Kazuo Ishiguro - Never let me go/Alles, was wir geben mussten

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 27.787 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

  • Nachdem ich das Buch einige Zeit hab sacken lassen, hier auch noch ein paar Eindrücke von mir:



    Der Horror kommt schleichend, aber er kommt. Von der ersten Seite an merkt man, dass hier etwas Unbegreifliches und Schreckliches geschieht, man kann es aber nicht greifen oder benennen. Erst allmählich klärt sich das Bild, die letzten Details und Zusammenhänge werden erst relativ spät enthüllt.
    Kath, eine junge Frau, erzählt von ihrem Leben als Betreuerin, aber wen oder was sie betreut, erfährt man zunächst nicht. Sie berichtet von ihrem Aufwachsen in einer Einrichtung, die scheinbar ein Internat ist, aber es gehen merkwürdige Dinge vor: es gibt keine Lehrer, sondern Aufseher. Die Schule, wenn es denn eine Schule ist, ist komplett eingezäunt und keines der Kinder scheint je etwas anderes als dieses Gelände gesehen zu haben. Die Außenwelt wird ihnen anhand von Kalenderfotografien gezeigt, Bücher und Filme zensiert. Die Kinder haben keine Familie. Und doch scheinen sie trotz der Kontrolle ihr Leben zu genießen, sie rebellieren nicht, sie wollen nicht fliehen, sie stellen nicht einmal unbequeme Fragen – wahrscheinlich, weil sie ahnen, dass das, was ihnen bevorsteht, so schrecklich und unausweichlich ist, dass sie sich einfach in ihr Schicksal fügen.


    Wie gesagt hat man von Anfang an das unangenehme Gefühl, das hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Die Auflösung des Geheimnis um die Kinder ist dann auch einigermaßen schockierend, wenn man sich das Ganze in all seinen Ausmaßen und seinem (möglichen?) Bezug zur Realität vorstellt. Man vergisst dieses Buch ganz sicher nicht so schnell, es gibt einem zu denken. Nicht zuletzt, weil es wunderbar geschrieben ist. Die Erzählerin schildert Ungeheuerliches sehr gelassen und gefasst. Es gibt für sie keinen anderen Weg, als den, den sie begeht, also widersetzt sie sich nicht. Auch die Art und Weise, wie sie einzelne Erinnerungen und kleinere Geschichten um ihre Freunde und ihre Vergangenheit miteinander verwebt, ist sehr gelungen. Genau so funktioniert bei mir auch Erinnerung: man erinnert sich an ein Bild, eine Episode, und dann folgen viele weitere, die damit zusammenhängen, aber erst mit etwas Distanz eine komplette Geschichte ergeben.


    Ein leises, aber schwer im Magen liegendes, sehr empfehlenswertes Buch.


    5ratten

  • Eigentlich mache ich um alle Bücher, die nur annähernd mit Science-Fiction zu tun haben, einen großen Bogen – Kazuo Ishiguro hat mich aber eines Besseren belehrt.
    In nüchterner, distanzierter Sprache erzählt er von einer Zukunftsvision, als wäre sie heute schon alltäglich. Die Protagonistinnen Kathy, Tommy und Ruth sind wie Menschen von nebenan, ich hoffte, bangte und litt mit ihnen und schüttelte fassungslos den Kopf über die dahinterstehende Idee.
    Eine Warnung, wohin uns die Wissenschaft führen kann und dass die Setzung einer ethischen Grenze in Bezug auf Gentechnik verdammt schwierig ist. Ebenso ein Zeugnis dafür, wie gruppendynamische Merkmale entstehen, ein Buch über Loyalität, Freundschaft, Ausgrenzung und passive Anpassung an ein System.


    Am Schluss bleiben einige Fragen offen, was mich aber nicht weiter störte. Ishiguro lässt Platz für eigene Gedanken, Schlüsse und Szenarien.


    Ich persönlich finde den Originaltitel passender und treffender!


    5ratten

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • Ich habe den Roman am Sonntag ausgelesen.


    Mich hat die Lektüre sehr angerührt. Dadurch, dass Kathy den Leser mit ihrem Lebensbericht direkt anredet, entsteht ein besonderes Vertrauensverhältnis und man hat das Gefühl, ihr nahe zu sein. Dadurch, dass sie zudem annimmt, man sei Betreuerin wie sie, entsteht eine geheimnisvolle Atmosphäre zwischen Leser und Erzählerin.


