Iris Kammerer - Der Tribun

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.636 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Miramis.

  • Eine Leserunde zu diesem Buch habe ich gesehen, aber eine Rezi noch nicht. Habe ich sie etwa übersehen?
    Diese Rezension schrieb ich vor ein paar Tagen für http://www.rezi-online.de :


    "Der Tribun" - Iris Kammerer


    Klappentext:


    Germanien 9 n. Chr.: Der römische Tribun Gaius Cinna ist in geheimen Auftrag in den Wäldern Germaniens unterwegs, um den Statthalter Varus vor einem möglichen Aufstand zu warnen. Doch Cinna wird verraten und findet sich schwer verletzt als Geisel eines cheruskischen Fürsten wieder. Die römischen Legionen wurden in der berühmten Varusschlacht vernichtet, und der germanische Heerführer Arminius will auch Cinnas Tod. Der junge Römer muß um sein Leben und seine Würde kämpfen und seine Situation scheint ausweglos. Bis er Sunja begegnet, der Tochter des Fürsten. Denn auch Sunja hat bald Gründe zur Flucht.


    Meine Meinung:


    Ein junger Römer findet sich plötzlich im Lager des Feindes wieder und verliebt sich auch noch in eine Barbarin. Klingt verdächtig nach Marion Z. Bradleys "Wälder von Albion" - jedenfalls war das mein erster Gedanke nach dem Lesen des Klappentextes.
    Gut, dass ich den Roman trotz meiner Skepsis doch las.


    Wer auf eine reine Liebesgeschichte hofft, wird enttäuscht. In diesem Roman geht es in erster Linie um die persönliche Entwicklung des Römers Cinna. Es ist wirklich interessant zu beobachten, wie aus dem arroganten Sproß einer römischen Adelsfamilie nach und nach ein sympathischer junger Mann wird, ein fast realer Freund, mit dem man leidet, liebt und kämpft.
    Iris Kammerer hat einen wundervollen Erzählstil, er nimmt den Leser gleich auf den ersten Seiten gefangen und lässt ihn auch nach dem Ende des Buches nicht mehr los. Selbst für jemanden, der sich in Geschichte nicht so gut auskennt, werden die historischen Zusammenhänge deutlich. Mich persönlich hat besonders die Beschreibung der germanischen Kultur begeistert; das Leben der damaligen Zeit hat die Autorin so gut beschrieben, dass man sich in jenes Jahrhundert zurückversetzt fühlt.


    "Der Tribun" ist der erste Band einer Trilogie, Band zwei ist unter dem Titel "Die Schwerter des Tiberius" erschienen und der dritte Band erscheint - LEIDER! - erst im nächsten Jahr.
    Also ganz langsam lesen und genießen!
    :zwinker:


    5ratten


    ***
    Aeria


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  • Hallo Aeria,


    hier gibts tatsächlich noch keinen Thread zum Buch :entsetzt:


    Meine Meinung


    Der Cherusker Arminius, unter den Römern aufgewachsen und zu Ehren gekommen, gilt als Vertrauter des Statthalters Varus. Obwohl dieser mehrmals eindringlich vor einem Hinterhalt durch die germanischen Stammesfürsten unter Arminius gewarnt wird, schenkt er den Beteuerungen des Segestis keinen Glauben. Als dann jedoch drei Legionen im Feindesland vernichtend geschlagen und Varus wie auch alle seine Männer abgeschlachtet werden, gilt Arminius als Stammesheld. Der Römer Gaius Cornelius Cinna hatte Glück im Unglück, denn er gehörte nicht den drei Legionen an, deren Männer alle den Stammesgöttern als Blutopfer gewidmet waren. So wurde er nur als Geisel von Liuba gefangen genommen, der den stolzen und eigensinnigen jungen Mann seinem Vater Inguiotar, einem Gaufürsten, übergeben. Mehr Knecht als Geisel hadert Cinna mit seinem Schicksal, doch er findet sogar unter den "Barbaren" Freunde. Arminius und Liuba jedoch hassen die Römer und wollen auch Cinna tot sehen.


    Das Erstlingswerk "Der Tribun" der deutschen Autorin Iris Kammerer braucht sich nicht hinter Größen wie Tanja Kinkel oder Rebecca Gablé verstecken - eher im Gegenteil. Dem Buch merkt man schnell die sehr gute Recherche an, die spannend verpackt an den Leser gebracht wird. "Der Tribun" verzichtet auf Effekthascherei und unnötige Erklärungen, warum nun ein Charakter auf eine Situation reagiert. Vielmehr vertraut die Autorin auf die Fähigkeit des Lesers, selbst Schlüsse aus der Geschichte ziehen und die Handlungen nachvollziehen zu können. Der Sprachstil ist weder trocken noch schlicht, sondern sehr angenehm und flüssig zu lesen. "Der Tribun" besticht vor allem durch die detaillierte Beschreibung des Alltags der Cherusker und so fließt das Buch oft einfach nur vor sich hin, ohne dass sich die Ereignisse überschlagen. Über mangelnde Spannung kann man sich jedoch nicht beklagen.


    Viele Dinge erklären sich leider nicht selbst, doch ich hatte das Glück, dass die Autorin innerhalb einer Leserunde im Bücherforum ihren Lesern Rede und Antwort stand. Dies rückte viele Dinge, wie beispielsweise die Beweggründe mancher Protagonisten, in ein anderes Licht. Das Buch wird angenehm abgerundet durch einen ausführlichen Anhang (Personenregister, Zeittafel, germanische Götter) und ein bestechend schönes Cover. Eine Karte des damaligen Gebietes ist ebenfalls vorhanden, kam bei mir jedoch so gut wie nie zum Einsatz.


    Das Ende ist in sich stimmig, man merkt ihm jedoch stark an, dass das Buch der erste Teil einer Trilogie ist. Die Fortsetzung kann man jedenfalls kaum erwarten.


    5ratten


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo, ihr Lieben!


    Das freut mich, daß ihr tatsächlich nochmal einen eigenen Thread aufgemacht habt -- und dann so schöne Rezis! Danke, ihr zwei! anbetung.gif


    Ich hoffe, daß euch der dritte Teil genauso gut gefallen wird.
    Mir wird es schwer fallen, bald von liebgewonnenen Figuren Abschied zu nehmen, aber das läßt sich nun mal nicht vermeiden. Man kann nicht endlos über dieselben Leute schreiben, wenn schon andere den Fuß in der Tür haben. :winken:
    LIebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

  • Hallo Iris,


    Zitat von "Iris"

    Mir wird es schwer fallen, bald von liebgewonnenen Figuren Abschied zu nehmen, aber das läßt sich nun mal nicht vermeiden.


    Oh man... jetzt hatte ich schon den schrecklichen Gedanken, dass Du alle sterben lässt! Aber Du meinst ja "nur", dass nach dem 3. Teil kein weiterer folgt *uffz*


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo, Nimue!


    Keine Bange! Es wird weder ein Macbeth, noch ein Don Carlos! :zwinker:
    Das tue ich niemandem an -- nicht mal mir selbst. ;)


    [size=8px](Nebenbei bemerkt: Ich bin mal gespannt, wie Joanne K. Rowling HP7 enden lassen wird, zumal sie ja steif und fest darauf beharrt, daß sie keine weiteren HPs schreiben wird.)[/size]
    Liebe Grüße, :blume:
    Iris :sonne:

  • Der Tribun Gaius Cornelius Cinna bekommt den Auftrag dem Statthalter Varus eine Nachricht zu überbringen. Auf dem Weg dorthin wird er jedoch überfallen, seine Begleiter ermordet und er selbst als Geisel zu einem cheruskischen Fürsten gebracht. Dort sieht er sich permanent der Gefahr ausgesetzt, Arminius ausgeliefert zu werden, der nichts weiter als seinen Tod will. Doch schon bald muss er erkennen, daß aus den ehemaligen Feinden Freunde geworden sind, die gegen ein gemeinsames Ziel ankämpfen, die Herrschaft Arminius.


    Im Vordergrund steht die Entwicklung Cinnas, die zwar teilweise vorhersehbar, jedoch keineswegs langweilig ist. Es ist spannend zu lesen, wie sich die beiden so (vordergründig) unterschiedlichen Kulturen annähern. Cinna verliert nach und nach seine anfängliche Abscheu und als Hraban bereit ist, sein Leben für Cinna aufs Spiel zu setzen, findet er beinahe die Familie, die er nie hatte.
    Einzig und allein Liuba stellt sich dieser Freundschaft in den Weg und diese Figur ist auch mein einziger Kritikpunkt. Er kommt einfach zu farblos daher, selbst für einen Bösewicht. Manchmal scheint es fast, er muss böse sein, weil einfach ein Bösewicht gebraucht wird. Selbst als seine Beweggründe klarer werden und man vielleicht ahnt, was in ihm vorgeht, ist es doch unverständlich (zumindest für mich) daß er für seine Rache und den Tod Cinnas bereit ist alles aufs Spiel zu setzen.
    Sehr gut gefallen hat mir die Tatsache, daß man einmal mehr über die Germanen erfährt, die neben der römischen Übermacht meist ein undankbares Dasein fristen.
    Der Roman ist spannnend geschrieben und gut recherchiert (soweit ich als Laie das beurteilen kann :zwinker:) und man gewinnt den Eindruck, daß es sich so oder so ähnlich tatsächlich abgespielt haben könnte.
    Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren in der Fortsetzung, die sich glücklicherweise bereits in meinem SUB befindet und sicher nicht mehr lange darauf warten muss, gelesen zu werden!



    4ratten

  • Jippi! :klatschen:
    Einer meiner Lieblinge. Hab ich nochmal gelesen, bevor der letzte Band im Fruehling erschien und es hat mir wieder gut gefallen. Es passiert zwar nicht dauernd etwas und die Geschichte bleibt lange auf einen kleinen Raum beschraenkt, aber ich mag die Stimmung und die Genauigkeit. Es geht immer um die Geschichte, wie dieser junge Roemer sich allmaehlich veraendert, dabei entstehen Freundschaften und eine ganz ganz behutsame Verliebtheit, die ueberhaupt nicht kitschig ist. Der ganze Hintergrund wird wie selbstverstaendlich eingebaut. Ich hab sofort gewusst, was mich bei Harris' Imperium und Haefs Caesar total genervt hat. :breitgrins:



    Nachgetragen: 5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Geli ()

  • an den roman erinnere ich mich nur noch dunkel. das lag wohl daran, dass mir die geschichte nicht so gefiel und in meinen augen einfach zu lange nichts passierte. mir war es manchmal auch etwas zu detailiert, was mich häufig auseufzen ließ und ich mir auch überlegte, ob ich es überhaupt schaffe, das buch zu ende zu lesen.
    hab ich dann doch geschafft und zum schluss wurde es spannender, was mich aber leider nicht mehr zu einer positiveren meinung überzeugen konnte.


    der tribun war einfach nicht mein ding


    grüße leguan

  • Dieser Ausflug ins römische Reich und ins 9. Jahrhundert hat mir ausnehmend gut gefallen. Wie der Tribun Cinna sich bei den feindlichen Cheruskern als Geisel durchschlagen muss und wie aus Feinden langsam aber sicher Freunde werden, das ist eine wunderbare Geschichte, die mich gut unterhalten und zeitweise regelrecht gefesselt hat.


    Das Leben der Cherusker mit seinem schnöden Alltag, aber auch ihren Festen und ihrem spirituellem Leben steht dabei im Vordergrund, was sich sehr unterhaltsam lesen liess. Eingebaut ist die Geschichte in eine übergreifende Rahmenhandlung, die die Geschehnisse vor und nach der Varusschlacht schildert und für die Hauptfiguren, obwohl so weit weg, entscheidend für Leben oder Tod ist.


    Insofern darf der Leser beständig mit den sehr schön ausgearbeiteten Protagonisten mitfiebern und hoffen, zumal sich im Laufe der Lektüre auch noch eine spannende Liebesgeschichte abzeichnet, die angesichts der Umstände eher aussichtslos erscheint...


    Für mich war "Der Tribun" nach langer Zeit wieder einmal ein richtig gut gelungener Historienschmöker, in dem ich stundenlang versinken konnte. Die griffige und bildhafte Sprache von Iris Kammerer haben mir ebenfalls gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, die hoffentlich genauso gut ist.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel