06 - S. 415 - Ende (Kap. 16 bis Ende)

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  • Mir hat das Ende sehr gut gefallen - es passte einfach zu der Geschichte.
    Auch wenn man nicht auf alles eine Antwort bekommen hat, aber das Leben hat nun mal nicht auf alles eine Antwort, und selbst wenn, dann wäre diese Antwort für jeden eine andere. Menschen sind nunmal grundlegend unterschiedlich und an einigen Punkten ist jeder auf seine Art unberechenbar. Daher auch der schlaue Satz - man sollte niemals nie sagen.


    —-„Warum kann man nicht länger als eine Sekunde am Stück glücklich sein?“ knurrte sie und hieb mit der Hand auf die Mauer. „Warum? Es war so wunderbar … Ein bisschen traurig, aber wunderbar.“ —-S.443



    —-„Ich meine, ich wäre gerne ausführlich und sehr lange sauer, aber wir haben keine Zeit. Wir haben zu nichts Zeit.“ —-S.447



    Tut mir leid, dass ich in dieser Leserunde nur sporadisch anwesend war, aber es ist wirklich nicht einfach sich zu Wort zu melden, wenn man das Buch schon wochenlang vorher gelesen hat. Ich hatte das Buch aber schon lange vorbestellt und konnte nicht abwarten, als es ankam. Ich sage jetzt besser nicht - ich werde es NIE wieder tun - aber ich versuche es zu versuchen. ;D


  • Kann sein, dass ich das falsch gelesen habe, aber wäre die Chemo nicht am nächsten Tag losgegangen? Mit genießen ist da ja nicht mehr viel.


    Chemo wird unterschiedlich vertragen. Meine Schwägerin und mein Schwager haben zur gleichen Zeit die Diagnose bekommen. Sie Brustkrebs - mittlerweile wohl geheilt (klopf auf Holz) und er Nierenkrebs, mit der Aussicht eventuell noch ein Jahr zu leben. Daraus wurden 5 und er hat gekämpft, was aber auch so aussah, dass er vieles noch gemacht hat, was er mal tun wollte, z.B. ein Motorrad gekauft und Sandbahn gefahren. Da gab es nicht nur eine Chemo. die andere Schwägerin hat auf einer Chemo bestanden, obwohl sie auch auf der Onkologie gearbeitet hat und wußte, dass es sinnlos ist (Darmkrebs falsch diagnostiziert und zu weit fortgeschritten) Sie hat alles noch geordnet und sich dann von der Familie verabschiedet. Wir vermuten alle, dass sie nachgeholfen hat, aber da gab es keine Chance mehr. Ich bin der Meinung, eine Chance ist besser als keine, oder? Ach ich hoffe nie in die Situation zu kommen!

  • Ich seh schon, Birger wird hier gerade der neue Abel ... damals war es Micha ... ich persönlich finde es auch nicht schön, wenn man jemanden zugucken lässt, wie man sich umbringt, das ist nicht die feine englische Art. Aber Leute sind nun mal leider nicht bis zum Schluss fein und englisch. Am Ende hat jeder Protagonist auch seine Negativseiten, Helden werdet Ihr in meinen Büchern vergeblich suchen, logisch lässt sich das vielleicht damit erklären, dass ich selber auch keiner bin.

  • Was ist denn geborgte Zeit ? Ich meine, es ist ihre Lebenszeit und sie "schummeln" ja nicht, wenn sie zusammen ein bißchen weiterleben.


    Vielleicht war geborgt der falsche Ausdruck, aber alles in allem hatte ich den Eindruck, dass die beiden sowieso nicht viel mehr schöne Zeit miteinander gehabt hätten. Am nächsten Tag wäre die Chemo losgegangen und sehr wahrscheinlich würde es Birger damit ganz schön dreckig gehen. Und auch wenn ich mich mit Krebs und Diagnosen dazu nicht auskenne, hatte ich schon das Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeit zu sterben trotz Chemo und trotz OP verdammt hoch war.


