T.C. Boyle - Talk Talk

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    Dana Halter ist seit einer schweren Erkrankung im Kindesalter gehörlos. Damit hat sie sich ganz gut arrangiert, führt ein selbständiges Leben, arbeitet als Lehrerin in einer Gehörlosenschule, schreibt an einem Buch und hat eine harmonische Beziehung mit Bridger, der in der Filmindustrie arbeitet.


    Eines Tages wird sie bei einer Routine-Verkehrskontrolle angehalten - und verhaftet!


    Sie ist völlig fassungslos und erfährt erst im Gefängnis, was ihr zur Last gelegt wird, nämlich Kreditkartenbetrug und ähnliche Delikte. Wahrheitsgemäß beteuert sie ihre Unschuld, und aufgrund eines Fahndungsfotos stellt sich heraus, dass jemand ihre Identifikationsdaten gestohlen und sich zunutze gemacht hat.


    Bereits Opfer von Betrug und Justizirrtum, ist Dana dann auch noch ihren Job los, und sie schwört sich, gemeinsam mit Bridger den Täter ausfindig zu machen.


    Diese fast absurd klingende Geschichte über ein "Verbrechen ohne Opfer", wie es die Justizbeamten einmal zynisch nennen, erzählt T.C. Boyle von beiden Seiten, aus Sicht der Betrogenen und des Betrügers, häufig am Rande zum Skurrilen und dennoch höchst plausibel.


    Dana ist keine arme kleine Klischee-Behinderte, die sich mit schmerzlichem, tapferem Lächeln dem so harten Lebensalltag stellt, sondern eine Frau, die genau weiß, was sie will, die ihre guten und schlechten Seiten hat und abgesehen von ihrer Gehörlosigkeit kaum anders ist als der Durchschnittsmensch.


    Die Skrupellosigkeit, mit der der Betrüger alle täuscht, wird richtig deutlich, wenn aus seiner Perspektive erzählt wird, ihm ist eigentlich alles egal, er würde sozusagen über Leichen gehen. Doch man erfährt auch, wie es dazu gekommen ist und wie er so wurde.


    Der Identitätsdiebstahl, die Hintergründe, Danas und Bridgers Suche nach dem Täter ergeben ein spannendes, manchmal auch witziges Gesamtbild mit ausgefeilten und "runden" Charakteren. Ein prägendes Motiv des Romans ist das Thema Kommunikation, das sich in seinen tausend Facetten wie ein roter Faden durchzieht - und auch die Kommunikation, die nicht stattfindet.


    Jan Josef Liefers liest das Buch flott und mit wohldosierter Betonung, wie es Boyles süffigem Schreibstil entspricht, verleiht den Personen Charakter und teils sogar Akzente, ohne zu übertreiben.


    Ein Hörbuch, das ich sehr gerne gehört habe und das mich bewogen hat, T.C. Boyles anderen Büchern noch einmal eine Chance zu geben, nachdem mir vor ein paar Jahren eines seiner Bücher nicht besonders gefallen hat.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hui, noch kein weiterer Beitrag zu diesem Hörbuch?
    Dann belebe ich den Tread mal neu:



    "Talk Talk" war mein erstes Buch bzw. hier Hörbuch von TC Boyle.
    Ich habe mich an seine Bücher noch nicht rangetraut, weil die Meinungen über diese doch sehr auseinandergehen und ich mich, den Kritikpunkten nach, eher auf der "gefällt mir nicht"-Seite gesehen habe.


    Als ich dann aber gesehen habe, daß Jan-Josef Liefers "Talk Talk" liest, habe ich beim Hörbuch zugegriffen.


    Die Handlung ist flüssig und spannend, das Thema Diebstahl einer Identität mal etwas neues.
    Durch die Erzählung aus den zwei verschiedenen Perspektiven Dana / Peck erfährt man sowohl die Folgen des Identitätsdiebstahls und wie sich Dana und Bridger dagegen wehren wollen, als auch die Hintergründe der Tat, begründet in Peck´s Vergangenheit, quasi aus erster Hand.
    Alles Pluspunkte!


    Jan-Josef Liefers liest die Geschichte schön vor, der Ausdruck und die Betonung bringt den Stil des Autors gut ins Ohr.


    Der Schluß hat mich allerdings enttäuscht. Das Ende kam sehr plötzlich und war für mich überraschend. Und, nach dem ganzen bisherigen Handlungsverlauf, unbefriedigend.




    Trotzdem: wer sich an Boyle erst mal rantasten möchte, dem empfehle ich das Hörbuch uneingeschränkt. Die Geschichte ist gut und mit Jan-Josef Liefers macht das Hören Spaß.
    4 CDs, ca. 300 min, kann man durchaus zwischendurch hören.