    Vieles wird nur angedeutet, und der Leser hinterfragt die Strukturen der vorgestellten Gesellschaft.
    Die Vermischung von moralischen Überlegungen zu den Themen Wissenschaft und Ethik, und dann das Aufzeigen der Auswirkungen von Entscheidungen auf Individuen ist für mich sehr gut gelungen! Insbesondere die Auflösung bestimmter Geheimnisse, die nach und nach erfolgt, erhöht das Grauen. Ihr habt ihr ja schon sehr ausführlich diskutiert, was soll ich noch groß ergänzen?! Deshalb nur noch mein Fazit:


    Wer auch immer das Buch als "langweilig" oder "nichtssagend" bezeichnet, hat meiner Meinung nach den Sinn des Buches nicht erfasst!


    Ein tolles Buch! Sehr empfehlenswert! :klatschen:


    5ratten

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

    Einmal editiert, zuletzt von marilu ()

  • Hallo, ich habe das Buch auch schon vor einiger zeit gelesen und finde es immer noch faszinierend...es wirft so viele Fragen auf...


    Hallo, da das Buch auch andere vielleicht noch lesen möchten, ohne schon die Auflösung verraten bekommen zu haben, habe ich den Text als Spoiler markiert :winken:. Gruss, Bianca

    Einmal editiert, zuletzt von Bianca ()

  • Danke, Bianca :winken:.


    Ich habe dieses Buch auch heute beendet. Es hat mich sehr erschrocken. Eine Zukunftsvision?......, leider befinden wir uns dieser Vision schon so nah, sie bedroht uns, um uns vielleicht irgendwann einmal zu retten.
    Es ist schwierig eine Rezi zu schreiben, ohne zu viel über den Inhalt zu verraten, weil der ist eigentlich mit wenigen Worten wiederzugeben......
    Gerade der emotionslose, nüchterne Stil Kazuo Ishiguros hat das Lesen so schwer gemacht, ja mich einfach so erschüttert.
    Kathy und ihre Freunde empfinden alles als so normal, stellen ihr "sein" nicht in Frage, es ist eben ihre Realität und fertig.


    Interessant fand ich, dass Ishiguro an einigen Stellen Jahrzehnte angibt. In den 50er Jahren, nach dem Krieg, war es so und so, 70er Jahre......
    Er lässt dadurch den Eindruck entstehen das Buch spielt im vorigen Jahrhundert, obwohl er ja wohl irgendwelche folgenden Jahrhunderte meint.


    Auch wenn im Großen und Ganzen am Schluss die Fragen beantwortet werden, hätte ich eins gerne gewusst.



    Fazit: Ein ganz besonderes Buch, erschütternd, das einem zu denken gibt. Auf jeden Fall lesen. :tipp:


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Flor:


    zu Deiner Frage:



    Man darf nicht ausser Acht lassen, dass es ein Roman ist und viele Dinge im realen Leben ganz anders gehandhabt werden würden.


    Viele Grüße Tina

  • Tina
    Danke, für die Antwort. Stimmt, da gibt es ja schon einiges.
    Natürlich ist es nur ein Roman und eine, bisher, fiktive Geschichte, aber wir wissen ja nie was uns die Zukunft noch bringt.
    Und auch wenn es nur ein Roman ist, muss er bei so einer Geschichte

  • Hallo!


    Kazuo Ishiguro: Alles, was wir geben mussten


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    Inhalt:
    Kathy ist einunddreißig Jahre alt und arbeitet als Betreuerin. Wann immer sie durch England fährt und hinter Pappeln ein halb verborgenes Herrenhaus sieht, muss sie an Hailsham denken, das Internat, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Unwillkürlich steigen dann in ihr Erinnerungen an Tommy auf, der sich mit trotzigen Wutanfällen gegen die Ausgrenzung durch die Mitschüler wehrte, denen er nicht kreativ genug war. Seine geheimsten Ängste und Wünsche vertraute Tommy immer ihr, Kathy, an, aber eine Liebesbeziehung ging er zunächst mit ihrer besten Freundin ein, mit Ruth. Sie alle waren damals in Hailsham gut behütet, aber auch vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lehrer erzählten den Kindern, dass sie später »spenden« oder »betreuen« würden, aber was sich hinter diesen Begriffen verbarg, verriet ihnen niemand.
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    Bewertung:
    Das Buch hat mich mit einem zwiespältigen Gefühl zurückgelassen. Mir gefiel der nüchterne Erzählton von Kathy, da so dem Leser erlaubt wird, sich über die Geschehen eine eigene Meinung zu bilden anstatt von ihren Emotionen in eine Ecke gedrängt zu werden. Gleichzeitig mag das Mitschuld daran gewesen sein, dass ich mit ihr als Hauptperson nicht richtig warm wurde. Auch die übrigen Personen waren für mich nur Randerscheinungen, die ich nicht besonders interessant fand. Umso lesenswerter kamen mir die Hintergründe des Spendens und Betreuens vor.