    Dass er Mathilda mitnahm, vielleicht weil er nicht alleine sein wollte? Ich kann es ihm nicht ganz so sehr verübeln, zumindest als Außenstehende. Ich gehe mal davon aus, dass Mathilda ihn im Krankenhaus auch begleitet hätte und dann noch viel dichter dran gewesen wäre, wenn er dann tatsächlich stirbt. Wahrscheinlich deutlich langsamer und unangenehmer als nach dem Sturz.
    So war es kurz und heftig und kein langes Dahinsiechen mit ihr an seiner Seite. Was nun besser ist, weiß ich auch nicht.


    Und diese ganze Lügerei: jetzt mit Birgers Hintergrund (was ich auch nicht erwartet hätte...) kann ich besser verstehen, dass er nicht ganz so entsetzt war über das, was Doreen und Kevin/Kilian ihm da vorgesetzt hatten.


    Bei Abel fand ich es viel schlimmer irgendwie, der war noch so jung. Und hatte keine so heftige Diagnose. Da war das Gefühl von "er kann sie doch nicht im Stich lassen" viel stärker *seufz*
    Aber für ihn war die Situation wohl ähnlich aussichtslos...


  • Ich seh schon, Birger wird hier gerade der neue Abel ... damals war es Micha ... ich persönlich finde es auch nicht schön, wenn man jemanden zugucken lässt, wie man sich umbringt, das ist nicht die feine englische Art. Aber Leute sind nun mal leider nicht bis zum Schluss fein und englisch. Am Ende hat jeder Protagonist auch seine Negativseiten, Helden werdet Ihr in meinen Büchern vergeblich suchen, logisch lässt sich das vielleicht damit erklären, dass ich selber auch keiner bin.


    Wer ist das schon? Und manchmal muss man vielleicht auch einfach an sich selbst denken.
    Birger hat Mathilde mehrfach ausdrücklich gebeten zu gehen. Sie ist aber nicht gegangen. Wen trifft hier welche Schuld?
    Manchmal kann man einfach nicht mehr rücksichtvoll sein, sondern muss um seiner selbst willen wohl auch rücksichtslos sein.


  • Kann sein, dass ich das falsch gelesen habe, aber wäre die Chemo nicht am nächsten Tag losgegangen? Mit genießen ist da ja nicht mehr viel.


    Nein, ich meinte schon, das er die Chemo absagen soll.
    Ich finde nicht, daß man sich behandeln lassen sollte, wenn man es nicht will.
    Aber es war ja nicht so, das er nicht noch ein paar Tage gehabt hätte, auch ohne Behandlung.



    Ich seh schon, Birger wird hier gerade der neue Abel ... damals war es Micha ... ich persönlich finde es auch nicht schön, wenn man jemanden zugucken lässt, wie man sich umbringt, das ist nicht die feine englische Art. Aber Leute sind nun mal leider nicht bis zum Schluss fein und englisch. Am Ende hat jeder Protagonist auch seine Negativseiten, Helden werdet Ihr in meinen Büchern vergeblich suchen, logisch lässt sich das vielleicht damit erklären, dass ich selber auch keiner bin.


    Antonia, ich suche ganz sicher nicht nach Helden... für mich war es nur einfach ein sehr gemeiner (und irgendwie unverständlicher) Zeitpunkt.


    Und ein Protagonist ohne Negativseiten - das geht gar nicht und wäre ja auch icht wünschenswert.


    Aber daß sein Selbstmord Diskussionen auslösen würde war doch vorauszusehen, oder ?

  • Der letzte Abschnitt hat das Buch komplett rund gemacht und mir gut gefallen. Natürlich fand ich es sehr traurig, dass Birger seinem Leben ein Ende gesetzt hat. Aber letztendlich wurde sein letzter Wunsch erfüllt. Er hat die Liebe gefunden. Ich sehe ihn als sehr tragische Gestalt, der sein Leben lang die Liebe gesucht hat. Dass er sie dann in Mathilda gefunden hat, macht mein Herz warm.


    Daniel hätte ich am Ende knutschen können. Letztendlich sorgen er und Birger dafür, dass das Institut weiter bestehen kann. Das hat mich sehr gefreut.


    Auch wenn es nicht wirklich ein klassisches Happyend ist, worüber ich sehr froh bin, denn das mag ich überhaupt nicht, ist es doch ein gutes Ende. Selbst für Mathilda, die jetzt endlich weinen kann. Auch sie ist für mich eine sehr tragische Figur, wenn auch ganz anders als Birger.


    Die ganzen Lügen haben mir allerdings nicht gefallen. Wie kann man so viel Geld ausgeben, das man gar nicht hat? Hat Ingeborg so viele Rücklagen, dass sie da so gelassen mit umgeht? Mathilda hat Birger schnell verziehen. Dass sie kurzfristig in die Fußstapfen von Doreen tritt in dem sie genau wie diese aus dem Lokal verschwindet, hat mir gefallen.


    Und so finde ich Birger letztendlich zwar sehr tragisch aber gleichzeitig auch sehr egoistisch. Mathilda soll ihn auf seinem letzten Weg begleiten. Ich kann verstehen, dass er die Chemo nicht auf sich nehmen wollte, vor allem mit dem familiären Hintergrund. Aber dass sie seinen Sprung mit ansehen musste, fand ich schlimm. Sie hat es ja scheinbar ganz gut verkraftet.


    Am meisten freut mich, dass das Institut nicht geschlossen wurde :)


  • Noch mehr Lügen kommen raus. Birger hat also auch reichlich geschwindelt. Nach anfänglichem Ärger entschließt sich Mathilda aber, nicht mehr wütend zu sein und damit Zeit zu verschwenden, die sie nicht haben.


    Ich kann Mathilda verstehen, dass sie nicht mehr wütend sein möchte. Weil sie die kurze Zeit die sie noch haben nicht mit negativen Gefühlen füllen möchte.
    Aber so viele Lügen überall. :(


    Dass Birger kein Anwalt ist, dass er kein Geld zu vererben hat, dass das Haus nicht ihm gehört.....ich glaube ich wäre trotzdem wütend gewesen an Mathildas Stelle. Und die vielen tausend Euro die er dem Institut schuldet.


    Zitat

    Mich hat seine Entscheidung dann doch gegen die Therapie kalt erwischt. In dem Moment, als er mit ihr zum Spreepark geht, wusste ich es zwar, aber vorher hatte ich doch gedacht, er versucht es.


    Ich auch. Gerade weil er sich den ganzen Untersuchungen noch einmal gestellt hatte. Aber auch das war eine Lüge - ich bin sicher er hat das nur für Mathilda gemacht und wusste für sich, dass er die Chemo niemals machen lassen wird.


    Zitat

    Für mich zeigt das Ende, dass manche Dinge eben nicht gut werden, dass man aber trotzdem irgendwie damit umgehen und weitermachen muss, denn es gibt ja eigentlich immer noch andere Dinge und vor allem Menschen, für die es sich lohnt.


    Ich denke jeder von uns durfte im Leben schon erfahren, dass nicht immer alles gut wird, auch wenn es vielleicht zwischendurch so ausgesehen hat. Man muss sich eben neu sortieren, nachdem man verarbeitet hat, und dann geht es weiter - weil wir keine Alternative haben als weiter zu machen.


    Das Birger noch so viel Kraft hat sich am Riesenrad nach oben zu hangeln hätte ich nicht erwartet.


    Ich finde es egoistisch von Birger, dass er Mathilda mitnimmt in den Bürgerpark und sie ihm zuschauen muss wie er "fliegt". Egoistisch deswegen weil Mathilda diese Bilder nie mehr wieder aus dem Kopf bekommen wird und damit leben muss, während Birger sich vom Acker macht.
    Hätte er das nicht mit Abschiedsbrief und Flug ohne Mathilda regeln können? Oder ne Überdosis von den Tabletten die er doch ganz sicher nehmen musste, hätte es auch getan.


