Inhalt:
Die Geschichte spielt in Barcelona, das sich jedoch, wie sollte es auch anders sein, ein wenig von der Realität unterscheidet.
Die vierzehnjährige Catalina Soleado lebt, bei Arcadio Márquez, einem Kartenmacher, dessen Handwerk sie erlernen soll. Ihre Mutter, Sarita Soleado hat sie nicht lange nach dem Tod ihres Vaters in aller Eile zu ihm (der in einer alten Windmühle lebt, die wiederum auf dem Dachgarten eines Hauses steht) gebracht und ist dann weiter gezogen, ohne ihrer Tochter zu sagen, wohin.
Der fünfzehnjährige Jordi Marí ist ein Lichterjunge, der Sohn des Lichtleuchters, der für den Betrieb des Leuchtturms verantwortlich ist. Doch sein Vater trinkt, schreit ihn an und schlägt ihn, für Nichtigkeiten.
Eines Tages sieht er vom Leuchtturm aus eine Galeone mit nachtschwarzen Segeln, die in Richtung des Hafens von Barcelona... fliegt. Solche fliegenden Schiffe kannte er bisher nur aus alten Geschichten über Hexenjäger. Und noch am selben Abend hat er in der Stadt eine Begegnung mit einer seltsamen Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet und mit einer schwarz-weißen Harlekin-Maske mit blutroten Lippen im Gesicht, die eine beunruhigende Kälte ausstrahlt und aus deren Augenschlitzen Dunkelheit zu fließen scheint.
Auch Catalina und ihr Lehrer sehen sich einem solchen Harlekinmann gegenüber, dessen kommen Catalinas Mutter offensichtlich vorausgesehen und ihr die Anweisung hinterlassen, eine bestimmte Person zu finden.
Catalina muss zu fliehen, stößt dabei mit Jordi zusammen und gemeinsam mit ihm und mit der Hilfe ihres Freundes, dem Wind El Cuento, beginnt die Flucht vor den Schattenwesen, die sich weiter auszubreiten scheinen.
Meine Meinung:
Was mir beim Lesen sehr bald auffiel, sind so einige, sagen wir, „Flüchtigkeitsfehler“. Natürlich sind das eigentlich nur Kleinigkeiten, haben nichts mit der Qualität der Geschichte zu tun und es sind auch nicht extrem viele Fehler. Aber wenn beispielsweise in einem Kapitel der Akzent auf dem Namen Villangómez ständig zwischen dem O und dem A hin und her wechselt, oder Catalina von jemandem, der sie gerade ein Stück weit getragen hat, abgesetzt wird – und zwei Seiten später noch mal, obwohl sie eigentlich längst steht, dann nervt das doch ein wenig und sorgt selbst bei mir (ich halte mich in solchen Dingen normalerweise für relativ unempfindlich) dafür, dass ich unwillkürlich genauer auf Fehler achte, dadurch natürlich auch welche finde und somit noch ein Stückchen genervter bin.
Die Atmosphäre Barcelonas, der „singenden Stadt“, wie sie im Buch genannt wird, und die kleinen Dinge, die sie von der Realität unterscheiden, haben mir von Anfang an sehr gut gefallen und mich in ihren Bann gezogen.
Auch Marzis Stil mag ich (weiterhin) sehr gern, wobei angemerkt werden sollte, dass er in diesem Buch auf die ausgiebige Aneinanderreihung kürzester Sätze weitestgehend verzichtet. Wer mit Lycidas und Co. also aufgrund dieses Stilmittels Schwierigkeiten hatte, könnte durchaus einen zweiten Anlauf mit Malfuria riskieren.
Nach der schönen Atmosphäre und den Neugier weckenden Geschehnissen des Anfangs folgt ein etwas zäherer Abschnitt. Speziell die Szene als der Harlekin in der Mühle auftaucht wirkt für mein Empfinden zu sehr in die Länge gezogen. Catalina überlegt so lange hin und her was sie nun machen soll, dass ich mich nur noch gefragt habe, warum der Harlekin die Zeit nicht längst nutzt und sie sich einfach schnappt.
Was mir außerdem negativ auffiel ist die unvermeidliche Liebesgeschichte. Ich meine, ich habe nichts dagegen, wenn in einem Buch auch eine solche vorkommt und damit, dass sich in einem Jugendbuch die 14/15-jährigen Protagonisten irgendwann ineinander verlieben, kann ich auch leben. Aber ein „Ich liebe ihn!“ nach nicht einmal 2 Tagen? Muss das sein?
Mit faszinierenden und undurchschaubaren Charakteren wie Lycidas kann das Buch bisher nicht aufwarten, aber die Hauptfiguren sind sympathisch, der Wind El Cuento, der gern mal Wäsche von der Leine wirbelt, und immer Geschichten zu erzählen hat, die er bei den Menschen aufschnappt, eine wirklich nette Idee und bei den Gegenspielern dürfte durchaus Potenzial für eine interessante Entwicklung in den beiden Folgebänden vorhanden sein.
Spätestens ab der Hälfte gewinnt die Geschichte dann auch wieder deutlich an Schwung, Fragen klären sich, neue werden aufgeworfen. Außerdem findet sich hier mein absoluter Lieblingsabschnitt „Casa de les Punxes“ (Das Haus der Nadeln). Das Haus beherbergt eine ganz besondere Bibliothek, den „Garten der verlorenen wiedergefundenen Geschichten“. Aber ich möchte hier nicht zu viel verraten. Wer also mehr darüber wissen will, was der Name des Hauses mit einer Büchern und Buchstabenfängern zu tun hat, wofür Bücherwürmer da sind, was passiert, wenn man zu lange in einer Bibliothek arbeitet, oder wie Bücher geboren werden, muss das schon selbst nachlesen.
Insgesamt überwiegen für mich die positiven Eindrücke. Malfuria ist eine spannende Geschichte um Hexen und Schattenwesen mit einer dichten, manchmal düsteren Atmosphäre und vielen phantasievollen und zauberhaften Ideen, die ich während des Lesens ganz deutlich vor mir sah. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dass die eine oder andere Kinderkrankheit dieses Bandes bis dahin kuriert wird.
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