Umberto Eco - Der Name der Rose

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 13.461 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Alexander90.

  • Ein Klassiker: Der Name der Rose


    Es ist Herbst. November. Feucht-frostiger Wind streift um die hohen Mauern einer Abtei im Norden Italiens. Die Landschaft ist karg, grau und wenig einladend. Es ist 1327. Und es gibt keine Fernheizung, kein elektrisches Licht und TV-Shows, die das Herz erwärmen könnten. Es ist also verdammt ungemütlich.


    Umberto Eco, der große italienische Schriftsteller unserer Zeit, holt uns mit Kalkül in eine Zeit, in der finstere Mächte des Diesseits und Jenseits ihr Spiel mit den Mönchen und uns Lesern treiben. Seien Sie sich bewusst: Die nächsten Tage werden düster und geheimnisvoll.


    Der Franziskaner-Mönch William von Baskerville reist mit seinem Schüler, dem Benediktiner-Novizen Adson von Melk, in einem geheimnisvollen Auftrag in eine norditalienische Abtei. Mysteriöse Todesfälle im Kloster beanspruchen die Aufmerksamkeit der beiden Besucher. Der ehemalige Inquisitor und Philosoph William und der junge Adson nehmen die Recherchen auf. Ihr erster Verdacht fällt auf die Bibliothek, ein Labyrinth aus Räumen mit Büchern aus der gesamten Welt. Innerhalb von nur sieben Tagen werden die Bibliothekare und Bibliotheks-Helfer nacheinander tot in der Abtei aufgefunden. Welches grausame Geheimnis birgt die Bibliothek, welches Buch erregt die Aufmerksamkeit der Mönche? Und welche Beziehung unterhielten Adelmus und Berengar miteinander?


    Zentrales Thema des Buches sind neben der meisterhaften Kriminalgeschichte die detaillierten Diskussionen philosophischen, theologischen und politischen Inhalts in einer Zeit des ausgehenden Mittelalters. In den Städten gewinnen italienische Kaufleute an Einfluss, die italienische Sprache verdrängt die lateinische; die Kirche, und mit ihr die Abtei, verliert mehr und mehr an Macht beim Volk. Die Kirche bäumt sich mit ihren Dogmen auf vor der neuen Zeit, die die Allmacht Gottes in Frage stellt. Das Zeitalter der Wissenschaften und des menschlichen Geistes zieht am Horizont auf.


    Umberto Eco hat sichtlich Freude am Erzählen und Ausschmücken der Begebenheiten. Er nimmt sich Zeit für die Aufklärung der Mordfälle, er schwelgt in ausführlichen Umschreibungen der Abtei, der Menschen und der Dispute zu Kirche und weltlicher Belange. Ecos Buch fordert das Mitdenken, das Mitforschen nach dem Mörder der Mönche. Eco als Professor für Semiotik ließ es sich natürlich nicht nehmen, Zeichen und Symbole in die Geschichte zu weben und den Leser über deren Bedeutung im Unklaren zu lassen. Die eine oder andere Bedeutung erschließt sich beim zweiten, dritten Lesen. Die Geschichte wirkt unglaublich real, genauso hätte es damals in der Abtei geschehen können. Oder ist es nicht auch so geschehen? Wer weiß das schon?


    Mit dem “Rosen-Roman” hat Eco einen glänzend recherchierten Historienroman, untermalt mit einer Vielzahl an lateinischen Zitaten, vorgelegt. Überraschend prophetisch ist die Passage “Fürchte die Wahrheitspropheten...”, am Ende des Buches, in der Umberto Eco philosophiert, dass jede Religion sich die eigenen Teufel schaffe. Ein zuviel an Glauben an die einzig gültige Wahrheit führe unweigerlich zu Verderben und Tod.


    1986 wurde das Buch durch Jean-Jacques Annaud mit Sean Connery und Christian Slater verfilmt. Eine großartige Leistung, denn der Film steht dem Buch in nichts nach. Ein doppelter Glücksfall für Fans von intelligenten Historien-Geschichten.


    Doreén


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    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Zitat von "Doreén"

    Eine großartige Leistung, denn der Film steht dem Buch in nichts nach.