    Im letzten Abschnitt kommt Birger mir vor als ob er denkt "nach mir die Sintflut - interessiert mich alles nicht mehr".


    Zitat

    Er ist ein feiner Kerl, aber für Mathilda einfach zu "langweilig".


    Ja, Daniel ist viel zu bodenständig für Mathilda. Und deswegen denke ich, dass sie vielleicht gute Freunde bleiben können aber zu mehr wird es nicht reichen.
    "Langweilig" ist vermutlich auch nicht das richtige Wort für Daniel.
    Er käme garantiert nicht damit klar, dass er seine Freundin in einem Kopfkissenbezug als Shirt seinen Kollegen vorstellen müsste.
    Ich käme damit auch nicht klar. :o


    Für Kevin und seine Mutter und Doreen/Ingeborg gab es dann ja doch noch das gute Ende.

  • Klar darfst Du ;) Das ist ja das Tolle hier, das der Autor mit uns mitdiskutiert :daumen:


    Ich suche keine Helden in Büchern... ich mag auch (und gerade) die, die eben KEINE sind... das (die Sympathie) hängt ja von ganz anderen Dingen ab. Birger mag ich trotzdem nicht besonders, muß ich ja aber auch nicht.


    Vielleicht ist es, weil ich es wie Jana empfinde: Birger denkt scheinbar "nach mir die Sintflut". Natürlich hat er da starke Gründe (die Angst vor einer Chemo, Angst vor dem KH, Angst vor einem Dahinsiechen) aber mir fehlt "das Verständnis für Mathilda". Selbst wenn das Verständnis nachher an seinem Handeln nichts ändern würde (weil seine Angst größer ist als die Liebe zu ihr).

  • Seine Gründe für den Selbstmord kann ich total gut verstehen - wer hätte nicht Angst vor den Schmerzen, der OP, der Chemo und dem eventuellen "anderen Menschen zur Last fallen" um dann doch zu sterben? Dass er sich vorher aus dem Leben verabschiedet ist ja eine Sache die er für sich selbst entscheiden muss.


    Einzig das "wie" stört mich total.


    Er hat doch nicht tatsächlich geglaubt, dass Mathilda mitten in der Nacht mit ihm einfach so einen "Spaziergang unter Verliebten" in den Bürgerpark macht und sich dann nach Hause schicken lässt wie einen Hund den man verscheucht?


    Selbstmörder sind für mich Egoisten die ein Schlachtfeld hinterlassen das andere - unbeteiligte - Menschen aufräumen müssen. Wer sich umbringen möchte soll das doch bitte so tun, dass es eine saubere Sache ist.


    Die Polizisten, die die Leiche da aufkratzen müssen, gehen auch mit Trauma nach Hause.

  • Die Art wie Birger sich umbrachte, empfand auch ich als egoistisch. Er wollte noch einmal mit Mathilda spatzieren gehen. Scherte es ihr wirklich nicht, dass sie sehen würde wie er fällt? Dachte er allen Ernstes Mathilda würde auf das Hotelzimmer verschwinden? War ihm egal, wie sie das verkraften würde? Ich habe keine Ahnung! Klar ist, dass er sich hätte denken können, dass Mathilda nicht geht und sie hätte schützen müssen. Zu Birger's Selbstmord habe ich mich ja schon ausführlich, positiv, geäußert. Mit dem "wie" habe ich allerdings auch ein kleines Problem.



    Selbstmörder sind für mich Egoisten die ein Schlachtfeld hinterlassen das andere - unbeteiligte - Menschen aufräumen müssen. Wer sich umbringen möchte soll das doch bitte so tun, dass es eine saubere Sache ist.


    Die Polizisten, die die Leiche da aufkratzen müssen, gehen auch mit Trauma nach Hause.


    Hier stimme ich dir voll und ganz zu. Bei uns im Dorf ist vor einigen Jahren ein junger Mann mitten in einen Kindergeburtstag gesprungen. Das war zwar sicherlich keine Absicht, aber mir fällt da trotzdem nichts mehr dazu ein...