    Obwohl der rote Faden am Ende ersichtlich ist, fühlte ich mich manchmal doch etwas verloren und fragte mich, wohin die Geschichte führen soll oder, ob sie überhaupt irgendwohin führt.


    3ratten


    Liebe Grüße


    Nirika

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Mich hat das Buch ebenfalls mit etwas zwiespältigen Gefühlen zurück gelassen, aber aus etwas anderen Gründen. Eurer Meinung über den Stil von Ishiguro kann ich mich anschließen, aber die Handlung selbst enttäuschte mich. Mir kam das Buch eher vor wie die komplizierte Geschichte dreier Freunde. Das wissenschaftliche Thema wurde meiner Ansicht nach eher vernachlässigt. Es war ständig präsent, stand aber nicht so im Vordergrund. Das fand ich sehr schade, daraus hätte man mehr machen können.


    Was ich auch überhaupt nicht verstanden habe, war, dass sich keiner der jungen Leute dagegen aufgelehnt hat. Ruth wäre eine geeignete Kandidatin dafür gewesen. Sich so ihrem Schicksal zu ergeben, passt gar nicht zu dem Bild, das ich mir von ihr gemacht habe.


    Meine Wertung: 3ratten


    Liebe Grüße
    Doris

  • Kazuo Ishiguro – Alles, was wir geben mussten


    Dieses Buch ist auf meiner Liste zum Wettbewerb, aber es wurde fast alles schon gesagt von meinen Vor-Schreibern, deshalb möchte ich nur ein paar Gedanken anfügen, die ich beim Lesen hatte.


    Meine Meinung:
    Auf den ersten Seiten konnte ich mit dem Buch noch gar nichts anfangen und wollte es wieder beiseite legen, da mir vor allem der nüchterne und distanzierte Schreibstil so seltsam vorkam. Doch bald wurde das Buch immer spannender, vor allem durch die vielen Kontraste, die immerzu auftauchten und die ich nicht zu einem Ganzen zusammenfügen konnte fast bis zum Schluß – einerseits die nüchterne Sprache, andererseits die Ich-Erzählerin, von der ich doch eher einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt erwartet hatte – einerseits ein Ambiente, das auf die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts hinweist, andererseits die Anspielungen, die in eine ferne Zukunft weisen – einerseits die Anwesenheit von Kindern und Jugendlichen, andererseits die vollständige Abwesenheit von Familien und Eltern. Das alles hat mich immer mehr in seinen Bann gezogen (wirkte gelegentlich sogar bedrohlich), ebenso wie die ständigen Hinweise auf das, was sich am Ende des Buches herausstellt. Man glaubt nach einer Weile, sehr viel zu wissen – und doch weiß man nichts.


    Was sich am Ende herausstellt, ist so ungeheuerlich, dass ich es mir nicht vorstellen möchte. Und doch wird mich das Buch wohl noch eine Weile beschäftigen.


    LG, Auelie

  • Kathy, die Ich-Erzählerin, arbeitet als Betreuerin und sie macht ihren Job gut, die von ihr betreuten Spender sind mit ihr zufrieden und ihnen geht es ziemlich gut. Das Wiedertreffen mit alten Bekannten aus ihrer Schulzeit lässt diese wieder aufleben und gemeinsam versuchen sie ein Rätsel zu lösen und Antworten auf offene Fragen aus der Schulzeit zu bekommen. Hailsham, die Schule, die sie besuchten, war ein Waisenhaus / Internat, welches völlig von der Außenwelt abgeschirmt wurde. Es gab weder Radio- noch Fernsehempfang, so dass die Schüler nur über zensierte Aufzeichnungen Informationen aus der Welt bekamen, Aufenthalte außerhalb des eingezäunten Geländes waren nicht vorgesehen. Die Schüler verbrachten in dieser Abgeschiedenheit allerdings eine glückliche Kindheit und Jugend, an die sie sich recht gerne erinnern.


    Es ist schwierig seine Gefühle gegenüber dem Buch zu beschreiben, ohne zuviel zum Inhalt zu verraten. Die Zeit, in der das Buch spielt, ähnelt größtenteils unseren 1990er Jahren, der Autor hat im Jetzt geschrieben, dabei aber einige gravierende Veränderungen der Gesellschaft vorgenommen. Wie gravierend diese Unterscheide sind, wird dem Leser erst im Laufe der Geschichte klar, sind doch die Dinge, die einen letztendlich am meisten verstören, für die Figuren völlig normale Realität. Das Buch deprimiert ungemein, die Passivität der Personen, ihre Schicksalsergebenheit in ihr anfänglich noch nicht einmal wirklich bekanntes Schicksal, wühlt den Leser auf, der etwas tun will, der will, das etwas passiert und jemand vom vorgegebenen Schicksalspfad abweicht. Man wundert sich über das fehlende Aufbegehren gegen eine fremdbestimmte Zukunft, vor allem da schnell deutlich wird, dass die Vorbestimmtheit nicht alle trifft und einen schon früh ein unangenehmes Gefühl beschleicht, dass die Zukunft der Figuren keine positive ist. Der lakonische Tonfall, die Kühle mit der Kathy die Geschichte erzählt, verstärkt dabei eher noch den intensiven Eindruck den das Buch macht. Ein aufwühlendes Buch, welches einen nicht so schnell wieder loslässt, Liebhabern dystopischer Zukunftsvisionen kann ich „Alles, was wir geben mussten“ jedenfalls nur uneingeschränkt empfehlen.


    4ratten+ :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe dieses Buch im November gelesen und fand es verstörend gut. Gerade durch die ruhige Erzählweise, die Ausweglosigkeit der Situation, die Charaktere die ihr Schicksal nicht in Frage stellen, nicht rebellieren ... harter Tobak für das Gehirn, wenn man sich darauf einlässt darüber nachzudenken.


    ... Als ich heute bei Amazon nach dem Buch suchte stieß ich dann plötzlich auf eine neue Ausgabe des Buches, die wie eine Filmausgabe aussah . :gruebel:
    Und tatsächlich habe ich eine Verfilmung gefunden, die Ende März 2011 nach Deutschland kommt. (Mit Keira Knightley als Ruth ... deshalb habe ich bei dem Cover wohl aufgemerkt, ich habe ihr Gesicht erkannt. Sieht allerdings auch so aus als gäbs den Film auf englisch schon längst?)

    Einmal editiert, zuletzt von Tolpan ()


  • Und tatsächlich habe ich eine Verfilmung gefunden, die Ende März 2010 nach Deutschland kommt. (Mit Keira Knightley als Ruth ... deshalb habe ich bei dem Cover wohl aufgemerkt, ich habe ihr Gesicht erkannt. Sieht allerdings auch so aus als gäbs den Film auf englisch schon längst?)


    März 2010? :confused:

    „Jeg ser, jeg ser …<br />Jeg er vist kommet på en feil klode! <br />Her er så underligt …“<br /><br />Sigbjørn Obstfelder - Jeg ser

  • Also da gabs wohl einen Tipfehler^^ in Deutschland wird er wohl im März 2011 erscheinen. Vielleicht hab ich da das Buch dann schon gelesen *g* (Es steht auf meiner SUBWettenliste für 2011) aber mit Keira Knightley... hm ich glaub da verzicht ich lieber auf den Film...

  • Dieses Buch subbt bei mir noch, aber ich hoffe, es bald lesen zu können! Ich wusste auch nicht, dass es einen Film dazu gibt. Hat den jemand gesehen? Wie war er, im Vergleich zum Buch?


    GlG monerl :winken:

    Ein Tag ohne Buch ist kein guter Tag!<br />______________________________<br /> :lesen: &quot;Der Tod und die Diebin&quot; - Swantje Berndt<br /> :lesen: &quot;Elyson&quot; - Thomas Elbel<br /> :lesen: &quot;Der Märchenerzähler&quot; - Antonia Michaelis<br /><br />TAMKA 2/4&nbsp; März 2/3&nbsp; Mai 1/2

  • Nun bin ich fertig mit dem Buch. Gestern bei der Hälfte angelangt, musste ich es dann einfach fertig lesen, sonst hätte ich nicht schlafen gehen können.



    Das Buch lässt mich bewegt und zugleich traurig zurück. Das Schicksal der drei Freunde im Buch, sowie aller Randfiguren, bewegt einen ungewollt. Man müsste schon sehr gefühlskalt sein, wenn einen die Geschichte nicht berühren würde.
    Ishiguro zeichnet eine Zukunft, die durchaus möglich wäre. Das ist für mich das Beängstigendste dabei! Wir wissen sehr gut, welche Glanzleistungen Menschen durch Wegschauen vollbringen können. Wie sie auf diese Art und Weise ihre Gefühle entkoppeln, nur, um sich nicht mit der Thematik beschäftigen zu müssen und sich rechtfertigen können, das hätten sie nicht gewusst.


    Die Geschichte hat es geschafft mich in ihren Bann zu ziehen. Da es aus Sicht von Kathy, in Ich-Form, geschrieben wurde, weiß man als Leser nie mehr, als sie durch ihre Erzählung verrät. Man ahnt, dass es schlimm kommen wird, aber wie schlimm, erfährt man erst am Ende. Zum einen fühlt man sich dann endlich erlöst und zum anderen jedoch sprachlos.
    Die Spannung baut sich deshalb genau durch dieses Unwissen auf.


    Ich war fasziniert davon, wie der Autor es geschafft hat, eine runde Geschichte daraus zu machen. Jeder angefangene Gedanke von Kathy, der nicht sofort ausgeführt wurde, fügte sich später schön und logisch ein. Meines Wissens wurde nichts vergessen, als darauf hingewiesen wurde, dass später näher darauf eingegangen werden würde.


    Interessante Ansätze der menschlichen Psyche / Psychologie werden am Ende angerissen. Ich ertappte mich dabei, wie ich anfing darüber nachzudenken, was tatsächlich für Kathy und die anderen besser gewesen wäre. An dieser Stelle kann ich nicht näher darauf eingehen, da es zu viel verraten würde.


    Ich denke, man darf diesen Roman nicht zu sehr zerpflücken und die Randbedingungen hinterfragen. Wenn man sich in Nebensächlichkeiten verrennt und die Logik darin sucht, verliert sich die Magie der Geschichte. Manches muss man einfach so stehen lassen wie es ist.


    Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben!


    :tipp: 5ratten

    Ein Tag ohne Buch ist kein guter Tag!<br />______________________________<br /> :lesen: &quot;Der Tod und die Diebin&quot; - Swantje Berndt<br /> :lesen: &quot;Elyson&quot; - Thomas Elbel<br /> :lesen: &quot;Der Märchenerzähler&quot; - Antonia Michaelis<br /><br />TAMKA 2/4&nbsp; März 2/3&nbsp; Mai 1/2

  • Ich fand dieses Buch ja, wie oben erwähnt ebenfalls faszinierend und nun habe ich gesehen, dass es verfilmt wurde. Den Trailer fand ich gar nicht schlecht und ich denke, dass ich ihn mir ansehen werde.

  • Meine Meinung
    Ich kann mich den vielen positiven Meinungen hier nur anschließen. Obwohl ich das Ende schon kannte, hat mich das Buch sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen. Ich glaube, wenn man über das Buch nichts weiß, ist der Schock über die Hintergründe noch größer, da man ja erst nach und nach mitbekommt, was eigentlich los ist. Aber auch so konnte mich das Buch mühelos begeistern.


    Dieses Buch hat einige schockierende Momente. Für mich waren zwei Momente wirklich schlimm. Der erste Moment war, als Kathy und Tommy die ganze Wahrheit erfuhren. Da hat sich mir echt der Magen umgedreht ... was für ein Gefühl muss es sein, solche Dinge zu erfahren? Ich kann es mir nicht vorstellen.
    Der zweite Moment war eigentlich das ganze Buch über präsent, denn ich habe mich ständig gefragt, warum keiner aufbegehrt? Alle lassen ihr Schicksal über sich ergehen, ohne dass jemand mal ausbricht. Wie müssen diese Kinder erzogen worden sein, dass sie alles einfach so akzeptieren? Gerade dieser Gedanke hat mich erschüttert, denn man erfährt nicht wirklich etwas darüber.


    Auch die Personenkonstellation Kathy-Ruth-Tommy hat mir sehr gut gefallen. Allerdings hätte ich mir hier noch gewünscht, dass man ein bisschen mehr über Ruth' positive Seiten erfährt. So schien sie mir immer einfach ein Miststück zu sein und manchmal konnte ich nicht nachvollziehen, warum Kathy noch mit ihr befreundet ist. Aber insgesamt habe ich die Entwicklung der Beziehungen zwischen den dreien mit Spannung verfolgt.


    Besonders fasziniert hat mich an dem Buch, dass ich heute noch stundenlang darüber nachdenken könnte. Man kann sich endlos Fragen stellen und immer neue Aspekte überdenken, aber eines bleibt immer gleich: das ungute Gefühl der Machtlosigkeit und Fassungslosigkeit.


    Von mir gibt es 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Das Buch kenne ich nicht, doch habe ich letzte Woche den Film gesehen und fand ihn ähnlich beeindruckend und bedrückend, wie ihr das Buch beschreibt.


    Ich hab mal den Spoiler gesetzt. Lg Holden

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()