    Naja - der Film beschränkt sich auf die Story, den ganzen historischen Hintergrund und die philosophischen Abschweifungen des Romans finden sich im Film fast gar nicht wieder.

  • Hallo ihr 2!


    Zitat von "Kringel"


    Naja - der Film beschränkt sich auf die Story, den ganzen historischen Hintergrund und die philosophischen Abschweifungen des Romans finden sich im Film fast gar nicht wieder.


    Weshalb mich der Film zunächst enttäuscht hat - obwohl mir natürlich klar ist, dass sich diese "Exkurse" nicht in eine Filmhandlung einbauen lassen.


    Da ich die zahllosen Bezüge zur damaligen Philosophie, Theologie und (Kirchen-)Politik für wesentlich halte, bevorzuge ich das Buch.


    So sucht jeder darin etwas anderes. :smile:
    Herzliche Grüße,


    Iris

  • Hallo allerseits


    Zitat

    Naja - der Film beschränkt sich auf die Story, den ganzen historischen Hintergrund und die philosophischen Abschweifungen des Romans finden sich im Film fast gar nicht wieder.


    Genau so sehe ich es auch. Natürlich kann ein Film mit Sean Connery schon fast gar nicht schlecht sein und dieser ist es auch nicht, aber ich war sogar von der Bibliothek enttäuscht. Für die vielen technischen Probleme, die das Buch als Filmvorlage bietet nicht schlecht gemacht aber auch nicht mehr.


    Was die Beurteilung des Buches angeht, gut gemacht Doréen, wenn wahrscheinlich auch jeder noch sehr viel mehr darüber schreiben könnte, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache.


    Mir persönlich waren die ganzen "Ausschweifungen" über die verschiedenen Franziskaner-Mönche schon wichtig und sehr interessant.
    Es geht doch im Laufe der Zeit manchmal eine ganze Menge verloren und wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind auch die als friedliebend und sogar "harmlos" angesehenen Franziskaner nicht nur und immer friedliebend gewesen:)


    :winken:


    Daníela

    bitte wühlt bei booklooker mal in meinen Angeboten (elahub) - ich verkaufe für die Katzenhilfe Göttingen :) -

  • "Abschweifungen" klingt zwar abwertend, so meinte ich es aber nicht. Allerdings muß man zugeben, daß sie den Film zerstört hätten. Er mußte sich auf die vordergründige Action konzentrieren, sonst hätte ihn keiner sehen wollen.

  • Ich habe zuerst den Film im TV gesehen.
    Natürlich war ich vollauf begeistert, von der Geschichte, von der Besetzung, von der Atmosphäre.


    Ich glaube, wenn ich das Buch vorher gelesen hätte, wäre es mir ähnlich ergangen wie euch.
    Da ich mir das Buch jedoch danach erst zu Gemüte geführt habe, war ich ein zweites Mal völlig eingenommen von der Geschichte.
    Die zusätzlichen historischen Informationen und die "Ausschweifungen", wie ihr sagt, waren eine wirkliche Bereicherung für die Handlung.


    Der Beschreibung von Doreen kann ich nichts mehr hinzufügen.
    Keine leichte Kost, es wird, wie gesagt viel über Philosophie, Theologie und Kirchenpolitik geschrieben.
    Aber dennoch ein einzigartiger Roman.

  • Ich fand den Film auch nicht schlecht, mir ist das Buch aber lieber. Gerade wegen der "Abschweifungen" (auch positiv gemeint!). Eco schreibt wirklich fundiert über diese Zeit, die Gebräuche und Sitten...


    Nach "Der Name der Rose" habe ich mich noch an einen Kurzgeschichtenband von Eco herangetraut, bin aber kläglich gescheitert. :redface: Der Mann ist einfach zu intellektuell...


    Aber trotzdem: dieses Buch ist klasse.

  • *alten thread hochhol*


    Hier folgt meine Rezi zu "Der Name der Rose". Die Inhaltsangabe lasse ich weg, die wurde von Doreén ja schon geschrieben.


    «Der Name der Rose» ist sicher jetzt schon ein Klassiker und absolut lesenswert. In diesem Buch wird ein Krimi erzählt, ein Einblick ins Klosterleben des 14. Jahrhunderts gegeben, die verschiedenen Ketzerbewegungen dieser Zeit beschrieben und gleich noch eine religiöse Debatte über die Armut Christi (und anderes) geliefert. Natürlich kann dabei kein Buch entstehen, dass man mit an den Strand nimmt, der Kopf wird beim Lesen gefordert. Ich schreibe diese Rezension, nachdem ich das Buch zum dritten Mal gelesen habe und stelle fest, dass es von Mal zu Mal mehr Spass macht. Ich behaupte, dass man «Der Name der Rose» im ersten Durchgang gar nicht komplett verstehen kann, ausser man sei sehr bewandert in der (Kirchen-)Geschichte des 13. und 14. Jahrhunderts. Darum liest man es mit Gewinn ein zweites oder drittes Mal ohne dass es von seiner Klasse einbüssen oder gar langweilig würde. Mit diesem Werk hat Umberto Eco (einmal mehr) einen absoluten Schatz abgeliefert, der ihn zu Recht weltberühmt machte.
    Als ich das Buch das erste Mal las, fand ich die theologischen Debatten oder die ellenlangen Beschreibungen von Fresken und ähnlichem eher mühsam. Mittlerweile bin ich aber der Meinung, dass sie dem Buch einiges von seiner Qualität geben: Durch die «Langsamkeit» beim Erzählen hat man das Gefühl, man tauche tatsächlich in die Welt der Mönche des Mittelalters ein und nehme ein wenig ihren Lebensrhythmus an. Auch wenn das dem modernen Menschen ein wenig schwer fallen mag...
    Noch ein Wort zum Film, den wahrscheinlich mehr Leute gesehen haben als das Buch dazu gelesen: Auch dieses Werk ist meisterhaft, es muss allerdings betont werden, dass der Film niemals die Dichte und Atmosphäre des Buches erreicht und dass auch einiges abgeändert wurde, um die Geschichte zu vereinfachen. Das ist allerdings logisch, ein vielleicht zweistündiger Film kann niemals fassen, was Umberto Eco auf 650 Seiten ausbreitet...


    Ich vergebe selbstverständlich 5ratten


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Hört sich wirklich interessant an, ich muss zugeben noch nichts von Eco gelesen zu haben. Das muss ich schnell nachholen.


    Und rauf auf meine Amazon-Wunschliste ;)

    Wirklich reich ist,<br />wer mehr Träume in seiner Seele hat,<br />als die Realität zerstören kann.

  • :zwinker: Immer wieder ein Lesegenuß für alle Liehaber seltener, alter Bücher. Wird dieses Werk wohl ein Klassiker? Ich empfehle jeder Leseratte dieses Buch.

  • Ich habe schon einiges von der Geschichte gehört. Aber zum ersten mal eine Rezi dazz gelesen. Hört sich ja aufregend an. Ich werde es sofort auf meine Wunschliste setzen!


    Danke!


    Taro

    Ich lese gerade<br /><br /><br />Ich habe bereits d r e i Bücher für die SUB-Wette gelesen.

  • Auch wenn ich mit meiner Meinung wohl ziemlich allein dastehe: Ich habe es versucht zu lesen und abgebrochen (was ich normalerwiese nie tue) :redface: Ich hab mich 4 Wochen lang gequält, konnte einfach keinen Zugang zu diesem Buch finden und hab es dann aufgegeben.


    Die Tatsache, dass historische Romane und auch Krimis eigentlich überhaupt nicht mein Genre sind, spielen vermutlich aber auch eine Rolle!


    Von mir würde es also keine Leseratte geben! :rollen:


    LG Curly

    :lesen: Die Blutlinie - Cody McFadyen

  • Zitat von "Tadzio"

    Wird dieses Werk wohl ein Klassiker?


    Hoffentlich nicht ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "sandhofer"

    Hoffentlich nicht ...


    Was hast du denn gegen das Buch (oder Eco im Allgemeinen?) einzuwenden?

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Zitat von "Weratundrina"

    Was hast du denn gegen das Buch (oder Eco im Allgemeinen?) einzuwenden?


    Professorenliteratur. Handwerklich gut gemacht und voll gepackt mit Wissen. Aber: Man sieht die Löcher, wo Eco den Zirkel zur Konstruktion seiner Kreise eingesteckt hat. Allzu perfekt, nachgerade steril.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das Buch fand ich auch klasse, wenn auch nicht uneingeschränkt.
    Beim ersten Mal Lesen haben mich die Exkursionen zur Kirchengeschichte ect einfach nur genervt, weil ich viel lieber wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht und beim zweiten Mal hab ich mir dann dafür gerade diese umso genauer durchgelesen, hat mich aber ehrlich gesagt wenig begeistert...so spannend wie die Geschichte war, so langweilig fand ich es diese Ausführungen zu lesen, obwohl das Thema an sich interessant ist.
    In "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" von Peter Hoeg finde ich, sind diese "Abschweifungen" wesentlich besser zu lesen, wobei die Bücher natürlich nicht vergleichbar sind.

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Nachdem ich vor ca 15 Jahren einen ersten Anlauf genommen habe und das Buch nach 50 Seiten entnervt zur Seite legte, schien jetzt die richtige Zeit für dieses Buch gekommen zu sein.


    Unbeschreiblich, welche Fülle an Wissen und Material Eco in diesem Buch über das Mittelalter geteckt hat. Ich kann normalerweise den mittelalterlichen Dingen nicht allzuviel abgewinnen, aber die Art, wie Eco hier die Zustände, Umstände und Missstände beschreibt, hat selbst mich gefesselt.


    Die gewisse Portion Ironie (die schon im Epilog augenscheinlich wird), wunderbar geschilderten Charakteren, vielen kirchengeschichtlichen und philosophischen Einschüben, verpackt in einer doppelten Rahmenhandlung, extrem logischem Aufbau und logischer Lösung der Mordserie fand ich dieses Buch rundum perfekt!


    Den Film habe ich auch gesehen, er kommt (wie so oft) an das Buch nicht heran und ersetzt die Lektüre des Buches keinesfalls. Die Schwerpunkte des Buches stimmen mit den Schwerpunkten des Filmes keinesfalls überein, vieles wurde imFilm aufgebauscht, vieles (natürlich) weggelassen und v.a. das Ende extrem abgeändert (was mich eigentlich schon störte).


    Allerdings ist auch der Film als Ergänzung absolut empfehlenswert, die Person des William von Baskerville mit Sean Connery perfekt besetzt.


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich kann nur zustimmen, das es ein sehr lesenswertes Buch ist, bin letzte Woche erst fertig geworden. Bei mir war es so, dass genau dann, wenn ich dachte, dass es langweilig wird wieder etwas spannendes oder interessantes passiert ist. Also die lust weiter zulesen immer da war und ich nie genug bekommen konnte.


    Daumen hoch.... wirklich gutes Buch!!!

  • Hallo !


    Habe das Buch gestern nacht fertig gelesen und ich bin sehr beeindruckt von der Geschichte. Ich finde Eco ist es sehr gut gelungen einen ausgeklügelten Plot zu entwickeln, der sich zum Schluss des Romans wieder schließt.
    Die sogenannten ,,Ausschweifungen" fand ich manchmal zu langatmig und zu informationsreich, so dass ich nicht so schnell einen Einblick in die Sachverhalte hatte.
    Alles in allem würde ich jedem empfehlen, dass Buch mal zu lesen und sich ein eigenes Bild darüber zu verschaffen.
    Ich bereue es nicht und von mir gibt es


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Im Großen und Ganzen kann ich mich nur der Mehrheit in diesem Thread anschließen.
    Mir hat die Geschichte und vor allem die Charaktere von Adson und William sehr gut gefallen und ich konnte mich perfekt in die Rolle des Adson versetzen - der kleine Lehrling, der sich von seinem weisen Meister belehren lässt. :breitgrins:
    Wie bei den meisten anderen haben mich nur die Ausschweifungen gestört, da ich sie sehr mühsam und langatmig fand. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass sie uninteressant sind - auf keinen Fall. Sie haben mich wahrscheinlich deswegen so genervt, weil ich wissen wollte wie es mit der Geschichte weitergeht.
    Vielleicht muss ich dieses Buch noch ein zweites Mal lesen damit die Kirchengeschichte richtig wirken kann.
    Deswegen vergebe ich 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:
    Alles in Allem finde ich Der Name der Rose sehr lesenswert und kann das Buch nur empfehlen!

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

    Einmal editiert, zuletzt von Juggalette ()