José Eduardo Agualusa - Ein Stein unter Wasser

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 4.416 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Dieses Buch ist mein Beitrag für Angola im Projekt 'Wir lesen uns rund um die Welt'



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    Kurzbeschreibung (Verlag)
    Man schreibt das Jahr 1868. auf den Schultern zweier Matrosen gelangt der Abenteurer Carlos Fradique Mendes in Luanda an Land. Was er dort in Angola sieht und erlebt, bewegt ihn, den weitgereisten Dandy, zutiefst. Einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt bei ihm auch eine faszinierende Frau: Ana Olímpia, als Sklavin geboren und verheiratet mit einem der vermögensten und einflussreichsten Männer der Kolonie. Fradique verliebt sich unsterblich in sie – dennoch treibt es ihn weiter auf seiner Reise rund um die Welt. In Paris und Lissabon genauso zu Hause wie in Luanda oder Rio de Janeiro erzählt er der Geliebten in zahlreichen Briefen von seinen Reisen und seinen Erlebnissen mit Sklaven und Sklavenhaltern, Capoeira-Kämpfern, Schurken und Banditen. Als Ana Olimpías Mann stirbt, scheint dem Glück der beiden nichts mehr im Wege zu stehen. Doch noch bevor Fradique zurückkehrt, verkauft der Bruder des Verstorbenen Ana Olímpia als Sklavin.



    Meine Meinung
    Dieser Text lässt vermuten dass das Hauptaugenmerk dieses Buches in einer Liebeschgeschichte liegen würde. Dem ist allerdings nicht so. Vor allem geht es um 2 Länder die eine -damalige- Weltmacht verbindet: Angola und Brasilien. Portugal schickt aus Angola Sklaven nach Brasilien. Und beide Schauplätze bilden zusammen mit der Geschichte von Herren und Sklaven, von Fradique und Ana Olímpia eine runde Geschichte die sich gut liest.
    Eine Reise nach Paris darf natürlich nicht fehlen, wo er den Geldadel von damals anklagt, die sich ihren Reichtum nur dank der Kolonien leisten konnten. Aber zu keinem Moment bekommt man das Gefühl, dass José Eduardo Agualusa mit erhobenem Zeigefinger hinter seiner Geschichte auftaucht. Fließend und poetisch schön erzählt – diese Literatur macht Lust auf Afrika :smile:



    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Dieses Buch subt bei mir auch noch, daher freue ich mich über Deine Einschätzung :smile:


    Vielleicht noch ein paar Worte zum Autor. Agualusa ist in Angola geboren und aufgewachsen, zum Studium nach Portugal gegangen und wechselt nun zwischen Portugal, Brasilien und Angola. Seine Familie ist väterlicherseits portugiesischstämmig und kommt mütterlichseits aus Brasilien. Er entstammt damit einer kreolischen Kultur in der portugiesischen Form, was sich in seinem Werk niederschlagen dürfte. Seine persönlichen Prägungen sind jedenfalls sicher andere als die seiner schwarzafrikanischen Landsleute. Ich würde jedenfalls vermuten, daß sich seine Art zu schreiben von der anderer afrikanischer Autoren, sofern sie nicht einen ähnlich europäisch geprägten Hintergrund haben, ziemlich unterscheiden dürfte.


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • ... und deine Rezension macht Lust auf das Buch


    Das freut mich :smile:




    Ich würde jedenfalls vermuten, daß sich seine Art zu schreiben von der anderer afrikanischer Autoren, sofern sie nicht einen ähnlich europäisch geprägten Hintergrund haben, ziemlich unterscheiden dürfte.


    :heul: Ja - wahrscheinlich hast du recht :breitgrins: - aber ich war doch so froh, ein wenigstens einigermassen 'korrektes' Buch für Afrika zu finden - ich tue mich sooooo schwer mit dem Kontinent - zu Anfang des Projektes wollte ich wirklich nur Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten und Südafrika nehmen - zu all den andern Ländern finde ich irgendwie keinen Draht :zwinker:
    Aber wie dem auch sei - José Eudardo Agualusa werde ich in wenigen Wochen auf dem Literaturfestival in Saint-Malo treffen (leider gibt es von ihm auf Deutsch ja nur dies eine - in Französisch gibt es drei weiter von ihm) und eine Signatur in dieses Buch bekommen - und wenn der Fotoapparat nicht streikt, bekommt unsere Weltreise auch Bilder - im LS-Album werde ich die Bilder der Autoren die dort als Gäste sein werden, gerne präsentieren :zwinker:


  • :heul: Ja - wahrscheinlich hast du recht :breitgrins: - aber ich war doch so froh, ein wenigstens einigermassen 'korrektes' Buch für Afrika zu finden - ich tue mich sooooo schwer mit dem Kontinent - zu Anfang des Projektes wollte ich wirklich nur Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten und Südafrika nehmen - zu all den andern Ländern finde ich irgendwie keinen Draht :zwinker:


    Er paßt doch perfekt, schließlich ist er trotz allem Angolaner, dagegen ist doch gar nichts zu sagen. Und außerdem muß ich jetzt mal neugierig fragen: Was hast Du denn aus anderen afrikanischen Ländern schon versucht zu lesen, daß Du weißt, dazu keinen Draht zu finden? Oder ist das mehr so ein Gefühl?


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • Was hast Du denn aus anderen afrikanischen Ländern schon versucht zu lesen, daß Du weißt, dazu keinen Draht zu finden? Oder ist das mehr so ein Gefühl?


    Die kleinste Hütte in Syrien, ein Teehaus in China, der staubigste Ort in Australien, das moskitoverseuchteste Dorf am Amazonas, die spiessigste Vorstadtsiedlung in Amerika, die versnobste Gesellschaft in London - überall schreie ich JA - JA - JA - will ich, muss ich lesen.. wenn es um ein Land in Afrika geht (ausser den schon obengenannten) ist meine Reaktion - öh.. muss ich das haben? soll ich das lesen? Ehrlich - ich weiss nicht WARUM (und glaub mir - Dora hat wahrlich schon mit ALLEN Mitteln versucht mir die Literatur dieses Kontinents nahe zu bringen :smile:) - wohl wirklich nur so ein Gefühl.. aber immerhin habe ich es ja jetzt mit diesem Projekt schon auf 3 Bücher aus diesem Kontinent gebracht - Rekordverdächtig - so viele habe ich von dort die letzten 20 Jahre nicht gelesen :breitgrins:


    Liebe Grüsse,
    Kenavo

  • Dieses Buch, das ich in schwedischer Übersetzung unter dem Titel "Kreolska riket" gelesen habe, ist auch mein Beitrag zu Angola in unserem Projekt Wir lesen uns rund um die Welt.


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    Schwedisches Titelbild


    Einen stimmigen Klappentext zu diesem Buch zu schreiben, ist anscheinend nicht ganz einfach, denn auch der schwedische, der von einem Abenteuer- und Liebesroman sprach, erweckte nicht ganz zutreffende Vorstellungen.


    In Briefen an seine Patin, die geliebte Frau und den Schriftsteller Eça den Queirós berichtet der portugiesische Abenteurer Fradique von seiner Erlebnissen in Angola und Brasilien. Kurz nach seiner Ankunft in Angola 1868 sieht er zum ersten Mal die Afrikanerin Ana Olímpia und verliebt sich in sie. Jahre später erfährt er, dass sie sich in einer furchtbaren Lebenssituation befindet und flieht mit ihr nach Brasilien, wo beide ein gemeinsames Leben aufbauen. Von Fradiques Tod erfahren wir in dem letzten, von Ana Olímpia geschriebenen Brief.
    Soweit trifft die Bezechnung Abenteuer- und Liebesroman schon zu, aber die persönlichen Erlebnisse des Protagonisten treten hinter der Beschreibung des Lebens in den portugiesischen Kolonien zurück. Gezeichnet wird vor allem ein eindringliches Bild des Horrors der Sklaverei und der Arbeit einzelner dagegen.


    Interessant an dem Buch ist, dass Fradique nicht irgendwer ist. Carlos Fradique Mendes ist, so belehrt mich das Vorwort meiner schwedischen Ausgabe, eine Schöpfung von ebenjenem Eça de Queirós, an den ein Teil der Briefe gerichtet sind. Angualusa greift jene, in Portugal wohl weitbekannte Figur auf, und lässt sie in Briefen von ihrem Leben in Afrika und Brasilien berichten. Inwieweit es Agualusa gelungen ist, Persönlichkeit und Stil des Vorbildes nachzuahmen, kann ich, da ich das Original nicht kenne, nicht beurteilen. In dem letzten Brief spielt er jedenfalls auf den literarischen Ursprung seiner Figur an, was mich persönlich etwas gestört hat. Entweder man kennt Fradique und braucht diesen Hinweis nicht, oder man kennt ihn nicht und kann mit der Formulierung nichts anfangen.


    Insgesamt konnte mich das Buch leider nur in Teilen überzeugen. Einige gut gezeichnete Nebenpersonen werden mir sicher in Erinnerung bleiben, aber die beiden Hauptpersonen blieben eigentümlich blass. Auch die Atmosphäre vor allem Angolas war gut eingefangen und die Schrecken von Sklavenhandel und Sklavendasein waren eindringlich geschildert.
    Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die verschiedenen Elemente, nämlich Abenteuer- und Liebesgeschichte auf der einen und politische und zeitgeschichtliche Darstellung auf der anderen nicht wirklich eine Einheit bildeten. Einzelne Abschnitte konnte mich faszinieren, andere erschienen mir belanglos.
    Fehlendes Hintergrundwissen spielt da sicher ebenso eine Rolle wie eine zwar nicht schlechte, aber sprachlich auch nicht wirklich herausragende schwedische Übersetzung, so dass das Buch in anderer Sprache und mit größerem Wissen auf andere sicher besser wirken kann. Ich aber kann nicht mehr vergeben als
    3ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Ich habe das Buch damals für die literarische Weltreise angeschafft, ein angolanischer Autor fehlte mir. Das (historische) Thema, ein Abenteuer, der bei seinen Reisen um die Welt eine Frau nicht vergessen kann, die leider Sklavin ist, klang auch ganz gut.


    Irgendetwas hat mir den Autor dann verleidet und das Buch lag lange hier herum. Als ich es endlich aufgeschlagen habe, kam die nächste Enttäuschung. Es ist ein Briefroman und mit denen kann ich generell wenig anfangen. Dafür gefiel mir das Buch dann noch relativ gut.


    Sprachlich benutzt der Erzähler natürlich immer mal wieder das rassistische Vokabular der Zeit, aber in diesem Kontext stößt mir das zwar etwas auf, gehört aber zum Stil hinzu, vor allem, da der Erzähler selbst es selten nutzt, sondern meist, wenn er die Aussagen anderer, aus der gegnerischen Sklavereibefürworterfraktion wiedergibt. Das Buch zeichnet tatsächlich ein glaubwürdig realistisch wirkendes Bild von Angola und Brasilien vor dem Hintergrund des endenden Sklavenhandels. Diese gesellschaftspolitische Position des Buches passt aber nicht so recht mit dem Privatleben zusammen, so dass ich das Buch etwas ziellos fand.


    3ratten