Doris Lessing - Anweisung für einen Abstieg zur Hölle

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.922 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Saltanah.

  • Hallo,



    Doris Lessing : "Anweisung für einen Abstieg zur Hölle", (1971)


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Der 1971 erstmals veröffentlichte Roman ist der erste der sog. „inner space fiction“ - Romane, in denen Doris Lessing den menschlichen „Weltinnenraum“ darstellen wollte. Wir erleben die Irrfahrt in tiefe Schichten des Bewusstseins, die der Außenwelt gänzlich abgeschnitten ist.


    Der Altphilologe Charles Watkins hat sein Gedächtnis verloren. Er schläft, träumt, halluziniert und der Leser begleitet ihn. Watkins glaubt, ein überlebender Seemann einer Schiffsbesatzung zu sein, nun treibt er auf einem Floß und strandet auf eine Insel. Natürlich handelt es sich um imaginäre Fantasien. Auf der Insel entdeckt er eine verfallene Ruinenstadt, und glaubt, dort von einem kristallinen Flugobjekt wieder ins Leben zurückgeholt zu werden.


    Um es gleich vorweg zu sagen, dieser Bewusstseinstrip ist m.M.n. das Glanzstück des Romans. Die Fantasiereise hat bei mir Assoziationen geweckt. Das ist auch so beabsichtigt. Am besten ist, sich einfach durch die Bilder treiben zu lassen. Es wird wahrlich zu einem Höllentrip, es wird in die dunkelsten Ecken des Bewusstseins gedrungen. Bilder der Zerstörung der Umwelt, Bilder des Krieges (hier kämpfen zwei imaginäre Tierrassen gegeneinander), blutrünstige Szenen. Nun darf man sich keineswegs dazu verleiten zu lassen, es handele sich um ein Fantasy-Spektakel. Nein. Natürlich arbeitet Lessing mit Elementen des Fantasygenres. Mehr aber auch nicht, denn es handelt sich eindeutig um eine Bewusstseinsreise und wir erlesen auch, wie Watkins allmählich wieder ins Bewusstsein tritt. Und ich finde, Doris Lessing hat das ganz hervorragend gestaltet, denn ich habe bei der Lektüre so richtig spüren können, wie das Bewusstseins des Altphilologen schließlich immer lichter wird. Gerne werden wir hier zu Interpretationen verleitet. Als dort Götter auftauchten, assoziierte ich diese als Archetypen.


    Wunderbar phantasmogorisch sind die Beziehungen unseres Protagonisten mit dem Mond und den Planten ausgemalt. Etwas plakativ und lehrhaft kommt die Thematik der Zerstörung der Umwelt und das Pladoyer gegen Rassismus herüber. Zentraler ist aber die Kritik an den Wissenschaften, verkörpert u.a. durch die Doktoren X und Y.


    4ratten


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()