Hallo,
Halbzeit. Meine fünfte Rezi zum SUB-Wettbewerb 2007
Henry James: Washington Square
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Der Roman wirft einen Blick in das New York um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Auch wenn damals New York viel kleiner war als heute, war es damals schon im Aufwind; die Stadt wuchs und wuchs, auch wenn damals noch am Stadtrand Hühner unter Palmen gackerten. Geld war damals schon enorm wichtig, und man war sehr angesehen, wenn man sich den Reichtum selbst erarbeitet hat wie der berühmte Arzt Dr. Austin Sloper, der am Washington Square sehr wohlhabend residierte.
Seine Tochter Catherine war ihm seid ihrer Geburt schon ein Kümmernis. Sein erstes Kind, ein Junge, ist im zarten Alter verstorben. Aus ihm wollte der Arzt großes machen – Vaterstolz. Umso großer die Entäuschung, als Mrs. Sloper dann ein Mädchen zur Welt brachte. Frauen konnten halt damals keine berufliche Karriere machen.
Offenbar hat der große Arzt Dr. Sloper diese Enttäuschung nie verwunden und hielt sie Zeit seines Lebens für dämlich und einfältig. Ich habe mich gefragt, warum Henry James einen Roman über eine Frau schreibt, die dann wirklich in ihrem Leben durch ihre Sturheit ihr Leben verbaut, weil sie ihrem Vater alles recht machen wollte wie auch ihren Verlobten. War sie wirklich zu dumm, ihr eigenes Leben zu verwirklichen? Ich denke, es war damals eine Männerwelt, die Frauen hatten nichts zu sagen und gaben eher klein bei. Dadurch entstanden Tragödien. Morris Townsed nämlich, Catherines Verlobter, hatte keine Chance beim künftigen Schwiegervater gut anzukommen, denn er besaß kein Geld und hatte früher alles verloren. Dr. Sloper ist davon überzeugt, Townsed wolle seine Mauerblümchentochter um der Mitgift willen heiraten und will die beiden auseinanderbringen.
Die Stellung als Frau erlaubte es Catherine wohl nicht, ein Machtwort gegen ihren Vater auszusprechen, stattdessen pendelt sie zwischen Townsed und ihren Vater. Da es aber unmöglich ist, es jedem Recht machen zu wollen, ist ihr Schicksal besiegelt.
Ich war überrascht, der Roman ließt sich sehr leicht. Nur zu Beginn tat ich mich schwer, und musste mich einfach einlesen. Aber Gott Sei Dank, dann kam Morris Townsed auf die Bühne von Catherines Leben, und ich genoss den Roman. Schon dieses frühere Werk lebt von der Psychologie der Figuren. Darum habe ich es auch gerne gelesen. Trotzdem vermute ich, und habe auch gelesen, dass spätere Romane von James noch besser sind. Ich kann mir das gut vorstellen, denn an Balzac, sein größtes Vorbild, reicht dieser Roman keineswegs heran und selbst Henry James, hielt von diesem Roman nicht viel. Trotzdem ist es ein sehr angenehmer Klassikerschmöker, der uns in gesellschaftliche Probleme damaliger Zeit einführt.
Liebe Grüße
mombour