Jean-Christophe Grangé - Der steinerne Kreis

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    Diane Thiberge ist um die 30 und vollkommen bindungsunfähig. Nachdem sie als Jugendliche einen traumatischen Überfall durchmachen musste, erträgt sie keinerlei Berührungen mehr und hat sich in asiatischer Kampfkunst ausbilden lassen, um sich im Notfall wehren zu können. Doch nun wünscht sie sich ein Kind - unter diesen Umständen ist eine Adoption die einzige Möglichkeit. In Indonesien holt sie einen kleinen Jungen aus einem Waisenhaus, dessen Herkunft unklar ist und der immer nur etwas sagt, das wie "lü sian" klingt.


    Diane nennt den Kleinen deswegen Lucien, nimmt ihn mit nach Frankreich und überhäuft ihn mit Liebe. Nur wenige Wochen später wird Lucien bei einem Autounfall schwer verletzt und liegt mit Kopfverletzungen im Krankenhaus, die Chancen stehen eher schlecht, dass er wieder zu sich kommt und ein normales Leben führen kann.


    Da taucht eines Nachts ein Fremder auf, setzt dem Jungen einige Akupunkturnadeln und bewirkt die Wende im Heilungsverlauf. Bevor Diane ihm danken kann, wird der Mann tot im Klinikkeller aufgefunden, auf brutale Weise getötet.


    Diane will wissen, woher der Fremde kam und woher Lucien eigentlich stammt, denn mittlerweile ist sie sicher, dass er kein Findelkind aus Vietnam ist. Ihre Nachforschungen ergeben eine Spur, die über ein paar Umwege in die mongolische Taiga führt, zu einem geheimen Atomenergieprojekt der Russen und einigen Menschen, die sie kennt ...


    Das Buch beginnt sehr spannend, doch schon bald stellten sich bei mir erste ungute Gefühle ein, dass das Buch eine übersinnliche Wendung nehmen könnte, was ich bei Thrillern nicht leiden kann. Während Lucien merkwürdige Fieberanfälle erleidet und nach dem rätselhaften Heiler weitere Tote auftauchen, steigt die Spannung, aber leider wird die Geschichte immer abstruser bis zu einer Auflösung, die mit die schlechteste ist, die ich je in einem Thriller vorgefunden habe. Psi-Kräfte und geheime Botschaften lasse ich mir einstweilen angehen, wenn es dafür am Ende eine vernünftige Erklärung gibt, aber leider liefert Grangé keine, sondern verspinnt sich in irrsinnigen Phantastereien.


    Sehr schade, denn er verfügt über eine süffige "Schreibe", die mich bis zum Ende bei der Stange gehalten hat, obwohl ich schon früh den Verdacht hatte, welche Richtung die Story nimmt. Dass sich dieser bestätigte, hat mich letztendlich ziemlich geärgert.


    Ich hoffe, dass die anderen Bücher des Autors einen besseren Schluss haben und der Lesegenuss durchgängig anhalten kann.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine!


    Bei 2,5 Ratten, fan ich mit dem Buch nicht an. Schade, es hatte mich neugierig gemacht, aber gut, dann wird meine Wunschliste nicht so lang :zwinker:


    Gruß SilkeS.

  • Das Buch habe ich damals (vor 3 Jahren?), da das Key-Wort "Schamane" im Klappentext auftauchte, gleich gekauft und gelesen. Danach hat das Buch ganz schnell meine Regale wieder verlassen.


    Valentines Bewertung kann ich nur voll zustimmen. Ein guter bis sehr guter Anfang, der sich in einem, sogar für mich, abstrusen archaischen HighTec-Spektakel verliert.


    Ich würde sogar eine Ratte weniger geben. Wobei es schon bezeichnend für meinen damaligen Ärger ist, dass ich mich heute noch an Teile des Buches erinnern kann


    wundert sich Dyke

  • Für den Schluss verdient das Buch auch maximal eine Ratte, die restlichen 1,5 gibt's für den starken Anfang.


    Silke, ich glaube, Grangé hat bessere Bücher geschrieben - ich rezensiere demnächst "Die purpurnen Flüsse", vielleicht ist das ja besser ;)


    Übrigens, eine der schlechtesten Stellen des Buches neben dem Schluss war die mit den grün leuchtenden Akupunkturnadeln - da wusste ich echt nicht, ob ich :totlach: oder :heul: soll.

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    Leonard Cohen





  • Hast Du von Grangé auch schon Die purpurnen Flüsse gelesen?
    Der scheint laut dieser Rezi ja etwas besser zu sein.

  • Meine Meinung:


    Im Rahmen des SLW 2010 habe ich mich diesem Thriller gewidmet. Ich fand das Buch zwar nicht grottenschlecht, aber doch - insbesondere zum Ende hin - etwas enttäuschend.


    Der Beginn des Buches konnte mich noch vollends überzeugen. Mit Diane wird ein äußerst interessanter Hauptcharakter eingeführt. Sie hat starke psychische Probleme, ist beziehungsunfähig und äußerst neurotisch. Dies ist auf einen brutalen Überfall zurückzuführen, den sie im Alter von 14 Jahren erleben musste und den sie erfolglos versucht, zu verdrängen. Seitdem ist auch die Beziehung zu ihrer Mutter und damit auch zu ihrem Stiefvater Charles Helikian als schwierig zu bezeichnen, was scheinbar vor allen Dingen von Diane selbst ausgeht. Stattdessen flüchtet sie sich in die Wissenschaft, und widmet sich mit Leib und Seele der Ethologie - der Wissenschaft vom Verhalten der Raubtiere.
    Diane wird sehr gelungen eingeführt, so dass es mir schwer fiel, das Buch wieder aus der Hand zu legen, da ich immer wissen wollte, wie es mit ihr weitergeht.


    Um sich doch noch ihren tiefen Kinderwunsch zu erfüllen, adoptiert Diane ein Kind aus einem thailändischen Waisenhaus und nennt es - da es immer wieder die geheimnisvollen Silben Lü-Si-An spricht - Lucien. Zu ihrem Adoptivsohn baut sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine innige, liebevolle Beziehung auf. Umso härter trifft es sie, als das Kind bei einem Verkehrsunfall so schwer verletzt wird, dass es ins Koma fällt und die Ärzte schließlich jede Hoffnung auf eine Rettung Luciens aufgeben. Diese Szenen sind äußerst eindrucksvoll geschildert, so dass mir fast der Atem stockte. Mit Diane bangte ich um das Überleben des Kindes und wollte wissen, wer die Menschen waren, die einen so brutalen Anschlag auf ein unschuldiges Kind verüben. Schließlich taucht ein geheimnisvoller deutscher Arzt im Krankenhaus auf und schafft es mit einer unkonventionellen Methode - nämlich der Akupunktur - das Kind zu retten. Doch wer ist der geheimnisvolle Retter, der kurz darauf brutal ermordet auf dem Krankenhausgelände aufgefunden wird? Und wer hat ihn zu Lucien bestellt?


    Obwohl ihr immer wieder heftig davon abgeraten wird, will Diane selbst diesen Geheimnissen auf den Grund gehen. Nach und nach kommt sie immer mehr Geheimnissen auf die Spur und muss schließlich - trotz ihrer Rationalität - feststellen, dass hier Kräfte mit im Spiel sind, die im wahrsten Sinne des Wortes nicht von dieser Welt sind. Schon ziemlich früh kommen alle möglichen Ausprägungen parapsychologischer Phänomene mit ins Spiel, was natürlich bei einem Thriller etwas gewöhnungsbedürftig ist. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Diane - welche schon ihres Berufes wegen rational denkt und nur das naturwissenschaftlich Erklärbare glaubt - zu schnell bereit ist, die Existenz parapsychologischer Phänomene zu bejahren und nur kurze Zeit Skepsis zeigt.


    Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass sich Diane für meinen Geschmack ein wenig zu sehr zur "Superwoman" entwickelt. Zwar hat sie eine äußerst erfolgreiche Karriere als Kampfsportlerin hinter sich, aber trotzdem erschienen mir einige Szenen schon alleine wegen Dianes "Superkräften" zu unglaubwürdig.


    Der größte Schwachpunkt des Buches ist jedoch meiner Meinung nach der Schluss. Ich lese zwar gerne Fantasy, aber in einem Thriller wie diesem haben solch übertriebene Fantasyanleihen meines Erachtens wenig zu suchen. Es kommen derartig atemberaubende und teilweise absurde Verstrickungen und Verschwörungen zum Vorschein, dass ich manchmal nur noch den Kopf schütteln konnte. Da hätte ich mir wirklich Besseres erhofft.


    Der Schreibstil des Buches gefiel mir dagegen recht gut und Grangé versteht es, die Natur und die Lebewesen so anschaulich zu beschreiben, dass es ein Leichtes für mich war, das Geschehen vor meinem geistigen Auge verfolgen zu können. Beeindruckend waren seine Schilderungen der mongolischen Kultur und der faszinierenden Natur in der Taiga dieses Landes. So bekommt der Leser einen gewissen Eindruck von diesem Land, seiner Kultur und seinen Bewohnern.
    Weiterhin versteht es der Autor insbesondere zu Beginn sehr gut, Spannung aufzubauen, so dass das Buch stellenweise richtiggehend zum Pageturner wird. Auch die Charaktere wurden sehr lebendig beschrieben, nicht nur Diane, sondern auch die Nebencharaktere konnte ich mir recht gut vorstellen und ein paar davon wuchsen mir auch ein wenig ans Herz.


    Lediglich die Übertreibung mit den parapsychologischen Elementen machten das Buch letztendlich doch eher enttäuschend. Somit gibt es von mir nur


    2ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen