Agatha Christie - Lauter reizende alte Damen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.193 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Igela.

  • Ich habe das Buch im englischen Original unter dem Titel "By the Pricking of My Thumbs" gelesen.


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    Leider sind Agatha Christies Krimis mit dem Ehepaar Tommy und Tuppence Beresford weit weniger bekannt als ihre Miss Marples oder Poirots. Unverdientermaßen - das fand ich schon vor 25 Jahren, als ich mich durch Agatha Christies gesammelte Werke las und das finde ich auch heute noch.
    In diesem 1968 erschienen Krimi sind die Beresfords mittlerweile über 60 und gehören fast schon zum alten Eisen. Unverändert sind aber ihre Intelligenz, ihre Neugierde und ihre Bereitschaft, Rätseln auf die Spur zu kommen. Diesmal interessieren sie sich für eventuell nicht ganz koschere Vorgänge in einem Altenheim. Sind die sonderbaren Gesprächsthemen einer der alten Bewohnerin wirklich nur auf deren Demenz zurückzuführen? Tuppence beginnt daran zu zweifeln, umso mehr als besagte Bewohnerin ganz unverhofft von Verwandten aus dem Heim genommen wird und daraufhin unauffindbar bleibt. Tuppence macht sich Sorgen um die alte Frau und beschließt, etwas gegen den Willen ihres Mannes, der Sache nachzugehen. Ein Gemälde, ein nach einem Grabstein suchender Pfarrer, eine alte Rose und viel Klatsch und Tratsch helfen ihr auf die richtige Spur. Leider - konstatiert Tommy, als Tuppence plötzlich auch verschwindet.


    Eigentlich ist dieser Krimi völlig undramatisch, von Action keine Spur, und trotzdem hat er mich auf keiner Seite gelangweilt. Christie gelingt es im Plauderton, bei ihren LeserInnen Interesse hervorzurufen; geschickt mischt sie in das ruhig dahin plätschernde Eheleben ihrer Protagonisten ein Rätsel, das sich immer weiter ausweitet und dem diese schließlich nachgehen.
    Mir gefiel der Stil, mir gefielen die völlig unkomplizierten, grundsympathischen Hauptpersonen, die so gar nicht dem Schema des modernen, problembeladenen Ermittler entsprechen, mir gefiel die leicht altmodische, britische Atmosphäre, mir gefiel die dahinplätschernde Handlung und besonders gut gefiel mir, dass ich trotz aller Ruhe, die dieses Buch ausstrahlt und trotz aller vermeintlichen Voraussagbarkeit am Ende ordentlich überrascht wurde.
    4ratten



    Die Tommy-und-Tuppence-Beresford-Reihe umfasst folgende Bücher:
    [list][li]Die Abenteurer G.m.b.H. / Ein gefährlicher Gegner (The Secret Adversary)(1922) [/li]
    [li]Die Büchse der Pandora (Stories) (Partners in Crime) (1929) [/li]
    [li]Das Haus der Mrs. Perenna / Rotkäppchen und der böse Wolf (N or M?) (1941) [/li]
    [li]Lauter reizende alte Damen (By the Pricking of my Thumbs) (1968) [/li]
    [li]Alter schützt vor Scharfsinn nicht / Die geheimnisvolle Botschaft (Postern of Fate) (1973) [/li]

    (Quelle: Krimi-Couch)

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Aha, thx für den Hinweis, man ist doch ständig auf der Suche nach neuen, unentdeckten Krimioriginalen sozusagen, á la Poirot, Holmes, Marple, Lord Peter Wimsey und und und...


    :klatschen:

  • Tommy und Tuppence finde ich auch klasse. Die beiden sind einfach sympathisch, als junge und als alte "Detektive".


    Zitat

    dass ich trotz aller Ruhe, die dieses Buch ausstrahlt und trotz aller vermeintlichen Voraussagbarkeit am Ende ordentlich überrascht wurde.


    Das geht mir eigentlich in jedem Christie-Roman so :redface:

  • In den letzten Wochen habe ich meine alten Lieblings Christie Romane aus der Bibliothek nach Hause geschleppt. "Lauter reizende alte Damen" ist einer meiner Lieblingsromane der Autorin und Tuppence und Tommy sind meine heimlichen Lieblingsdetektive. ;)
    Der Kriminalfall ist schlau durchdacht und lädt zum miträtseln ein, hier merkt man weshalb Christie auch heute noch gelesen wird. Ihre Figuren haben Profil ohne sich (mit Ausnahme von Poirot natürlich ;) ) in den Vordergrund zu drängen. Hier gefällt mir vor allem das Gesamtbild. Die Zusammenhänge sind vielleicht ein ganz klein wenig überzogen, aber hier geht es für mich eh eher um die ganze Atmosphäre. Sehr schön geheimnisvoll und ab und an ein klein wenig unheimlich. Vielleicht kommt dem ein oder anderen das Ganze etwas zu gediegen oder altmodisch vor - wenn das der Fall sein sollte, ist er bei Christies Romanen aber einfach falsch. ;) Hier steht der Fall, die Suche und das Rätseln im Vordergrund, etwas das mir schon eine ganze Weile bei neueren Kriminalromanen fehlt und ein weiterer Grund dafür zu altbewärtem zurück zu greifen. Ein kleiner Urlaub von der Morderne so zusagen. ;)


    Für mich persönlich im Vergleich zu allen Christie Romanen die ich gelesen habe: 5ratten

  • Trockener, englischer Humor!


    Im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“ hat die 83 Jahre alte Ada Fanshaw ein Zuhause gefunden. Leicht dement, fällt es ihr schwer die Gegenwart und die Vergangenheit zu unterscheiden. So verwirrt sie auch der Besuch ihres Neffen Tommie und seiner Frau Tuppence Beresford. Bei einem dieser Besuche lernt Tuppence eine Mitbewohnerin von Ada kennen, die seltsame Äußerungen macht. Tuppence geht der Sache nach und entdeckt schon bald Verstörendes.



    Ganz in Agatha Christie Manier wird die Geschichte getragen von einem trockenen englischen Humor und Laienermittlern, die sich durch viel Klatsch und Tratsch wühlen, um kriminelle Energien zu entdecken. Tommie und Tuppence sind eine typisches, englisches, älteres Ehepaar, das dem gehobenen Mittelstand angehört. Morgens bringt er Butler den ersten Tee ans Bett und die Namen der wichtigsten Rosensorten kennen sie aus dem Effeff. Dabei hatte ich bei Tuppence oft das Bild der berühmten Miss Marple im Kopf. Die teilweise schreiend komischen Dialoge zwischen Tuppence und ihrem Mann lockern die Story auf.


    Zu Beginn handeln einige Kapitel im Seniorenheim „Haus Sonnenhügel“. Hier wird das Thema Demenz und die letzte Station am Ende des Lebens in den Mittelpunkt gerückt. Die Leiterin des Hauses plappert zugunsten des Fortlaufs der Handlung ordentlich aus dem Nähkästchen. Egal, ob sie verrät, welche Bewohnerin was für Krankheiten hat oder wer den Aufenthalt im Heim einer Klientin finanziert …. Diskretion oder berufliche Schweigepflicht kennt die Dame nicht.


    Agatha Christie hat uns Lesern schon in vielen Krimis bewiesen, dass ihr Schreibstil hervorragend ist. Auch in „Lauter reizende alte Damen“ habe ich wieder den toll und flüssig zu lesenden Stil gefunden. Agatha Christie legt wieder viel Wert auf Klatsch und Tratsch, der Ermittlungsergebnisse ergibt.

    Gestört haben mich in diesem Krimi nur ein paar Zufälligkeiten, die mir zu gesucht waren. So hängt zum Beispiel in Adas Zimmer ein Bild, das sie von einer Mitbewohnerin geschenkt bekommen hat. Tuppence betrachtet das Bild und ihr fällt ein, dass sie das darauf abgebildete Haus schon mal gesehen hat. Sie macht sich auf die Suche nach diesem Haus, das natürlich sehr wichtig ist für den weiteren Verlauf der Handlung.

    Ein humorvoller Krimi mit ganz viel englischem Flair!


    4ratten