Robert Löhr - Das Erlkönig-Manöver

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  • Warum hast Du es nie gelesen?


    Es gibt einfach eine Art von Literatur, die mich einfach nicht (mehr) reizt. Ich lese ja nicht nur Klassiker, sondern durchaus auch Modernes, aber das muss mich dann halt ansprechen. Ein modernes Buch, welches mit Klassikerzitaten spielt, reizt mich wenig. Innerlich bin ich wohl der Ansicht, dass dieser Autor bald vergessen sein wird. Da mag ich mich täuschen, da ich das wenig fundiert begründen kann, aber die Rezensionen hier und auf Amaz* reichen mir für mein (Vor-)Urteil.


    Gruß, Thomas

  • Anno 1805 zieht eine kleine erlesene Schar in geheimer Mission aus, um den französischen Thronfolger vor der Gefangennahme durch Napoleon zu bewahren. Das "Sonderkommando" besteht aus keinen Geringeren als Goethe, Schiller, Alexander von Humboldt, Achim von Arnim und Bettine Brentano, die in einer waghalsigen Nacht-und-Nebel-Aktion auf französischem Terrain ihren Auftrag ausführen wollen. Diesen hatten sie bei einem denkwürdigen Zusammentreffen von einer zusammengewürfelten Gruppe von Anhängern des ehemaligen Königs Ludwig XVI. erhalten.


    Das Ganze gestaltet sich noch abenteuerlicher, gefährlicher und langwieriger, als man sich hätte träumen lassen, lange Aufenthalte unter freiem Himmel, Kämpfen mit bewaffneten Gegnern, die kein Pardon kennen, und Auseinandersetzungen innerhalb der kleinen Verschwörertruppe eingeschlossen.


    Eine Warnung vorab: wer sich daran stört, unsere deutschen Dichterfürsten in der Rolle von durchaus handfest agierenden Actionhelden zu sehen, sollte dieses Buch gar nicht erst anfassen!


    Manche Actionszenen waren in der Tat ein bisschen zu filmreif und das Schlusskapitel ein bisschen dick aufgetragen, aber davon abgesehen hatte ich einen Heidenspaß mit dieser herrlich zusammenfabulierten und illuster besetzten Räuberpistole, bei der ich nebenbei auch noch einiges an deutscher und französischer Geschichte gelernt habe. Robert Löhr gelingt die Synthese aus Slapstick, Action und dem kreativen Spiel mit Klassikerzitaten auf das Schönste. Die politische Lage der damaligen Zeit bleibt ebensowenig ausgespart wie der Streit zwischen den verschiedenen Strömungen in der Kunst, und sprachlich trifft Löhr den richtigen Ton, ein wenig altertümelnd, aber jederzeit lesbar, und mit Ironie und bissigem Witz, der bisweilen ein wenig an Kästner erinnert.


    Ein gescheiter, bekloppter, wunderbarer Lesespaß für Leute, die Klassiker und entsprechende Anspielungen kennen und mögen - aber bitteschön ohne verstaubten Respekt.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Inhalt:
    Im Februar 1805 setzt eine bunte Truppe im Schutz der Dunkelheit über den Rhein: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller, Achim von Arnim und Bettine Brentano sowie Heinrich von Kleist und Alexander von Humboldt. Ihr Auftrag: den wahren König von Frankreich aus dem französisch besetzten Mainz zu befreien. Ihr Gegner: Kaiser Napoleon I., der mächtigste Mann der Welt. Mit intelligentem Witz und fundierter Sachkenntnis beschert uns Robert Löhr einen hinreißenden historischen Roman um die Ikonen der deutschen Literatur.


    Ich habe das Buch heute morgen begonnen und schon das erste Kapitel hat mir ausgesprochen gut gefallen.
    Goethe und Schiller prügeln sich mit dem Mob in einem Wirtshaus, weil diese etwas gegen die Aussage Goethes haben, dass der Mensch vom Affen abstammt und dies noch beweisen könne, da er schon bei Leichensectionen dabei gewesen sei.
    Schon diese erste Szene, in welcher ein Schiller sich lebhaft mit einem Hirschgeweih zur Wehr setzt und ein guter Burgunder auf Goethes Haupt zu Bruch geht, war extrem bilderreich und hat mich köstlich amüsiert. Wenn das Buch so weitergeht, wie es begann, dann habe ich wohl noch einige Seiten Lesespaß vor mir.

  • Mich verwirrt etwas die Geographie. Goethe und sein Trupp wollen von Frankfurt nach Mainz und tauchen dann aber in Assmannshausen auf um quasi von hinten durch's Auge nach Mainz zu kommen? :vogelzeigen: Das ist völlig blödsinnig. Sie müssten von der anderen Seite kommen, ansonsten hätte sie wirklich die Kirche ums Dorf getragen.

  • Ich bin jetzt im vierten Kapitel angelangt und nun sind auch noch Alexander Humbolt, Achim von Arnim und Bettina Brentano mit von der Partie. Das alles verspricht einen Heidenspaß, aber wieder einmal kann ich nur den Kopf schütteln über diese merkwürdige Route, die diese illustre Gesellschaft einschlägt um nach Mainz zu kommen. :rollen: Nun ja, es war vor der Erfindung des Navigationsgerätes und vielleicht tue ich ihnen auch Unrecht und sie sind doch nicht die Landkartenlegastheniker, wie ich vermute, sondern sie müssen vielleicht Umwege einschlagen, um irgendwelchen Posten auszuweichen. Leider finde ich keine Karte aus dieser Zeit, von diesem Gebiet, denn das würde vielleicht einiges erklären. Wen dem aber nicht so ist, dann hätte der Autor vielleicht beim Schreiben des Buches eine Landkarte hinzuziehen sollen. Ich lebe nun einmal in dieser Gegend und darum verwirrt mich diese Reiseplanung sehr.


    Abgesehen von diesen geographischen Details jedoch ist das Buch wirklich witzig und bei der Szene mit dem Werther-Fan musste ich lachen.
    Wäre Schinderhannes nicht zwei Jahre zuvor hingerichtet worden, hätte er auch gut zu dieser Truppe gepasst. :breitgrins:


  • Schon diese erste Szene, in welcher ein Schiller sich lebhaft mit einem Hirschgeweih zur Wehr setzt und ein guter Burgunder auf Goethes Haupt zu Bruch geht, war extrem bilderreich und hat mich köstlich amüsiert. Wenn das Buch so weitergeht, wie es begann, dann habe ich wohl noch einige Seiten Lesespaß vor mir.


    Das fand ich auch äußerst amüsant :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das vierte Kapitel beendet und die literarische Guerilla-Truppe bekam Zuwachs. So ist denn nun von Kleist in diesem Bunde der 6. und das hat er auch verdient, nachdem er den Helden allesamt das Leben gerettet hatte. Der erste Teil der Mission ist schon einmal erfolgreich abgeschlossen und nun geht es weiter nach Mainz um sich den französischen Thronerben zu schnappen.
    Ich kann nicht behaupten, dass das Buch langweilig wäre. :breitgrins:

  • Vor allem ist es jetzt ganz besonders nett, da sich diese illustre Bande in Mainz befindet und ich in dieser Stadt viele Jahre gelebt habe und somit alle beschriebenen Plätze und Orte kenne, von denen sich viele im Laufe der Jahrhunderte nicht sehr verändert haben.

  • Oh weh, jetzt geht es ja richtig rund. Die Räuberbande sitzt im Wald fest, weiß nicht wohin und hat den französischen Thronfolger im Schlepptau. Als ob dies nicht noch genug wäre, geraten auch noch Goethe und Kleist in einen handfesten Streit, bei welchem Kleist Goethe zum Duell fordert, weil dieser sein Stück nicht gebührend würdigt und es kritisiert. Da kommt dann auch mal der Satz vor "Heinrich, mir graut's vor dir." :breitgrins:


    Nett fand ich den Ausspruch Goethes:


    Zitat

    "Seien sie doch nicht so tassohaft-sensibel. Sackerlot, wenn ich auf jeden schösse, der mich kritisiert, Weimar hätte bald keine Bürger mehr."


    Und das nur, weil Goethe mit Kleists Seiten vom "Krug" ein kleines Feuer entfacht hatte, weil dem armen Schiller so kalt war.

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    OA: 2007
    368 Seiten
    ISBN: 978-3492252683


    Inhalt:
    Im Februar 1805 setzt eine bunte Truppe im Schutz der Dunkelheit über den Rhein: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller, Achim von Arnim und Bettine Brentano sowie Heinrich von Kleist und Alexander von Humboldt. Ihr Auftrag: den wahren König von Frankreich aus dem französisch besetzten Mainz zu befreien. Ihr Gegner: Kaiser Napoleon I., der mächtigste Mann der Welt. Mit intelligentem Witz und fundierter Sachkenntnis beschert uns Robert Löhr einen hinreißenden historischen Roman um die Ikonen der deutschen Literatur.


    Eigene Meinung:
    Rober Löhr hat hier einen sehr humorvollen, aber dennoch einen sehr spannenden historischen Roman geschrieben. Diese Geschichte ist natürlich frei erfunden, aber die Protagonisten sind allesamt bekannte und berühmte Autoren der klassischen Literatur. Diese illustre Gesellschaft erlebt sehr viele spannende Abendteuer. Diese werden immer wieder durch die humorvollen und wortgewandten Dialoge gewürzt und machen dieses Buch zu einem unterhaltsamen, witzigen Abendteuer-Roman der besondern Art.


    4ratten

  • Meine Meinung
    Und schon wieder ein Buch, an das ich mit zu hohen Erwartungen herangegangen bin und das diese nicht so ganz erfüllen konnte. Vielleicht sollte ich das mit den Erwartungen einfach mal lassen. :zwinker:


    Der Anfang hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Goethe und Schiller werden nicht als verklärte Ikonen dargestellt, sondern als mehr oder weniger normale Menschen. Gleich zu Beginn werden sie in einer Wirtshausschlägerei verwickelt, was für ein Spaß! Und auch die restlichen Gruppenmitglieder (allesamt bekannte Schriftsteller) haben angenehm menschliche Züge.


    Allerdings empfand ich die Charaktere als relativ blass. Jeder Person wurde ein prägnanter Charakterzug zugeordnet und dabei blieb es dann für den Rest des Buches. Kleist ist cholerisch, Bettine ist abenteuerlustig, von Humboldt ist besonnen, ... . Mir war das zu wenig, meiner Meinung nach hätte man die einzelnen Charaktere stärker ausdifferenzieren können. Außerdem hatte ich oft ein Problem mit der Darstellung der Figuren. Ich konnte die Personen selten vor mir sehen, zu wenig haben mir die Charaktereigenschaften zu den berühmten Autoren gepasst. Mit der Darstellung von Heinrich von Kleist konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden, aber auch bei den anderen habe ich eher selten einen Bezug herstellen können.


    Sehr witzig fand ich aber die vielen Zitate und Anspielungen, die sich in diesem Buch verstecken. Da musste ich dann doch einige Male laut auflachen, besonders, wenn Goethe wieder einen seiner Sprüche rausgehauen hat. Mit den Dialogen hatte ich also meinen Spaß.


    Und auch an sich ist die Handlung ganz gut zu lesen. An manchen Stellen etwas übertrieben, an anderen etwas langatmig, aber so im Großen und Ganzen spannend, rasant und abenteuerlich.


    Ich glaube, dass mir das Buch besser gefallen hätte, wenn man entweder keine bekannten Persönlichkeiten verwendet hätte oder vielleicht nur Schiller und Goethe. Denn so gibt es einfach zu viele Personen, mit denen ich schon vor dem Lesen bestimmte Vorstellungen verbinde, und das kann ja nur schiefgehen.
    Ich vergebe 3ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)