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Janet Wallach ist selbst eine Expertin für und Autorin über den nahen und mittleren Osten, so dass es nicht schwer begreiflich ist, dass sie mit "Königin der Wüste" ein Buch über ihre vermutlich einflussreichste Vorläuferin verfasst hat. Gertrude Bell hat in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zahlreiche Reisen in die arabische Welt unternommen und nicht nur durch ihre Berichte das Bild dieser Gegend in Großbritannien geprägt, sondern hat tatsächlich rund um den ersten Weltkrieg durch Ihr weit reichendes Wissen und ihre vielen Bekanntschaften Einfluss genommen auf den Kriegsverlauf und so die staatspolitische Situation mitgeprägt.
Durch die von Gertrude Bell veröffentlichten Bücher, aber auch ihre vielen Tagebücher und genauen Berichte in Briefen an Familie und Freunde, gibt es eine ganze Menge Informationen über ihr Leben, auf die Janet Wallach für diese Biographie zurückgreifen konnte. Eine Reihe von Fotos illustrieren das Buch und ein Quellenverzeichnis bietet Interessierten genügend Stoff für die nähere Beschäftigung mit Bell und der arabischen Welt, das Buch verfügt außerdem über einige Karten der arabischen Halbinsel und Mesopotamiens, zu verschiedenen Zeiten von 1900 bis heute, um eine Orientierung zu erleichtern.
Als Tochter eines wissensdurstigen Großindustriellen wuchs Gertrude Bell behütet und zugleich geistig gefordert auf, sie war eine der ersten Frauen, die in Oxford ein Studium begannen und hat dort in Geschichtswissenschaften einen sehr guten Abschluss gemacht. Da sie mit ihrer Intelligenz und Wortgewandtheit nicht hinter dem Berg hielt, (ich neige selbst aus heutiger Sicht dazu, sie als reichlich arrogant anzusehen) war der Versuch einen standesgemäßen Ehemann zu finden, der ihr intellektuell gewachsen war, nicht von Erfolg gekrönt, so dass sie sich anderen Interessen zuwandte. Schon immer sowohl an körperlichen wie auch an geistigen Herausforderungen interessiert, war sie eine leidenschaftliche Reiterin und Bergsteigerin und begann die Sprachen der arabischen Welt, türkisch, persisch und arabisch, zu lernen.
Stilistisch fand ich das Buch eher uninteressant und kühl, Gertrudes Gefühlsregungen blieben einem doch fremd, aber bei einer Biographie werfe ich das niemandem so wirklich vor.
Es ist für mich allerdings sehr interessant gewesen, festzustellen, dass all die Interessengruppen, die sich im heutigen Irak tummeln und bekriegen, auch vor 80 Jahren schon aktiv waren und so manches Problem zumindest in der Rückschau betrachtet, vorhersehbar gewesen wäre. Das Buch bietet so einen guten (ersten) Überblick über die Entstehungsgeschichte des Irak.