  • Übrigens sieht Mathilda Birger zwar losfliegen, aber niemals landen. Man kann niemanden landen sehen, wenn man hinterm Zaun steht und zwischen sich und einem gewissen Riesenrad sehr viel Platz und unübersichtliches Gebüsch hat.
    Nur wegen Traumatisierung und so. Ekelfaktor ist hier keiner dabei. Das habe ich wohl schelcht beschrieben, das tut mir leid.
    Ist es besser, jemanden, der sich mit Schlaftabletten das Leben genommen hat, tot zu finden, als jemanden losfliegen zu sehen? Mm, ich weiß nicht.
    Und ich persönlich würde, wenn jemand, den ich liebe, für immer geht, demjenigen gerne ganz zum Schluss noch auf Wiedersehen sagen, ihn an den Rand begleiten, zum Schiff, zum Zug, wie auch immer man es sieht ... Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.


    Was die Polizisten betrifft - eigentlich sollten das die Sanis und/oder der Notarzt machen. Manchmal wird der Landarzt gerufen, wenn sowas auf dem Dorf passiert. Der muss ja auch den Tod feststellen. Diesen Leuten war bei Berufswahl klar, auf was sie sich einlassen. Übrigens ist das auch bei Polizisten ein bisschen so, die haben ja auch mit Verbrechen wie Mord durchaus zu tun und sehen manchmal unschöne Dinge ...


    Wenn Mathilda nicht mitgegangen wäre - hätte sie jemals geweint?


  • Übrigens sieht Mathilda Birger zwar losfliegen, aber niemals landen. Man kann niemanden landen sehen, wenn man hinterm Zaun steht und zwischen sich und einem gewissen Riesenrad sehr viel Platz und unübersichtliches Gebüsch hat.


    Dass sie ihn nicht hat landen sehen, habe ich im Buch auch so verstanden. Sie hat ihn abfliegen sehen, mehr nicht. Aber die menschliche Vorstellungskraft ist schon phänomenal.


    Zitat

    Ekelfaktor ist hier keiner dabei. Das habe ich wohl schelcht beschrieben, das tut mir leid.


    Ich glaube es war gar nicht schlecht beschrieben. Dort wo man dem Leser Platz lässt sich eigene Vorstellungen zu machen schaltet jeder sein eigenes Kopfkino ein. Ich kann mir nicht vorstellen dass jemand, der von einem Riesenrad springt, unten vollkommen unversehrt ankommen wird und einfach nur tot ist. Tiefergehend möchte ich jetzt gar nicht schreiben aber wenn eine Wassermelone auf den Boden fällt bleibt sie auch nicht ganz.


    Zitat

    Was die Polizisten betrifft - eigentlich sollten das die Sanis und/oder der Notarzt machen. Manchmal wird der Landarzt gerufen, wenn sowas auf dem Dorf passiert. Der muss ja auch den Tod feststellen. Diesen Leuten war bei Berufswahl klar, auf was sie sich einlassen. Übrigens ist das auch bei Polizisten ein bisschen so, die haben ja auch mit Verbrechen wie Mord durchaus zu tun und sehen manchmal unschöne Dinge ...


    Klar bedeutet so ein Beruf auch unschöne Dinge zu sehen. Es bedeutet aber nicht, dass jeder Polizist/Sanitäter/Notarzt das in jeder Situation vollkommen emotionslos kann. Ich war viele Jahre mit einem Polizisten zusammen und nach dem x-ten Unfall auf der Autobahn bei dem sie die Leichenteile von Motorradfahrern zusammen suchen mussten kam er noch immer kotzend und traumatisiert nach Hause.


    Zitat

    Wenn Mathilda nicht mitgegangen wäre - hätte sie jemals geweint?


    Tja, das weiß ich nicht, das lag ja in Deiner Hand. ;)


  • Und ich persönlich würde, wenn jemand, den ich liebe, für immer geht, demjenigen gerne ganz zum Schluss noch auf Wiedersehen sagen, ihn an den Rand begleiten, zum Schiff, zum Zug, wie auch immer man es sieht ... Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.


    Ja, ich auch... Aber sie hat ihm ja nicht wirklich auf Wiedersehen sagen können und sie wurde auch nicht gefragt ob sie das möchte.

  • Genau da sehe ich auch das Problem. ich würde das auch für einen gelieben Menschen tun, wenn wir vorher drüber reden und das gemeinsam entscheiden. Aber Birger hat die Entscheidung alleine getroffen und wollte Mathilda nur mitnehmen "bis an den Rand". Das war egoistisch. Obwohl ich ihn verstehen kann. Vielleicht wollte er auch keine rührige Abschiedsszene. Und Mathilda verkraftet es ja. Ich hätte es nicht ...

  • Nein, wahrscheinlich wollte er keine rührende Szene, das kann gut sein. Oder vielleicht wusste er selber nicht so richtig, was er eigentlich genau wollte. In solchen Situationen steht man durchaus vielleicht ein bisschen neben sich.
    Natürlich tun mir die Polizisten oder Ärzte auch leid, und ich entschuldige hiermit bei allen Polizisten und Ärzten und Sanis für dieses Buch.


    Aber es liegt NICHT in meiner Hand, ob Mathilda z.B. ohne die letzte Szene geweint hätte, und es liegt auch nicht in meiner Hand, was jemand wie Birger am Ende tut. ICH hatte das Ende ganz anders geplant, nämlich offen. Und mit OP.
    Meine Protagonisten machen mir aber grundsätzlich während des Schreibens meterweise Striche durch die Rechnung, entwickeln sich in andere Richtungen und tun plötzlich Dinge, die ich nicht mehr beeinflussen kann. Das hört sich jetzt ein bisschen psycho an, aber ich bin nicht der einzige Autor, der das Problem hat, das seine Leute ihm sozusagen weglaufen. Wenn man an Musik Komponieren denkt, kann man sich das vielleicht besser vorstellen ... nein, würde jetzt meine Freundin, die Komponistin, sagen, da ist alles durchgerechnet ... nagut ... dann vielleicht Malen? Beim Malen entstehen auch Dinge, die man eigentlich anders haben wollte, aber dann packt es einen, und auf einmal ist der Baum eben lila oder am Fenster steht jemand, den man dort nicht hingeplant hatte.


  • Meine Protagonisten machen mir aber grundsätzlich während des Schreibens meterweise Striche durch die Rechnung, entwickeln sich in andere Richtungen und tun plötzlich Dinge, die ich nicht mehr beeinflussen kann. Das hört sich jetzt ein bisschen psycho an, aber ich bin nicht der einzige Autor, der das Problem hat, das seine Leute ihm sozusagen weglaufen.


    Stimmt, da bist du nicht die einzige Autorin.
    Und seltsamerweise gefallen mir solche Bücher meistens besser als genau durchgeplante.
    Sie wirken irgendwie lebendiger.

  • Obwohl ich die Art und Weise, wie Birger Mathilda an seinem Selbstmord teilhaben lässt, auch etwas unfair finde, ist es trotzdem ein passender Abschluss. Über "gut" lässt sich trefflich streiten, aber das Ende passt du den einzelnen Leuten im Buch.
    Auch wenn ich die Wendung mit Doreen etwas sehr überraschend finde. Ich fand sie vorher recht egoistisch und teilweise manipulierend, jetzt ist sie quasi Wohltäterin bzw. kümmert sich um letzte Wünsche ihr unbekannter Leute. Aber vielleicht war das auch einfach etwas, was ihr fehlte - Bezug zu anderen Leuten...


    Was mich aber tatsächlich etwas störte, so rein aus physikalischer Sicht: Ein Pillendöschen oder -fläschen geht nicht unter, auch nicht mit einem Stein drin - zumindest nicht, wenn es fest zugedreht ist :belehren: