Gianrico Carofiglio: Reise in die Nacht

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  • Gianrico Carofiglio: Reise in die Nacht

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    Verlag: Goldmann
    EJ: 2004
    ISBN-10 3442464293
    ISBN-13 978-3442464296


    Inhalt
    Avvocato Guido Guerrieri, frisch geschieden und geschüttelt von einer tiefen Lebenskrise, übernimmt einen fast aussichtslosen Fall: Er verteidigt einen des Mordes angeklagten Immigranten aus dem Senegal, der ohne seine Hilfe verloren wäre. Es beginnt ein nervenzerreißender Kampf gegen rassistische Vorurteile, eine voreingenommene Justiz und eine erdrückende Last von Indizien …
    Bari, die Hauptstadt Apuliens, Tor Italiens zum Orient, Zentrum des Verbrechens, ist mit seinen engen Gassen, vornehmen Bürgerhäusern und seinem Mittelmeerhafen immer Protagonist in Gianrico Carofiglios Romanen. Der andere ist der Avvocato Guido Guerrieri, der mit seiner Verletzlichkeit, seiner menschlichen Integrität und seinem Humor Italiens Leserherzen im Sturm eroberte. Mit „Reise in die Nacht“ hat der preisgekrönte Autor die üblichen Grenzen des Genres „Gerichtskrimi“ weit überschritten – und nicht nur das Publikum, sondern auch die Literaturkritik von seinem Rang als herausragendem Schriftstellertalent überzeugt.




    Meine Meinung
    Aufgrund dieser Rezension von Jenny habe ich mir das Buch gegriffen. Ich kann mich der Begeisterung jedoch nicht ganz anschließen, denn das Buch war ganz anders als erwartet.
    Auf der Rückseite des Buches wurde Gianrico Carofiglio als italienischer John Grisham angepriesen, aber auch dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen.


    Gewöhnungsbedürftig empfand ich anfangs der Schreibstil der Ich-Form, denn dadurch war ich gezwungen mit mit dem Hauptprotagonisten, der sich, zumindestens anfangs, in Selbsmitleid suhlt, zu identifizieren.
    Doch nach kurzer Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und in den Schreibstil des Autors eingelesen.
    Kurze klare Sätze die ein sehr klares Bild der Personen und der Situation wiedergeben sind scheinbar das Markenzeichen des Autors.


    Der Fall um den scheinbar aussichtlosen Verteidigungsfall fängt recht spät in dem mit knapp 290 Seiten dicken Buch, an.
    Ich empfand es ein wenig zu wenig Justizatmosphäre. Dafür daß der Fall als aussichtlos gehandelt wurde, wurde er in meinen Augen zu sehr auf die leichte Schulter genommen.


    Italienischen Autoren arbeiten nach meiner Erfahren immer sehr viel Stimmung, italienisches Essen, Land und Leute , doch der Autor spart in seinem ersten Band sehr daran. Man erfährt leider nichts darüber und außer ein paar Kochszenen des Avvocato spielt Essen kaum eine Rolle. Dies wünsche ich mir für den 2. Teil Im freien Fall auf jeden Fall mehr.


    Zum Ende des Buches wird man mit der Person des Avvocato Guido Guerrieri warm und versteht ihn und sein Denken und Handeln besser. Ein Guido Brunetti wird er jedoch in meinen Augene niemals das Wasser reichen!


    3ratten


    Gruß SilkeS.

  • Ich habe dieses Buch soeben zugeklappt.


    Ich bin kein begeisterter Anhänger der Ich-Form, hier habe ich sie allerdings sehr passend gefunden. Die schnelle Wandlung von Guido hat mich aber nicht vollkommen überzeugt, ebenso haben mich die Zeitsprünge etwas gestört. Das Buch ist sehr ruhig, teilweise schwermütig und als unvorhersehbar würde ich es auch nicht bezeichnen. Normalerweise wird mir das bald zu langweilig und das Buch fliegt. Diesmal nicht.


    Auch meiner Meinung nach kommt Carofiglio nicht an die wirklich gutem Grishams ran. Grisham baut auch viel mehr Gerichtsatmosphäre ein, Carofiglio deutlich mehr das Privat- und Gefühlsleben von Guido. Aber


    4ratten
    sind es trotzdem


    Und ich finde, dieser Guido steht Leons Guido um rein gar nichts nach. Nächstes mal greife ich statt zu Leon, die mir beim zweiten Mal schon zu langweilig wurde, lieber zu einem Carofiglio. Dem Himmel sei Dank dass in diesem Buch nicht ständig gekocht wurde (nur ein einziges Rezept bekommt man präsentiert). Ich hoffe, der schreibt noch viele Bücher, die zwei anderen landen schon mal auf der Wunschliste :smile:

    "Man hat in der Welt nicht viel mehr, als die Wahl zwischen Einsamkeit und Gemeinheit." A. Schopenhauer

    :blume::engel::katze:

  • In den Tiefen dieses Forums findet man wirklich zu jedem Buch was. :klatschen:
    Ich bin über eine Amazon-Empfehlung auf diesen Autor gestoßen und habe mir das Buch auf die Wunschliste gesetzt - wenn ich die Möglichkeit habe, fange ich Reihen gerne mit dem ersten Band an.


    Was mich aber irritiert: wird Carofiglio wirklich mit Grisham verglichen? Ich hatte eher von der Inhaltsangabe den Eindruck, dass die Bücher anders sind - Grishams Bücher mag ich nämlich gar nicht mehr. Oder war das nur ein "verkaufsfördernder" Aufdruck auf dem Buch? Soll ja vorkommen, dass die total am Thema vorbeigehen. :zwinker:


    Grüße von Annabas

  • Hallo miteinander,


    inzwischen habe ich das Buch gelesen - und schon Band 2 bestellt. :smile:


    Man sollte sich aber wirklich klar sein, dass es sich hier nicht um einen klassischen Krimi handelt, denn es geht bei dem Fall nicht um Polizeiarbeit, sondern allein um die Anwaltssicht auf die Dinge. Und das Buch endet auch an der Stelle, an der das Gerichtsverfahren zu Ende ist - womöglich aber nicht die Arbeit der Polizei.


    Anwalt Guerreri ist sehr tief charakterisiert, sogar so tief, dass fast die ganze erste Hälfte der Geschichte sich nur um ihn, seine Vergangenheit und seine derzeitige Situation geht. Auf der einen Seite hat mir das sehr gefallen, andererseits habe ich mich manchmal gefragt, wann er denn jetzt mal mit seinem Mandanten länger spricht und wann das Verfahren endlich anfängt. Aber Guerreris Erzählungen haben mich bei der Stange gehalten, die sind sehr schön zu lesen und als er dann so etwa in der Mitte des Buches auch sein juristisches Können zeigt, wollte ich das Buch erst zuklappen, wenn ich es ausgelesen hatte.



    Zum Ende des Buches wird man mit der Person des Avvocato Guido Guerrieri warm und versteht ihn und sein Denken und Handeln besser. Ein Guido Brunetti wird er jedoch in meinen Augene niemals das Wasser reichen!


    Ein Vergleich mit Donna Leons Brunetti muss schief gehen, denn die Ansätze sind völlig anders. Das will ein Polizeikrimi sein, das andere dreht sich um Strafverfahren. In "Reise in die Nacht" geht es ja nicht darum, den Schuldigen zu finden, sondern darum, die Unschuld des vermeintlich Schuldigen zu beweisen. Die Polizei steht da eher auf der Gegenseite, denn für sie ist Abdou ja ganz klar schuldig.



    Dem Himmel sei Dank dass in diesem Buch nicht ständig gekocht wurde


    :breitgrins: Das unterschreibe ich.


    Ich gebe 4ratten

  • Welch herrliches Buch! Ich habe es so gerne gelesen und gerade frage ich mich, wo meine Rezi dazu abgeblieben ist :gruebel:

    //Grösser ist doof//