Bernhard Hennen - Der Wahrträumer (Magus Magellans Gezeitenwelt 1)

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  • Don´t Be Afraid To Dream Outside The Lines
    <br />Dreams Are Immortal
    <br />-Warrel Dane/NEVERMORE-

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Obwohl das Buch vom Aufbau her ziemlich anders ist als ich es gewohnt bin, hat es mir doch sehr gut gefallen. Die verschiedenen Handlungsstränge werden chronologisch Stück für Stück erzählt, daran musste ich mich erst gewöhnen. Die Versuchung war auch groß, einfach vorzublättern um zu erfahren, wie es mit einem Charakter weitergeht (es gab da schon den ein oder anderen fiesen Cliffhanger). Aber ich habe mich dann doch daran gewöhnt, es passt ja auch besser zur Geschichte, da wir nur einen kleinen Einblick in das Leben der verschiedenen Personen erhalten, und wie sie versuchen mit der Katastrophe klarzukommen.


    Ich finde es beeindruckend, dass ich trotz dieser nur kurzen Ausschnitte so einen guten Zugang zu den Figuren hatte. Das schaffen einige Autoren nicht einmal bei nur einem Handlungsstrang! Die Charaktere sind sehr vielschichtig angelegt, kein reines schwarz oder weiß. Es ist interessant wie sich die verschiedenen Personen in der durch die Katastrophe veränderten Welt verhalten, da gibt es einige Überraschungen - und eine Person, die ich anfangs regelrecht gehasst habe, hat sich in meinen Augen sehr stark verändert (vielleicht kamen auch einfach nur seine anderen Seiten stärker zum Vorschein).
    Die vielen Geheimnisse sind auch faszinierend, dadurch hing ich noch lange in dem Buch fest. Es ist schon irgendwie komisch, wenn man sich selbst beim Grübeln erwischt - da geht das Unterbewußtsein mal wieder eigene Wege. ;)


    Die Verzierungen am Anfang jedes Kapitels und die Zeichnungen finde ich toll, leider fehlte ein Glossar - und eine Aufstellung der wichtigsten Personen und Völker wäre auch nett gewesen. Mit einigen Begriffen konnte ich überhaupt nichts anfangen, da musste ich mir dann was zusammenreimen oder/und google befragen.


    Das Ende hat mich nicht enttäuscht (obwohl ich eine Menge Tränen wegen einer Person vergossen habe), im Gegenteil hatte ich schon einen gemeinen Cliffhanger befürchtet, als die Seiten bis zum Ende des Buches immer weniger wurden. Einige Fragezeichen blieben natürlich, aber es waren doch nicht so viele, wie ich durch die Elfen-Bücher befürchtet hatte. Manches davon bleibt sicher offen, aber vielleicht gibt es in den folgenden Büchern doch ein paar Antworten. Bei der Frage, wer Schwester Dolores eigentlich ist, könnte ich mir das z.B. gut vorstellen.


    Ich bin jedenfalls gespannt was in der Gezeitenwelt noch so passiert, und werde mir die folgenden Bücher besorgen - die Vorgeschichte steht schon im Regal... :breitgrins:


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:
    (und das auch nur wegen dem fehlenden Glossar)


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  • Bevor in Kürze die Leserunde zu den Bänden 3 und 4 von Thomas Finn aus der Serie startet, wollte ich gerne die ersten Bände gelesen haben, auch wenn die Geschichten wohl unabhängig voneinander sind.


    Meine Meinung: An sich bin ich kein Freund von sehr kurzen Kapiteln mit permanenten Perspektivwechseln. Das hat nichts damit zu tun, daß ich mich dann in die Personen nicht hineinversetzen kann (das kriegt mein Gehirn trotzdem ganz gut hin :breitgrins:), aber ich folge Handlungssträngen eben gerne auch mal über längere Zeit. Wenn bei einem Wechsel dann ordentlich auf die zeitlichen Bezüge hingewiesen wird, dann bekomme ich auch Gleichzeitigkeit bzw. Abfolgen gut auf die Reihe. Diese Aufsplittung hat mich hier auch zunächst gestört, den Anfang habe ich daher etwas schleppend gelesen, obwohl ich die Anlagen gar nicht uninteressant fand. Nachdem ich mich aber mit diesem Vorgehen und den Inhalten und Personen der einzelnen Fäden angefreundet hatte, hab ich es doch sehr zügig zu Ende gelesen.


