[Libyen] Ibrahim al-Koni – Blutender Stein

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    Rückentext: Blutender Stein ist die Geschichte des Nomaden Assûf, der in völliger Abgeschiedenheit mit seiner Herde zwischen der Berg- und der Sandwüste lebt und uralte Felszeichnungen bewacht. Sein an den Gesetzen der Natur und alten mythischen Traditionen orientiertes Leben ändert sich jedoch jäh, als zwei Männer, Gazellen- und Mufflonjäger, in seine Welt eindringen.


    Zum Autor: Ibrahim al-Koni wurde 1948 geboren und wuchs in einem Tuareg-Stamm in der libyschen Wüste auf. Nach dem Studium der Literatur am Gorki-Institut in Moskau arbeitete er als Journalist in Warschau und in Moskau. Der seit 1993 in der Schweiz lebende Schriftsteller hat zahlreiche Romane und Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht.


    Ergänzung zum Inhalt: Assûfs Leben wird in Rückblicken erzählt. Äußere Anlässe oder seine Gedanken geben quasi das Stichwort, so daß sich in mehreren Etappen die wichtigen Stationen seines Lebens vor dem Leser entfalten. Dazwischen kehrt al-Koni immer in Assûfs Gegenwart und die Begegnung mit den beiden Jägern zurück. Assûfs Erinnerungen drehen sich anfänglich vor allem um seinen Vater, der sich weigerte, ihn in die Mufflonjagd einzuführen, und der schließlich selbst bei dieser Jagd umkommt. Assûfs eigener Versuch, ein Mufflon mit einem Seil zu fangen, bringt ihn in eine schier ausweglose Situation über einem Abgrund hängend. Er wird gerettet und sein Verhältnis zu den Mufflons ist seitdem nicht mehr, was es war. Er verzichtet seitdem auf Fleisch. Die beiden Jäger kommen aus dem Norden Libyens und sind maßgeblich verantwortlich für das Abschlachten und Verschwinden der Gazellenherden, denn der eine der beiden, Kain, wurde mit Gazellenblut entwöhnt und ernährt sich ausschließlich von riesigen Mengen vor allem rohen Fleisches. Eine Konfrontation ist somit unausweichlich und endet tragisch.


    Meine Meinung: Ibrahim al-Koni komponiert seinen Roman recht kunstvoll. In Assûfs Rückblicken erfährt man viel über das Leben der Nomaden in der Wüste, ihre Wert- und Moralvorstellungen. Die beiden Jäger bilden einen starken Kontrast. Während wir über Massûd praktisch nichts erfahren, wird Kains Lebensgeschichte gleichfalls offenbart. Ein den Umständen der Umwelt angepaßtes „sparsames“ Leben ist ihm fremd. Aber das größte „Verbrechen“ begeht er, als er die letzte Gazelle, die Tochter derjenigen Gazelle, die ihm als Baby mit ihrem Blut das Leben rettete, verspeist. Der Bruch dieser Blutsbande muß gesühnt werden und Kains Bestimmung, die er selbst in einer Vision wahrgenommen hat, erfüllt sich – auf Assûfs und seine Kosten.


    Der Roman läßt sich einfach als diese tragische, wohl auch bedrückende, Geschichte lesen, aber damit täte man ihr Unrecht. Von größerem Interesse ist der dieser Konfrontation zugrundeliegende Konflikt zwischen den traditionellen und mythischen Vorstellung des Wüstennomaden und denen des gierigen und seiner Religion und Umwelt entwöhnten modernen Menschen. Daraus bezieht es durchaus einigen Reiz, sogar ökologische Aspekte ließen sich hineinlesen. und angesichts der Tatsache, daß der Anstifter der Jäger ein amerikanischer Offizier ist, ist das Ganze vermutlich sogar als grundsätzliche Kritik an einem unmäßigen, ressourcenvernichtenden Lebensstil einer städtisch-westlich geprägten Welt zu sehen.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()