Deborah Rodriguez - Kabuls Schule der schönen Frauen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.483 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von bücherfresserchen.

  • Ich muss mir gerade mal ein bisschen Luft über mein aktuelles Buch machen. :grmpf:


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    Klappentext
    Der Schönheitssalon - das ist der Ort, an dem die Frauen wrklich frei sind, hier verdienen sie an einem Tag mehr als ihre Männer in einem halben Jahr, hier ist die Geburtsstätte der Emanzipation im streng islamischen Afghanistan. Das hat die Amerikanerin Deborah Rodriguez erkannt und in Kabul eine Kosmetikschule eröffnet. Mit großen erzählerischen Charme berichtet sie in Kabuls Schule der schönen Frauen von der Gründung dieses Entwicklungshilfeprojekts, von den Widrigkeiten, mit denen sie es in dieser männerdominierten Gesellschaft aufnehmen muss - und natürlich von den Frauen, die hier ihre ersten Schritte in die Freiheit tun.


    Bisherige Meinung
    Seit "Drachenläufer" wollte ich mehr über Afghanistan lesen, aber wie es scheint, habe ich mir vielleicht nicht unbedingt die richtige Lektüre herausgesucht. An sich ist es ja schon sehr interessant, was Deborah Rodriguez zu erzählen hat, aber:


    Ich bin jetzt nicht ganz bei der Hälfte und hatte mir schon erhofft, ein bisschen mehr über die Frauen und den Friseursalon zu erfahren. Viel Raum nimmt Deborah Rodriguez selbst ein, mit ihrem persönlichen Hintergrund, aber leider werden diese Informationen mehr im Telegrammstil vermittelt. Viele ihrer früheren Entscheidungen sind für mich nicht nachvollziehbar, z.B. wenn sie plötzlich vom Partyhuhn zum Entwicklungshelfer wird, für 1 Monat nach Indien geht und dort praktisch sofort (!) einen Wanderprediger heiratet. (Der dann auch prompt gewalttätig wird.) Auf mich wirkt das schon arg naiv. Gerade schlittert sie übrigens auf die nächste Heirat, diesmal mit einem Afghanen, zu.

    Ich will ihr ja gar nicht absprechen, dass das alles zu seiner Zeit plausibel war, aber ich finde, wenn sie das in das Buch hineinbringt, müsste sie es für den Leser auch nachvollziehbar machen. Für mich ist es das nicht. Außerdem hat die Frau zwei kleine Kinder, da würde mich schon interessieren, wie das ist, wenn die Mutter plötzlich nach Afghanistan geht. Darüber wird jedoch leider kein Wort verloren.


    Was mich jedoch wirklich stört, ist, dass für mich eine gewisse Arroganz, oder zumindest Überheblichkeit den afghanischen Frauen gegenüber zu spüren ist.


    Zitat

    Nach dem anfänglichen Desaster mit meinem Unterricht war ich außerdem zu dem Schluss gekommen, dass es besser wäre, afghanische Friseurinnen zu Lehrerinnen auszubilden, anstatt Ausländerinnen herzuholen, die wieder vor dem Problem stehen würden, alles übersetzen zu lassen und häufig Dinge erklären zu müssen, für die es in Dari gar keine entsprechenden Ausdrücke gab. Immerhin hatte ich die Erfahrung gemacht, dass afghanische Friseurinnen durchaus in der Lage waren, den anderen Schülerinnen den Unterrichtsstoff so zu erklären, dass sie ihn verstanden.


    Ach? Das hätte ich nie bezweifelt. Die Frauen sind ja nicht dumm, sie hatten nur nie die Möglichkeiten... :grmpf:


    Ebenso beweist sie für für mich zu Beginn der Arbeit wenig Einfühlungsvermögen - ich würde auch verärgert reagieren, wenn da eine Amerikanerin von der anderen Seite der Welt kommt und mir erklären will, was ich in meiner zwanzigjährigen Friseurlaufbahn alles falsch gemacht habe.


    Von der Schleichwerbung für diverse Kosmetikprodukte mal abgesehen. Eine Erwähnung am Anfang hätte ich mir ja gereicht. :rollen:


    Ich weiß, ich habe schon wieder Romane geschrieben, aber das musste jetzt raus. :schwitz:

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • So, ich werde das Buch definitiv nicht weiterlesen. Ich habe noch ein bisschen im Internet gestöbert und werde mir das nicht weiter antun. Für mich steht Deborah Rodriguez auf einer Stufe mit Marlo Morgans "Traumfänger". Oder eigentlich noch darunter, denn Marlo Morgan hat mit ihrem Roman wenigstens keine Menschen in Gefahr gebracht.


    In der Mitte des Buches befinden sich Bilder (die ich noch gar nicht entdeckt hatte) auf denen man die Gesichter der Frauen sehen kann. Aber ist es nicht merkwürdig, am Anfang darauf hinzuweisen, dass die Namen der Frauen ihrer Sicherheit wegen verändert wurden, um dann direkt im Anschluss Fotos zu veröffentlichen???! Das ist doch absurd. Diese Frauen müssen nach dem, was ich gelesen habe, heute in Afghanistan um ihr Leben fürchten. Mal ganz davon abgesehen, dass sich mein Gefühl, dass die Autorin absolut kein Gefühl für die afghanische Kultur hat und sich selbst in den Mittelpunkt stellt, eher bestätigt hat.


    Sicher, es gibt immer zwei Seiten einer Medaille, aber ich folge hier meinem Gefühl und beende das Buch. Ich bin froh, dass es nur geliehen war.

    Einmal editiert, zuletzt von Thanquola ()

  • Hallo Thanquola,


    das hört sich ja richtig bescheiden an und ich echt gut verstehen, dass Du abbrichst! Ich habe dieses Buch selbst mal in der Hand gehabt als eine Buchhandlung einen Afghanistan-Tisch gemacht hat (natürlich im Zuge des Drachenläufers) - es wirkt wie eines dieser "Schleier-Bücher"...
    Vielleicht gibt es ja aber andere Bücher zum Thema Afghanistan, die Dich interessieren könnten? Zum Beispiel der neue Khaled Hosseini.


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

    Einmal editiert, zuletzt von dubh ()

  • Hallo Tanquola,


    vor dem Drachenläufer habe ich "Hindukusch" gelesen. Es spielt in den dreißiger Jahren, ist "historisch" aufschlußreich und beleuchtet auch spannend das Verhältnis Afghanistan-Deutschland.


    Grüße


    Bücherfresserchen

  • Hallo,


    ich danke euch für eure Buchtipps. Der neue Hosseini steht natürlich schon auf meiner geistigen Wunschliste. In der Bibliothek haben sie ihn auch schon im Katalog, dass heisst, mit ein wenig Glück (und Timing), halte ich ihn schon bald in meinen Händen! :klatschen:


    @bücherfresserchen: Ich vermute, du meinst "Hindukusch" von Michael Pfrommer? Das kannte ich bisher noch nicht und habe es mir geistig notiert!


    Blöderweise komme ich seit dem Abbruch an kein anderes Buch heran. So geht es mir leider öfter nach Buchflops (das kann sich manchmal Wochen ziehen) und der hier war besonders schlimm. Niiiieeeee wieder fasse ich derlei Bücher an, dass soll mir eine Warnung sein. :grmpf: Vor allem nicht, wenn sie von hochnäsigen Amerikanerinnen verfasst wurden...

  • Hallo Thanquola,


    oh nein bloß nicht entmutigen lassen, gibt ja soviele schöne Bücher... und wenn sich bei mir sowas anbahnt lege ich das übeltäterige Buch mittlerweile gleich weg, dazu ist mir dann die Zeit zu schade.
    Ja ich meinte den Pfrommer, war etwas unzureichend die Titelangabe :redface:


    Grüße


    Steffi