    Die Charaktere sind Bernhard Hennen für meinen Geschmack gut gelungen, gerade weil sie – wie auch schon gesagt – eben Menschen mit Stärken und Schwächen sind, mal liebenswürdig, mal zum Kopfschütteln, mal böse. Ich kann mich daher auch gar nicht für einen Lieblingscharakter entscheiden, jeder hatte etwas, was mich fesselte – selbst Joacino da Gona. Leider hätte das Buch mindestens 200 Seiten länger sein müssen, um alles auszuführen, was mich noch interessiert hätte. So hätte ich gerne noch viel mehr z. B. über den roten Orden erfahren und über die corona (ich hatte dabei übrigens immer eine Vorstellung wie von der Mafia ... :zwinker:). Und auch das Ende hätte dann etwas weniger abrupt sein können, obwohl mich die offenen Fragen dabei weniger stören als die kurze Ausgestaltung. Da halte ich es durchaus mit nimue, die in ihrem Leserundenfazit geschrieben hat:



    Es bleibt einiges offen, aber ich sehe die Handlungsstränge auch eher als kurze Einblicke in verschiedene Leben. Einblicke, wie die Menschen nach einer Katastrophe klarkommen. Sie haben keine bestimmten "Fantasy-Queste", die sie lösen müssen. Sie müssen nur einfach klarkommen und überleben - jeder auf seine Art und Weise. Dass diese Leben dann natürlich nach dem Ende des Buches weitergehen (oder nicht), ist nur logisch und realistisch. Ich finde mich damit ab, dass sich meine Wege mit denen der Charaktere gekreuzt haben, dass ich sie nun aber wieder aus den Augen verliere - so ist das nunmal ;)


    Gut gefallen haben auch mir die »Schmankerl« wie Karte, Zeichnungen, Seitenverzierungen usw. Der Anhang hätte gerne noch ausführlicher sein dürfen. Gerade habe ich beim Blättern festgestellt, daß dies wohl im zweiten Band nachgeholt wurde. Da werde ich gleich noch nachlesen und vielleicht kann ich mir dann auch mal die Monatsnamen merken :breitgrins: Insgesamt wirkt die Gezeitenwelt als Hintergrund eines solchen Epos sehr ausgereift und in sich logisch, das macht Lust aufs Weiterlesen. Stilistisch hat mir Bernhard Hennen auch wieder gut gefallen, wenn das so weitergeht, entwickelt er sich noch zu einem Autobuy-Autoren für mich.


    Wegen der genannten kleineren Kritikpunkte gibt's von mir nicht die volle Punktzahl, aber
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus: ist mir das schon wert.


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Ich habe das Buch etwa in der Mitte aufgegeben. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man eine "neue" Welt erschaffen kann und sie dann unserer bekannten Erde (inklusive Bevölkerung) dermassen ähnlich macht. Selbst Latein ist in der "Gezeitenwelt" bekannt. Die gesamten gesellschaftlichen Strukturen von ganz unten bis ganz oben, die Kirche, die Indianerstämme - da blieb die Fantasie meiner Meinung nach extrem auf der Strecke.


    Für mich ein historischer Roman, der sich an keinerlei historische Fakten hält.


    2ratten


    Dumm nur, dass mich mein Eifer dazu veranlasst hat, alle bisher existierenden Bände als Hardcover zu kaufen. Das hat sich leider als Fehler herausgestellt.


  • Ich habe das Buch etwa in der Mitte aufgegeben. Ich kann nicht nachvollziehen, dass man eine "neue" Welt erschaffen kann und sie dann unserer bekannten Erde (inklusive Bevölkerung) dermassen ähnlich macht. Selbst Latein ist in der "Gezeitenwelt" bekannt. Die gesamten gesellschaftlichen Strukturen von ganz unten bis ganz oben, die Kirche, die Indianerstämme - da blieb die Fantasie meiner Meinung nach extrem auf der Strecke.


    Trugbild, ich kann Deine Kritik verstehen, stimme ihr aber für mich nicht zu. Auch phantastische Welten müssen glaubhaft und nachvollziehbar (im Sinne einer inneren Logik) sein, und das ist leichter, wenn es Anknüpfungspunkte an unsere reale Welt gibt. Gegenüber einem »historischen Roman« haben die Autoren hier die Möglichkeit, zivilisatorische Entwicklungsstufen als gleichzeitig nebeneinander zu stellen, auch wenn es das auf der Erde nicht gab. Selbst die Kombination aus bekanntem, verlorenengegangenem und noch nicht entdecktem Wissen ist hier je Kultur unter dramaturgischen Aspekten jenseits historischer Korrektheit wählbar. Das haben die Autoren meines Erachtens gut gelöst.


    Das Latein hier habe ich übrigens nicht als Latein im herkömmlichen Sinne gelesen, sondern einfach als »Platzhalter« für eine Kirchensprache, die vom normalen Volk nicht gesprochen und verstanden wird und mit der sich eine Elite abhebt. Sie hatte gegenüber einer völlig erfundenen Sprache nur den Vorteil, daß ich sie ohne Glossar und Wörterbuchanhang verstanden habe ...


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()


  • Auch phantastische Welten müssen glaubhaft und nachvollziehbar (im Sinne einer inneren Logik) sein


    Das finde ich auch. Aber im Gegensatz zu Dir finde ich es absolut unglaubhauft und nicht nachvollziehbar, dass sich eine andere Welt praktisch identisch zu unserer entwickelt. Ich konnte kaum Unterschiede feststellen.
    In der Geschichte der Menschheit zu wühlen, beliebig Sachen herauszupflücken und zu kombinieren finde ich nicht grad fantasievoll. Genau gleiches gilt, wenn man immer wiederkehrende Muster verwende.


    Zitat

    Das Latein hier habe ich übrigens nicht als Latein im herkömmlichen Sinne gelesen, sondern einfach als »Platzhalter« für eine Kirchensprache, die vom normalen Volk nicht gesprochen und verstanden wird und mit der sich eine Elite abhebt. Sie hatte gegenüber einer völlig erfundenen Sprache nur den Vorteil, das ich sie ohne Glossar und Wörterbuchanhang verstanden habe ...


    Ich glaube nicht dass es die Idee war, dass die Sprache vom Leser verstanden wird - also hätte man auch auf ein Glossar verzichten können. Die Kirche war mir sowieso zu stark katholisch geprägt. Da war Latein nur noch das I-Tüpfelchen. Hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich das Papst-Mobil durch die Strassen getuckert wär.


  • Das finde ich auch. Aber im Gegensatz zu Dir finde ich es absolut unglaubhauft und nicht nachvollziehbar, dass sich eine andere Welt praktisch identisch zu unserer entwickelt. Ich konnte kaum Unterschiede feststellen.


    Aber andererseits: Jeder schreit auf, sobald ein historischer Roman sich nicht an die Fakten hält. Wie sollte eine Welt, die ähnlich der unseren ist, denn sonst aufgebaut werden können? Für mich war die Ähnlichkeit, die Beschreibung der Welten nicht so wichtig. Wichtiger waren für mich die starken Charakterzeichnungen, die Konflikte und die sich anbahnende Katastrophe.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Aber andererseits: Jeder schreit auf, sobald ein historischer Roman sich nicht an die Fakten hält. Wie sollte eine Welt, die ähnlich der unseren ist, denn sonst aufgebaut werden können?


    Richtig. Und bei mir verfestigt sich langsam die Überzeugung, dass ich's in absehbarer Zeit vielleicht nochmals versuchen sollte - mit der richtigen Erwartungshaltung.


    Zitat

    Für mich war die Ähnlichkeit, die Beschreibung der Welten nicht so wichtig. Wichtiger waren für mich die starken Charakterzeichnungen, die Konflikte und die sich anbahnende Katastrophe.


    Für mich ist das halt Bestandteil eines guten Fantasy-Buchs. Eben viel Fantasie und grandiose Einfälle. Aber die Charaktere waren wirklich sehr ansprechend und gut geschrieben ist es auch.


  • Richtig. Und bei mir verfestigt sich langsam die Überzeugung, dass ich's in absehbarer Zeit vielleicht nochmals versuchen sollte - mit der richtigen Erwartungshaltung.


    Trugbild: :klatschen: Vielleicht kommst du wirklich beim zweiten Mal lesen besser zurecht. Mich würde das sehr freuen. :smile:


    Was ich noch ergänzen möchte: die phantastischen Elemente der Gezeitenwelt nehmen ja im jeweiligen Band erst mit der Zeit zu; wir erinnern uns: erst nach dem Kometeneinschlag erwachen Magie und Zauberei zu neuem Leben. Allerdings sucht man klassisches Personal der High-Fantasy auch in der zweiten Hälfte des "Wahrträumers" vergebens. Ein kleiner Tip zum Wiedereinstieg wäre noch der Text "Anatomie einer Katastrophe" von Bernhard Hennen, der im zweiten Band abgedruckt ist. Diese Zeilen haben bei mir doch einiges an Licht in die ganze Gezeitenwelt gebracht und ich wünschte, ich hätte sie schon vor dem "Wahrträumer" gekannt. Dann hätte ich manches sicher auch besser verstanden.


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

    Einmal editiert, zuletzt von Miramis ()


  • Richtig. Und bei mir verfestigt sich langsam die Überzeugung, dass ich's in absehbarer Zeit vielleicht nochmals versuchen sollte - mit der richtigen Erwartungshaltung.


    Ich hatte auch schon überlegt, ob vielleicht genau das der Knackpunkt war. Wer mit der Erwartung »klassischer Fantasy« (Elfen, Orks und anderes merkwürdiges Volk mit allem drum und dran) an die Gezeitenwelt geht, muß wahrscheinlich enttäuscht werden. Ich fand es eben gerade faszinierend, daß dieser Zyklus ohne all dieses typische Personal auskommt. Und was die Ähnlichkeiten angeht: Die Menschheitsgeschichte ist so reich an Gesellschaftsformen, bunten historischen Ereigenissen usw., daraus kann sich ein Autor gerne bedienen und nach Gutdünken abwandeln. Das finde ich nicht schlimm, wenn das Drumherum, also der Plot und die Charakterzeichnungen, dazu passen. Das habe ich für mich in der Gezeitenwelt gefunden. Wenn Du es noch einmal versuchst, dann laß uns bitte dran teilhaben. Mich zumindest interessiert es sehr, ob Du mit dem Buch dann vielleicht besser zurecht kommst. :winken:


    Ach so, noch etwas:



    Ein kleiner Tip zum Wiedereinstieg wäre noch der Text "Anatomie einer Katastrophe" von Bernhard Hennen, der im zweiten Band abgedruckt ist. Diese Zeilen haben bei mir doch einiges an Licht in die ganze Gezeitenwelt gebracht und ich wünschte, ich hätte sie schon vor dem "Wahrträumer" gekannt. Dann hätte ich manches sicher auch besser verstanden.


    Volle Zustimmung meinerseits! :smile:


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • Richtig. Und bei mir verfestigt sich langsam die Überzeugung, dass ich's in absehbarer Zeit vielleicht nochmals versuchen sollte - mit der richtigen Erwartungshaltung.


    Auch Du kannst Dich der Literaturschock-Gehirnwäsche nicht entziehen :elch:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Ein kleiner Tip zum Wiedereinstieg wäre noch der Text "Anatomie einer Katastrophe" von Bernhard Hennen, der im zweiten Band abgedruckt ist. Diese Zeilen haben bei mir doch einiges an Licht in die ganze Gezeitenwelt gebracht und ich wünschte, ich hätte sie schon vor dem "Wahrträumer" gekannt. Dann hätte ich manches sicher auch besser verstanden.


    Viele liebe Grüße
    Miramis


    Danke für den Tipp. Werde mir den Text mal ansehen. Hab ja alle Bücher zu Hause. :)


    [quote author="Aldawen"]
    Ich hatte auch schon überlegt, ob vielleicht genau das der Knackpunkt war. Wer mit der Erwartung »klassischer Fantasy« (Elfen, Orks und anderes merkwürdiges Volk mit allem drum und dran) an die Gezeitenwelt geht, muß wahrscheinlich enttäuscht werden. [/quote]
    Mit Orks und Elfen kannst Du mich jagen. :) Das hat für mich genausowenig mit "Fantasie" zu tun. Klar, das gehört zum Genre der Fantasy - aber da passt meiner Meinung nach diese Bezeichnung nicht mehr. Denn wie fantasievoll ist es, die ewig wiederkehrenden Muster zu verwenden? Wenn ich auf einem Buchrücken etwas von Elfen lese, dann stelle ich das Buch direkt wieder ins Regal zurück. Auch mit Drachen tu ich mich schwer.
    Diesbezüglich möcht ich mal wieder das Buch "Monster Blood Tattoo: Der Findling" erwähnen. Leider ging meine Rezension unter. Aber dieses Buch ist wirklich fantastisch. Ich neige sogar dazu, Cornish im selben Atemzug mit Michael Ende zu nennen.

    Einmal editiert, zuletzt von Trugbild ()

  • Der Wahrträumer ist der erste Band der Gezeitenwelt. Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut. Jeder Kapitelbeginn ist mit schönen Ornamenten verziert. Diese sind Teil der Umrandung der Chronik einer verlorenen Zeit, die von Schwester Dolores geschrieben wurde. Auszüge daraus sind über das Buch verteilt zu finden.
    Mehrere detailreiche Zeichnungen und zwei Karten der Gezeitenwelt, um sich geographisch zurecht zu finden, geben Einblicke in die fremde Welt. Der Anhang hätte etwas ausführlicher sein dürfen, da einige Namen nicht auf den Karten vermerkt sind.


    Die Gezeitenwelt ereilt eine Katastrophe. Ein Meteor schlägt ein. Die Völker der Gezeitenwelt sehen in ihm ein Zeichen. Während die einen noch versuchen durch Opfer ihren Gott gnädig zu stimmen, versuchen andere bereits mit den sich verändernden Umständen klar zu kommen. Wie die einzelnen Gruppen mit diesem Ereignis und seinen Folgen umgehen wird in mehreren Handlungssträngen erzählt.
    Die teils sehr kurzen Kapitel springen häufig von einer Gruppe zur nächsten. So hat man stets vor Augen was sich zeitgleich an verschiedenen Orten ereignet. Das mag man sich vielleicht anstrengend vorstellen, ist es aber, nach kurzer Einlesezeit, keineswegs.


    Hätte ich nicht Das Geheimnis der Gezeitenwelt zuerst gelesen, wüsste ich jetzt fast genau so wenig über die Gezeitenwelt wie vor der Lektüre. Denn nicht die Vergangenheit wird beschrieben, sondern eine Gegenwart, die für alle losgelöst ist von ihrem bisherigen Leben. Die umwälzenden Veränderungen durch den Kometeneinschlag verändern das Leben der Bewohner teils gravierend. Erdbeben und Tsunamis bedrohen die Menschen. Krankheiten und Hungersnot folgen. Die politischen Auswirkungen bleiben nicht aus.
    Wie verändert sich die soziale Struktur, wie gehen die Menschen mit den Auswirkungen um? Darum dreht sich Der Wahrträumer. Aber auch um Veränderungen mit denen keiner gerechnet hat und deren Ursprung im Dunkeln liegt. Was hat es mit den Geschichten über seltsame Wesen auf sich? Wer sind sie? Woher kommen sie?


    Alessandra, Tormo, Francisco, Orlando, Seruun, Steinfaust und all die anderen Charaktere haben eines gemein. Sie alle sind normale Menschen, mit ihren Stärken und ihren Schwächen. Kein strahlender Held oder Heldin, kein finsterer Bösewicht. Jeder hat seine guten und schlechten Seiten. Ein gutes Beispiel dafür ist Pater Francisco. Einerseits ist er als fanatisch zu bezeichnen, wenn er versucht Alessandra zu fangen, deren Opfer längst sinnlos geworden wäre, andererseits setzt er sich trotz aller Gefahren für die leidende Bevölkerung ein.
    Seruun, der Geistertänzer der Windwanderer, ist von Zweifeln geplagt. Zu früh musste er den Platz seines Lehrers einnehmen. Seine Angst als Schamane zu versagen verstärkt sich noch durch die ablehnende Haltung seines Vaters. Er macht eine große Entwicklung durch und verändert dadurch die Zukunft seine Volkes.
    Alessandra ist eine Figur, die eine wichtige Rolle spielt, denn sie hat eine Fähigkeit, die sie von der normalen Bevölkerung abhebt. Sie hat eine Art Sensor für die neuartigen Wesen, die die Menschen bedrohen.


    Bernhard Hennen setzt seine Leser wenige Tage vor dem Einschlag des Kometen in der Gezeitenwelt ab und lässt sie drei Jahre des Wandels miterleben. In seiner bekannt flüssigen Schreibweise ist es ein Genuss sich durch die über 600 Seiten zu lesen. Aber es ist kein Happy End mit dem man von dem Buch Abschied nimmt. Manche liebgewonnene Figur konnte einen nicht bis zum Ende begleiten. Das Ende? Wie meist im Leben. Ein neuer Anfang. Gerne hätte ich erfahren, was aus mancher Figur noch geworden ist, aber ich hoffe den ein oder anderen Hinweis in einen der nachfolgenden Bände lesen zu können.
    Mich plagen noch so viele Fragen, aber das ist wohl das beste Mittel um seine Leser bei der Stange zu halten. :zwinker:


    Was mich etwas störte, war der Titel. Der Wahrträumer. Dadurch nahm ich an, dass die Geschichte aus der Sicht oder über den Wahrträumer erzählt wird. Das Buch ist aber wesentlich vielschichtiger angelegt, daher wäre mir ein weniger personenbezogener Titel sinnvoller erschienen.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:


    Den Halben-Ratte-Abzug gibt es, weil mir die Kapitel mit Ernanda und Joacino nicht so gut gefielen. Das liegt daran, dass ich Soldaten- und Kriegsbeschreibungen an sich nicht sehr gerne lese.

    Einmal editiert, zuletzt von yanni ()

  • Das war jetzt mein erstes Buch von Hennen, aber so recht überzeugt hat es mich nicht. Eher so im Bereich "ganz nett, aber irgendwie belanglos".

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.