht Efix bewirtschaftet wird. Zwar schulden sie ihm schon die Bezahlung mehrerer Jahre, aber aus Anhänglichkeit und weil er auch nicht recht weiß, wohin er sonst gehen sollte, bleibt der Knecht. Als sich der Neffe Giacinto, Sohn der vierten, vor Jahren von zu Hause weggelaufenen Schwester, ankündigt, hofft Efix auf frischen Wind und Entlastung. Allerdings entpuppt sich Giacinto als zwar im Grunde gutmütiger, aber eher lebensuntüchtiger Geselle, der vor allem nicht mit Geld umgehen kann. Zudem verliebt er sich ausgerechnet in eine arme Nachbarstochter Grixenda, die vor allem die jüngste der drei Schwestern, Noëmi, für inakzeptabel hält – schließlich steht man gesellschaftlich auf einer anderen Stufe, auch wenn materiell davon nicht mehr allzuviel zu spüren ist. Don Predu, der Cousin der Schwestern, hat nicht nur ein Auge auf das Gut, sondern auch auf Noëmi geworfen, die davon aber nichts wissen will. Ehrbegriffe und Kommunikationsprobleme sorgen neben Betrügereien für einige Verwicklungen, die Efix sogar forttreiben, so daß er sich eine Weile als Bettler durchschlagen muß, bis am Ende doch einige zusammenfinden, die (vielleicht) zusammengehören.



    Meine Meinung: Wie Klassikfreund schon schrieb wirkt manches an diesem Roman selbst im Hinblick auf seinen Entstehungszeitpunkt etwas antiquiert, sowohl was den Stil als auch die Konstruktion angeht. Die wesentliche Perspektive, auch wenn er nicht als Ich-Erzähler auftritt, ist die des Knechtes Efix, der aber nun mal alles nur vor dem Hintergrund des Gutes und seiner Loyalität zu seinen Herrinen wahrnehmen kann, und inwieweit daraus dann eine richtige Beurteilung wird, ist noch eine andere Frage. Diese Perspektive macht die Erzählung recht linear, und ich muß zugeben, daß ich daher auch die zweite Hälfte nicht so ohne roten Faden fand wie Klassikfreund. Efix braucht diesen Abstand, um eine neue Verortung vorzunehmen, vor allem, aber nicht nur, seiner selbst.


    Viele Details in diesem Roman haben mich an das erinnert, was ich selbst auf Sardinien gesehen habe. Zumindest in dieser Beziehung porträtiert es (glaube ich) etwas typisch Sardisches, das - wenn überhaupt - noch nicht lange der Vergangenheit angehört. Trotzdem bleibt ein eher durchwachsener Eindruck zurück, nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gerade herausragend, daher


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen