Mit Tauben im Gras legt Wolfgang Koeppen eine Zustandsbeschreibung einer deutschen Großstadt vor. Er beschreibt die Zeit kurz vor der Währungsreform. Der sich am Horizont abzeichnende Kalte Krieg (der sehr rasch zu einem warmen hätte werden können - zu einem sehr warmen! - und Deutschland mitten drin!) lähmt und beeinflusst die Einwohner ebenso wie die ersten Zeichen einer Renaissance faschistischen Gedankenguts, diesmal nicht gegen Juden gerichtet sondern gegen Schwarze, die afroamerikansichen GIs nämlich.
Koeppen beschreibt einen Tag im Leben von rund 30 Personen. Die Personen kreuzen und treffen sich hin und wieder, aber im Grunde genommen leben alle aneinander vorbei.
Sprachlich wie formal orientiert sich Koeppen an andern berühmten Großstadtromanen wie Ulysses, Berlin Alexanderplatz oder Manhattan Transfer. Innere Monologe charakterisieren die Personen und erlauben dem Leser einen Einblick in die Befindlichkeit verschiedenster Menschen.
Das Werk ist - trotz seiner Gebundenheit in Zeit und Raum (die Großstadt, die Koeppen beschreibt, ist für den Kenner offenbar eindeutig als München identifizierbar) - im Grunde genommen zeit- und ortlos, sprich: allgemeingültig. Trotz seiner Vorbilder bleibt das Werk eigenständig und lesenswert. In Bezug auf die Sprache gehört Koeppen m.M.n. zu den ganz Grossen.