Ein Klassiker: Der Name der Rose
Es ist Herbst. November. Feucht-frostiger Wind streift um die hohen Mauern einer Abtei im Norden Italiens. Die Landschaft ist karg, grau und wenig einladend. Es ist 1327. Und es gibt keine Fernheizung, kein elektrisches Licht und TV-Shows, die das Herz erwärmen könnten. Es ist also verdammt ungemütlich.
Umberto Eco, der große italienische Schriftsteller unserer Zeit, holt uns mit Kalkül in eine Zeit, in der finstere Mächte des Diesseits und Jenseits ihr Spiel mit den Mönchen und uns Lesern treiben. Seien Sie sich bewusst: Die nächsten Tage werden düster und geheimnisvoll.
Der Franziskaner-Mönch William von Baskerville reist mit seinem Schüler, dem Benediktiner-Novizen Adson von Melk, in einem geheimnisvollen Auftrag in eine norditalienische Abtei. Mysteriöse Todesfälle im Kloster beanspruchen die Aufmerksamkeit der beiden Besucher. Der ehemalige Inquisitor und Philosoph William und der junge Adson nehmen die Recherchen auf. Ihr erster Verdacht fällt auf die Bibliothek, ein Labyrinth aus Räumen mit Büchern aus der gesamten Welt. Innerhalb von nur sieben Tagen werden die Bibliothekare und Bibliotheks-Helfer nacheinander tot in der Abtei aufgefunden. Welches grausame Geheimnis birgt die Bibliothek, welches Buch erregt die Aufmerksamkeit der Mönche? Und welche Beziehung unterhielten Adelmus und Berengar miteinander?
Zentrales Thema des Buches sind neben der meisterhaften Kriminalgeschichte die detaillierten Diskussionen philosophischen, theologischen und politischen Inhalts in einer Zeit des ausgehenden Mittelalters. In den Städten gewinnen italienische Kaufleute an Einfluss, die italienische Sprache verdrängt die lateinische; die Kirche, und mit ihr die Abtei, verliert mehr und mehr an Macht beim Volk. Die Kirche bäumt sich mit ihren Dogmen auf vor der neuen Zeit, die die Allmacht Gottes in Frage stellt. Das Zeitalter der Wissenschaften und des menschlichen Geistes zieht am Horizont auf.
Umberto Eco hat sichtlich Freude am Erzählen und Ausschmücken der Begebenheiten. Er nimmt sich Zeit für die Aufklärung der Mordfälle, er schwelgt in ausführlichen Umschreibungen der Abtei, der Menschen und der Dispute zu Kirche und weltlicher Belange. Ecos Buch fordert das Mitdenken, das Mitforschen nach dem Mörder der Mönche. Eco als Professor für Semiotik ließ es sich natürlich nicht nehmen, Zeichen und Symbole in die Geschichte zu weben und den Leser über deren Bedeutung im Unklaren zu lassen. Die eine oder andere Bedeutung erschließt sich beim zweiten, dritten Lesen. Die Geschichte wirkt unglaublich real, genauso hätte es damals in der Abtei geschehen können. Oder ist es nicht auch so geschehen? Wer weiß das schon?
Mit dem “Rosen-Roman” hat Eco einen glänzend recherchierten Historienroman, untermalt mit einer Vielzahl an lateinischen Zitaten, vorgelegt. Überraschend prophetisch ist die Passage “Fürchte die Wahrheitspropheten...”, am Ende des Buches, in der Umberto Eco philosophiert, dass jede Religion sich die eigenen Teufel schaffe. Ein zuviel an Glauben an die einzig gültige Wahrheit führe unweigerlich zu Verderben und Tod.
1986 wurde das Buch durch Jean-Jacques Annaud mit Sean Connery und Christian Slater verfilmt. Eine großartige Leistung, denn der Film steht dem Buch in nichts nach. Ein doppelter Glücksfall für Fans von intelligenten Historien-Geschichten.
Doreén
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