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Protagonist dieser phantastisch-mystischen Erzählung ist die mythologische Figur Ti-Noel, dem die Fähigkeit sich in ein beliebiges Tier verwandeln zu können nachgesagt wird.
Doch weit entfernt von Fantasy sind die hier beschriebenen Schikanen, welche die afrikanischen Sklaven unter der Herrschaft der französischen Kolonialisten auf Haiti ertragen mussten.
Ti-Noel, der übrigens auch in Ich, Tituba, die schwarze Hexe von Salem von Maryse Condé auftaucht, beteiligt sich am ersten Sklaven-Aufstand auf diesem Teil der Hispaniola-Insel.
Von der französischen Unterjochung befreit, übernimmt Henri Christophe, ein früherer Sklave die Macht, doch die Peitschen malträtieren wieder das leidende Volk und das Leben eines Negers ist noch wertloser als während der Unterdrückung durch die Weißen.
Ti-Noel, der auch diesen Despotismus überlebt, zieht sich in das zerfallene Haus seines früheren Herrschers zurück und lebt wohl schon hundertjährig in einer Traumwelt, wo er sich, als neue Bleichgesichter kommen, ständig in andere Tiere verwandelt, doch sich in keiner dieser neuen Lebensformen wohl fühlt.
Er erinnert sich an die Tierverwandlungen seines großen Vorbildes Mackandal und begreift, dass Mackandals Metamorphosen einen anderen Grund und ein anderes Ziel hatten.
Relevant ist, um es in Mario Varga Llosas Worten auszudrücken, dass fast alle Gestalten und Ereignisse in Carpentiers Roman historische Wirklichkeit besitzen.
Ti –Noel bleibt eine gesichtslose Person, stellvertretend für alle Menschen, die Unmenschliches erlitten haben und doch die Kraft bewahren, auf phrasenhafte Aussagen und pathetische Auftritte verzichtend, sich permanent gegen jegliche Unterdrückung aufzulehnen.
Diese schnörkellose Selbstverständlichkeit des Kampfes um Freiheit macht Ti-Noel zu einer außerordentlich sympathischen Persönlichkeit und Das Reich von dieser Welt zu einer äußerst lohnenden Leseepisode.
dora